Review: Cherry – Wanna Play? (Film)

So, ich hatte ja bereits angekündigt, mich wohl heute wieder zurückzumelden und tue dies pflichtschuldig nun sogar in doppelter Ausführung, denn nachdem letzte Woche ja auch mein Schauspieler-Portrait ausgefallen ist, möchte ich das natürlich diesen Sonntag noch nachholen. Doch wie es der Zufall will, habe ich auch noch direkt einen Film mit der Person, um die es gleich gehen wird, rezensiert und auch wenn dieser nicht gerade toll bei mir angekommen ist, was ja durchaus auch mal vorkommen soll und tut, passt es doch vom Timing her ganz wunderbar und das große Rätselraten, um wen es dann gleich wohl gehen wird, könnte einfacher kaum sein.

Cherry
Wanna Play?

About Cherry, USA 2012, 98 Min.

Cherry - Wanna Play? | © Koch Media
© Koch Media

Regisseur:
Stephen Elliott
Autoren:
Stephen Elliott
Lorelei Lee

Main-Cast:

Ashley Hinshaw (Angelina)
Lili Taylor (Phyllis)
Dev Patel (Andrew)
Diane Farr (Jillian)
Jonny Weston (Bobby)
James Franco (Frances)
Heather Graham (Margaret)

Genre:
Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Cherry - Wanna Play? | © Koch Media
© Koch Media

Die achtzehnjährige Highschool-Schülerin Angelina erträgt es nicht mehr in ihrer kaputten, von Jähzorn und Alkoholismus zerfressenen Familie und nachdem ihr Freund mit seinem Vorschlag, für Nacktfotos zu posieren, ihr einen gangbaren Ausweg aus der Mittellosigkeit gezeigt hat, kehrt sie gemeinsam mit ihrem besten Freund Andrew der Stadt den Rücken und zieht nach San Francisco. Dort angekommen, arbeitet sie zunächst als Kellnerin in einem Nachtclub, doch bald schon zieht es sie wieder ins Porno-Business und sie beginnt, unter dem Pseudonym Cherry Filme zu drehen.

Unterdessen lernt sie den Anwalt Francis kennen, mit dem sie eine Beziehung eingeht, worunter Andrew im Stillen leidet, da er seit Jahren heimlich in Angelina verliebt ist. Doch auch die lesbische Porno-Regisseurin Margaret lässt sich von dem jugendlichen Charme von Cherry bezaubern und gefährdet ihre langjährige Beziehung. Problematisch wird es, als Francis‘ Leben mehr und mehr aus den Fugen gerät und Cherry Rückhalt bei Andrew zu finden sucht, der allerdings auf ihren neuen Lebenswandel kaum gut zu sprechen ist.

Rezension:

Was hätte Cherry (den dämlichen Untertitel Wanna play?, alternativ auch Dunkle Geheimnisse lassen wir mal direkt unter den Tisch fallen) für ein Film werden können!? Eine reflektierte Auseinandersetzung mit der Porno-Branche, der ehrliche Blick einer Insiderin, in diesem Falle Lorelei Lee, die zusammen mit Regisseur Stephen Elliott das Drehbuch verfasste, ein ungeschönter, aber auch nicht einhellig verteufelnder, ehrlicher Einblick in eine noch immer von vielen Vorurteilen stigmatisierte Welt. Hätte wohlgemerkt, denn leider macht die Indie-Produktion, die sich mit James Franco, Heather Graham und Dev Patel einiger bekannter Namen rühmen darf, so ziemlich alles falsch, was man bei einem Film falsch machen kann, skizziert weder glaubhafte Figuren, noch erzählt sie eine konsistente, geschweige denn spannende oder packende Geschichte und lässt den Zuschauer mit dem dumpfen Gefühl zurück, sich zu fragen, was der Film ihm nun eigentlich sagen wollte.

