Review: Breaking Bad | Staffel 3 (Serie)

Auch auf die heutige Rezension habt ihr ewig lange warten müssen, weil ich sie seit Ende letzten Jahres ein ums andere Mal verschoben hatte, um anderen Serien den Vorzug zu geben. Und je länger ich die Veröffentlichung hinausgezögert habe, umso weniger konnte ich mir vorstellen, dies irgendwann noch zu erledigen und vertröstete mich selbst so ein ums andere Mal. Dies schimpft sich in Fachkreisen Prokrastination und es ist mit einem gewissen Gefühl der Genugtuung verbunden, mal eine waschechte, mit lateinischem Namen versehene Krankheit zu haben und nicht immer bloß eine hundsgemeine Erkältung.

Jetzt aber Spaß beiseite, unangenehm war es mir wirklich und schließlich möchte ich mir bald auch sicher die vierte Staffel antun. So bin ich also hingegangen, habe mir an einem Wochenende die gesamte dritte Staffel erneut einverleibt und kann jetzt frisch und frei davon berichten, so als hätte ich sie gerade das erste Mal gesehen.

Breaking Bad
Staffel 3

Breaking Bad, USA 2008- , ca. 45 Min. je Folge

Breaking Bad
Quelle: IMPawards.com

Serienschöpfer:
Vince Gilligan
Showrunner:
Vince Gilligan

Main-Cast:
Bryan Cranston (Walter H. White)
Anna Gunn (Skyler White)
Aaron Paul (Jesse Pinkman)
Dean Norris (Hank Schrader)
Betsy Brandt (Marie Schrader)
RJ Mitte (Walter White Jr.)
in weiteren Rollen:
Bob Odenkirk (Saul Goodman)
Giancarlo Esposito (Gustavo ‘Gus’ Fring)
Jonathan Banks (Mike Ehrmantraut)

Genre:
Drama | Krimi

Trailer:

 

Inhalt:

Nach dem verheerenden und indirekt durch den Tod der Tochter des Fluglotsen Donald Margolis – an dem Walter White ja nicht unbedingt ganz unschuldig war – verursachten Flugzeugabsturz über Albuquerque ist die Bevölkerung noch immer traumatisiert und schockiert. Unterdes will Skyler, nachdem sie von Walts dubiosen Machenschaften erfahren hat, die Scheidung, steht aber insoweit hinter ihm, dass sie die wahren Gründe für die Trennung verheimlicht, was ihr viel Unverständnis von Seiten ihres Sohnes wie auch Hank und Marie einbringt.

Jesse kehrt von seiner Therapie heim und kauft kurzerhand sein früheres Haus seinen Eltern ab, dass diese derweil renoviert und zum Verkauf angeboten hatten. Nach dem Zerwürfnis zwischen Jesse und Walter beschließt ersterer, alleine wieder ins Meth-Geschäft einzusteigen und holt sich erneut Badger und Skinny Pete ins Boot.

Währenddessen nähern sich aus dem Süden zwei Cousins von Tuco, um dessen Tod zu rächen und – nachdem sie seine Identität erfahren haben – Walter White zu ermorden. Nur dem Eingreifen von Gus Fring, dem Besitzer des Los Pollos und Geschäftspartner des mexikanischen Drogenkartells ist es zu verdanken, dass Tucos Cousins vorerst von Walt ablassen. Hank indes ermittelt weiterhin fanatisch im „Fall Heisenberg“ und steigert sich immer mehr in seine nicht enden wollende Suche nach dem berühmten „blauen Meth“.

Rezension:

Um es vorwegzunehmen: Die dritte Staffel hatte ein schweres Erbe anzutreten, wenn man sich überlegt, wie sehr ich schon ihren Vorgänger über den grünen Klee gelobt habe. Doch Breaking Bad gelingt das Kunststück und es legt qualitativ gleichwertig nach – wenn nicht sogar noch einen Tacken besser. Theoretisch könnte man meinen, dass sich durch Janes Dahinscheiden und den vermeintlich besiegten Krebs für Walter alles zum Guten gewendet hat, doch hier kommt die Dynamik der Serie daher und überrascht mit vielen neuen Finessen. Denn Walts Doppelleben wird kongenial abgelöst von der Trennung von Walt und Skyler, die genauso wechselhaft, emotional, widersprüchlich und doch nachvollziehbar daherkommt wie man es sich wünschen würde. Endlich einmal wieder ein Serienformat, in dem solch eingreifende Veränderungen im Leben zweier Menschen nicht binnen ein bis zwei Folgen abgehandelt werden.

