Review: Club Dead | Charlaine Harris (Buch)

Nachdem es gestern nach der Auszeit die erste neue Filmrezension zu begutachten gab, möge die Bücher-Sparte dem selbstverständlich in nichts nachstehen und ebenfalls eine neue Review offerieren, die gleichzeitig eine lang vernachlässigte Buchreihe fortführt.

Club Dead

Club Dead, USA 2003, 288 Seiten

Club Dead
© Feder & Schwert

Autorin:
Charlaine Harris

Verlag (D):
Feder & Schwert
ISBN:
978-3-867-62057-4

Genre:
Drama | Horror | Fantasy

 

Inhalt:

Sookie und Bill sind dabei sich zu entfremden, weil dieser sich nächtelang hinter seinem PC verschanzt. Als es zu einem Streit kommt, gesteht er ihr, an einem geheimen Projekt für die Königin von Louisiana zu arbeiten, doch ehe sie noch großartig etwas mit diesem Wissen anfangen könnte, verschwindet Bill und Eric samt Konsorten macht ihr die Aufwartung, um sie für die Suche nach Bill anzuwerben. Dabei bleibt ihr nicht verborgen, dass ihr geliebter sich womöglich erneut mit seiner einstigen Flamme Lorena eingelassen zu haben scheint, doch zähneknirschend stimmt sie zu, nach Jackson, Mississippi zu reisen und sich – gemeinsam mit dem ihr an die Seite gestellten Werwolf Alcide, der wiederum in der Schuld Erics steht – im dortigen Club Dead auf telepathischem Wege einmal umzuhören, um so ergründen zu können, wo und ob Bill gefangen gehalten wird und welche Rolle Russell Edgington, der König von Mississippi bei der Sache spielt.

Rezension:

Mit Club Dead hat Charlaine Harris also dereinst den dritten Teil ihres Zyklus dargebracht, der es nunmehr auch in mein Blog-Repertoire geschafft hat. Ähnlich des Vorgängers emanzipiert sich die Reihe dankenswerterweise mehr und mehr und fügt mit dem hier näher beleuchteten Konzept der Gestaltwandler im Allgemeinen und Werwölfe im Besonderen dem Panoptikum übernatürlicher Gestalten weitere Facetten hinzu. Und ebenso wie zuvor konzentriert sie sich nicht zuvorderst auf eine erschöpfende Auskunft zu dieser Spezies, sondern vielmehr auf das Seelenleben ihres Alter Egos Sookie Stackhouse, die in ungewohnter Manier einmal ohne ihren Beschützer und Geliebten Bill agieren muss, da dieser ja entführt worden ist, respektive gefangen gehalten wird.

Als Ausgleich wird ihr der Gestaltwandler Alcide an die Seite gestellt, zu dem sie sich auch prompt körperlich hingezogen fühlt. Hier macht die Autorin einen Rückschritt zu den nach und nach abgelegten Klischees, denn dass Sookie aufgrund einer mehrere Wochen dauernden Durststrecke jetzt in jeder sich bietenden Situation über sexuelle Ausschweifungen mit wahlweise Alcide oder auch Eric fantasiert, ist der Geschichte nicht unbedingt zuträglich, nicht weil es stören würde, sondern weil es die Figur, die – wir erinnern uns – im ersten Band noch als keusche Jungfrau beschrieben wurde, nymphoman und damit weniger glaubwürdig wirken lässt, zumal man argumentieren könnte, dass im Angesicht drohender Gefahr derartige gedankliche Abschweifungen nicht unbedingt angebracht oder naheliegend sind.

Während aber Sookies Libido verrückt zu spielen scheint, entwickelt sich die Geschichte durchaus spannend und unterhaltsam, nicht zuletzt natürlich dem neuen Handlungsort in Jackson, Mississippi und den damit einhergehenden neuen Charakteren geschuldet, wenngleich man sich bereits anfangen muss zu fragen, ob dies zu einer Masche mit System wird, in jedem neuen Band Ausflüge in das Umland von Bon Temps, Louisiana zu inszenieren und damit Neuartigkeit zu suggerieren. Generell präsentiert sich Club Dead also gleichbleibend solide und krankt an denselben Fehlbarkeiten wie die Bände zuvor, so dass also auch hier die große Erkenntnis über die nichtsdestotrotz langsam aber sicher transparenter werdende Vampirgesellschaft ausbleibt und auch viele geschichtliche Entwicklungen erschreckend überraschungsarm bleiben.

Dafür allerdings erobert sich die Reihe mit einem Augenzwinkern ihren trashigen Charme zurück und auch der Mann aus Memphis hat einen längeren und bedeutsameren Gastauftritt, der in dieser Form gefällt und zum Schmunzeln verleitet. Die Erzählperspektive aus Sookies Sicht steht einmal mehr einer tiefergehenden Figurenentwicklung im Weg, erlaubt aber immerhin eine differenzierte Betrachtungsweise der mit ihr in Kontakt tretenden Individuen. Club Dead punktet also wie gewohnt mehr mit Trash, Blut und Sex, denn mit dramaturgischen Innovationen, liefert aber trotz kleinerer Längen ein unterhaltsames Stück Trivialliteratur, von dem man sich aber einmal mehr in den Folgebänden wünschen würde, ein wenig an Substanz zu gewinnen.

Fazit & Wertung:

Club Dead bietet solide Genre-Kost, wirkt zuweilen aber mehr und mehr wie nach Schema F gestrickt, weil sich verschiedene Aspekte nun bereits auffallend wiederholen. Für den hohen Unterhaltungswert und Charme gibt es Gnadenpunkte, aber der Reihe würde es gut zu Gesicht stehen, doch langsam an Fahrt und Substanz aufzunehmen.

7,5 von 10 Werwölfen und Gestaltwandlern

Club Dead

  • Werwölfe und Gestaltwandler - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Club Dead bietet solide Genre-Kost, wirkt zuweilen aber mehr und mehr wie nach Schema F gestrickt, weil sich verschiedene Aspekte nun bereits auffallend wiederholen. Für den hohen Unterhaltungswert und Charme gibt es Gnadenpunkte, aber der Reihe würde es gut zu Gesicht stehen, doch langsam an Fahrt und Substanz aufzunehmen.

7.5/10
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Die Sookie-Stackhouse-Reihe:

01. Vorübergehend tot
02. Untot in Dallas
03. Club Dead
04. Der Vampir, der mich liebte
05. Vampire bevorzugt
06. Ball der Vampire
07. Vampire schlafen fest
08. Ein Vampir für alle Fälle
09. Vampirgeflüster
10. Vor Vampiren wird gewarnt
11. Vampir mit Vergangenheit
12. Cocktail für einen Vampir
13. Vampirmelodie

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Weitere Details zur Autorin findet ihr auf der Seite von Feder & Schwert.

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