Review: Before Watchmen: Rorschach (Graphic Novel)

Da mir nach einem aktiven und umtriebig verbrachten Tag die Kraft für ausgedehnte Abendunterhaltung fehlt, habe ich mir überlegt, direkt die Kritik des zweiten Teils der Before Watchmen nachzuschieben.

Before Watchmen:
Rorschach

Before Watchmen: Rorschach, USA 2012, 104 Seiten

Before Watchmen: Rorschach | © Panini
© Panini

Autor:
Brian Azzarello
Zeichner:
Lee Bermejo

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-862-01480-4

Genre:
Action | Drama | Science-Fiction

 

Inhalt:

Juli 1977. Von Korruption, Drogenmissbrauch und Zuhälterei angewidert durchstreift der einsame Vigilant Rorschach die Straßen New Yorks im erbarmungslosen Kampf gegen das Verbrechen. Nicht nur geht ein Serienkiller namens der Barde um und stellt die ermittelnde Polizei vor ein Rätsel, trifft Rorschach alsbald auch auf den durchtriebenen und skrupellosen Gangsterboss Bird, der dem düsteren Helden nicht annähernd den Respekt entgegenzubringen weiß, wie er es verdient hätte. Von Birds Truppen aufgerieben, sinnt Rorschach alsbald auf Rache und macht sich zunutze, dass Birds Schergen nur Rorschach, nicht aber den unscheinbaren Walter Kovacs kennen.

Rezension:

Die Miniserie Before Watchmen: Rorschach hat leider gegenüber Before Watchmen: Minutemen deutlich das Nachsehen, was unter anderem daran liegt, dass Autor Brian Azzarello sich dazu entschlossen hat, nicht etwa die Vor- oder Entstehungsgeschichte von Rorschach zu erzählen, sondern lediglich einen seiner vielen Feldzüge gegen die organisierte Kriminalität auf das Papier zu bannen, vor allem aber auch daran, dass diese Geschichte nur leidlich innovativ ist und mehr mit im Grunde bekannten Versatzstücken arbeitet. So haben wir unter Folter erzwungene Geständnisse, einen durch und durch von sich überzeugten und grenzwertig überheblichen Bösewicht, eine Polizei, die sich selbst nicht zu helfen weiß, ein einseitig negatives Bild der Stadt New York und vieles weitere mehr, was nur allzu ausgelutscht scheint.

Lichtblick in der Erzählung sind zumindest Walter Kovacs‘ kurze Stelldicheins in einem Café, wo sich gar eine Art Romanze anzukündigen scheint, die natürlich ob seiner sozialen Unzulänglichkeit im Keim erstickt zu werden droht sowie der Gastauftritt eines Taxifahrers, der nicht nur entfernt an einen Typen aus einem Scorsese-Film der damaligen Zeit erinnert. Vor allem aber sind es die einmal mehr bahnbrechenden Zeichnungen von Lee Bermejo, den ich an dieser Stelle schon für seinen Erstling Batman: Noël hochgelobt habe und der nun auch Before Watchmen: Rorschach zu einem visuell beeindruckenden Bilderrausch macht.

Während die Geschichte dramaturgisch manchmal arg vor sich hindümpelt, ist es die Atmosphäre, die mich von der ersten Seite in ihren Bann gezogen hat und mich – zusammen mit Rorschachs Tagebucheinträgen – mühelos bei Stange halten konnte, wenn auch zum Ende hin das flaue Gefühl blieb, dass man aus dieser Chance, dem Charakter Rorschach oder auch Kovacs mehr Profil zu verleihen, deutlich mehr hätte machen können. Viel spannender wäre für mich der Gedanke einer Reihe von Geschichten um den düsteren Antihelden, die gerne allesamt aus der fähigen Hand Bermejos stammen dürften, denn während Azzarello mit der von ihm erdachten Story hinter den Erwartungen zurückbleibt, ist deren Umsetzung mehr als nur grandios gelungen.

So bleibt ein mehr als ambivalentes Lesevergnügen, denn zumindest mir sind bei einer Graphic Novel die Zeichnungen nicht gerade egal, aber die Geschichte sollte gleichsam zu überzeugen wissen und daran scheitert Before Watchmen: Rorschach zwar nicht kläglich, aber doch merklich. Immerhin bestätigt mich der Band in der Annahme, dass man von Lee Bermejo in den nächsten Jahren noch einiges erwarten können wird und da macht sich ein Eintrag zu den Watchmen in der Vita nicht gerade schlecht. Was bleibt ist ein solides Abenteuer ohne tiefergehende Aussagekraft oder großartige Überraschungen, das aber zumindest sehr gekonnt das Wesen des einsamen Rächers und der damaligen Zeit einfängt, wenngleich man über manches Klischee hinwegsehen können muss.

Fazit & Wertung:

Before Watchmen: Rorschach ist, da es sich lediglich um einen von Walter Kovacs‘ Feldzügen und nicht etwa seine Vorgeschichte handelt, im Kontext des Watchmen-Kosmos nahezu belanglos, macht aber ob seiner opulenten Grafik als düstere Vigilanten-Story dennoch eine Menge Spaß.

7 von 10 zynischen Tagebucheinträgen

Before Watchmen: Rorschach

  • Zynische Tagebucheinträge - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Before Watchmen: Rorschach ist, da es sich lediglich um einen von Walter Kovacs‘ Feldzügen und nicht etwa seine Vorgeschichte handelt, im Kontext des Watchmen-Kosmos nahezu belanglos, macht aber ob seiner opulenten Grafik als düstere Vigilanten-Story dennoch eine Menge Spaß.

7.0/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmherum: 4/5 Punkte

Für Interessierte finden sich übrigens auch diesmal wieder auf MyComics.de die ersten 24 Seiten von Before Watchmen: Rorschach.

– – –

Before Watchmen: Rorschach erscheint am 17.06.13 im Panini Verlag. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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Eine Reaktion

  1. Dominik Höcht 19. Juni 2013

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