Review: Django Unchained (Film)

Nachdem sich die Film-Blogosphäre ja derzeit in reger Diskussion bezüglich gewisser Thesen eines gewissen Alexander Gajic befindet nutze ich doch heute die Gunst der Stunde, um mich ein weiteres Mal als Teil dieser Blogosphäre zu präsentieren und als elender Nachzügler nun auch endlich meine Meinung zu Tarantinos neuestem Streich in den Ring zu werfen.

Django Unchained

Django Unchained, USA 2012, 165 Min.

Django Unchained | © Sony Pictures
© Sony Pictures

Regisseur:
Quentin Tarantino
Autor:
Quentin Tarantino

Main-Cast:
Jamie Foxx (Django)
Christoph Waltz (Dr. King Schultz)
Leonardo DiCaprio (Calvin Candie)
Kerry Washington (Broomhilda)
Samuel L. Jackson (Stephen)
in weiteren Rollen:
Walton Goggins (Billy Crash)
Dennis Christopher (Leonide Moguy)
James Remar (Butch Pooch / Ace Speck)
Michael Parks (The LeQuint Dickey Mining Co. Employee)
Don Johnson (Big Daddy)

Genre:
Action | Western | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Im Jahr 1858 treffen in finsterer Nacht zwei Sklavenhändler zusammen mit ihrer „Ware“ auf den vermeintlichen Zahnarzt Dr. King Schultz, der auf der Suche nach einem gewissen Django ist. Als die Sklavenhändler sich weigern, ihm ebenselbigen zu verkaufen, entpuppt sich der überaus eloquente und durchaus redselige Mann, dessen Pferd auf den Namen Fritz hört, als Kopfgeldjäger und bemächtigt sich ungeachtet der Einwände des Sklaven Django, freilich nicht, ohne die Transaktion zu einem Ende zu bringen. Schultz eröffnet Django, dass er auf der Jagd nach den drei Brittle-Brüdern ist, allerdings unter dem Handicap leidet, nicht zu wissen wie diese aussehen, weshalb er auf Django angewiesen ist, da dieser schon unerfreuliche Bekanntschaft mit den drei Brüdern gemacht hat. Er bittet Django um Hilfe und verspricht ihm im Gegenzug die Freiheit.

Szenenbild aus Django Unchained | © Sony Pictures
© Sony Pictures

Gemeinsam stellen die beiden ungleichen Gefährten die drei Brüder auf der Farm von Big Daddy Bennett und alles scheint, als würden sich ihre Wege bereits wieder trennen, doch dann erfährt Schultz von der tragischen Geschichte, wie Django und seine Frau Broomhilda auseinandergerissen worden sind und bietet seinerseits seine Hilfe an, sofern Django bereit wäre, mit ihm den Winter über als Kopfgeldjäger zu arbeiten, zumal dieser ein unbestreitbares Talent zum Töten unter Beweis gestellt hat. Der Winter zieht ins Land und im Frühjahr gelingt es Dr. Schultz herauszufinden, dass es Broomhilda nach Candie Land verschlagen hat, die Heimstatt des berühmten Calvin Candie. Unter dem vorwand, sich für einen von Candies Mandingo-Kämpfern – Sklaven, die bis zum Tode gegeneinander kämpfen – zu interessieren, finden sich Schultz und Django in Candie Land ein und erhoffen sich über diesen Umweg auch Broomhilda erkaufen zu können. Doch Calvins Haussklave Stephen beginnt Lunte zu riechen.

Rezension:

Bei seiner mittlerweile achten Regiearbeit legt Tarantino mit Django Unchained ein gleichermaßen überzeugendes Werk vor, das wie gewohnt gespickt ist mit allerlei Reminiszenzen in Wort, Bild und Ton. Ich werde mich hüten, mir anzumaßen, auch nur die Hälfte der Anspielungen bemerkt und angemessen gewürdigt zu haben, doch funktionieren seine Filme ja Gott sei Dank stets nicht nur auf der Meta-Ebene, sondern wissen auch inszenatorisch zu überzeugen. Im Grunde ist sein neuestes Werk eine weitere Variation des Rache-Themas, das es ihm in den vergangenen Jahren merklich angetan hat, doch findet er dennoch wieder einmal einen eigenen Stil und ihm Redundanz vorzuwerfen würde an Polemik grenzen, auch wenn es mir gleichermaßen fern liegt, den Herrn in den Himmel zu loben, wie mancher Fanboy es ein ums andere Mal gerne tut.

Szenenbild aus Django Unchained | © Sony Pictures
© Sony Pictures

Fest steht, dass Django Unchained im direkten Vergleich nicht an Tarantinos “Frühwerke” heranreicht, stattdessen viele Parallelen zu dem nicht minder überzeugenden Inglorious Basterds aufweist, wobei Christoph Waltz‘ erneute Beteiligung nur die auffälligste Überschneidung darstellt. Nun allerdings stellt er sein Werk ganz ins Zeichen der von ihm offensichtlich heiß und innig geliebten Italo-Western und versteht es, einerseits seinen Vorbildern zu huldigen und andererseits seinem ihm ganz eigenen Stil treu zu bleiben. Die Sklaverei als vorherrschendes Thema zieht sich durch den gesamten Film und auch wenn seine Kritik daran meist mehr brachial und plakativ daherkommt, verschafft sie dem Zuschauer mehrere Male ein flaues Gefühl im Magen und es zeugt von einem gewissen Feingefühl, hier im richtigen Moment abzublenden, statt sich an Schmerz und Folter zu ergötzen. Geht es hingegen den „Bösen Weißen“ an den Kragen hält die Kamera voll drauf und beachtliche Blutfontänen beginnen die Leinwand zu füllen.

