Review: The Raid 2 (Film)

Wieder einmal war ich am Wochenende – diesmal eher krankheitsbedingt – ein wenig faul, aber da ich nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen möchte, bis meine Film-Kritik online geht, kommt sie nun eben ohne weitere Umschweife hier und heute:

The Raid 2

The Raid 2: Berandal, ID/USA 2014, 150 Min.

The Raid 2 | © Koch Media
© Koch Media

Regisseur:
Gareth Evans
Autor:
Gareth Evans

Main-Cast:

Iko Uwais (Rama)
Arifin Putra (Uco)
Oka Antara (Eka)
Tio Pakusodewo (Bangun)
Alex Abbad (Bejo)
Julie Estelle (Alicia ‘Hammer Girl’)
Ryûhei Matsuda (Keichi)
Ken’ichi Endô (Hideaki Goto)
Kazuki Kitamura (Ryuichi)

Genre:
Action | Krimi | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Raid 2 | © Koch Media
© Koch Media

Noch in der Nacht nach dem Angriff auf das Hochaus des Warlords Tama tritt eine Sondereinheit der Polizei an Rama heran, um ihn für einen weiteren Job anzuheuern, denn bei all der Korruption sei auch Ramas Leben und das seiner Familie in Gefahr, hat er schließlich ordentlich Staub aufgewirbelt. Zunächst skeptisch, willigt Rame schließlich ein, als er erfährt, dass sein Bruder von dem Gangsterboss Bejo hingerichtet worden ist. So lässt er sich überreden, sich am Sohn eines Politikers zu vergreifen und dafür in den Knast zu wandern, um sich dort mit Uco, seines Zeichens Sohn von Bangun, dem Oberhaupt eines bedeutenden Kartells, das es zu infiltrieren gilt, anzufreunden, doch statt der erwarteten paar Monate Haft wird Rama zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und ist hinter den Gefängnismauern zunächst auf sich gestellt.

Zwei Jahre später wird Rama vorzeitig entlassen und ist nun Teil von Banguns Organisation, begleitet dessen Sohn bei seinen Aufträgen und macht sich bald einen Namen als zuverlässiger und skrupelloser Kämpfer, doch Uco ist zunehmend unzufrieden mit seiner Stellung in der Organisation seines Vaters, weshalb er bald auch für die Einflüsterungen des Gangsterbosses Bejo empfänglich wird, der das fragile Bündnis zwischen Bangun und der japanischen Yakuza, die gemeinsam über die Stadt herrschen, zu zerschlagen plant. Und mittendrin Rama, der nicht nur jederzeit fürchten muss, aufzufliegen, sondern selbstverständlich auch mit Bejo noch eine offene Rechnung hat.

Rezension:

Habe ich bei The Raid noch festhalten können, dass der Film über keine nennenswerte Geschichte verfüge, ihm dieser Umstand aber nicht unbedingt zum Nachteil gereicht, hat es Autor und Regisseur Gareth Evans nun bei The Raid 2 prompt übertrieben und macht aus der vormals so überschaubaren wie übersichtlichen Szenerie ein ganzes Gangster-Epos mit verfeindeten Parteien, Bauernopfern, einem aufstrebenden Gangsterboss, dem obligatorischen unzufriedenen Sohn und natürlich dem Cop, der undercover in eine der Organisationen geschleust wird, um diese zu infiltrieren und bei dem es sich – wie könnte es auch anders sein – um den aus dem ersten Teil bekannten Rama, erneut dargestellt von Iko Uwais, handelt. Das große Problem bei dieser Herangehensweise ist aber schlichtweg, dass dieses ganze Story-Beiwerk, bewusst schwülstig aufgeblasen und bedeutungsschwanger in die Länge gezogen, die durchaus zahlreichen und gewohnt mitreißenden Actioneinlagen und Kampfchoreografien doch mehr unterminiert, als es dem Film gutgetan hätte.

Szenenbild aus The Raid 2 | © Koch Media
© Koch Media

Ja, bei einem Action- oder Martial-Arts-Film sollte das Augenmerk nicht unbedingt auf einer möglichst durchdachten Story, vielschichtigen Figuren und einer intelligenten Erzählung liegen und ich wäre auch gerne bereit gewesen, mehr als nur ein Auge bei The Raid 2 zuzudrücken, zumal der Film unbestritten weitaus epischer, größer und spektakulärer als sein Vorgänger wirkt, was schon alleine in den wechselnden Settings begründet liegt, denn anders als im ersten Teil prügelt man sich hier auf Toiletten und Gefängnishöfen, in prachtvoll eingerichteten Nachtclubs, versifften Gangsterabsteigen, verschneiten Hinterhöfen oder auch einfach mal auf engstem Raum im Auto und in dem Punkt braucht sich Evans‘ Film wirklich keine Vorwürfe machen zu lassen, denn was dort aufgefahren wird, ist furios und brachial, beinhart, packend und macht einfach nur Spaß, wird auch nach fünf Minuten Dauergekloppe nicht langweilig, zumal das Gezeigte noch durch innovativen Waffeneinsatz, gezielte Zeitlupen und wechselnde Perspektiven aufgebrochen wird.

