Und schon wieder ist Sonntagabend und ich frage mich, wo die Zeit geblieben ist. Hilft ja aber nichts, meckern wollen wir auch nicht und immerhin ist – bezogen auf das Wochenende – der Titel des heutigen, zur Besprechung anstehenden Filmes wortwörtlich Programm. ;-)
Das ist das Ende
This Is the End, USA 2013, 107 Min.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Evan Goldberg
Seth Rogen
Seth Rogen
Evan Goldberg
James Franco (James Franco)
Jonah Hill (Jonah Hill)
Seth Rogen (Seth Rogen)
Jay Baruchel (Jay Baruchel)
Danny McBride (Danny McBride)
Craig Robinson (Craig Robinson)
Michael Cera (Michael Cera)
Emma Watson (Emma Watson)
Komödie | Fantasy
Trailer:
Inhalt:
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Nachdem sich beide seit längerer Zeit nicht gesehen haben, stattet Jay Baruchel seinem kanadischen Landsmann und Jugendfreund Seth Rogen in L. A. einen Besuch ab, obwohl ihm die Stadt mehr als verhasst ist. Doch was als gemütlicher Nachmittag mit Unmengen Pot und Videospielen beginnt, endet schneller als es Jay lieb sein kann, als Seth ihn überredet, noch bei James Franco vorbeizuschauen, der in seinem neuen mondänen Anwesen eine ausschweifende Einweihungsparty schmeißt. Jay ist schnell genervt von den Allüren Francos und auch der übertrieben freundliche Jonah Hill geht ihm gehörig auf die Nerven, so dass er sich bald abseilt und Seth überredet, mit ihm Zigaretten holen zu gehen. Im Laden nagekommen, tut sich plötzlich die Erde auf und Menschen werden von blauen Lichtsäulen in den Himmel gesaugt. Panik, Chaos und Brände breiten sich aus und Seth und Jay flüchten zurück zu Francos Anwesen.
Dort allerdings hat man von dem Tumult draußen nichts mitbekommen und niemand glaubt Jay seine abstruse Geschichte, während Seth verneint, die blauen Lichtkegel gesehen zu haben und alles auf ein Erdbeben schiebt. Als die Erde jedoch erneut zu beben beginnt, geraten die Gäste in Panik, flüchten und werden größtenteils von einem riesigen Krater, der sich direkt vor Francos Haus auftut, verschluckt. Nur Franco, Rogen, Baruchel, Hill sowie Craig Robinson gelingt die Flucht zurück ins Haus, wo sie sich prompt verbarrikadieren. Am nächsten Morgen stellt sich heraus, dass auch Danny McBride sich in dem Anwesen befindet, obwohl James ihn nicht einmal zu seiner Party eingeladen hat, doch noch bleiben die Stars ruhig, werden sie schließlich als VIPs sicherlich mitunter als erstes gerettet. Und bis dahin gilt es noch ein Übermaß an Drogen- und Alkoholvorräten zu vernichten. Doch es stellt sich die Frage, was wirklich draußen vor sich geht oder ob es sich tatsächlich um die biblische Entrückung handelt, wie Jay zu glauben beginnt. Außerdem ist nur noch ein Milky Way im Haus…
Rezension:
Wer Filme wie Superbad, Ananas Express oder Your Highness gesehen hat, weiß ziemlich genau, auf was er sich bei dem halbimprovisierten Weltuntergangs-Buddy-Spektakel Das ist das Ende einlässt, wohingegen man bei Unkenntnis oder Nichtgefallen der genannten Filme und weiterer Ergüsse seitens Rogen und Konsorten diesen Film getrost ebenso aussparen kann, denn einerseits muss man sich mit dem teils doch sehr kruden, pubertären, albernen und oft überzogenen Humor anfreunden können, andererseits macht der Film schlichtweg weniger als halb so viel Spaß, wenn man nicht idealerweise mit sämtlichen Schauspielern vertraut und auch weitergehend cineastisch bewandert ist, um die zahllosen Anspielungen in ihrer Gänze erfassen, verstehen und würdigen zu können.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Der Clou, dass von James Franco über Seth Rogen und Jay Baruchel, Jonah Hill, Craig Robinson, Danny McBride und Emma Watson sämtlich Schauspieler sich selbst spielen und das in einer – abgesehen von Miss Watson – übersteigerten und klischeehaften Version ihrer Selbst, die dem jeweiligen Image nicht nur Rechnung tragen, sondern es genüsslich aufs Korn nehmen, geht dabei richtig gut auf und degradiert den hereinbrechenden Weltuntergang in weiten Teilen zu einem diffusen Hintergrundrauschen, da sich die eigentliche Geschichte vielmehr auf die oft homoerotisch gefärbte Situation innerhalb von Francos Anwesen konzentriert, so dass Das ist das Ende seine unbestreitbare Stärke auch aus der unverwechselbaren, einmaligen Chemie der Schauspieler untereinander zieht, die merklich Spaß dabei haben, sich nicht nur selbst und gegenseitig in die Pfanne zu hauen, sondern nebenbei auch noch allerlei zotige Schwanz-, Sperma und Tittenfick-Witze unterzubringen.
