Review: Stitched 1 (Graphic Novel)

Das Wetter ist immer noch gleichbleibend traumhaft und daher hat es bei mir wieder nicht dazu gelangt, mich einer vergleichsweise aufwendigen Serien-Kritik zu widmen, also gibt es heute wieder eine Graphic Novel präsentiert, weil hier sowieso noch Nachholbedarf besteht, wenn ich bedenke, was ich hier noch so rumliegen habe. Passend zum Wetter diesmal also etwas in den Weiten der afghanischen Wüste und – klar – mit wandelnden Leichen.

Stitched 1:
Die Lebenden Toten

Stitched #1-7, USA 2011/2012, 180 Seiten

Stitched 1 | © Panini
© Panini

Autor:
Garth Ennis
Zeichner:
Mike Wolfer

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
keine ISBN

Genre:
Action | Horror

 

Inhalt:

Über dem Hochland von Afghanistan gerät der Blackhawk Idaho Six ins Trudeln und stürzt ab. Drei amerikanische Soldaten überleben das Unglück, doch das Bein des Kommandanten Pruitt ist verletzt und die Gruppe befindet sich mitten im Nirgendwo. Dennoch machen sie sich auf den Weg, um Rettung zu finden. Unterwegs gelangen sie an den Schauplatz eines grausigen Massakers und schnell wird auch dessen Ursache offenbart, als in Lumpen gekleidete, wandelnde Leichen mit zugenähten Augen und Mündern auf sie zutaumeln. Nur dem beherzten Eingreifen einer Gruppe englischer Soldaten ist es zu verdanken, dass die drei überleben.

Die Engländer haben bereits Bekanntschaft mit den Stitches – den Vernähten – gemacht und herausgefunden, dass das Geräusch einer schwingenden Dose, von schwarz vermummten Kultisten in Bewegung gesetzt, die Toten erst lebendig macht. Die Soldaten beschließen, sich zusammenzutun und gemeinsam dem Albtraum zu entkommen, doch dann bietet sich ihnen die Möglichkeit, das Lager von Emad Homayoun auszuräuchern, einem Sklavenhändler, der mit den Stitches und ihren Erschaffern gemeinsame Sache zu machen scheint.

Rezension:

Garth Ennis sollte wohl jedem halbwegs ambitionierten Comicleser ein Begriff sein und auch wenn ich mich an dieser Stelle konkret erst seinem jüngsten Projekt Crossed gewidmet habe, fand ich doch seine Schöpfungen schon des Öfteren faszinierend und spannend, so dass es in diesem Kontext für mich außerfrage stand, auch einen Blick auf Stitched zu werfen, zumal besagte Crossed-Reihe oder auch Ferals mein Interesse für das Horror-Genre gehörig angefacht haben. Nun sind es also vernähte Untote vor dem Setting des Afghanistan-Krieges, erschaffen von vermummten Kult-Priestern, die mit dunklen Mächten im Bunde stehen.

Die Story selbst hat mich dann aber leider nicht so gefangen nehmen können. Die Ambivalenz zwischen abgeklärten und beinharten Militärs und den mystischen Priestern wäre im Grunde sehr interessant, doch erscheinen mir die Soldaten angesichts des übernatürlichen Grauens oftmals viel zu abgeklärt und fügen sich recht schnell in ihr Schicksal, sich einem unaussprechlichen Schrecken entgegenzustellen. Auch erfährt man im Grunde nicht so viel über die Herkunft der Stitches, wenngleich in gewohnter Ausführlichkeit gezeigt wird, wie diese erschaffen werden. Das Splatter-Herz wird sicherlich auch das eine oder andere Mal frohlocken dürfen, wenn Personen auf blutigste und grausigste Weise entzweit werden, doch reicht mir das leider nicht für ein überzeugendes Leseerlebnis.

Angesichts dessen gestaltet sich dann auch der geschichtliche Ablauf recht stringent und überraschungsarm, wenn die Idee von Stitched, dass sich die Lebenden Toten nur bewegen können, wenn jemand die ominösen Blechdosen zum Schwingen bringt, für die manch spannende Situation sorgt. Dafür wirkt die Wüste, durch die sich die verheerten Soldaten zu kämpfen haben ansonsten sehr eintönig und auch an den Figuren sind allerlei Stereotypen verloren gegangen. Die Zeichnungen von Mike Wolfer indes sind sehr solide und unterstützen das Setting, hätten für meinen Geschmack allerdings mehr Details beinhalten können. Das bezieht sich jetzt aber explizit nicht auf den Splatter-Anteil (wo er sich gesteigerte Mühe gibt), sondern auf Figuren und Umgebung, die in Kombination mit den Farben der Digikore Studios oft zu gelackt und steril wirken, um eine glaubhafte Atmosphäre einer sandigen, dreckigen und lebensfeindlichen Umgebung zu vermitteln.

Lebende Tote sind immer einen Blick wert und auch Stitched bildet da keine Ausnahme, zumal die Abkehr von der üblichen Großstadt-Zombieepidemie zunächst erfrischend wirkt, ebenso wie die Machart der durchaus gruseligen Wesenheiten, doch dramaturgisch bleibt zumindest in diesem ersten Band viel auf der Strecke und die Hintergründe der schwarzen Magie werden nur rudimentär umrissen, so dass der Band zwar solide Unterhaltung bietet, wenige Stunden danach aber auch beinahe vergessen ist. Für einen zweiten Blick wird es reichen, denn manche Geschichte hat schon mit Startschwierigkeiten zu kämpfen gehabt, aber da muss beim nächsten Mal deutlich mehr kommen als ein paar knallharte Militärhunde, die sich todesmutig den Stitches entgegenwerfen und kaum hinterfragen, wie so etwas überhaupt möglich sein kann.

Fazit & Wertung:

Stitched kommt mit einer durchaus spannenden Prämisse daher, weiß die aber nicht recht in eine wirklich packende Geschichte zu verwandeln. Zudem wirken die Weiten Afghanistans und die dortigen Schrecken zuweilen arg steril und glattgebügelt, als dass sich wirklicher Schrecken entfalten könnte. Das geht sicherlich besser!

5 von 10 lautlos mordenden Stitches

Stitched 1

  • Lautlos mordende Stitches - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Stitched kommt mit einer durchaus spannenden Prämisse daher, weiß die aber nicht recht in eine wirklich packende Geschichte zu verwandeln. Zudem wirken die Weiten Afghanistans und die dortigen Schrecken zuweilen arg steril und glattgebügelt, als dass sich wirklicher Schrecken entfalten könnte. Das geht sicherlich besser!

5.0/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Tofu Nerdpunk: 7/10 Punkte

Stitched 1 ist am 18.06.13 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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Kommentare (2)

  1. Dominik Höcht 19. Juli 2013

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