Review: Crossed 5: Wish you were here 1 (Graphic Novel)

Unermüdlich geht es voran und ich komme langsam wieder so richtig in Fahrt, was die Bloggerei betrifft, weshalb ich auch heute so frei bin, euch gleich eine weitere Comic-Review zu offerieren. Ich wünsche euch ganz viel Spaß bei der Lektüre, beim Stöbern, bei was auch immer und natürlich einen großartigen Start in das zumindest in unseren Breitengraden bis dato wärmste Wochenende in diesem Jahr!

Crossed 5
Wish you were here

Crossed: Wish You Were Here TPB 1, USA 2012, 160 Seiten

Crossed 5: Wish You Were Here | © Panini
© Panini

Autor:
Simon Spurrier
Zeichner:
Javier Barreno

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
keine ISBN

Genre:
Endzeit | Horror | Thriller | Drama

 

Inhalt:

Die Zivilisation ist zusammengebrochen. Eine unerklärliche Seuche hat die Menschheit infiziert und führt zum sofortigen und totalen Kontrollverlust. Zu erkennen sind die erbarmungswürdigen wie blutrünstigen Geschöpfe an dem roten Kreuz in ihrem Gesicht, weshalb sie von den wenigen Überlebenden auch die Gefirmten genannt werden. Soweit so bekannt, doch anders als die vielen Gruppen, die heimatlos durch die Lande streifen, immer auf der Hut und stets auf der Flucht, hat sich die Gemeinschaft um den früheren Comic-Autoren Shaky auf dem zu den Orkney-Inseln gehörenden Eiland Cava niedergelassen und hält stoisch an den zivilisatorischen Grundsätzen früherer Tage fest.

So hat jeder Bewohner Cavas eine ihm zugewiesene Aufgabe und gemeinsam versucht man den Schrecken, der auf dem Festland lauert, auszublenden, doch naturgemäß kommt es immer wieder zu Spannungen innerhalb der Gruppe und nicht selten ist man sich uneins über die weitere Vorgehensweise. Diese Reibereien beobachtet und dokumentiert Shaky in seinem Tagebuch, während immer wieder Erinnerungen an seine Flucht aus London hochkommen. Als der Entschluss gefasst wird, eine Außenmission zu planen, stellt dies die fragile Gruppendynamik der Mikrogesellschaft auf eine harte Probe…

Rezension:

Schon bei Crossed 4 hatte ich seinerzeit angekündigt, dass die Reihe nun geringfügig andere Wege beschreiten würde und schon in diesem Band kann ich diese Feststellung wiederholen, denn nachdem man nun mit der Kurzgeschichtenaneinanderreihung unter dem Label Badlands begonnen hat, startet nun mit Wish you were here ein genau entgegengesetzt konzipierter Zyklus, der eine zusammenhängende, mehrteilige Geschichte mit ein und denselben Protagonisten bietet, die – oh Wunder, oh Innovation – am Ende eben nicht allesamt tot sind (sonst wären die folgenden Geschichten ja auch extrem langweilig geworden). So erinnert der fünfte Aufguss nun ein wenig mehr an The Walking Dead, weil plötzlich auch hier soziale Interaktionen und Reibereien in den Vordergrund rücken, wie man es vormals von dieser eher brachialen Reihe nicht gewohnt war.

Nichtsdestotrotz bleibt Crossed 5 seinen Vorgängern treu und es liegen immer noch Welten zwischen dieser Story und der nicht enden wollenden Mär der Überlebenden um Rick Grimes. Das fängt mit der Insel an, auf die sich die Überlebenden hier geflüchtet haben und fernab der Zivilisation ein trostloses Dasein voller Furcht fristen, das sie allesamt langsam aber sicher zu zerstören droht und führt sich fort in der Gestalt des ehemaligen Comic-Autors Shaky, der hier als Erzähler fungiert und seine eigenen Gedanken, Gefühle und Memoiren in die tagtäglichen Abenteuer der Gestrandeten flicht. Vor allem aber macht sich hier Simon Spurrier, der Autor der Geschichte, das Konzept des unzuverlässigen Erzählers ausgiebig zunutze und durch den Umstand, dass Shaky eben ein Tagebuch führt, vergisst er manchmal Dinge zu erwähnen oder lässt bestimmte Personen lange Zeit bewusst in seinen Erzählungen außen vor, sei es aus Desinteresse oder Abscheu. Aber auch gegenüber seinem Tagebuch selbst ist Shaky nicht immer ehrlich und so bleibt es auch für den Leser spannend, speziell dann, wenn er meint, die Gedankengänge und Gefühle des nur näherungsweise sympathischen Protagonisten durchschaut zu haben.

