Review: The Walking Dead 4 | Robert Kirkman | Jay Bonansinga (Buch)

The Walking Dead – Graphic Novels, Serien, Bücher und mehr

The Walking Dead

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Und somit erkläre ich die Zeit des Müßiggangs für beendet, bin bereit und voller Tatendrang, nun jetzt wieder öfter hier von mir hören zu lassen und starte – wie man es so kennt – mit einem altbekannten Franchise, dem ich mich an dieser Stelle ja bekanntermaßen in mannigfaltiger Form widme.

The Walking Dead 4

The Walking Dead – The Fall of the Governor: Part Two, USA 2014, 400 Seiten

The Walking Dead 4 von Robert Kirkman und Jay Bonansinga | © Heyne Verlag
© Heyne Verlag

Autoren:
Robert Kirkman
Jay Bonansinga
Übersetzer:
Wally Anker

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-31614-0

Genre:
Endzeit | Drama | Horror

 

Inhalt:

Nachdem der Governor von Michonne gefoltert und verstümmelt worden ist, ist es nur dem beherzten Eingreifen von Bruce Cooper, der den trunksüchtigen ehemaligen Stabssanitäter Bob Stookey in Windeseile zum Ort des Geschehens bringt, zu verdanken, dass das Oberhaupt von Woodbury mit schwersten Verletzungen überlebt. In dem Wissen darum, was es für die Ordnung in Woodbury bedeuten würde, würden die Einwohner vom Gesundheitszustand des Governors erfahren, halten sie diesen wohlweislich geheim, doch zumindest Lilly Caul kommt ihnen bald auf die Schliche, wünscht sich aber ob ihrer Schwangerschaft nichts sehnlicher, als dass der Governor bald wieder das Zepter in die Hand nimmt, um ihr und ihrem ungeborenen Kind die Zuflucht zu bieten, die sie so dringend benötigen.

Die Gerüchte an jenem Tag schwirren ähnlich wie die Kugel beim Flippern willkürlich in allerlei Richtungen. Während Bruce und Gabe den Zustand des Governors unbedingt geheim halten wollen, schürt die offenkundige Abwesenheit des Anführers von Woodbury die Fantasien seiner Einwohner, und sie flüstern und spekulieren, was das Zeug hält.

Doch während sich der Governor langsam erholt, wird schnell deutlich, dass er mitnichten im Sinn hat, die qualvolle Folter zu vergessen, sondern stattdessen plant, das gesamte Gefängnis einzureißen und dessen sämtliche Bewohner dem Tode zu überantworten. Während Lilly sich noch fragt, ob ein blutiger Rachefeldzug wirklich die einzige Alternative, die einzig mögliche Vorgehensweise sein kann, schart der Governor die aufgebrachten Einwohner um sich und wiegelt sie gegen die vermeintlichen Monster im Gefängnis auf, die ihren Anführer auf so grauenvolle Art entstellt haben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist jedem klar, dass es unweigerlich zum Krieg kommen wird.

Rezension:

Wenn es auch schon wieder ein wenig seltsam anmuten mag, liegt nun also mit The Walking Dead 4 der Abschluss der ebenfalls von Robert Kirkman ersonnenen Vorgeschichte des Governors von Woodbury vor, der Abschluss einer Trilogie, ja richtig, die nun allerdings aus vier Bänden besteht, wobei es sich hierbei eben um The Fall of the Governor: Part Two handelt. Bevor allerdings wieder Unkenrufe laut werden bezüglich deutscher Veröffentlichungspolitik, muss direkt gesagt werden, dass diese Zweiteilung des finalen Bandes auch im amerikanischen Original vorgenommen worden ist, ähnlich wie es ja mittlerweile Mode zu sein scheint, diverse Kinofilme auf Part One und Two aufzuteilen. Nun aber zum eigentlichen Buch, welches wie schon der Vorgänger recht nah an der Geschichte der Graphic Novels angesiedelt ist und nicht, wie zuvor vermutet, an der gleichnamigen und ebenso erfolgreichen Fernsehserie, was ich zwar schon beim letzten Band erörtert habe, dennoch aber herausstellen möchte, denn wer nur die Fernsehfassung des untoten Treibens verfolgt, dürfte doch ob der Geschehnisse grenzwertig irritiert sein, da sich die Adaption doch in eine merklich andere Richtung entwickelt hat als die originären Comic-Bände.

Jetzt, aus nur wenigen Metern Entfernung, kann Lilly den Zombie genau mustern, sieht seinen dünnen, aber hochgewachsenen Körper, die römisch anmutende Nase, das schütter werdende blonde Haar. Er trägt zwar keine Brille mehr, aber der Kittel ist unverkennbar. Zerrissen und zerfleddert, voller Blut, das so schwarz wie Erdöl ist, hängt er ihm in Fetzen vom Körper.

Und so ist es auch bei The Walking Dead 4 die größte Schwäche, dass viele Teile der Geschichte kaum mehr sind als eine literarische Nacherzählung hinlänglich bekannter Geschehnisse, die diesmal im achten Band der Reihe – Auge um Auge – zu finden sind, der noch dazu damit beginnt, die Genesung des Governors und dessen Vorbereitungen auf den Sturm des Gefängnisses zu schildern, so dass hier noch mehr bekannte Versatzstücke enthalten sind, als es schon im dritten Buch der Fall war, wenngleich auch angereichert und oft detailreicher als in der Vorlage, so dass man als Kenner der Graphic Novels kaum so etwas wie Spannung verspüren dürfte, denn der Band ist nicht nur ziemlich actionreich und folglich auf dramaturgischer Ebene nicht gerade anspruchsvoll, nein, auch die Todesfälle sind zu erwarten und die größte Rätselei besteht darin, wann genau die Tode in der Buchfassung eintreten werden.

