Review: Smokeheads | Doug Johnstone (Buch)

Wie sollte es auch anders sein, kommt heute auch mal wieder (nach einer gefühlten Ewigkeit) eine Buch-Review daher. Einstweilen wünsche ich einen geruhsamen Wochenendstart und ganz viel Erholung bei gutem Wetter, sofern vorhanden.

Smokeheads
Vier Freunde. Jede Menge Whisky.
Ein höllisches Wochenende.

Smokeheads, UK 2011, 288 Seiten

Smokeheads von Doug Johnstone
© btb Verlag

Autor:
Doug Johnstone

Verlag (D):
btb Verlag
ISBN:
978-3-442-74405-3

Genre:
Krimi | Thriller | Drama

 

Inhalt:

Es sollte ein typischer Männertrip werden, als sich die vier Freunde Adam, Roddy, Luke und Ethan gemeinsam aufmachten, nach Islay zu reisen, genauer nach Port Askaig, denn der Plan war, sich dort die Zeit mit Whisky und Fachsimpelei über ebenselbigen zu vertreiben, denn dieses gemeinsame Hobby war es, was die vier ehemaligen Kommilitonen der Universität von Edinburgh auch zwanzig Jahre nach Ende ihrer Studienzeit noch verband – so unterschiedlich sich jeder einzelne von ihnen auch entwickelt haben mochte. Was Adams Freunde nicht ahnen ist, dass Adam auf der Insel eine Brennerei zu eröffnen plant – ist er schließlich der versierteste Whisky-Kenner unter ihnen – und seinen wohlhabenden Freund Roddy um ein entsprechendes Darlehen zu bitten gedenkt.

So harmlos der Trip beginnt, ändern sich die Umstände doch rasch, als Adam ein Auge auf Molly wirft, die attraktive und charmante Mitarbeiterin der Laphroaig-Destillerie, die sich sogar an seine früheren Besuche auf der Insel zu erinnern scheint und seinen Avancen nicht abgeneigt ist. Was die Freunde jedoch nicht ahnen ist, dass der Polizist mit Namen Joe, mit dem sie schon bei ihrer Ankunft in Konflikt geraten sind, Mollys Exmann ist und sich alsbald als waschechter Psychopath entpuppen wird. Als die vier Kumpels mit Molly im Gepäck auf der Oa, der südlichsten Halbinsel von Islay und einem menschenleeren Landstrich einen Autounfall haben, nehmen die Ereignisse eine unerwartete wie bedrohliche Wendung.

Rezension:

Smokeheads beginnt ganz gemächlich und entführt uns in ein Insel-Idyll voller Whisky-Destillerien und malerischer Landschaften. Anfänglich werden uns die vier mehr als ungleichen Freunde mit ihren Macken und Marotten näher gebracht, der eine mehr, der andere weniger ausführlich, was sich später in der Geschichte erklären wird, es wird wirklich viel über Whisky und dessen Unwägbarkeiten im Geschmack schwadroniert und zahlreiche Tastings exotischer Sorten mit anschließendem Ratespiel ziehen sich durch die Geschichte wie ein roter Faden. Lediglich eine kurze, aber letztlich harmlose Begegnung mit einem griesgrämigen Polizisten trübt die Urlaubsstimmung ein wenig.

Bald darauf entspinnt sich gar eine zarte Romanze zwischen Adam und der hübschen Molly, doch hier ziehen auch schon die ersten Wolken am Horizont auf und als Leser ahnt man kaum, was einen erwarten wird, denn der Umschwung ist dermaßen drastisch, dass ich es in dieser Ausgestaltung selten erlebt habe und Smokeheads wandelt sich zum handfesten Thriller, der wirklich harten Tobak offeriert. Allerdings hält sich der Spannungsbogen leider nicht bis zum Ende der Geschichte und der Thriller-Part kommt nicht gänzlich ohne Längen aus, hält aber grundsätzlich ein hohes Spannungsniveau.

Smokeheads mag zwar durchaus ein Buch für Whiskyliebhaber sein, den man merkt deutlich, dass der Autor selbst diesem faszinierenden Hobby verfallen ist, doch sollte man sich eben auch darauf einlassen können, dass die anfänglich gesponnene Geschichte einem wahren Höllentrip durch die kargen Weiten Islays weichen muss, der zwar gleichsam spannend daherkommt, aber auch eine gänzlich andere Klientel bedient. Auch sind die gewalttätigen Passagen durchaus unverblümt und dadurch freilich nicht jedermanns Sache, auch wenn ich persönlich mich davon nicht abgestoßen gefühlt habe, zugegebenermaßen aber auch einen recht breit gefächerten Geschmack habe. Was dem großen Bösewicht Joe gleichsam fehlt ist ein psychologisches Profil für seine Taten, das über pure Lippenbekenntnisse und schlichte Bösartigkeit hinausgeht. Dies mag wiederum den klassischen Thriller-Freunden übel aufstoßen, mir gefiel dieser Schritt gut, weil er dessen Taten noch irrationaler, noch grausamer erschienen ließ und nicht alles totgeredet wird wie es ansonsten manchmal der Fall ist, auch wenn sich natürlich die Freunde in mehr als einer Situation um Kopf und Kragen zu reden versuchen.

Zum Ende hin baut das Buch dann aber leider tatsächlich ein wenig ab und weitere Längen schleichen sich ein, die einem so zuvor nicht offenbar wurden, so dass es ein wenig wirkt, als hätte der Autor nicht gewusst, ob noch etwas passieren solle oder an welchem Punkt er die Geschichte am sinnvollsten beenden solle. Was am Ende bleibt ist ein diffuses Gefühl in der Magengegend und eine allumfassende Leere und Resignation, doch auch hier bieten sich zwei Perspektiven der Deutung an, denn das Ende könnte man einerseits als inhaltslos und sinnentleert erleben, andererseits aber auch realistisch und endlich einmal nicht auf Teufel komm raus ein Happy-End herbeizwingend, was der Geschichte übrigens definitiv geschadet hätte. Was bleibt ist ein höchst ungewöhnliches Buch, dass im Grunde zwei gänzlich unterschiedliche Genres miteinander verknüpft und die gemeinsame Vorliebe der ehemaligen Kommilitonen für Whisky als interessanten Aufhänger benutzt für einen garstigen, spannenden und knallharten Thriller, eingebettet in einen Inselausflug und ein wenig kriminalistische Ermittlungsarbeit, der durchaus vorzüglich zu unterhalten weiß – wenn man denn einen robusten Magen hat.

Fazit & Wertung:

Smokeheads ist ein geschickt getarnter Thriller, der hinter der Fassade eines Männertrips auf eine Insel voller Whisky erst langsam in Fahrt kommt, dann aber direkt unter die Haut geht und nicht mit Brutalität und Grausamkeiten geizt.

7,5 von 10 Whisky-Tastings

Smokeheads

  • Whisky-Tastings - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Smokeheads ist ein geschickt getarnter Thriller, der hinter der Fassade eines Männertrips auf eine Insel voller Whisky erst langsam in Fahrt kommt, dann aber direkt unter die Haut geht und nicht mit Brutalität und Grausamkeiten geizt.

7.5/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des btb Verlag. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe als PDF.

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Kommentare (2)

  1. burnedeyez 7. September 2012

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