Review: Reclaim – Auf eigenes Risiko (Film)

Und da wären wir auch schon wieder und wer meint, ich würde so ziemlich jeden Film mit einer wohlwollenden Wertung durchwinken, nun, der möge sich gerne meine heutige Review ansehen, denn obwohl ich die Darsteller allesamt sehr mag, hat mir das Skript den Film doch leider ziemlich versaut.

Reclaim
Auf eigenes Risiko

Reclaim, USA/CN/MY 2014, 96 Min.

Reclaim - Auf eigenes Risiko | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Alan White
Autoren:
Luke Davies
Carmine Gaeta

Main-Cast:
John Cusack (Benjamin)
Ryan Phillippe (Steven)
Rachelle Lefevre (Shannon)
Jacki Weaver (Reigert)
in weiteren Rollen:
Briana Roy (Nina)
Veronica Faye Foo (Paola)
Luis Guzmán (Detective)

Genre:
Thriller | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Reclaim - Auf eigenes Risiko | © Universum Film
© Universum Film

Nachdem Shannon in Folge eines Autounfalls nicht nur das ungeborene Baby von ihr und ihrem Mann Steven verloren hat, sondern infolgedessen unfruchtbar geworden ist, entscheidet sich das Paar einige Zeit später, ein Kind zu adoptieren und nimmt zu diesem Zweck über das Internet Kontakt zu einer entsprechenden Vermittlungsagentur auf. Alles läuft reibungslos und die beiden reisen nach Puerto Rico, um die letzten Formalitäten vor Ort zu klären und die siebenjährige Nina kennenzulernen. Für die Zeit, in der sie auf die Ausstellung des Passes für Nina warten, kommen die Eltern in einem traumhaften Luxusressort unter und können Nina langsam kennenlernen. Am Strand treffen sie auch vermeintlich zufällig auf Benjamin, der angibt, ebenfalls in der Anlage untergebracht zu sein und sich von Herzen für die beiden freut.

Die Stimmung schlägt allerdings schlagartig um, als Steven nur zwei Tage darauf Benjamin und einigen seiner Freunde in einer Kneipe erneut begegnet und in eine Schlägerei verwickelt wird. Während Shannon, die von der Polizei kontaktiert wird, noch darum fürchtet, ihr Mann könne das Trinken wieder angefangen haben, bemüht der sich um Schadensbegrenzung bei der kleinen Nina. Am nächsten Morgen scheint alles wieder ins Lot gebracht, doch da entdecken die beiden, dass ihre Tochter verschwunden ist. Während das Hotelpersonal noch beruhigend auf sie einredet, muss Steven bald feststellen, dass bei der Adoptions-Agentur niemand zu erreichen ist und die Büroräume verwaist scheinen. Entgegen der Ratschläge der Polizei begeben sich Steven und Shannon auf die Suche, um Nina wiederzufinden…

Rezension:

Alan Whites Reclaim – im Deutschen noch mit dem unsagbar unsinnigen Untertitel Auf eigenes Risiko versehen – ist tatsächlich so etwas wie ein Paradebeispiel für ein eigentlich spannendes Thema, was an einem nur wenig durchdachten Drehbuch und daraus resultierenden Ungereimtheiten mehr und mehr zugrunde geht, denn während die erste halbe Stunde, in der die Protagonisten eingeführt, das Setting vorgestellt und die Adoption eingeläutet wird, noch recht atmosphärisch geraten ist – wenn man sich hier auch eine etwas stringentere, zielführendere Erzählweise wünschen könnte – bekommt die Story bereits nach rund zehn Minuten einen Knacks, da man bereits zu wissen meint, wie sich das Geschehen entwickeln wird und damit fatalerweise auch noch Recht behält, denn nichts ist ärgerlicher als ein Thriller, der durch unglückliche Inszenierung den Thrill bereits in der Einleitung vorwegnimmt und folglich kaum noch zu überraschen, geschweige denn zu packen weiß.

Szenenbild aus Reclaim - Auf eigenes Risiko | © Universum Film
© Universum Film

Dass Reclaim mit jeder Minute Laufzeit hanebüchener und unglaubwürdiger wird, mag man aber noch nicht einmal den Schauspielern ankreiden, die zwar samt und sonders sicherlich nicht mit Höchstleistung brillieren oder wahnsinnig diffizil gezeichnete Charaktere verkörpern, aber doch zumindest solide Leistungen abliefern und eine glaubhafte Chemie schaffen, so dass sowohl Ryan Phillippe und Rachelle Levefre (Under the Dome) als Paar durchaus funktionieren, als auch John Cusack wieder einmal als Bösewicht – wie schon in Frozen Ground oder The Paperboy – gefällt, wenn seine Figur des durchtriebenen wie skrupellosen Benjamin auch durchaus mehr Profil und Tiefe vertragen hätte, wohingegen Jacki Weavers Rolle kaum der Erwähnung wert ist und auch gefühlt keine fünf Minuten im Film zu sehen ist.