Zwar trifft speziell diese Tonart des Films so gar nicht meinen Geschmack, aber in Sachen Humor hat dieses anarchische Vergnügen durchaus noch mehr zu bieten und manchmal, ja manchmal wusste sogar diese Zotigkeit zu überzeugen. Einzig die Dämonenpenisse hätte ich persönlich mir jetzt nicht geben müssen, war mir schließlich schon das Gehänge des Minotaurus in Your Highness zu viel des Guten; ob das jetzt aber an einer ausgeprägten Monstrophobie meinerseits liegt, wage ich nicht zu beurteilen. Egal, Dinge die Spaß machen: Zahllose Gastauftritte und Cameos, eine in einem Krater verschwindende Rihanna, ein als grenzenloses Arschloch agierender Michael Cera, Channing Tatum in, naja sagen wir ungewöhnlicher Pose, eine viel zu kurz in Erscheinung tretende Emma Watson, die allerdings in dieser kurzen Zeit eine extrem gute Figur macht, innige Freundschaftsmomente zwischen Seth und Jay, deren Kurzfilm Jay and Seth versus the Apocalypse für den Langfilm Pate stand, der wohl beste Einsatz von Whitney Houstons I will always love you und natürlich die Backstreet Boys, ja, richtig, die Backstreet Boys.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Es läuft also alles darauf hinaus, dass man diese spezielle Gangart mögen oder tolerieren können muss, um an dem Film Freude zu haben, man muss darüber hinwegsehen können, dass im Grunde kein wirklich greifbarer Plot existiert, außer vielleicht, dass nur noch ein Milky Way im Haus ist und auch das Wasser bald zur Neige geht, man muss sich im Klaren darüber sein, keine handelsübliche Komödie erwarten zu dürfen und man darf um Gottes willen nicht prüde oder sensibel sein, wenn Köpfe durch die Gegend gekickt und Diskussionen darüber geführt werden, ob und wer denn nun Emma Watson vergewaltigen würde beziehungsweise gerade nicht. Das scheinen eine Menge Voraussetzungen zu sein, um diesen Film genießen zu können, aber belohnt wird man mit einem unberechenbaren Werk, der zwar nicht immer zum Lachen, aber doch meistens zum Schmunzeln animiert (und wenn es des Fremdschämens wegen ist) und eine Vielzahl großartiger Einzelmomente bietet, einen großartigen, aus Langeweile selbstgedrehten Ananas Express 2, vollkommen überzeichnete Figuren und natürlich ein Finale, das an Absurdität kaum zu überbieten ist. Dafür, dass sich Das ist das Ende vehement jeder ungeschriebenen inszenatorischen oder dramaturgischen Regel verweigert, voller selbstreferenzieller Anspielungen steckt und bei all dem Chaos auch noch die Geschichte einer innigen Männerfreundschaft erzählt und nicht zuletzt natürlich für den großartigen Ausspruch Hermione just stole all of our shit! hat der Film bei mir auf alle Fälle einen Stein im Brett!
Das ist das Ende
-
Gut bestückte Dämonen - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Das ist das Ende ist wild und unangepasst, oft ordinär und zotig, doch in seiner anarchischen Form und dem übertriebenen Hang zur persiflierten Selbstdarstellung der ihr eigenes Klischee verkörpernden Schauspieler bestechend charmant. Weiß man, worauf man sich einlässt, kann man mit diesem abgedrehten Werk eine Menge Freude haben!
Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 7,5/10 Punkte
Tonight is gonna be a large one.: 8/10 Punkte
Das ist das Ende ist am 17.12.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Das ist schon wirklich einer der merkwürdigsten Filme der Kinogeschichte, beständig schwankend zwischen genialen und infantil-dämlichen Momenten. Ich habe ihn zwar letztlich nur leicht überdurchschnittlich bewertet, weil mir der Pipi-Kaka-Humor zu viel Raum einnahm und es im Mittelteil doch etwas Leerlauf gab; aber dank der nicht geringen Anzahl brillanter (Insider-)Gags wird mir “Das ist das Ende” dennoch positiv in Erinnerung bleiben …
Sehr treffend auf den Punkt gebracht und ja, Pipi-Kaka hat viel Raum eingenommen, das konnte ich aber besser verdrängen als die vielen zündenden Gags, daher auch die hohe Wertung ;-)
Schön, freut mich dass auch dir der Film gefallen hat. Ist wahrlich eine etwas seltsame Mischung und den Fäkalhumor hätte ich nicht gebraucht, aber aufgrund der abgefahrenen und selbstreferenziellen Story hat er bei mir doch mächtig punkten können.
Dass dieser ganze Fäkalhumor auch nicht so meine Welt ist, habe ich ja schon bei ‘Your Highness’ oder ‘Superbad’ gemerkt, aber irgendwie sind die Filme mir dann doch so sympathisch, dass sie weit besser wegkommen, als ich es selbst erwartet hätte. Das wird sogar ganz sicher an den vielen Referenzen und Insider-Gags liegen, die die ganze Scheiße – wörtlich gemeint ;-) – wieder aufwiegen.
ps: Nachdem ich deine Wertung gesehen hatte, waren sämtliche Befürchtungen verflogen, dass der Film bei mir nicht punkten könnte :-D