Subtiles Kino geht anders, doch ist Tarantino gerade hierfür auch nicht bekannt und so stört es kaum, dass er mit schablonenhaften Figuren arbeitet, klare Feindbilder schafft und auch mit seiner Darsteller-Riege im Grunde nur exzentrische Variationen etablierter Archetypen zu bieten hat. Insbesondere in der ersten Filmhälfte dominiert nämlich ganz klar Christoph Waltz‘ Darstellung des Kopfgeldjägers Dr. King Schultz, der für so viele Lacher gesorgt hat, wie ich sie in noch keinem von Tarantinos Werken erlebt habe. Jamie Foxx aka Django hingegen muss sich erst langsam freispielen und sich schlussendlich von dem Einfluss seines Befreiers lösen, um wirklich unchained zu werden, aber diese langsame Entwicklung gefällt, ebenso wie sein stoisches Spiel und die Chemie zwischen den beiden extrem gegensätzlich angelegten Figuren. Und gerade als man meint es könnte eine gewisse Ermüdung einsetzen, betreten DiCaprio als frankophiler Calvin Candie und Samuel L. Jackson als hysterisch anmutender Haussklave Stephen die Bühne und reißen das Geschehen an sich. Nicht genug damit, dass jeder für sich eine grandiose Leistung abliefert und insbesondere DiCaprio mit Bravour seine erste Schurkenrolle meistert, bieten die beiden ebenfalls eine lohnenswerte Variation der Figurenchemie, während freilich Waltz nun mehr und mehr in den Hintergrund rückt.

Szenenbild aus Django Unchained | © Sony Pictures
© Sony Pictures

Einzig Kerry Washington gelingt es nicht recht, sich in dem schillernden Figurengeflecht zu emanzipieren, was dahingehend schade ist, dass sie ja eigentlich Grund und Antrieb für sämtliche Taten Djangos darstellt. Des Weiteren präsentiert sich Django Unchained ganz im Gegensatz zu Tarantinos anderen Filmen beinahe erschreckend geradlinig und beschränkt sich auf einige wenige und meist kurze Rückblenden, inklusive einer Comedy-Einlage mit Gastauftritt von Jonah Hill, die viele als störend empfunden haben, mir hingegen ausnehmend gut gefallen hat. Generell schwankt der Film in weiten Teilen zwischen augenzwinkerndem Humor und überbordender Gewalt und findet zuweilen nicht das rechte Maß, um gänzlich homogen zu erscheinen. Trotz dieser kleineren Mängel konnte mich der Film durchweg überzeugen und hat mich im Grunde zu jedem Zeitpunkt glänzend unterhalten, Längen waren für mich nicht auszumachen. Dann allerdings kommt es zum großangelegten und zugegebenermaßen extrem übertrieben blutig inszenierten Shootout (der nichts für zarte Gemüter ist) und während man das Finale des Film gekommen wähnt, dauert dieser danach noch eine gefühlte halbe Ewigkeit. Und auch wenn sich in diesem Quasi-Epilog auch der Cameo von Tarantino himself verbirgt, reicht nichts mehr an das vorangegangene Gemetzel heran, so dass der Film bis zu seinem vergleichsweise ruhigen Ende gemächlich dahin dümpelt. Hier hätte man die Handlung merklich straffen und einen stimmigeren Abschluss finden können. Dennoch, Django Unchained hat mich wieder einmal begeistert, wenngleich man ihn niemals mit derselben Ehrfurcht wie etwa Pulp Fiction oder Reservoir Dogs nennen wird.

Fazit & Wertung:

Django Unchained ist ein begeisterungswürdiger Film für Augen und Ohren, erschreckend witzig und beeindruckend bedrückend, ein typischer Tarantino eben. Da sieht man dann auch wohlwollend über manchen Makel und kleinere Längen gegen Ende hinweg.

8,5 von 10 blutigen Shootouts

Django Unchained

  • Blutige Shootouts - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Django Unchained ist ein begeisterungswürdiger Film für Augen und Ohren, erschreckend witzig und beeindruckend bedrückend, ein typischer Tarantino eben. Da sieht man dann auch wohlwollend über manchen Makel und kleinere Längen gegen Ende hinweg.

8.5/10
Leser-Wertung 8.33/10 (6 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 7/10 Punkte
CineKie: 7/10 Punkte
Jason Auric: 10/10 Punkte
Owley: 10/10 Punkte
Xanders Blog: 8/10 Punkte

Django Unchained erscheint am 30.07.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Sony Pictures Home Entertainment. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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Kommentare (7)

  1. Dos Corazones 23. Januar 2013
  2. Dominik Höcht 23. Januar 2013
  3. Xander81 24. Januar 2013
  4. maloney 24. Januar 2013
  5. messerscharf 30. März 2015

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