Nein, richtig schlimm wird es erst, wenn sich die Ungereimtheiten häufen, man als Zuschauer kaum noch in der Lage ist, die teils wirklich unsinnigen Handlungen der Protagonisten nachvollziehen zu können, wenn Figuren, kaum, dass sie ihrer Waffe entledigt sind, quasi aus dem Skript geschrieben werden und keine Erwähnung mehr finden, dafür andernorts neue Waffen und gar Fahrzeuge bereitstehen, die dort nicht haben sein können oder zumindest dürfen, ginge man nach dem gesunden Menschenverstand, dann, spätestens dann fällt es schwer, auch noch ein zweites Auge zuzudrücken und diese Drehbuchkapriolen als Überraschungsmoment um der Überraschung willen zu akzeptieren, zumal Reclaim auch sonst um kaum ein Klischee und eine vorhersehbare Wendung verlegen ist, was sich darin niederschlägt, dass ein halbwegs versierter Filmfreund zu mehr als nur einer Gelegenheit sozusagen minutiös zu prognostizieren vermag, was sich als nächstes zutragen wird, denn das – ich erwähnte es eingangs bereits – bricht nicht nur jedem Thriller, sondern im Grunde so ziemlich jedem Film das Genick.

Szenenbild aus Reclaim - Auf eigenes Risiko | © Universum Film
© Universum Film

Damit nicht genug, setzt das Ende dem Gezeigten noch einmal die Krone auf und spottet wirklich jeder Beschreibung, denn auch ohne etwas zu verraten, kann ich doch zumindest sagen, dass die abschließende Sequenz dahingehend vollkommen unbefriedigend ist, als dass man mit einem ganzen Batzen offener Fragen und ungelöster Probleme zurückgelassen wird, während die Inszenierung der Sequenz zu suggerieren versucht, alles sei ausgestanden und man wohne hier einem Happy-End bei. Und als sei es damit nicht genug, kommt, wahrscheinlich um Reclaim im Nachgang noch einen journalistisch-investigativen Touch zu unterstellen, noch eine Texteinblendung in der von Menschenhandel die Rede ist, der weitaus häufiger vorkomme, als man meinen würde. Schön und gut, aber in dem Zusammenhang dumm nur, dass es im Film de facto keinen Menschenhandel gegeben hat, was die Irritation noch verstärkt und zusammen mit dem vorangegangenen Treiben insbesondere das letzte Drittel des Films zu einem kaum ernstzunehmenden Machwerk degradiert, wo die Gesetze der Logik, der Kohärenz, des gesunden Menschenverstandes mir nichts dir nichts außer Kraft gesetzt worden sind.

Fazit & Wertung:

Alan Whites Reclaim – Auf eigenes Risiko möchte gern ein packender Thriller mit brisantem Thema sein, doch während er beim Cast durchaus aus dem Vollen hätte schöpfen können, verzettelt sich der Film von der ersten Minute an in einer unaufhörlich unglaubwürdiger und vorhersehbarer werdenden Geschichte, die ab dem zweiten Drittel der logischen Schlaglöcher zum Dank gehörig ins Schlingern gerät, um im Finale vollends an die Wand gefahren zu werden. Da hilft dann leider auch John Cusack als Bösewicht nicht mehr.

3 von 10 vermissten Kindern

Reclaim – Auf eigenes Risiko

  • Vermisste Kinder - 3/10
    3/10

Fazit & Wertung:

Alan Whites Reclaim – Auf eigenes Risiko möchte gern ein packender Thriller mit brisantem Thema sein, doch während er beim Cast durchaus aus dem Vollen hätte schöpfen können, verzettelt sich der Film von der ersten Minute an in einer unaufhörlich unglaubwürdiger und vorhersehbarer werdenden Geschichte, die ab dem zweiten Drittel der logischen Schlaglöcher zum Dank gehörig ins Schlingern gerät, um im Finale vollends an die Wand gefahren zu werden. Da hilft dann leider auch John Cusack als Bösewicht nicht mehr.

3.0/10
Leser-Wertung 2.33/10 (6 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
CineKie.de: 5/10 Punkte

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vgw

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