Review: Die Legende von Oz: Wicked West 1 (Graphic Novel)

Und hier kommt auch schon die zweite Dosis Oz für diesen Abend. Und keine Sorge, das eigentlich für heute anstehende Schauspieler-Portrait habe ich nicht vergessen, werde es allerdings diesmal erst am Dienstag, also übermorgen, veröffentlichen, da die betreffende Person zufällig auch noch an dem Tag Geburtstag hat. Besonders findige Leute könnten jetzt schon fast erraten (oder zumindest mit geringer Mühe herausfinden), um wen es sich handeln wird und alle anderen werden sich ganz altmodisch überraschen lassen müssen. Eventuell war dies aber dennoch nicht die letzte Lebensäußerung meinerseits für den heutigen Abend, doch da ich dahingehend noch nichts versprechen möchte, hülle ich mich diesbezüglich noch in Schweigen und wünsche vorsorglich schon einmal noch einen schönen Sonntagabend!

Die Legende von Oz:
Wicked West 1

Legend of Oz: Wicked West 1, USA 2014, 160 Seiten

Die Legende von Oz: Wicked West 1 | © Panini
© Panini

Autor:
Tom Hutchison
Zeichner:
Alisson Borges

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-957-98054-0

Genre:
Fantasy | Action | Abenteuer | Western

 

Inhalt:

Drei Jahre, nachdem Dorothy Gale vom Wirbelsturm nach Oz getragen wurde, befindet sie sich noch immer dort, sucht noch immer nach der Smaragdstadt und dem großen Zauberer, der, wie es heißt, sie in ihre Heimat zurückbringen könnte. Doch die gelbe Ziegelsteinstraße, die den Weg zur Smaragdstadt weist, ist verfallen und existiert nicht mehr, weshalb sich die Suche nach dem richtigen Weg deutlich schwieriger gestaltet als ursprünglich erwartet. Immerhin ist Dorothy mitnichten ein schüchternes Mädchen, sondern ein beinhartes Cowgirl, bewaffnet mit zwei rubinroten Revolvern, mit deren Hilfe sie sich durchaus ihrer Haut zu erwehren weiß.

Ausschnitt aus Die Legende von Oz: Wicked West 1 | © Panini
© Panini

Als sie auf der Suche nach Informationen im Saloon einer kleinen Ortschaft einkehrt, gerät sie mit einer Gruppe schießwütiger Gesellen aneinander, die sich als monströse fliegende Affen entpuppen, die es aus irgendeinem Grund auf sie abgesehen zu haben scheinen. Nur der Hilfe des Sheriffs der Stadt ist es zu verdanken, dass Gale noch einmal glimpflich davonkommt, doch der zwielichtige Geselle entpuppt sich als erstaunlich herzlos, ahnt zumindest, weshalb es die Affen, Schergen der bösen Hexe des Westens, auf die Revolverheldin abgesehen haben und entschließt sich, sie ein Stück des Weges zu begleiten, auf dem ihr ein feiger Löwe begegnen wird und ebenso ein stummes Mädchen, eine Puppe, die man gemeinhin in Oz als Vogelscheuche bezeichnet…

Rezension:

Vielleicht liegt es daran, dass ich mich in jüngster Vergangenheit auf mehr als nur eine Art der Welt von Oz gewidmet habe, sei es in Filmform mit Die fantastische Welt von Oz, sei es im ebenfalls als Comic in Grimm Fairy Tales: Oz, aber so richtig zünden konnte Die Legende von Oz: Wicked West bei mir nicht, wenn ich auch noch nicht einmal konkret benennen könnte, woran das gelegen haben mag, denn die Prämisse, die Story um Dorothy in ein Western-Setting zu verlegen, verspricht ja durchaus spannende Unterhaltung, gerade wenn man betrachtet, wie die einzelnen ikonografischen und hinlänglich bekannten Figuren dahingehend neu interpretiert werden und das ist auch eine der größten Stärken des Bandes, gelingt ihm dieses Unterfangen schließlich durchaus.

