Review: Homeland | Staffel 1 (Serie)

Nach zwei Tagen Ruhe an dieser Stelle, die auch prompt – hoffentlich auch wetterbedingt – zu einem mittelschweren Besuchereinbruch geführt haben, kommt hier nun meine neueste Kritik und bedient endlich einmal wieder das Serien-Segment, dem ich mich zugegebenermaßen im Moment nur sehr stiefmütterlich widme. Immerhin tut das der Qualität des Artikels keinen Abbruch wie ich finde. Davon könnt ihr euch ja aber nun selbst überzeugen.

Homeland
Staffel 1

Homeland, USA 2011-, ca. 55 Min. je Folge

Homeland | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Serienschöpfer:
Gideon Raff
Alex Gansa
Howard Gordon
Showrunner:
Alex Gansa

Main-Cast:
Claire Danes (Carrie Mathison)
Damian Lewis (Nicholas Brody)
Morena Baccarin (Jessica Brody)
Mandy Patinkin (Saul Berenson)
David Harewood (David Estes)
Diego Klattenhoff (Mike Faber)
Jackson Pace (Chris Brody)
Morgan Saylor (Dana Brody)
in weiteren Rollen:
Jamey Sheridan (Vice President William Walden)
Navid Negahban (Abu Nazir)
David Marciano (Virgil)

Genre:
Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Die CIA-Agentin Carrie Mathison erhält im Irak Informationen, dass anscheinend ein in Gefangenschaft befindlicher US-Marine von Terroristen umgedreht worden ist und nur kurze Zeit später rettet ein Kommando der Delta Force den seit acht Jahren vermissten Sergeant Nicholas Brody. Mathison sieht sofort die Verbindung zu den ihr zugespielten Informationen, doch ihr Vorgesetzter David Estes will ihr nicht glauben, während ihr enger Vertrauter und langjähriger Kollege Saul Berenson zu ihr hält und es ihr sogar ermöglicht, illegal Kameras in Brodys Haus anzubringen. Brodys Frau Jessica, die nach Jahren des Wartens eine Affäre mit dessen bestem Freund begonnen hat ist mehr als schockiert über die Nachricht, ihr Mann sei am Leben, während der Rest der Nation der Rückkehr eines gefeierten Helden entgegenfiebert. Die seit Jugendtagen an einer bipolaren Störung leidende Mathison stürzt sich voller Eifer auf ihr Zielobjekt und ihre Überzeugung, bei Brody handele es sich um einen Schläfer, wächst mit jedem vermeintlichen Zeichen.

Szenenbild aus Homeland | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Ebenfalls bestärkt fühlt sich Carrie durch das überraschende Wiederauftauchen des berüchtigten Terroristenführers Abu Nazir nach langer Zeit, doch Brodys wiederkehrende Panikattacken und Ausbrüche sprechen eine andere Sprache. Dennoch beweist der labile Sergeant ein enormes Gespür dafür, mit den Medien zu spielen und Mathison klammert sich an jede verräterische Geste, jeden unerklärlichen Gesichtsausdruck. Dann jedoch sieht sie sich, auch auf Drängen Sauls, dem die konkreten Beweise fehlen, gezwungen, ihre verdeckte Überwachung abzubrechen, woraufhin sie in ihrem Wahn Brody persönlich folgt und sie sich bei einem Veteranentreffen begegnen. Doch selbst dann wird weder klar, ob es sich bei ihm um den vermeintlichen Schläfer handelt, noch, welche Pläne Abu Nazir verfolgt, in dessen Biografie eine rätselhafte Lücke klafft, die das Geheimnis seiner Bemühungen preisgeben könnte.

Rezension:

Wirft man einen allerersten zaghaften Blick auf Homeland könnte man theoretisch eine klassische amerikanische Serie nach Schema F erwarten, wie sie allerorten aus dem Boden sprießen, mit einem Case-of-the-Week und ab und an eingestreutem Hurra-Patriotismus, gerade wenn es um das Thema Terrorismus-Bekämpfung geht. Stattdessen hat Showtime mit dieser Serie, die lose auf der israelischen Serie Hatufim – In der Hand des Feindes basiert, mal eben die neben Dexter beste Serie in der Sendergeschichte abgeliefert und bietet eine dramatische, hochspannende Handlung nebst tiefgründigen Figuren und das fernab genretypischer Plattitüden und beliebter Versatzstücke.

Szenenbild aus Homeland | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Die Gratwanderung, nicht in letzter Instanz offen zu legen, ob Sergeant Brody nun wirklich während seiner Gefangenschaft korrumpiert worden ist gelingt den Drehbuchschreibern dabei auf allerbeste Art und Weise, denn je nach Folge und Szene ist man immer wieder versucht, sich ein Urteil zu bilden, welches alsbald wieder von Brodys Handeln konterkariert wird, so dass man stets, wenn man meint, alle losen Fäden verknüpft zu haben, eines Besseren belehrt wird. Weiterhin verzichtet man weitestgehend auf klischeebehaftete Darstellungen und wenn man doch darauf zurückgreift, wie etwa die beinahe obligatorische Affäre, die die allein daheim zurückgebliebene trauernde Witwe mit dem besten Freund des verschollenen Mannes beginnt, dann wird das Ganze auf eine Art und Weise präsentiert, dass man sich kaum daran stören mag, so etwas schon einmal gesehen zu haben.

