Review: Der Diktator (Film)

Auch heute warte ich mal wieder mit einer topaktuellen Film-Review auf, denn während ich diese Zeilen verfasse, liegt seit dem heutigen Morgen Der Diktator in den Läden und harrt derer, die seiner absonderlichen und respektlosen Abenteuer gewahr werden möchten.

Der Diktator

The Dictator, USA 2012, 83 Min.

Der Diktator  | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Regisseur:
Larry Charles
Autoren:
Sacha Baron Cohen
Alec Berg
David Mandel
Jeff Schaffer

Main-Cast:
Sacha Baron Cohen (Aladeen / Efawadh)
Anna Faris (Zoey)
Ben Kingsley (Tamir)

Genre:
Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Admiral General Aladeen, seines Zeichens Diktator des afrikanischen Staates Wadiya, unterdrückt sein Volk mit Leidenschaft und lässt die Leute darben, während er in Saus und Braus lebt. Nicht lange mehr und er wird – sollte man sich über die Bauform der Rakete einig werden – seine erste Atomwaffe besitzen und sich dann endlich auch gegen das verhasste kapitalistische, von Zionisten geführte Regime wird stellen können, um der gefürchtetste Diktator seiner Zeit zu werden. Doch blöderweise bekommt die UN Wind von seiner Atomrakete und auf Anraten seines engsten Beraters Tamir, dem ursprünglich die Diktatorenrolle versprochen ward, reist Aladeen mit seinem Gefolge nach New York, um vor den Vereinten Nationen seine friedlichen Absichten zu verkünden.

Szenenbild aus Der Diktator | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Dort angekommen wird der Diktator allerdings alsbald entführt und nur durch eine Kette skurriler Ereignisse entkommt er seinem Entführer, erst jedoch, nachdem dieser ihn um seinen prächtigen Bart gebracht hat. Ohne dieses prägnante Merkmal will nun keiner mehr glauben, dass es sich um den mächtigen Aladeen handelt, der nach außen hin prompt mit einem Doppelgänger ersetzt worden ist. Ob seiner empörten Schmährufe gegen diese Scharade hält die Öko-Aktivistin Zoey ihn für einen Demonstranten und freundet sich mit Aladeen an. Natürlich will der an seinen angestammten Platz zurück, doch zuvor gilt es, Zoeys Bioladen aufzumöbeln und die Erkenntnis zu verdauen, dass sein früherer Atomwaffenkonstrukteur nicht etwa auf seine Weisung hingerichtet, sondern lediglich ins amerikanische Exil geschickt worden ist.

Rezension:

Sacha Baron Cohen ist schon seit jeher zuvorderst für seine respektlosen, einfallsreichen und das Klischee noch überzeichnenden Kunstfiguren bekannt und liefert nun mit General Admiral Aladeen von Wadiya eine weitere dieser Figuren ab, um sie der großen Leinwand anzuvertrauen. Diesmal allerdings hat er sich – anders als etwa noch bei Borat oder Brüno für einen reinen Spielfilm entschieden, was leider den Biss der Grundidee ziemlich zurückfährt und stattdessen Platz macht für hanebüchene Kalauer, die man so auch in jeder Highschool-Comedy hätte finden können, etwa wenn Aladeen das Onanieren für sich entdeckt. Freilich gehört derlei bei Cohen zum guten Ton, doch bremst es die Geschichte zuweilen enorm aus und nicht wenige Gags verfehlen ihr Ziel.

Szenenbild aus Der Diktator | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Beginnt Der Diktator noch extrem vielversprechend im fernen wie fiktiven Wadiya, das wirklich herrlich überzeichnet und von dem ebenso überzeichnet dargestellten Diktator regiert wird, so weicht dieser durchweg positive Ersteindruck spätestens beim Eintreffen in New York, denn so sehr hier der Culture-Clash hätte forciert werden können oder sollen, so sehr ist es auch schon Essig damit, wenn Aladeen alsbald entführt wird und sich als arabischer Nobody in der großen Stadt wiederfindet, wenngleich er seine despotischen Ansichten durchaus nicht zu verleugnen sucht und immer wieder mit seiner Umwelt aneinander gerät. Doch es ist eben etwas völlig anderes, ob ein Borat ahnungslose Touristen schockiert oder wie hier ein General Aladeen einer Anna Faris als gnadenlos klischeebehafteter Öko-Aktivistin und Hippie-Braut mit Haaren unter den Achseln vor den Kopf stößt. Zwar hält auch diese Figurenkonstellation einige Lacher bereit, doch ist es in weiten Teilen eben auch eine Liebesgeschichte nach Schema F, die sich dem filmischen Duktus zu beugen hat und die Plattheit von Der Diktator noch untermauert.

Am besten funktioniert der Film auch, wenn er sich auf seine Stärken besinnt und in die politische Kerbe geht, statt sich mit Onanie-Zoten, Schwanzwitzen und dergleichen aufzuhalten, denn hier schimmern die wahren Stärken von Der Diktator durch und machen deutlich, was aus diesem Film alles hätte werden können. So ist es auch eine längere Rede Aladeens zum Ende des Films hin, in der er die Vorzüge einer Diktatur gegenüber den Vereinten Nationen preist, während sich diese Vorzüge erstaunlich deckungsgleich zu amerikanischen Verfehlungen der letzten Jahre und Jahrzehnte verhalten, die einen versöhnlich stimmen mag. Fakt bleibt aber, dass der Film mit einigen Fremdschäm-Momenten zu kämpfen hat und der zweifellos für einen Spielfilm erforderliche Plot allenthalben als fadenscheinig bezeichnet werden kann, wenn man dazu noch außen vor lässt, wie viele hunderte Male diese Geschichte bereits erzählt worden ist.

Szenenbild aus Der Diktator | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Hätte sich Sacha Baron Cohen etwas mehr auf seine Stärke besonnen, Uneingeweihten auf den Schlips zu treten und diese vor den Kopf zu stoßen, hätte aus Der Diktator ein zweifelsohne durch und durch respektloses und einfallsreiches Vergnügen werden können, doch so verschenkt er Potential und müht sich stattdessen, die Gags mit einer „Handlung“ zu verbinden, die man kaum als solche bezeichnen kann und die noch dazu den Diktator die meiste Zeit über seines großartigen Kostüms beraubt, so dass nur eine politisch unkorrekte, hemmungslose Zote bleibt, die man sich zwar ansehen kann, die aber beinahe ebenso schnell wieder vergessen ist, wie der knapp achtzigminütige Film gedauert hat.

Fazit & Wertung:

Der Diktator bietet politsatirische Highlights und verteilt herrlich offenherzige Seitenhiebe an die amerikanische Gesellschaft, doch handelt es sich leider nur um wenige Glanzmomente in einem ansonsten trivial vor sich hin dümpelnden Film, der kaum länger im Gedächtnis haften bleibt als er dauert.

5,5 von 10 abgeschleppten Stars für die endlos scheinende Fotowand

Der Diktator

  • Abgeschleppte Stars für die endlos scheinende Fotowand - 5.5/10
    5.5/10

Fazit & Wertung:

Der Diktator bietet politsatirische Highlights und verteilt herrlich offenherzige Seitenhiebe an die amerikanische Gesellschaft, doch handelt es sich leider nur um wenige Glanzmomente in einem ansonsten trivial vor sich hin dümpelnden Film, der kaum länger im Gedächtnis haften bleibt als er dauert.

5.5/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmherum: 7/10 Punkte

Der Diktator erscheint am 20.09.12 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Paramount Pictures. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

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