Review: Vanilla Sky (Film)

Gestern schon mit viel Trara angekündigt, kommt hier nun die besagte Film-Kritik. Und bitte, seht mir die Höchstwertung nach, sie mag objektiv vielleicht wirklich nicht gerechtfertigt sein, aber der Film begleitet mich nun schon so viele Jahre und die Begeisterung und Faszination reißen nicht ab, gerade erst wieder bei der erneuten Sichtung gemerkt, von daher musste das hier sein ;-)

Vanilla Sky

Vanilla Sky, USA/ES 2001, 136 Min.

Vanilla Sky | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Regisseur:
Cameron Crowe
Autor:
Cameron Crowe

Main-Cast:
Tom Cruise (David Aames)
Penélope Cruz (Sofia Serrano)
Cameron Diaz (Julie Gianni)
in weiteren Rollen:
Kurt Russell (McCabe)
Jason Lee (Brian Shelby)
Noah Taylor (Edmund Ventura)
Timothy Spall (Thomas Tipp)
Tilda Swinton (Rebecca Dearborn)
Michael Shannon (Aaron)
Johnny Galecki (Peter Brown)

Genre:
Mystery | Romantik | Science-Fiction | Mindfuck | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Vanilla Sky | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

David Aames, Leiter eines Verlagsimperiums und New Yorker-Playboy befindet sich in Haft und wird des Mordes beschuldigt, beharrt jedoch darauf, dass es keinen Mord gegeben habe. Der Psychologe Dr. McCabe hat sich des Falles angenommen und versucht, die Schuldfähigkeit des Angeklagten zu klären, befragt ihn über dessen Vergangenheit. Aames erzählt von den glücklichen Tagen, als er sich sorglos lächelnd mit seiner Affäre Julie vergnügen und sich ohne Gewissensbisse kurz darauf an Sofia, die Bekannte seines Freundes Brian heranschmeißen konnte, die ihn vom ersten Moment an verzaubert hat. Gemeinsam verbringen sie eine unvergessliche Nacht, während David seiner eigenen Party den Rücken kehrt, doch soll das Glück nicht von langer Dauer sein, denn am nächsten Morgen wartet Julie bereits auf ihn und überredet ihn, sie in ihrem Auto zu begleiten.

Während der Fahrt ereifert sich Julie immer weiter, klärt ihn darüber auf, dass sie unsterblich in ihn verliebt ist, er ihr – wenn auch unbewusst – ein Versprechen gegeben hat und wie er sie so hintergehen könne. Die Situation eskaliert und das Auto stürzt von einer Brücke. Während Julie bei dem Unfall stirbt, überlebt David schwer verletzt, doch ist sein Gesicht entstellt und sein Arm kaum noch zu gebrauchen. Der Lebemann zieht sich immer weiter zurück, geplagt von grausamen Migräneanfällen und nicht enden wollenden Schmerzen, während die Ärzte alles daran setzen, sein Gesicht wiederherzustellen. Doch eines Tages fasst sich David ein Herz und sucht Sofia auf. Die gibt sich zurückhaltend ob seiner Entstellung, doch kann er sie zu einem Date überreden. Als David an dem Abend erfährt, dass Sofia Brian darum gebeten hat, sie zu begleiten, betrinkt er sich und bedrängt Sofia, bis diese die Flucht ergreift. Am nächsten Morgen hievt sie ihn aus der Gosse, schlägt einen Neuanfang vor, doch was als traumhafte Zeit beginnt, verwandelt sich bald für David in einen Alptraum.

Rezension:

Nicht nur mit Cameron Crowes filmischem Schaffen sondern auch Vanilla Sky verbindet mich eine jahrelange Zuneigung, denn nicht genug damit, dass ich bis jetzt sämtliche Filme aus Crowes Œuvre als ausgemacht lohnenswert und ungewöhnlich erachtet habe (vielleicht ein Grund, weshalb ich mich noch immer vor dem so konventionell wirkenden Wir kaufen einen Zoo drücke), ist es speziell diese zweite Cruise-Crowe-Kollaboration, die es mir ganz besonders angetan hat mit ihrer ungewöhnlichen Mischung aus Drama, Mystery, Thriller und Science-Fiction und den wohldosiert eingestreuten Romantik- und Psychothrill-Fragmenten, die den Film und dessen Themenvielfalt so gekonnt untermauern. Sicherlich ist es so eine Sache mit den Hollywood-Remakes gefeierter Filme, gerade wenn im Fall von Alejandro Amenábars Abre los ojos und seinem amerikanischen Pendant keine vier Jahre liegen, doch gefällt mir hier tatsächlich – auch wenn ich mir damit nicht nur Freunde mache – die Neuverfilmung bei weitem besser, was an der Art der Inszenierung, der Vielzahl ikonischer Szenen und dem huldigungswürdigen Soundtrack liegt, die den Film in seiner Gesamtheit für mich zu einem beinahe perfekt komponierten Werk machen.