Das liegt natürlich zuvorderst an dem extrem stimmigen Cast, den man hier zu versammeln wusste und allen voran Claire Danes, von der ich längere Zeit kein Lebenszeichen vernommen habe, die hier aber ein mehr als fulminantes Comeback feiert, denn die verbissene, akribische, manische CIA-Agentin Mathison wird von ihr nicht nur kongenial verkörpert, sondern eröffnet ihr auch einen Haufen Möglichkeiten und lässt sie insbesondere zum Staffelfinale hin zu Höchstform auflaufen, so dass die Golden Globes und Emmys für ihre Rolle nicht nur nachvollziehbar, sondern mehr als verdient sind. Damian Lewis steht dem – wenn auch nur jeweils einmal mit Golden Globe und Emmy bedacht – steht dem freilich in nichts nach und zusammen bilden die beiden die mehr als unterschiedlichen Fixpunkte in einem Ensemble, das bis in die kleinste Rolle zu überzeugen weiß. Ein Wiedersehen mit Morena Baccarin ist da nur das Tüpfelchen auf dem i.

Szenenbild aus Homeland | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Vergleiche mit anderen Krimi- oder Thriller-Serien fallen daher natürlich schwer und man sollte nicht den Fehler begehen, mit der falschen Erwartungshaltung an Homeland heranzugehen, denn die Story hier zieht ihre Spannungsmomente mehr aus dem diffizilen Figurengeflecht und den wechselnden Konstellationen und Bündnissen, einem präzise gezeichneten Gesellschaftsbild, das sehr schön aktuelle Fragestellungen nach Sicherheit, der Notwendigkeit von Überwachung, fehlgeleitetem Eifer und Fanatismus thematisiert und – obwohl schon 2011 gestartet, damit auch jetzt hochbrisant und aktuell ist. Die Central Intelligence Agency wird dabei gekonnt demontiert und von dem Bild der distinguierten und reservierten Ermittler und Agenten darf man sich recht schnell verabschieden, wenn man einen Blick hinter die Fassade von Mathison und ihrem Mentor Saul Berenson (ebenfalls großartig: Mandy Patinkin) werfen darf, deren private Probleme sie freilich auch beruflich beeinflussen.

Natürlich gab es auch Stimmen, die der Serie vorwerfen, islamophobe Klischees zu bedienen, doch kann ich mich diesem Urteil beileibe nicht anschließen, denn obwohl natürlich vieles vereinfacht und schematisiert dargestellt wird und in Homeland die amerikanische Sichtweise der Natur der Sache nach im Vordergrund steht, hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, hier würde Hass oder Angst geschürt werden, denn ganz ehrlich sind die nach und nach offenbar werdenden Taten von amerikanischer Seite mindestens genauso schrecklich und schockierend. Zudem muss natürlich berücksichtigt werden, dass hier überwiegend Terroristen gezeigt werden, die zweifelsohne nicht der Gesamtheit des Volkes entsprechen, aber das mag jeder deuten wie er möchte. Nichtsdestotrotz lässt sich festhalten, das hier einmal mehr Licht und Schatten nah beieinander liegen und jede vermeintlich gute Figur hat ebenso ihre Schattenseiten, ignoriert Regeln oder biegt sich das Gesetz zurecht, handelt moralischen Grundsätzen zuwider oder ergibt sich dem schlichten Opportunismus.

Szenenbild aus Homeland | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Dieser Umstand ist es aber dann eben auch, der diese Serie so spannungsgeladen macht und die Charaktere so ambivalent und lebensnah erscheinen lässt, denn viele der Taten sind erschreckend nachvollziehbar, so sehr man sie von einem objektiven Standpunkt aus betrachtet auch verurteilen müsste. Von der ersten bis zur letzten Minute der sich über zwölf Folgen erstreckenden ersten Staffel präsentiert sich Homeland daher als hochkarätige, packende, erfreulich intelligente und tiefgängige Serienunterhaltung, die man erlebt haben sollte, selbst, wenn einen die Thematik womöglich grundsätzlich nicht sonderlich reizt.

Fazit & Wertung:

Homeland ist ein Paradebeispiel für intelligente und spannende Premiumserien, das sich vor hochpreisigen Filmproduktionen nicht zu verstecken braucht und mit ausgefeilter Dramaturgie und mehr als hochkarätigen Schauspielern zu punkten weiß.

9,5 von 10 falschen Spuren

Homeland | Staffel 1

  • Falsche Spuren - 9.5/10
    9.5/10

Fazit & Wertung:

Homeland ist ein Paradebeispiel für intelligente und spannende Premiumserien, das sich vor hochpreisigen Filmproduktionen nicht zu verstecken braucht und mit ausgefeilter Dramaturgie und mehr als hochkarätigen Schauspielern zu punkten weiß.

9.5/10
Leser-Wertung 10/10 (2 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Tonight is gonna be a large one.: 9/10 Punkte

Episodenübersicht: Staffel 1

01. Der Verdacht (9/10)
02. Die Garage (9/10)
03. Die Halskette (8,5/10)
04. Allein im Regen (9/10)
05. Die Klinge (9/10)
06. Lügen (9,5/10)
07. Die Hütte am See (10/10)
08. Kameraden (10/10)
09. ISSA (10/10)
10. Der Kandidat (9/10)
11. Die Weste (9,5/10)
12. Marine One (10/10)

 
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Homeland | Staffel 1 ist am 28.06.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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Kommentare (3)

  1. mwj 29. September 2013
  2. bullion 30. September 2013
  3. DaliaJ334 8. Oktober 2013

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