Ausschnitt aus Die Legende von Oz: Wicked West 1 | © Panini
© Panini

Aber – und das ist vielleicht mein größtes Problem mit Die Legende von Oz: Wicked West – dieser so genannte Wilde Westen sieht mir einfach zu sauber aus, zu bunt und zu hübsch. Da hat es wenig kantige Kerle und dreckige Spelunken, sondern strahlenden Himmel und quietschbunte Zaubersprüche, fliegende Affen, die vermutlich bedrohlicher sein sollen als ihre Vorbilder, aber grenzwertig lächerlich wirken und eine böse Hexe, die ebenfalls auf Westernheld getrimmt auch gerne mal mit Revolvern hantiert, was schlichtweg keinen Sinn ergibt, gebietet sie schließlich über mächtige magische Kräfte. Und selbst Dorothy ist es nicht wirklich gelungen, Sympathie zu wecken. Ich vermute mal, dass sie kämpferisch, selbstbewusst und taff wirken sollte, also die Verkörperung einer starken Frauenrolle darstellt, die sich ganz wunderbar selbst gegenüber allen Gefahren erwehren kann, doch wirkt sie auf mich oft eher unnahbar und arrogant, nicht unbedingt vorteilhaft, wenn die Hauptfigur doch dazu anhalten sollte, mit ihr mitzufiebern und gespannt zu beobachten, wie sie ihre Reise zu einem erfolgreichen Abschluss bringt.

Viel spannender fand ich da schon die Interpretation des Blechmannes und der Vogelscheuche, ebenso wie auch der Zauberer von Oz stimmig in Szene gesetzt wurde und die Smaragdstadt gar mit einer echten Überraschung aufwartet und wirklich konsequent und kongenial ins Western-Setting überführt wurde. Ganz allgemein ist mir allerdings Die Legende von Oz: Wicked West vielleicht einfach doch noch zu nah an der Vorlage, um wirklich überzeugen zu können, zumal die Möglichkeiten des Western-Settings in meinen Augen nicht genügend ausgeschöpft worden sind, denn abgesehen von einem Saloon, einem Ritt durch die Wüste und hinein in einen Wald, sieht man herzlich wenig von den Ländern von Oz und Western-Feeling kommt halt mehr in punkto Kostüme auf.

Ausschnitt aus Die Legende von Oz: Wicked West 1 | © Panini
© Panini

So ärgerlich das Urteil dadurch ausfallen mag, ist Die Legende von Oz: Wicked West eine Neuinterpretation des klassischen Stoffes, die sich zu wenig vom großen Vorbild emanzipiert, um richtiggehend überzeugen zu können und die Chancen, die sich ergeben hätten, oftmals nicht zu nutzen weiß, vor allem aber doch prädestiniert dafür wäre, die Geschichte roh, dreckig und düster zu erzählen, stattdessen aber knallbunt daherkommt und zudem einen dermaßen hohen Action-Anteil hat, dass die Geschichte oft auf der Strecke bleibt, zumal die Titelheldin sicherlich sympathischer hätte gezeichnet werden können.

Fazit & Wertung:

Die Legende von Oz: Wicked West hört sich spannend an, vermag aber die Möglichkeiten der zugegebenermaßen spannenden Prämisse kaum zu verwandeln und begnügt sich überwiegend damit, den bekannten Figuren Western-Outfits zu verpassen und sie mit Colts auszustatten, die Geschichte zwar auch durchaus zu verändern, aber im Allgemeinen doch recht nah an der Vorlage zu bleiben. Was bleibt ist eine interessante Idee, deren Umsetzung mich leider kaum überzeugen konnte und die weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt, vor allem aber auch emotional ziemlich kaltlässt.

4,5 von 10 mit Colts schwingenden Hexen

Die Legende von Oz: Wicked West 1

  • Mit Colts schwingende Hexen - 4.5/10
    4.5/10

Fazit & Wertung:

Die Legende von Oz: Wicked West hört sich spannend an, vermag aber die Möglichkeiten der zugegebenermaßen spannenden Prämisse kaum zu verwandeln und begnügt sich überwiegend damit, den bekannten Figuren Western-Outfits zu verpassen und sie mit Colts auszustatten, die Geschichte zwar auch durchaus zu verändern, aber im Allgemeinen doch recht nah an der Vorlage zu bleiben. Was bleibt ist eine interessante Idee, deren Umsetzung mich leider kaum überzeugen konnte und die weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt, vor allem aber auch emotional ziemlich kaltlässt.

4.5/10
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Die Legende von Oz: Wicked West 1 ist am 25.11.14 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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