Szenenbild aus Vanilla Sky | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Man muss aber auch sagen, dass diese besondere und überaus weitgreifende Mischung von Themen und Genre-Versatzstücken nicht unbedingt jedermanns Sache ist und letztendlich steht und fällt Vanilla Sky mit der Akzeptanz der finalen Auflösung, die sich, anfänglich überhaupt nicht abzeichnend, auch im Mittelteil des Films doch mehr dezent ankündigt, schlussendlich aufgrund der umfassenden Erklärung zwar nicht aus dem Hut gezaubert wirkt, sich doch aber merklich von dem anfänglich etablierten Setting entfernt hat, denn zunächst ist man der Meinung, es ginge um eine Mordanklage und recht früh werden folglich einerseits Tom Cruise als Dandy und Lebemann David Aames sowie andererseits Kurt Russell als Psychologe Dr. Curtis McCabe eingeführt, die in gemeinsamen Sitzungen die vorangegangenen Ereignisse Revue passieren lassen. Bei diesem aber doch noch recht durchschaubaren Erzählkonstrukt bleibt es allerdings nicht lange, denn was als leichtfüßig-charmante RomCom mit einer narzisstischen Hauptfigur beginnt, wandelt sich immer mehr zum handfesten Psychothriller, während sich Traum und Wirklichkeit, die sich ganz bewusst schwer auseinanderhalten lassen und anders als in ähnlich gelagerten Filmen nicht durch übertriebene Farbfilter oder sonstwie auffällig surreale inszenatorische Kniffe kenntlich gemacht werden, bis weder Zuschauer noch David selbst mehr genau wissen, was eigentlich Fiktion und was Realität ist.

Dabei ist der Blickwinkel ganz bewusst gewählt, denn über die beachtliche Laufzeit von beinahe hundertvierzig Minuten hinweg betrachtet der Zuschauer das Geschehen ausschließlich aus der Warte von David Aames, hat also auch nicht den Vorteil eines Wissensvorsprungs gegenüber dem sich durch die immer surrealer und befremdlicher werdende Handlung bewegenden Aames, zumal sich Vanilla Sky ganz dem Kniff des unzuverlässigen Erzählens unterordnet und daraus auch einen Großteil seiner Faszination zieht. Bemerkenswert ist dabei aber auch, wie geschickt Crowe auf die Lösung des Rätsels hinarbeitet und zahllose Hinweise streut, die man zwar als Zuschauer kaum in ihrer Gesamtheit zu erfassen, geschweige denn zu realisieren imstande ist, eine Zweit- oder Drittsichtung allerdings umso lohnenswerter machen, denn auch wenn die schlussendliche Auflösung ungewöhnlich ausführlich und reich bebildert ausfällt, sind es doch die vielen kleinen Dinge und Hinweise, die dort nicht erneut aufgegriffen werden, die das Finale so unumwunden stimmig und konsequent erscheinen lassen.

Szenenbild aus Vanilla Sky | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Wie schon im spanischen Original übernimmt auch in Vanilla Sky Penélope Cruz die Rolle der Sofia, ihres Zeichens Love-Interest von David, sicherlich nicht ihre fordernste Rolle, aber bestechend charmant dargebracht, so dass die seinerzeitige Nominierung für die Goldene Himbeere für mich nicht nachvollziehbar ist. Schärfste Konkurrentin von Sofia ist derweil Cameron Diaz als Julie Gianni, anfängliche Bettgespielin des Playboys, die ebenfalls in ihrer Rolle überzeugt, doch liegt der Fokus eben ganz klar auf David also Cruise, der gerade im weiteren Verlauf eine mitreißende und eindrückliche Performance abliefert. Abgerundet wird das Ensemble von einigen teils erst später zu Bekanntheit gelangten Darstellern wie Jason Lee (My Name is Earl), Johnny Galecki (The Big Bang Theory) und Michael Shannon (Boardwalk Empire), während Tilda Swinton in einer wie oftmals kleinen, aber dafür prägenden Rolle erneut brilliert. Das, zusammen mit einer schier unüberschaubaren Zahl an Popkultur-Zitaten und -Referenzen, die dermaßen zeitlos gewählt sind, dass sie selbst heute noch uneingeschränkt funktionieren, einer im Nachhinein durchweg stimmungsvollen und überzeugenden Inszenierung und einem – ich erwähnte es bereits – anbetungswürdigen Soundtrack macht Vanilla Sky für mich auch noch nach all den Jahren und der zigsten Sichtung zu einem Film gewordenen Traum, in sowohl wörtlichem als auch übertragenen Sinne.

Fazit & Wertung:

Cameron Crowes Vanilla Sky, von der Romanze über Mystery-Drama zum Psycho-Thriller und letztendlich Science-Fiction-Film wild durch die Genres mäandernd, zeigt – Remake hin oder her – mehr als gekonnt auf, was das Medium Film für Möglichkeiten bereithält, funktioniert auch bei mehrmaliger Sichtung und noch nach all den Jahren tadellos, erwartet aber gleichwohl auch, dass der Zuschauer sich auf das Rätselraten und die Hinweissuche einlässt, ist vor allem aber davon abhängig, ob man die schlussendliche Auflösung der Ereignisse akzeptiert.

10 von 10 Fiktion und Realität vermengenden Sequenzen

Vanilla Sky

  • Fiktion und Realität vermengende Sequenzen - 10/10
    10/10

Fazit & Wertung:

Cameron Crowes Vanilla Sky, von der Romanze über Mystery-Drama zum Psycho-Thriller und letztendlich Science-Fiction-Film wild durch die Genres mäandernd, zeigt – Remake hin oder her – mehr als gekonnt auf, was das Medium Film für Möglichkeiten bereithält, funktioniert auch bei mehrmaliger Sichtung und noch nach all den Jahren tadellos, erwartet aber gleichwohl auch, dass der Zuschauer sich auf das Rätselraten und die Hinweissuche einlässt, ist vor allem aber davon abhängig, ob man die schlussendliche Auflösung der Ereignisse akzeptiert.

10.0/10
Leser-Wertung 6/10 (2 Stimmen)
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Vanilla Sky ist am 01.08.03 auf DVD und am 05.02.15 auf Blu-ray im Vertrieb von Paramount Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Kommentare (4)

  1. bullion 25. März 2015
  2. Filmschrott 27. März 2015

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