Review: Palo Alto: Storys | James Franco (Buch)

Auch heute gibt es wieder eine kurze Review von mir, habe ich in den letzten zwei Wochen das Medienjournal schließlich auch so vernachlässigt, dass sich schon wieder eine schier unüberschaubare Anzahl von Filmen, Büchern etc. pp. angesammelt hat, die es – wenn nicht noch zu sichten – immerhin noch zu rezensieren gilt. Heute soll es mal wieder ein Buch sein, um Abwechslung zu bieten, doch immerhin einen kleinen Schlenker zum Film findet man auch hier, denn Palo Alto stammt aus der Feder von niemand geringerem als James Franco (ja, dem Schauspieler).

Palo Alto
Storys

Palo Alto: Stories, USA 2010, 224 Seiten

Palo Alto von James Franco
© Eichborn Verlag


Verlag (D):
Eichborn Verlag
ISBN:
978-3-847-90009-2

Genre:
Drama

 

Inhalt:

Palo Alto umfasst folgende Geschichten:

  • Palo Alto I
    • Halloween
    • Lockheed
    • Amerikanische Geschichte
    • Tiere töten
    • Emily
    • Ferienlager
    • Chinatown
  • Palo Alto II
    • April
    • Teerbaby
    • Ich könnte jemanden töten
    • Kürbiskopf

Diese sind nur marginal miteinander verbunden und bieten mehr oder weniger ausführliche Momenteindrücke verschiedener Protagonisten aus Palo Alto, die zumeist Tragisches oder Verstörendes erleben und der Tragik des Lebens stoisch entgegenblicken.

Rezension:

Palo Alto ist nun also das Debüt von James Franco, der sich bekanntermaßen nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Künstler, Model, Regisseur und nun eben auch Schriftsteller verdingt. Sein Erstling bietet nun also elf Kurzgeschichten, die auf den ersten Blick wenig miteinander gemein haben, abgesehen davon, dass sie alle in Francos Heimat Palo Alto angesiedelt sind. Doch dadurch ergibt es sich im weiteren Verlauf natürlich, dass Figuren, die in der einen Geschichte am Rande erwähnt worden sind später in anderen Geschichten womöglich Hauptfigur und Bezugspunkt sind, so dass sich – auch wenn teils Jahre zwischen den Geschichten liegen – nach und nach und Kaleidoskop von Momenteindrücken der Jugend in Palo Alto ergibt, von der jeder Einzelne mit seinen eigenen Problemen und Dämonen zu kämpfen hat.

Franco wertet jedoch nicht und seine Figuren reflektieren ihr Handeln im Grunde in keiner Weise und begnügen sich mit ihren lakonischen Erzählungen, bei denen durchaus etwas passiert, aber nichts Konsequenzen zu haben scheint. Seine Jugendlichen in Palo Alto sind orientierungslos und haben sich längst von dem normalen Ursache-Wirkungs-Prinzip der realen Welt verabschiedet. Sie driften in immer größere Probleme, berichten nüchtern und wie unbeteiligt von teils drastischen Begebenheiten und lassen beispielsweise an die ebenso desillusionierten und hedonistischen Studenten eines Bret Easton Ellis oder Mark Lindquist denken, so dass sich James Franco indirekt und vielleicht auch unbewusst Anleihen sucht beim literarischen Brat-Pack.

Deren Größe in der Darstellung erreicht er freilich nicht, doch die Geschichten sind ausgesucht interessant und spannend zu verfolgen, so dass man – zumal es sich um sein Debüt handelt – versucht ist, ihm einiges nachzusehen. Letztlich verhält es sich wie bei vielen Schriftstellern, so dass Franco noch teils ein wenig unbeholfen agiert und seinen Stil zu finden sucht, doch auch schon große erzählerische Stärken durchblicken lässt, insbesondere wenn er seine Momentaufnahmen miteinander zu verknüpfen sucht. Gleichsam gelingt es ihm, Gewalt, Drogensucht, Alkoholmissbrauch und sexuelle Ausschweifungen nicht als pure Selbstzweckhaftigkeit zu präsentieren, sondern als in der Geschichte begründet und verankert.

Man merkt zudem deutlich, dass es sich bei Palo Alto um seinen Heimatort handelt, so dass die Straßen der Stadt belebt und glaubhaft wirken. Was mich angeht freue ich mich auf etwaige noch folgende Bücher, denn auch wenn die zelebrierte Langeweile, die niedergeschriebene Tristesse, die literarische Lakonie nicht neu sind, präsentiert James Franco doch überzeugend seinen Haufen Jugendlicher, die sich in allerlei auch teils gewalttätigen Absurditäten ergehen, die gerade deshalb so schockierend wirken, weil sie den erzählenden Figuren in keiner Weise eine Emotion zu entlocken imstande sind und sie somit völlig kalt lassen.

Fazit & Wertung:

Palo Alto ist ein rundherum überzeugendes Buch von literarischer Kraft, dem es zwar noch ein wenig an inszenatorischem und dramaturgischen Feinschliff fehlt, das aber im Grunde wegen seiner rohen Kraft so gut und ehrlich geworden ist.

8 von 10 ziellosen Fahrten durch Palo Alto

Palo Alto

  • Ziellose Fahrten durch Palo Alto - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Palo Alto ist ein rundherum überzeugendes Buch von literarischer Kraft, dem es zwar noch ein wenig an inszenatorischem und dramaturgischen Feinschliff fehlt, das aber im Grunde wegen seiner rohen Kraft so gut und ehrlich geworden ist.

8.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Eichborn Verlags bei Bastei Lübbe. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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