Review: Before Watchmen: Ozymandias (Graphic Novel)

So, bevor es morgen früh für mich auf die lange Reise nach Frankfurt geht, um dort den gesamten Tag auf der Buchmesse zu verbringen, kommt hier noch der Artikel des heutigen Abends. Morgen wird es keine Rezension geben, dafür aber hoffentlich viele spannende Eindrücke, Momentaufnahmen und Schnappschüsse bei Instagram und Twitter. Euch allen ein schönes Wochenende und vielleicht sieht man sich ja in Frankfurt ;-)

Before Watchmen:
Ozymandias

Before Watchmen: Ozymandias, USA 2012, 156 Seiten

Before Watchmen: Ozymandias | © Panini
© Panini

Autor:
Len Wein
Zeichner:
Jae Lee

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-862-01483-5

Genre:
Action | Drama | Science-Fiction

 

Inhalt:

Am 11. Oktober 1985, im Moment seines vermeintlichen Triumphes, entschließt sich der klügste Mann der Welt, aufzuzeichnen und zu erklären, wie er an diesen Punkt geraten ist. Die Geschichte reicht zurück bis in das Jahr 1938, als seine Eltern aus dem vom Faschismus befallenen Europa nach New York flüchteten, über die Jahre seiner Kindheit, als er seine überlegene Intelligenz noch zu verbergen suchte und nicht zuletzt bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Eltern des Jungen, der Adrian Veidt heißt, starben. Er entsinnt sich seiner Reisen auf den Pfaden Alexanders des Großen, die ihn dazu inspirierten, der mächtigste und reichste Mann der Welt zu werden, der Begegnung mit Miranda St. John und des Momentes, an dem er zu einem maskierten Rächer wurde.

Veidt, der sich als maskierter Held den Namen Ozymandias gibt ist bald in aller Munde und bei dem Versuch, etwas über den Verbleib von Hooded Justice, einen der letzten Minutemen in Erfahrung zu bringen, gerät er das erste Mal mit dem Comedian aneinander. Kurz darauf gibt die Presse die Existenz von Dr. Manhattan der Öffentlichkeit preis und facht Ozymandias‘ Interesse an. Während dieser noch Vorbereitungen trifft, in der Antarktis eine geheime Basis zu errichten, gelingt es ihm, den Präsidenten davon abzubringen, Dr. Manhattan nach Kuba zu entsenden um ein endgültiges Ende des Konflikts herbeizuführen, denn dem klügsten Mann der Welt ist durchaus klar, dass allein die Existenz des Übermenschen den Status Quo gefährdet. Dann allerdings wird Präsident Kennedy ermordet und die Zeiger der Weltuntergangsuhr rücken unerbittlich weiter auf die 12 zu.

Rezension:

Nach mal mehr und mal weniger gelungenen Beiträgen zur Vorgeschichte der Watchmen stellt der nunmehr fünfte Band Before Watchmen: Ozymandias für mich das bis dato unangefochtene Highlight der Reihe dar. Das liegt tatsächlich in vielen Faktoren begründet, die allesamt auf kongeniale Weise zusammengebracht ein rundherum überzeugendes, nein stellenweise episches Ganzes ergeben, dass zwar immer noch nicht essentiell für das Verständnis der ursprünglichen Geschichte notwendig wäre, mit dem Original aber merklich am stärksten verzahnt ist, was sich nicht nur darin äußert, dass die Geschichte einsetzt kurz vor dem Moment, als Ozymandias den erfolgreichen Abschluss seines Planes in greifbare Nähe gerückt zu sehen meint, sondern auch dergestalt, dass Geschehnisse aus Watchmen explizit aufgegriffen und teils nur geringfügig verändert in Ozymandias‘ Erzählung einfließen. Man könnte dem Band dadurch zwar auch eine gewisse Redundanz vorwerfen, doch lohnt sich der Blickwinkel des klügsten Mannes der Welt allemal und da dürfen nun einmal auch die Querverweise nicht fehlen, denn schließlich wäre es genauso wenig förderlich gewesen, diese Szenen schlichtweg auszusparen.

