Review: Das Spiel der Götter 6: Der Krieg der Schwestern | Steven Erikson (Buch)

Und da wären wir wieder, es ist Dienstag und ich beginne damit, all das, was ich schon vergangene Woche hätte posten wollen rauszuhauen und standesgemäß machen ein Buch und ein Comic den Anfang. Hier – ihr ahnt es fast – zunächst die Buch-Kritik:

Das Spiel der Götter 6
Der Krieg der Schwestern

House of Chains. A Tale of the Malazan Book of the Fallen 4, Part 1, USA 2002, 608 Seiten

Das Spiel der Götter 6: Der Krieg der Schwestern von Steven Erikson | © Blanvalet
© Blanvalet

Autor:
Steven Erikson
Übersetzer:
Tim Straetmann

Verlag (D):
Blanvalet
ISBN:
978-3-442-26410-0

Genre:
Fantasy | Drama | Abenteuer

 

Inhalt:

Grau, aufgedunsen und narbenübersät lagen die Leichen entlang des salzverkrusteten Ufers, so weit das Auge reichte. Das verwesende Fleisch – wie Treibholz vom ansteigenden Wasser aufgetürmt, das an den Rändern wogte, sich hob und senkte – wimmelte von schwarz gepanzerten, zehnbeinigen Krabben. Die münzgroßen Kreaturen hatten gerade erst begonnen, sich über das mehr als reichhaltige Festmahl herzumachen, welches das Zerbrechen des Gewirrs vor ihnen ausgebreitet hatte.

Vor Jahren machten sich Karsa Orlong, Bairoth Gild und Delum Thord, drei junge Krieger des Uryd-Stammes der Teblor, auf,das Laederon-Plateau auf Genabackis zu verlassen und werden bald schon, nach einer ebenfalls Jahre währenden Odyssee, Teil der Geschehnisse rund um die wiedergeborene Sha’ik, einst Felisin aus dem Hause Paran, und ihrer Armee der Apokalypse werden, doch während die Macht der Göttin des Wirbelwinds in der Raraku erwacht, steuert auch die neue Mandata der Imperatrix Laseen in Richtung des Reiches der sieben Städte, wobei es sich bei dieser Mandata um niemand geringeres handelt als Tavore, Schwester von Felisin und somit ebenfalls aus dem Hause Paran.

Ausgehend von der verheerten Stadt Aren, wo die Kette der Hunde um den Aufgestiegenen Coltaine ihr schmähliches und bedauerliches Ende gefunden hat, beginnt die Vierzehnte Armee des malazanischen Imperiums in Richtung des Wirbelsturms zu marschieren, derweil sich in gänzlich anderen Sphären längst totgeglaubte Wesen begegnen und auch Crokus, der sich mittlerweile Schlitzer rennt, die Bekanntschaft einer höchst merkwürdigen Gestalt macht und Fiedler, nun ebenfalls als Saiten unter neuem Namen bekannt, sich unter die Truppen der Malazaner mischt, während allüberall noch immer die Gerüchte und geflüsterten Warnungen die Runde machen, die das im Entstehen und Aufstieg begriffene Haus der Ketten betreffen, mit dem auch das Schicksal des von weither gereisten Teblor namens Karsa verbunden zu sein scheint…

Rezension:

Seit Oktober 2014 in der Neuauflage verfügbar, handelt es sich bei Der Krieg der Schwestern um den nunmehr sechsten Band der Reihe Das Spiel der Götter und präsentiert seinerseits die erste Hälfte des vierten Originalbandes House of Chains. Was allerdings bei den vorangegangenen Bänden wie auch beispielsweise bei Das Lied von Eis und Feuer trotz aller Unkenrufe und Kritik rein literarisch erstaunlich gut funktioniert, geht hier zum ersten Mal nicht vollends auf, denn während dem mittlerweile versierten Leser durchaus klar sein dürfte, dass sich die Geschichte nun wieder dem Reich der sieben Städte widmet und auch der Klappentext annehmen lässt, die Geschichte konzentriere sich diesmal auf die neue Mandata der Imperatrix, bei der es sich mit Tavore um niemand geringeres handelt als Felisins Schwester, die zwei Bücher zuvor zur neugeborenen Sha’ik geworden ist und ihres Zeichens ebenso wie Ganoes aus dem Hause Paran stammt, das sich mehr und mehr als nicht gerade unbedeutender Baustein in den immer ausufernder werdenden Fehden herausstellt, verhält es sich vielmehr so, dass sich rund die erste Hälfte des Bandes voll und ganz auf den Uryd-Stamm der Teblor konzentriert und eingehend die Figur des Karsa Orlong beleuchtet.

Sie wussten, dass Wahnsinn im Verborgenen bleiben, dass er tief unter der Oberfläche hausen konnte wie ein schleichender Beigeschmack, der Blut in etwas Bitteres verwandelte. Die Schamanen untersuchten die drei Opfer; zwei waren bereits an ihren Wunden gestorben, doch das Kind klammerte sich ans Leben.