Szenenbild aus Cherry - Wanna Play? | © Koch Media
© Koch Media

Bei einem Film wie Cherry – im Original noch treffender mit About Cherry betitelt – steht und fällt natürlich alles mit der Wahl der Hauptdarstellerin und auch wenn die relativ unbekannte Ashley Hinshaw mir bislang nur in Chronicle begegnet ist und nicht unbedingt einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, macht sie ihre Sache wirklich gut, was aber nicht darüber hinweghilft, dass das Drehbuch schlichtweg sehr hanebüchen und amateurhaft daherkommt, so dass man über die Beweggründe der Figur und ihre wahren Gedanken nur spekulieren kann. Ist es ihr noch sichtlich unangenehm, als ihr Freund ihr vorschlägt, ihr mageres Gehalt mit Nacktaufnahmen aufzupeppen, ziert sie sich schlussendlich nur gefühlte Millisekunden, bevor sie sich bereitwillig lasziv vor dem Fotografen entblättert. Auch im weiteren Verlauf weiß man nie, ob ihr das, was sie tut, Spaß macht, es ihr schlichtweg egal ist, sie den Kick sucht oder einfach nur immer mehr Geld verdienen möchte. Und so stolpert man gemeinsam mit Cherry durch eine kaum abwechslungsreiche Geschichte mit lapidaren, mal mehr, mal weniger klischeebeladenen Situationen und kommt doch nie dahinter, was ihr eigentlicher Antrieb ist.

Co-Drehbuchautorin und Pornodarstellerin Lorelei Lee gab zwar mehrfach zu Protokoll, dass es das Ziel gewesen sei, aufzuzeigen, dass es im Porno-Business nicht annähernd so anrüchig und menschenverachtend zugehe wie weithin angenommen wird, doch schießt Cherry bei diesem Vorhaben weit übers Ziel hinaus, denn alle sind furchtbar nett und freundlich, die Sets sauber, die Regisseure verständnisvoll und zuvorkommend, kurzum, die ganze Welt wirkt, als wäre sie aus Zucker und die ästhetische Beleuchtung und die intimen Kameraaufnahmen tun hierbei ihr Übriges, machen den Film zwar optisch ansprechend, vernichten aber auch jegliches Gefühl von Realitätsnähe. Da erscheint die Welt außerhalb doch weit bedrohlicher und roher, denn natürlich ist Cherrys Vater gewalttätig und cholerisch, ebenso wie ihre Mutter Alkoholikerin ist und um sämtliche Klischees zu erfüllen, ist ihr bester Freund heimlich in sie verliebt und kommt nicht damit klar, zu wissen, womit sie ihr Geld verdient.

Szenenbild aus Cherry - Wanna Play? | © Koch Media
© Koch Media

Nicht weniger plakativ kommt im Übrigen James Francos Rolle daher, dessen Entwicklung viel zu sprunghaft und wenig glaubwürdig gestaltet wird, ganz so, wie es sich mit dem Rest von Cherry verhält. So findet Cherry sich urplötzlich im Auto ihres besten Freundes Andrew wieder und erst später wird man gewahr, dass sie aus Gründen die Stadt verlassen hat und nach San Francisco gezogen ist, wo ihre eigentliche Karriere an Fahrt aufnimmt. Weitere Ungereimtheiten und szenische Sprünge sammeln sich an, während nebenbei auch noch die sie umgebenden Akteure charakterisiert werden sollen und den Fokus der Erzählung, die schlussendlich genauso sang- und klanglos zu Ende geht, wie sie begonnen hat, noch weiter verwässern, bis ein halbgares, plötzlich kommendes und ebenso wenig nachvollziehbares Ende die Chose beschließt, die weniger an den durchaus fähigen Darstellern, denn vielmehr an ihren kaum durchdachten Rollen und dem nichtssagenden Skript zu Grunde geht.

Fazit & Wertung:

Hochkarätig besetzt und sich einem durchaus interessanten Thema aus einem ungewohnten Blickwinkel widmend, hätte Cherry ein lohnenswerter Film werden können, versandet aber gänzlich in einer unaufgeregten, sprunghaften und wenig nachvollziehbaren Geschichte ohne Ziel und ohne Sinn, dass auch die durchaus überwiegend guten darstellerischen Leistungen über die eklatanten Schwächen nicht mehr hinwegtäuschen können.

3,5 von 10 Masturbations-Szenen

Cherry - Wanna Play?

  • Masturbations-Szenen - 3.5/10
    3.5/10

Fazit & Wertung:

Hochkarätig besetzt und sich einem durchaus interessanten Thema aus einem ungewohnten Blickwinkel widmend, hätte Cherry ein lohnenswerter Film werden können, versandet aber gänzlich in einer unaufgeregten, sprunghaften und wenig nachvollziehbaren Geschichte ohne Ziel und ohne Sinn, dass auch die durchaus überwiegend guten darstellerischen Leistungen über die eklatanten Schwächen nicht mehr hinwegtäuschen können.

3.5/10
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Cherry – Wanna Play? ist am 10.05.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Koch Media erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Kommentare (2)

  1. bullion 19. Januar 2015

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