Harry Brown (Film)

Und wieder ist es etwas später geworden, aber das soll mich ja nicht schrecken nicht trotzdem noch zu bloggen, immerhin habe ich mein Medienjournal in den vergangenen Wochen ja immer wieder tageweise vernachlässigt. Hier bekommt ihr also nun die Rezension zu einem Film namens Harry Brown, den man aber ebenso gut Michael Caine hätte nennen können, da ihr die Szenerie mit seinem eindringlichen und überzeugenden Spiel dermaßen dominiert, dass es eine wahre Freude ist.

Harry Brown

Harry Brown, UK 2009, 103 Min.

Harry Brown
Quelle: IMPawards.com

Regisseur:
Daniel Barber
Autor:
Gary Young

Main-Cast:
Michael Caine (Harry Brown)
in weiteren Rollen:
Emily Mortimer (D.I. Alice Frampton)
Charlie Creed Miles (D.S. Terry Hicock)
David Bradley (Leonard Attwell)
Iain Glen (S.I. Childs)
Sean Harris (Stretch)
Ben Drew (Noel Winters)
Jack O’Connell (Marky)
Jamie Downey (Carl)
Liam Cunningham (Sid Rourke)

Genre:
Drama | Thriller | Krimi

Trailer:

 

Inhalt:

In einem Londoner Vorort fristet Harry Brown ein trostloses Dasein. Allein lebt er in einem heruntergekommenen Wohnblock, bereitet sein Frühstück allein, verlebt seine Tage allein, schläft abends alleine ein. Harry Brown hat seine Tochter bereits überlebt und seine Frau liegt seit langem im Koma. Neben seinen Besuchen im Krankenhaus ist Harry Browns einzige Freude, seinen alten Freund Len zu treffen und Schach zu spielen. Doch Len hat Angst. In demselben Wohnblock wie Harry hausend eröffnet er ihm, dass er sich zunehmend von den immer gewaltbereiteren Jugendbanden bedroht fühlt und regelrecht von diesen terrorisiert wird. Er beichtet Harry weiterhin, dass er, da die Polizei nicht willens oder mächtig ist ihm zu helfen, darüber nachdenke, Selbstjustiz zu üben.

Als Detective Alice Frampton vor Harrys Tür erscheint ahnt dieser furchtbares und behält Recht. Sein Freund Len wurde ermordet und der Kriegsveteran Brown macht sich auf, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen und sich selbst darum zu kümmern, dass er und seine Nachbarschaft nicht mehr in ständiger Angst leben müssen.

Rezension:

Michael Caine transportiert in Harry Brown auf eindrucksvolle Weise die stille Verzweiflung und Resignation seines Alter Egos, dieses einsamen alten Mannes, der sich – nichts mehr zu verlieren – ein letztes Mal aufrafft, um die Durchsetzung seiner Definition von Gerechtigkeit selbst in die Hand zu nehmen. Durch die einfühlsame Interpretation seiner Figur erscheint Harry Browns Handeln stets nachvollziehbar und seine Ohnmacht glaubhaft. Als sozialkritisches Werk funktioniert der Film nichtsdestotrotz eher weniger, denn zu stilisiert sind die Feindbilder, zu stereotyp ihre Charaktere, zu einseitig die Darstellungsweise.

Durch den Fokus auf Harry Brown gelingt es dem Zuschauer durchaus, ihm moralisches Handeln zu attestieren und das, obwohl er teils eiskalt und skrupellos gegen seine Feinde zu Felde zieht. Michael Caine alias Harry Brown gegenüber steht Emily Mortimer als Detective Inspector Alice Frampton. Mortimer überzeugt, doch bleibt die Figur Frampton relativ blass und kommt zu keinem Zeitpunkt gegen die polarisierende Wucht ihres Konterparts an. Es scheint, als hätte der Regisseur Barber hier versucht, den sozialkritischen Aspekt seines Werkes zu stärken und die gesetzestreue Polizeibeamte als Stimme der Vernunft zu etablieren. Leider lenken ihre Handlungsstränge aber einerseits von Harry Browns Ohnmachtsgefühl ab und wären in punkto Konsequenz der Darstellung durchaus ausbaufähig gewesen.

Davon ab präsentiert sich Harry Brown als lupenreiner Selbstjustiz-Thriller der, dem Alter seiner Hauptfigur geschuldet, beinahe gemächlich daherkommt und sich dankenswerterweise Zeit nimmt den Protagonisten einerseits eindrucksvoll einzuführen, als auch andererseits im Verlauf der Handlung Raum zu schaffen für ruhige, emotionale Momente. Dabei wirkt Barbers Film aber zu keinem Zeitpunkt langatmig oder behäbig, sondern entfaltet durch die äußerst dichte Atmosphäre eine ihm eigene, ruhige Faszination.

Wer generell mit dem Thema Selbstjustiz nichts anfangen kann oder derartigen Filmen moralische Verwerflichkeit nachsagt, der wird auch an Harry Brown keine Freude haben. Begriffen als kinematografisches Statement mit dezenten Ansätzen von Sozialkritik fällt es allerdings nicht schwer, diesem Film einiges abzugewinnen. Krankt er zwar offensichtlich an gewissen Mängeln, was die zu vermittelnde Botschaft angeht, ist er handwerklich wie dramaturgisch durchaus gelungen und präsentiert sich als gelungener, geradliniger und doch eigensinniger Film, der allein durch seinen starken Hauptprotagonisten zu einer Erfahrung wird. Dass es in Michael Caines Biographie durchaus Parallelen zu der von ihm verkörperten Figur gibt, hebt seine Darstellung und Ausdruckskraft zusätzlich auf eine höhere Stufe.

Fazit & Wertung:

Harry Brown verschenkt – möglicherweise der mangelnden Erfahrung des Regisseurs geschuldet – an mancher Stelle Potential, doch Michael Caine gelingt es ohne Anstrengungen den gesamten Plot zu schultern und dieses Werk zu einem intensiven Erlebnis werden zu lassen.

8 von 10 nächtlichen Ausschreitungen

Harry Brown

  • Nächtliche Ausschreitungen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Harry Brown verschenkt – möglicherweise der mangelnden Erfahrung des Regisseurs geschuldet – an mancher Stelle Potential, doch Michael Caine gelingt es ohne Anstrengungen den gesamten Plot zu schultern und dieses Werk zu einem intensiven Erlebnis werden zu lassen.

8.0/10
Leser-Wertung 10/10 (1 Stimmen)
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