Dieser wiederum wird eine nicht unbedeutende Rolle in Sha’iks Armee der Apokalypse spielen und dessen Herkunft und Werdegang wird mit allerlei Geheimnissen und überraschenden Wendungen durchaus ansprechend inszeniert, doch hat sich hier Erikson für meinen Geschmack deutlich zu viel Zeit genommen, diese eigentlich schon eingeführte Figur noch einmal gesondert zu beleuchten, denn speziell wenn man die zahlreichen Handlungs- und Figurenwechsel der Reihe gewöhnt ist, stellt sich in der ersten Hälfte von Der Krieg der Schwestern beinahe so etwas wie ein Ermüdungseffekt ein, wartet man schließlich lange Zeit vergeblich darauf, altbekannten und liebgewonnenen Figuren wie etwa der ehemaligen Felisin oder Heboric wieder zu begegnen, ebenso wie es einem unter den Nägeln brennt, was sich rund um Aren zugetragen haben mag, nachdem die Kett der Hunde schlussendlich zerschlagen und besiegt worden ist.

Der Krieg der Schwestern ist mitnichten ein schlechtes Buch, doch dieser Bruch in der Erzählweise würde nicht annähernd so schwer wiegen, wenn beide Bände, also das komplette Buch, gemeinsam veröffentlicht worden wären, denn alles, was nach der Odyssee des Teblor Karsa folgt, steht den vorangegangenen Bänden in nichts nach, doch die Geschichte kann kaum zur Entfaltung kommen, bleiben ihr schließlich kaum 300 Seiten für die Vielzahl weiterer Figuren, während Erikson tatsächlich auch diesmal nicht müde wird, eine nicht gerade geringe Zahl neuer Gestalten und Völker, Figuren und Wesen aus teils anderen Sphären einzuführen, die selbstredend erst später gesteigerte Bewandtnis haben werden, im vorliegenden Fall vermeintlichen Hauptfiguren wie eben Tavore, Felisin, Heboric und Kalam oder auch Crokus, der sich mittlerweile Schlitzer nennt und last but not least Fiedler, der wiederum sich nun als Saiten vorstellt, das Wasser abgräbt.

Karsa richtete sich auf. Nicht der leiseste Windhauch raschelte in den Blättern der Birken, die die Lichtung umgaben. Die Luft war drückend, eine Luft aus dem Tiefland, die sich im Gefolge der Sonne ihren Weg hinauf ins Gebirge gesucht hatte, und nun, da die Sonne sank, auf der Lichtung vor den Gesichtern im Fels gefangen war. Wie ein Atemzug der Götter, der schon bald in den faulenden Boden einsickern würde.

Funktionierten also die anderen halben Bücher noch durchaus gut, ohne dass sie ein regelrechtes Ende haben bieten können, fehlt Der Krieg der Schwestern ein gewisser Klimax, der die angefangene Geschichte wenn auch nur vorübergehend zu einem befriedigendem Ende bringt, weil eben die Hälfte des Bandes eine schier ewig währende Reise darstellt und die zweite Hälfte kaum in Fahrt kommt und kaum mehr als Spotlights auf einzelne Figuren zu richten versteht, ohne dass die vormals so packende Atmosphäre sich auch nur annähernd so entfalten könnte, wie man es von Das Spiel der Götter gewohnt ist. Hier wird es tatsächlich der siebte Band, Das Haus der Ketten, sein, der den Karren aus dem Dreck ziehen, sprich die Geschichte in Fahrt wird bringen müssen. Dennoch ist natürlich dieser kleine dramaturgische Durchhänger noch längst kein Grund, dieser im Großen und Ganzen so stimmigen und packenden Reihe den Rücken zu kehren, zumal man Bücher ja ansonsten durchaus in ihrer Gänze, also Band 6 und 7 als Einheit betrachtet, bewerten sollte.

Fazit & Wertung:

Anders als die vorangegangenen Bände funktioniert Das Spiel der Götter 6: Der Krieg der Schwestern als erste Hälfte des Originalbandes tatsächlich auch nur halb so gut, einfach weil sich ein Großteil des Bandes auf die zwar nicht unspannende Geschichte von Karsa Orlong konzentriert, dadurch aber sowohl die gewohnten Szenenwechsel größtenteils verdrängt, jedoch auch dem namensgebendem Konflikt der zwei Schwestern des Hauses Paran kaum genügend Platz zur Entfaltung bietet. Von diesen Kritikpunkten abgesehen, handelt es sich aber selbstverständlich weiterhin um hochklassige und absolut lesenswerte Fantasy, die sich erst gemeinsam mit dem Nachfolgeband abschließend wird beurteilen lassen können.

8,5 von 10 magischen Gewirren

Das Spiel der Götter 6: Der Krieg der Schwestern

  • Magische Gewirre - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Anders als die vorangegangenen Bände funktioniert Das Spiel der Götter 6: Der Krieg der Schwestern als erste Hälfte des Originalbandes tatsächlich auch nur halb so gut, einfach weil sich ein Großteil des Bandes auf die zwar nicht unspannende Geschichte von Karsa Orlong konzentriert, dadurch aber sowohl die gewohnten Szenenwechsel größtenteils verdrängt, jedoch auch dem namensgebendem Konflikt der zwei Schwestern des Hauses Paran kaum genügend Platz zur Entfaltung bietet. Von diesen Kritikpunkten abgesehen, handelt es sich aber selbstverständlich weiterhin um hochklassige und absolut lesenswerte Fantasy, die sich erst gemeinsam mit dem Nachfolgeband abschließend wird beurteilen lassen können.

8.5/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimme)
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Blanvalet. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Das Spiel der Götter 6: Der Krieg der Schwestern ist am 20.10.14 bei Blanvalet erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!


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Kommentare (3)

  1. Elias 28. April 2015
      • Elias 29. April 2015

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