Einzig muss man auch gestehen, dass die eigentliche Geschichte ein ums andere Mal ins Hintertreffen gerät, um für die kleinen zwischenmenschlichen Dramen Platz zu lassen und Rückblenden zu Shakys Erlebnissen kurz nach Ausbruch der Pandemie zu erlauben. So viel konnte ich bei Crossed eigentlich noch nie über die Erzählung schreiben und das allein macht schon deutlich, welchen Stellenwert hier die Figuren und ihr Miteinander einnehmen, so dass logischerweise die Gewaltexzesse und auf puren Ekel und Abscheu ausgelegten Einstellungen deutlich hintenanstehen müssen, was aber keineswegs als Kritik gemeint ist, denn mehr als je zuvor seit Beginn der Reihe ist es hier Simon Spurrier und Zeichner Javier Barreno gelungen, die exakte Waage zwischen diesen beiden Extremen zu halten und so eine zwar immer noch bluttriefende, aber auch geschichtlich absolut überzeugende Geschichte abzuliefern, die – ich erwähnte es bereits – sogar noch fortgeführt werden wird. Das überrascht insofern, dass es sich bei den Teilen von Wish you were here ursprünglich um eine Webserie handelt, wohingegen es wiederum erklärt, warum der übergreifende Plot immer mal wieder zugunsten kleinerer, in sich geschlossener Episoden hintenanstehen muss.

Nachdem ich bei Badlands schon beinahe jegliche Sympathie für das Franchise verloren zu haben meinte, hat Crossed 5: Wish you were here die Kohlen mehr als nur aus dem Feuer geholt und offenbart die von Garth Ennis‘ ersonnene Welt nach dem Ende in einer nie gekannten Komplexität, immer noch verstörend brutal, immer noch erschreckend erbarmungslos, aber auch deutlich mitreißender und emotionaler als je zuvor. So ist der fünfte Band der Reihe auch – knapp vor dem Auftaktband – der bisherige Höhepunkt der Reihe und ich bin gespannt, ob es den Autoren und Zeichnern vergönnt sein wird, an diese neu gewonnenen Qualitäten in weiteren Kurzgeschichten anzuknüpfen oder zumindest, ob es speziell Simon Spurrier und Javier Barreno gelingen wird, auch die weiteren Teile von Wish you were here ähnlich packend darzustellen. Abgerundet wird der Band noch von einer Vorstellung beinahe sämtlicher Figuren auf der Insel aus Sicht des verkappten Schreibers und man braucht keine Scheu haben, diese Kennenlernrunde dem eigentlichen Lesegenuss vorwegzunehmen.

Fazit & Wertung:

Die Crossed-Reihe findet mit dem Band Wish you were here nicht nur zu den Stärken ihrer Anfänge zurück, sondern präsentiert sich auch dramaturgisch diesmal deutlich durchdachter und ausgefeilter, ganz davon abgesehen, dass dies nur den Auftakt eines längeren Plots darstellt. Nicht nur als Fan der ersten Stunde darf man gespannt sein!

8,5 von 10 mit dem Kreuz gezeichneten Infizierten

Crossed 5: Wish you were here

  • Mit dem Kreuz gezeichnete Infizierte - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Die Crossed-Reihe findet mit dem Band Wish you were here nicht nur zu den Stärken ihrer Anfänge zurück, sondern präsentiert sich auch dramaturgisch diesmal deutlich durchdachter und ausgefeilter, ganz davon abgesehen, dass dies nur den Auftakt eines längeren Plots darstellt. Nicht nur als Fan der ersten Stunde darf man gespannt sein!

8.5/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Tofu Nerdpunk: 7/10 Punkte

Crossed 5: Wish you were here ist am 18.02.14 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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