Auch die Figur der Lilly Caul – die spätestens nach Genuss dieses Bandes nun auch ein Gesicht hat, da klar wird, welche Rolle sie schon in den Comics innehatte, büßt leider doch sehr an Glaubwürdigkeit ein, schlichtweg dadurch, dass ihr Verhalten immer wankelmütiger und sprunghafter wird, zumal man, wenn man bedenkt, dass sie noch in The Walking Dead 2 versucht hat, den Governor zu Fall zu bringen, ihre Beweggründe und vor allem ihre Sympathie für dieses ausgemachte Monster in Menschengestalt nun einmal gar nicht mehr nachvollziehen kann. Vor allem aber krankt The Walking Dead 4 an einem höchst unausgegorenen, weil sich ziemlich in die Länge ziehenden letzten Drittel, das zwar so ziemlich alle offenen Enden und losen Fäden miteinander verflicht, aber an Spannung kaum an die vorangegangenen Geschehnisse heranreicht, wobei kaum fast zu milde ausgedrückt ist, denn manchmal habe ich mich echt zwingen müssen, weiterzulesen, was mir zugegebenermaßen weder in den Comics noch in den Büchern bisher jemals untergekommen ist.

Mit der Abruptheit eines Filmschnitts liegt er auf dem Boden seiner Wohnung in Woodbury – regungslos, erstarrt, auf kaltem Hartholz unter lähmenden Qualen leidend. Sein Atmen geht so schwerfällig, ist so eingeschränkt, dass jede einzelne seiner Zellen nach Luft zu schreien scheint. Er sieht nur die verschwommenen, schattigen Umrisse der dreckigen Wasserränder an der Decke – ein Auge ist komplett blind, die Augenhöhle kalt, als ob ein eisiger Wind hindurchweht. Panzerband klebt über einem Mundwinkel, und sein Atmen durch die mit Blut verschmierten Nasenlöcher ist kaum hörbar. Er versucht sich zu bewegen, schafft es aber nicht einmal, den Kopf zur Seite zu drehen. Die Stimmen im Hintergrund nimmt er durch seine um Gnade flehenden Ohren kaum wahr.

So punktet zwar auch The Walking Dead 4 mit einem soliden Schreibstil und einer der Thematik angemessenen Härte, doch hätte die so vielversprechend gestartete Buchreihe durchaus einen würdigeren, spannenderen, stringenteren Abschluss verdient, wenn aber natürlich auch klar ist, dass Kirkman sich quasi dazu gezwungen sah, sich an die Fakten, sprich den Kanon, zu halten und sich die Überraschungen somit verständlicherweise in Grenzen halten. Ärgerlich ist das insbesondere aber auch daher, dass die ersten rund 300 Seiten durchaus unterhaltsam und packend sind, wenn man auch die Geschichte kennt, allein schon dadurch, dass man einen Großteil bisher eben nur aus der Sicht der Gefängnisbewohner um Rick kennt und sich somit durchaus manchmal neue Perspektiven eröffnen und kleinere Lücken in der Erzählung schließen, doch machen die abschließenden rund hundert Seiten eben auch viel von dieser Faszination kaputt, werden allein der Dramatik wegen noch mit einer akuten Bedrohung und Tragödie angereichert, um dann sanft plätschernd auf das Ende zuzusteuern, was die ansonsten so stimmig inszenierte Mär um die Zombie-Apokalypse schlichtweg nicht verdient hat.

Fazit & Wertung:

Ebenso wie schon der Vorgänger-Band kränkelt The Walking Dead 4 daran, dass sich die Ereignisse um Woodbury mehr und mehr mit den Geschehnissen im Gefängnis verzahnen und so auch hier große Teile des Romans einer simplen Nacherzählung gleichkommen, was verzeihlich gewesen wäre, wenn der Rest zu überzeugen gewusst hätte, doch bleibt weder das Verhalten der zweiten Hauptfigur neben dem Governor – Lilly Caul – nachvollziehbar, noch fügt sich der die Trilogie beschließende letzte Akt wirklich stimmig in den Rest, wirkt dafür einerseits zu überladen und gehetzt, andererseits aber auch oft langatmig und unnötig, so dass der finale Band zu meinem Bedauern auch gleichzeitig der weitaus schwächste Band der Reihe geworden ist.

6,5 von 10 wandelnden Toten

The Walking Dead 4

  • Wandelnde Tote - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Ebenso wie schon der Vorgänger-Band kränkelt The Walking Dead 4 daran, dass sich die Ereignisse um Woodbury mehr und mehr mit den Geschehnissen im Gefängnis verzahnen und so auch hier große Teile des Romans einer simplen Nacherzählung gleichkommen, was verzeihlich gewesen wäre, wenn der Rest zu überzeugen gewusst hätte, doch bleibt weder das Verhalten der zweiten Hauptfigur neben dem Governor – Lilly Caul – nachvollziehbar, noch fügt sich der die Trilogie beschließende letzte Akt wirklich stimmig in den Rest, wirkt dafür einerseits zu überladen und gehetzt, andererseits aber auch oft langatmig und unnötig, so dass der finale Band zu meinem Bedauern auch gleichzeitig der weitaus schwächste Band der Reihe geworden ist.

6.5/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des Heyne Verlag. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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The Walking Dead 4 ist am 13.10.14 im Heyne Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den folgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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