Aber – und leider kommt jetzt eben das große Aber – stoßen die Mängel in der Dramaturgie auch bei zwei zugedrückten Augen störend auf, denn nicht damit genug, dass die Story vom aufstrebenden und dabei über Leichen gehenden Jungen, der sich gegen seinen eigenen Vater auflehnt, an Profanität kaum zu überbieten ist, stört es, wenn selbst Auftragsmorde von gefühlten Hundertschaften zu Fuß und im Nahkampf erledigt werden, um mit Ach und Krach den Job zu Ende zu bringen, statt das Ziel einfach mit einem gezielten Kopfschuss auszuschalten, was in The Raid 2 übrigens auch durchaus vorkommt, aber eben nur, wenn es in das Konzept passt. Außerdem dauert es eine geschlagene halbe Stunde, bis der eigentliche Film im Grunde überhaupt losgeht, denn die mit zwei Prügelszenen garnierte Zeit im Knast darf man getrost als Prolog betrachten, wenn in dieser kurzen Zeit auch so viel geredet wird, wie später im ganzen Film nicht mehr. Und dann nimmt sich Evans noch einmal ausgiebig Zeit, das Kartell vorzustellen, in dem sich Rama jetzt bewegt, auch immer wieder unterbrochen von schnittiger Action, im Gesamteindruck aber eben viel zu lang und leider langweilig, weil eben nicht nur die Geschichte sehr vorhersehbar ist und nur allzu bekannt scheint, sondern auch das schauspielerische Talent vieler Protagonisten nicht allzu weit reicht.

Szenenbild aus The Raid 2 | © Koch Media
© Koch Media

Ist man dann nach rund neunzig Minuten der Meinung, nun würde die Hölle losbrechen und alles in einem gut einstündigen Finale gipfeln, strömt durchaus Adrenalin, nur um sich kurz darauf wieder zu verziehen, denn auch hier bremst Evans sich selbst und aus und verschiebt den Krawall zugunsten einiger obligatorischer und wenig überraschender Szenen ein weiteres Mal nach hinten, versucht im letzten Drittel dann auch noch mehrfach, mehr als offensichtliche Dinge als vermeintliche Twists zu verkaufen und stürzt sich dann zumindest doch endlich in einen Kampf, der sich zwar viel zu sehr wie ein Computerspiel mit Zwischen- und Endgegner – übrigens inklusive Finishing Move, immerhin – anfühlt, aber noch einmal ordentlich Geschütze auffährt und mich ein wenig mit dem Film versöhnt, der mir theoretisch doch weit besser gefallen hätte als der erste Teil, wäre da nicht die uninspirierte Gangsterstory gewesen, die den Film auf viel zu lange 150 Minuten aufbläst. Immerhin habe ich aber die Erkenntnis gewonnen, dass man jedes, aber wirklich jedes Mal durch die Küche muss, um zum Boss vorzudringen.

Fazit & Wertung:

In Sachen einfallsreicher Action und brutal-roher Kampfchoreographien braucht sich Gareth Evans‘ The Raid 2 vor wirklich keinem Film verstecken und gehört zum mitunter Besten, was man auf diesem Sektor erwarten darf, doch die vorhersehbare und sich selbst viel zu ernst nehmende Geschichte, die aus dem knackigen Martial Arts-Streifen nun ein Epos machen soll, bremst den Film dermaßen aus, dass man schon Durchhaltevermögen beweisen muss, bis es dann zur nächsten Kampfeinlage kommt.

6,5 von 10 Martial-Arts-Kämpfen

The Raid 2

  • Martial-Arts-Kämpfe - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

In Sachen einfallsreicher Action und brutal-roher Kampfchoreographien braucht sich Gareth Evans‘ The Raid 2 vor wirklich keinem Film verstecken und gehört zum mitunter Besten, was man auf diesem Sektor erwarten darf, doch die vorhersehbare und sich selbst viel zu ernst nehmende Geschichte, die aus dem knackigen Martial Arts-Streifen nun ein Epos machen soll, bremst den Film dermaßen aus, dass man schon Durchhaltevermögen beweisen muss, bis es dann zur nächsten Kampfeinlage kommt.

6.5/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
CineKie: 9/10 Punkte
Filmherum: 4/5 Punkte

The Raid 2 ist am 27.11.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Koch Media erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Kommentare (3)

  1. bullion 9. Dezember 2014
    • Wulf | Medienjournal 10. Dezember 2014
  2. moep0r 12. Dezember 2014

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