Review: Oxford Murders (Film)

Es ist ja tatsächlich jetzt einige Tage her, dass auch mal eine Rezension im Medienjournal veröffentlicht worden ist und daher freue ich mich natürlich heute umso mehr, den regulären Betrieb wieder aufzunehmen und vollmundig zu versprechen, dass in den nächsten Tagen und Wochen auch noch einige Schmankerl jedweder Sparte ins Haus stehen werden.

Oxford Murders

The Oxford Murders, ES/UK/FR 2008, 108 Min.

The Oxford Murders
Quelle: IMPawards.com

Regisseur:
Álex de la Iglesia
Autoren:
Álex de la Iglesia
Jorge Guerricaechevarría

Main-Cast:

Elijah Wood (Martin)
John Hurt (Arthur Seldom)
Leonor Watling (Lorna)
Julie Cox (Beth)

Genre:
Krimi | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Martin ist jüngst in Oxford angekommen um dort sein Auslandssemester fernab der amerikanischen Heimat zu verbringen. Auch einen Doktorvater hat er sich bereits erkoren und strebt den Kontakt zu der mathematischen Koryphäe Arthur Seldom an, doch dieser ist in keiner Weise gewillt, sich der geistigen Ergüsse des Jungspunds anzunehmen. Doch ein Zufall will es, dass die beiden ihre gemeinsame Bekannte, Mrs. Eagleton tot auffinden und nun – ebenfalls gemeinsam – versuchen wollen, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, wer hinter diesem niederträchtigen Mord steckt. Die Entschlüsselung einer Symbolreihe scheint der Schlüssel zu sein, doch den beiden rennt die Zeit davon, während der Übeltäter weitere Opfer findet.

Rezension:

Lange stand Oxford Murders bei mir im DVD-Regal und lange hatten wir vor, ihn uns auch anzusehen. Eines schönen Tages war es dann tatsächlich soweit und siehe da, ir wurden nicht enttäuscht. Während mich Die Pythagoras-Morde – so nämlich der Titel des zugrundeliegenden Buches von Guillermo Martínez – nämlich in keiner Weise angesprochen hätte, löst die Verfilmung mit ihrem Titel genau die Versprechen ein, die gemacht werden. Morde. In Oxford. Soweit so gut, ließe sich jetzt sagen, aber was macht das Ganze dann interessant? Natürlich Oxford als Schauplatz, selbstverständlich nicht das allein, aber es ist doch schon eine besondere Atmosphäre, die man so vermitteln kann und Oxford bietet schlicht und ergreifend ein grandioses Setting für Krimigeschichten jeglicher Art, insbesondere aber, wenn sie so klassisch daherkommen wie diese hier.

Denn was mir an Oxford Murders so gut gefallen hat ist, dass es hier ganz altmodisch einmal nicht um Faserreste und DNA-Spuren ging, sondern stattdessen Rätsel zu lösen waren, der Bösewicht folglicherweise also auch kein gehirnamputierter Aggressor ist. Damit einher geht nämlich, dass sich die beiden Protagonisten Martin und Arthur in mathematischen wie auch teils philosophischen Exkursen über Wittgensteins Theorien oder Gödels Unvollständigkeitstheorem ergehen, was für mich unbestreitbar einen enormen Unterhaltungswert bot. Nun bin ich weiß Gott und beileibe kein Mathematiker, doch waren mir die grundsätzlichen Begebenheiten nicht fremd und was mir besonders positiv auffiel, war der gesunde Mittelweg, den Regisseur und Drehbuchautor Álex de la Iglesia beschritt. Denn einerseits waren diese Diskurse auch für den Laien verständlich und nachvollziehbar, andererseits hatte man als Zuschauer nicht das Gefühl, bevormundet oder belehrt zu werden, indem die ach so komplizierten Theorien in einfache Worte gekleidet wurden. Mag sein, dass diese Unterhaltungen einem Mann vom Fach nur ein müdes Achselzucken entlocken, ich fand sie allerdings äußerst ergiebig und stilgebend für den Film.

So einwandfrei sich Oxford Murders aber stilistisch wie inszenatorisch gibt, muss er sich doch bei der Besetzung einige Vorwürfe gefallen lassen. Zuvorderst fiel mir auf, dass ich Elijah Wood den Sunny-Boy und Womanizer leider nicht recht abnehmen wollte, des Weiteren steht er hinter dem wie beinahe immer herausragenden John Hurt in einigen Dingen nach, was aber kaum verwunderlich ist. Nicht funktioniert haben aber auch leider die beiden weiblichen Hauptrollen für mich, gespielt von Leonor Watling und Julie Cox, da sich keine rechte Sympathie einstellen wollte. Am schlimmsten aber traf es Burn Goman, der Martins Zimmergenossen und russischen Austauschstudenten Podorov verkörpert. Im wilden Wechsel zwischen Belanglosigkeit und drastisch übertriebenem Spiel zwischen Karikatur und Stereotyp wurde mir bis zuletzt nicht klar, was seine Rolle in dem Film zu erreichen suchte, respektive, ob man den Nebenplot um die Figur nicht der Stringenz willen auch hätte ad acta legen können.

Immerhin – wie bereits erwähnt – reißt es John Hurt raus und entschädigt für viele Besetzungs-Unstimmigkeiten, ebenso wie die genannten Zwiegespräche und der sich nach und nach entfaltende moralische Konflikt. Die Auflösung indes war für mich ein wenig enttäuschend, wenn auch unerwartet, so dass zumindest mir der große Knall und die Erkenntnis fehlte, während stattdessen in ruhigen Worten eruiert wurde, wie sich alles so hatte zutragen können, wie es letztlich geschehen ist. Trotz all der Kritik hat mich der Film wunderbar unterhalten – ebenso wie meine Freundin – und ich kann in ruhigen Gewissens Freunden klassischer Ermittlungsarbeit empfehlen, weil Oxford Murders viele Fährten legt, mitfiebern und –grübeln lässt und am Ende die angestellten Überlegungen gekonnt ad absurdum führt.

Fazit & Wertung:

Oxford Murders ist kein Meilenstein des Genres, aber durchaus solide und mit einer klar durchschimmernden literarischen Vorlage, aus der man bei differierender Besetzung beileibe hätte mehr machen können, die aber trotzdem durchaus überzeugt.

7,5 von 10 Theorien Wittgensteins

Oxford Murders

  • Theorien Wittgensteins - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Oxford Murders ist kein Meilenstein des Genres, aber durchaus solide und mit einer klar durchschimmernden literarischen Vorlage, aus der man bei differierender Besetzung beileibe hätte mehr machen können, die aber trotzdem durchaus überzeugt.

7.5/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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Kommentare (2)

  1. bullion 11. April 2012

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