Review: Joe Hill: Das Cape (Graphic Novel)

Bevor der Abend naht kommt hier meine heutige Kritik zu der Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von Joe Hill:

Joe Hill:
Das Cape

Joe Hills The Cape, USA 2012, 132 Seiten

Joe Hill: Das Cape | © Panini
© Panini

Autoren:
Jason Ciaramella
Joe Hill
Zeichner:
Zach Howard

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-862-01531-3

Genre:
Horror | Drama

 

Inhalt:

Als achtjähriger Junge stürzt der kleine Eric im Beisein seines Bruders beim Spielen vom Baum und verletzt sich schwer. Vierzig Klammern im Schädel, ein Shunt im Gehirn und ein halbes Dutzend Operationen später ist Eric weitestgehend genesen und plagt sich nahezu pausenlos mit marktdurchdringenden Kopfschmerzen. Dennoch lernt er als Teenager Angie kennen und sie verlieben sich ineinander. Zahlreiche freudlose Jahre später ist ihre Beziehung am Ende und Eric seit Jahren arbeitslos. Als Angie ihn letztendlich verlässt, zieht er in den Keller seiner Mutter und findet dort das Cape, was er in Kindertagen trug, wenn er als Held Red Bolt die Gegend unsicher machte und das er auch an jenem verhängnisvollen Tag trug, als er von dem Baum stürzte.

Vereinsamt und allein wickelt sich Eric in sein altes Cape und erwacht, als er plötzlich über dem Boden schwebt. Was er schon immer geahnt hatte, war Realität geworden: sein Cape ermöglicht es ihm zu fliegen. Und wann immer er und sein Bruder Superheld gespielt haben, musste Eric den Schurken spielen. Voller Hass zerfressen fügt er sich in seine Rolle und plant blutige Rache an allen, die ihn je enttäuscht haben, zuvorderst natürlich seinem ungleich erfolgreicheren Bruder, der Mutter, die ihm jahrelang sein magisches Cape vorenthalten hat und natürlich an seiner großen Liebe, die ihn verschmäht hat: Angie.

Rezension:

Ich muss ja gestehen, dass ich bisher nicht mit dem literarischen Schaffen von Joe Hill in Berührung gekommen bin und das, obwohl ich doch einige der Bücher seines ungemein bekannteren Vaters Stephen King kenne und liebe. Nach Sichtung der Adaption werde ich diesen Umstand allerdings überdenken müssen, denn Das Cape ist eine wirklich eindringliche Geschichte voller Tragik und Fatalismus, welche die Superheldenthematik auf eine mir bisher ungekannte Weise variiert und damit restlos überzeugt. Da verzeihe ich es gern, dass die Geschichte selbst nicht gänzlich frei von Klischees ist, denn dieser Umstand fällt kaum ins Gewicht, wenn man Erics Geschichte lauscht, die ihn von dem fatalen Unfall mit acht Jahren immer weiter ins Verderben führt und nach und nach auch seine Liebsten mit sich reißt, denen er nicht verzeihen kann und die ihn vermeintlich zu immer drastischeren Rachefeldzügen zwingen.

Zwar merkt man der Story von Das Cape zuweilen an, dass sie lediglich auf einer Kurzgeschichte fußt, doch dafür konnte sich Zeichner Zach Howard auch in aller Ausführlichkeit den einzelnen Stationen von Erics Niedergang widmen und auch wenn ich bisher die Vorlage nicht kenne, wage ich zu behaupten, dass der Autor Jason Ciaramella zusammen mit Howard eine der wohl lohnenswertesten Adaptionen der letzten Jahre abgeliefert hat, nicht zuletzt deshalb, weil sie allein von der grafischen Aufmachung einiges hermacht und dem Medium in allen Belangen Rechnung trägt.

Dabei geht es freilich nicht gerade kuschelig zu und Das Cape präsentiert sich zuweilen doch extrem blutig und manchmal ein wenig freizügig, doch sollte das die Klientel, die dieser Band vornehmlich anspricht sicherlich nicht abstoßen, sondern vielmehr noch eher dazu verleiten, einen Blick auf die zwar abgedrehte, aber eben auch tieftraurige und tragische Geschichte des vermeintlichen Superhelden zu werfen.

Ganz besonders hierbei hat mir gefallen, dass der Protagonist durch und durch ein Antiheld ist und in anderen Geschichten als konturloser Superschurke eingesetzt worden wäre, hier aber deutlich mehr Profil bekommt. Zudem werden Erics Ansichten und Intentionen in einer Weise deutlich gemacht und das, obwohl sein Verhalten doch in seiner Gänze als irrational, psychotisch und regelrecht bösartig eingestuft werden kann. Trotz all dieser Verfehlungen trauert man dennoch um den verkappten Helden, der auf ein mehr als freudloses Leben zurückblickt, das in letztlich in den Wahnsinn treiben wird.

Fazit & Wertung:

Das Cape ist eine eindrückliche und tieftragische Graphic Novel mit opulenter und drastischer Optik, gepaart mit der Geschichte eines Lebens voller Enttäuschungen und Fatalismus, das durch Intervention des magischen Cape einen der menschlichsten und gleichsam skrupellosesten Superschurken aller Zeiten in Szene setzt, der einen ungemein drastischen Rachefeldzug einläutet.

9 von 10 in luftigen Höhen ausgeführte Racheakte

Joe Hill: Das Cape

  • In luftigen Höhen ausgeführte Racheakte - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Das Cape ist eine eindrückliche und tieftragische Graphic Novel mit opulenter und drastischer Optik, gepaart mit der Geschichte eines Lebens voller Enttäuschungen und Fatalismus, das durch Intervention des magischen Cape einen der menschlichsten und gleichsam skrupellosesten Superschurken aller Zeiten in Szene setzt, der einen ungemein drastischen Rachefeldzug einläutet.

9.0/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmherum: 4/5 Punkte

Joe Hill: Das Cape ist am 19.02.13 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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Kommentare (2)

  1. Dominik Höcht 9. März 2013
  2. Philiam 9. Juli 2020

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