Review: Alles, was wir geben mussten | Kazuo Ishiguro (Buch)

So, nachdem das Wochenende bereits wieder so gut wie vorbei ist, beglücke ich euch mit einer neuen Rezension. Mal wieder etwas früher als gewohnt, denn gleich wird es mich nach langer Zeit einmal wieder ins Kino verschlagen. Und wer diesen Blog bereits mehr als einmal besucht hat, wird ahnen können, welcher Film mich vom heimischen Sessel in die Welt lockt. Bis dahin viel Spaß mit dieser Kritik und einen schönen Abend allerseits!

Alles, was wir geben mussten

Never Let Me Go, USA 2005, 348 Seiten

Alles, was wir geben mussten
© btb Verlag

Autor:
Kazuo Ishiguro

Verlag (D):
btb Verlag
ISBN:
978-3-442-74266-0

Genre:
Drama | Romantik | Science-Fiction

 

Inhalt:

England, Ende des 20. Jahrhunderts, in Hailsham, einem nach außen hin vollkommen gewöhnlichen Internat. Hier wachsen Kathy, Ruth und Tommy auf. Doch so wenig wie Hailsham gewöhnlich ist, sind es dessen Schülerinnen und Schüler, denn die drei Jugendlichen, ebenso wie alle ihre Freunde, sind für eine besondere und vorgezeichnete Zukunft als Spender vorgesehen.

Ohne dass die Kinder das Ausmaß dieser Information auch nur annähernd begreifen können, verleben sie nichtsdestotrotz eine mehr oder minder gewöhnliche Jugend und Pubertät, bis es letztlich an der Zeit ist, die behütenden Mauern Hailshams zu verlassen und ihr Schicksal anzunehmen, ohne sich jedoch jemals endgültig aus den Augen zu verlieren, denn auch ihr Schicksal, ihre Liebe und ihr Leid sind eng miteinander verwoben, von ihrer Kindheit bis zum Ende.

Rezension:

Kazuo Ishiguros Alles, was wir geben mussten wurde nicht zu Unrecht verfilmt, ist es doch ein eindringlich und sensibel geschriebenes Werk über die fiktive Lebensgeschichte dreier Hailsham-Bewohner. Die Geschichte, durchweg aus Kathys Sicht als Rückblende geschildert, strotzt vor Intimität und man bekommt wirklich und wahrhaftig das Gefühl, als würde es derartige Internate geben oder zumindest gegeben haben – und zumindest dem Stand der Wissenschaft nach ist Ishiguros Vision durchaus mehr als eine schreckliche Dystopie.

Der Kniff, Kathys Sicht der Dinge zu beleuchten, versetzt den Autor in die Lage, eine Geschichte voller Schrecken in einem faschistoid anmutenden Wertesystem zu erzählen, ohne dass dieser Schrecken wirklich sichtbar oder greifbar würde, denn die Kontrollmechanismen, die Unvermeidbarkeit des vorherbestimmten Lebens, die Indoktrinierungen durch das Hailsham-Personal, all das ist für Kathy, Ruth und all die anderen so natürlich, so normal, dass diese Bemerkungen und Schilderungen nie den Ton der Geschichte beherrschen, nie gesondert angeprangert werden, wenngleich sich die Spender schon ihre Gedanken machen, woher sie kommen und wohin sie gehen.

Der Witz ist letztlich, dass derartige Überlegungen in der Pubertät und in der Verwirrung erster Liebe in den Hintergrund treten und danach ist es für diese Fragen zu spät, wenn die Hailshamer – erst als Betreuer, bald als Spender – ihren Dienst antreten. Alles, was wir geben mussten ist durchweg packend und spannend inszeniert, obwohl es auf unaufgeregte Weise Kathys längst vergangene Erlebnisse schildert und das Ende quasi vorherbestimmt ist. Die Figuren, allen voran natürlich Kathys beste Freundin Ruth und der Junge Tommy, wachsen einem schnell ans Herz und durch die Erinnerungen Kathys werden auch immer wieder neue Facetten der Geschichte enthüllt, wenn ihr im Nachhinein noch etwas sinnbildendes einfällt oder Geschehnisse sich plötzlich anders präsentieren als zu Beginn.

Durch dieses Aufbrechen des starr chronologischen Aufbaus und die subtil eingestreuten Informationen über Hailsham und dessen Bedeutung, wird aus Alles, was wir geben mussten ein durch und durch spannender, aufwühlender Roman, aber auch die Geschichte einer Romanze, die unter denkbar schwierigen Umständen zu kaum einem Zeitpunkt auch nur die kleinste Chance zu haben scheint.

Fazit & Wertung:

Kazuo Ishiguro beweist mit Alles, was wir geben mussten einmal mehr, dass er wunderbar einfühlsame, spannende und frische Geschichten zu erzählen imstande ist – kein Wunder wie gesagt, dass Hollywood einmal mehr an diesem Erfolg teilhaben möchte, indem es den Stoff hochkarätig besetzt verfilmt hat.

8,5 von 10 lang vergangenen Tagen in Hailsham

Alles, was wir geben mussten

  • Lang vergangene Tage in Hailsham - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Kazuo Ishiguro beweist mit Alles, was wir geben mussten einmal mehr, dass er wunderbar einfühlsame, spannende und frische Geschichten zu erzählen imstande ist – kein Wunder wie gesagt, dass Hollywood einmal mehr an diesem Erfolg teilhaben möchte, indem es den Stoff hochkarätig besetzt verfilmt hat.

8.5/10
Leser-Wertung 5.5/10 (2 Stimmen)
Sende

Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite vom btb Verlag. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

– – –

Als besonderer Service hier noch der Link zum Buch Alles, was wir geben mussten – mit und ohne Film-Cover – bei Amazon:

Sharing is Caring:

Keine Reaktionen

Hinterlasse einen Kommentar