Ausschnitt aus Before Watchmen: Ozymandias | © Panini
© Panini

Aber auch Bezüge auf die anderen Before Watchmen-Bände finden sich immer wieder, wenn sie doch auch teils ein wenig an den Haaren herbeigezogen wirken, wie etwa Adrians Recherche bezüglich des Verbleibs von Hodded Justice, die ganz offensichtlich nur als Aufhänger für ein actionreiches und über etliche Seiten reichendes Aufeinandertreffen von Ozymandias und dem Comedian dient, welches ob seiner Ausführlichkeit auch die größte und einzige Schwäche des Bandes darstellt. Davon ab gelingt es Autor Len Wein aber über die gesamte Länge der sechsteiligen Reihe hinweg, eine stimmungsvolle, glaubhafte und authentische Biografie abzuliefern, deren Aufhänger allein schon, Ozymandias‘ narzisstischer Gedanke, der Welt seine Lebensgeschichte hinterlassen zu müssen, merklich die Handschrift der Figur trägt, deren Schilderungen ihr Übriges tun, die Erzählungen lebendig wirken zu lassen.

Vor allem zeigt Wein aber auch gekonnt an mehreren Schlüsselmomenten auf, wie und warum sich Adrian Veidt mehr und mehr von den gewöhnlichen Menschen abwendet und was ihn umtreibt bei seinen Plänen, was ihn geprägt hat und wieso er der Meinung ist, tun zu müssen, wozu nur er imstande zu sein scheint. Selten war mir ein Antagonist in seinen Beweggründen näher und nicht oft präsentiert eine sechsteilige Comic-Reihe wie Before Watchmen: Ozymandias, die in dem vorliegenden Panini-Band versammelt wurde, eine dermaßen vielschichtige, ambivalente und glaubwürdige Figur, wobei das natürlich in großen Teilen der ursprünglichen Geschichte geschuldet ist, die hier weitaus mehr ist als nur ein grober Aufhänger.

Ausschnitt aus Before Watchmen: Ozymandias | © Panini
© Panini

Wirklich brillant wird Before Watchmen: Ozymandias dann aber nicht zuletzt durch Jae Lees kongeniale Zeichnungen, die nicht nur großartig aussehen und oftmals beinahe gemäldeartig wirken, sondern in ihrer Linienführung und Panel-Aufteilung auf merkwürdige Weise den Habitus der Figur unterstreichen, deren Überlegenheit Lee auch bildlich festzuhalten weiß. Außerdem wirken seine Zeichnungen sehr dynamisch und modern, aber gleichzeitig klassisch und imposant. Dank Wein und Lee verbinden sich hier Story und Optik zu einem stimmungsvollen Gesamtpaket, dass durch seine Querverweise merklich in die Mythologie der Watchmen eingebettet ist und aufgrund der erhellenden Erkenntnisse, die es über eine der spannendsten Figuren dieser Erzählung bereit hält, seinen Platz dort auch redlich verdient hat.

Fazit & Wertung:

Before Watchmen: Ozymandias bewegt sich eng an der Vorlage und reichert diese behutsam um Ozymandias’ aus eigener Sicht erzählte Biografie an, die einen neuen Blickwinkel auf die Ereignisse erlaubt und auch optisch mehr als eindrucksvoll daherkommt.

9,5 von 10 Abwägungen des klügsten Menschen der Welt

Before Watchmen: Ozymandias

  • Abwägungen des klügsten Menschen der Welt - 9.5/10
    9.5/10

Fazit & Wertung:

Before Watchmen: Ozymandias bewegt sich eng an der Vorlage und reichert diese behutsam um Ozymandias’ aus eigener Sicht erzählte Biografie an, die einen neuen Blickwinkel auf die Ereignisse erlaubt und auch optisch mehr als eindrucksvoll daherkommt.

9.5/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmherum: 5/5 Punkte
Tofu Nerdpunk: 8,4/10 Punkte

Before Watchmen: Ozymandias ist am 24.09.13 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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