Und dass, obwohl Breaking Bad doch eigentlich davon handelt, wie Walter aka Heisenberg zum Meth-König wird, um es mal platt auszudrücken. Das im Hinterkopf behaltend scheint es aber aufgrund Skylers abgeneigter Haltung durchaus nachvollziehbar, dass Walt sich zunächst aus dem Geschäft zurückzieht und erst wirklich überzeugende Argumente ihn dazu bringen, in seinen „alten“ Job zurückzukehren. Und obwohl die Serie sich für diese Entwicklungen Zeit nimmt, kommt sie dennoch nicht langatmig oder künstlich gestreckt daher, sondern baut gekonnt Spannung auf, wenn beispielsweise ganz zu Beginn der Staffel die beiden schweigsamen Cousins von Tuco ihre Reise in die USA antreten und man über mehrere Folgen nicht einmal erahnen kann, in welchem Showdown das Ganze gipfeln wird und dass der Drogenbaron Gus Fring sowohl seine Finger wieder mit im Spiel hat, als auch eine weiterhin tragende und bedeutsame Rolle in der Serie spielt ist für mich ein großes Plus, war er doch schon eine der interessantesten Gestalten in der zweiten Staffel und gewinnt hier noch einmal merklich an Profil.

Auch Hanks Fanatismus in Bezug auf den Heisenberg-Fall hat mich mehr als begeistert, weil man hier einen Polizisten (ja, DEA-Agenten) erlebt, der sich wirklich an einer Sache festbeißt, auch wenn er kaum Fortschritte zu machen scheint und dabei mehrfach in arge Bedrängnis gerät, deren Konsequenzen ich aber natürlich nicht verraten möchte. Auch hier ist aber wieder lobend herauszustellen, dass sich Konflikte langsam entfalten, Ermittlungsarbeit auch frustrierend und fruchtlos sein kann und die Spannung dennoch nicht darunter leidet, wenn sich Hank mehr und mehr in seinen Wahn steigert und über viele Folgen hinweg dem Kontrahenten nicht einmal nahe zu kommen scheint. Skyler indes stürzt sich in eine Affäre mit ihrem Chef Ted Benneke, einer der wenigen nicht ganz so interessanten – aber dadurch nicht weniger glaubhaften – Spannungsbögen, der aber auch nie zu viel Raum einzunehmen droht und im Gesamtkontext betrachtet durchaus „nötig“ ist.

Am meisten hervorheben muss man aber auch im dritten Jahr von Breaking Bad das Spannungsverhältnis zwischen Walter White und Jesse Pinkman, die beide Entwicklungen durchgemacht haben und auch noch durchlaufen werden und sich trotz aller Antipathie immer wieder zusammenzuraufen imstande sind. Einzig die – von der Idee her – äußerst interessante Folge Die Fliege hat mich in dieser Hinsicht etwas enttäuscht, deutete sich hier schließlich ein Geständnis Walters gegenüber Jesse in Bezug auf Janes Tod an, zu dem es dann aber letztlich nicht kam. Zuletzt sei noch zu erwähnen, dass sich die Serie auch weiterhin ihrer Stärken bedient und mit anbetungswürdigen Einleitungssequenzen, die teils viele Jahre in die Vergangenheit reichen oder gar den Kontext zu der darauf folgenden Episode noch gar nicht erkennen lassen, ein ums andere Mal eine enorme Erwartungshaltung aufbauen, die zumindest bei mir in so ziemlich keiner Folge enttäuscht worden ist.

Fazit & Wertung:

Breaking Bad ist und bleibt eine Ausnahmeserie, die im Grunde auf ganzer Linie zu überzeugen weiß und zudem noch zeigt, dass Qualitätsfernsehen auch ohne ein Übermaß an Blut und nackter Haut auskommen kann.

9,5 von 10 chemischen Reaktionen

Breaking Bad | Staffel 3

  • Chemische Reaktionen - 9.5/10
    9.5/10

Fazit & Wertung:

Breaking Bad ist und bleibt eine Ausnahmeserie, die im Grunde auf ganzer Linie zu überzeugen weiß und zudem noch zeigt, dass Qualitätsfernsehen auch ohne ein Übermaß an Blut und nackter Haut auskommen kann.

9.5/10
Leser-Wertung 6/10 (1 Stimme)
Sende

Meinungen aus der Blogosphäre:
Tonight is gonna be a large one.: 9/10 Punkte

Episodenübersicht: Staffel 3

01. No Mas
02. Caballo Sin Nombre
03. Kopflosigkeit
04. Grünes Licht
05. Mas
06. Sonnenuntergang
07. Eine Minute
08. Familienbande
09. Kafkaesk
10. Die Fliege
11. Offene Worte
12. Halbe Sachen
13. Nägel mit Köpfen

 

– – –

Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

Sharing is Caring:

Kommentare (6)

  1. bullion 27. Juni 2012
  2. Flo Lieb 28. Juni 2012
  3. review on everything 2. September 2012
    • Wulf | Medienjournal 2. September 2012

Hinterlasse einen Kommentar