Review: Schmerzensgeld – Wer reich sein will muss leiden (Film)

Nun, da ich den neuesten Media Monday ja bitteschön vor 0:01 Uhr Montagnacht online zu stellen habe, wie man es sich gewünscht hat, gerate ich ja regelrecht in Zugzwang, sollte ich am Sonntag noch etwas anderes bloggen wollen, denn es wäre ja schließlich blöd, wenn der Artikel nach dem Media Monday online ginge und folglich der Montagsfragebogen am Montag schon gar nicht mehr ganz oben auf dem Blog steht. Dem guten Wetter zum Dank habe ich aber ja noch mehr Gründe, meinen Artikel diesmal früh zu veröffentlichen, denn da kann ich dann gedanklich schon mal einen Haken dran machen und erst einmal die Sonne genießen, bevor ich mich ein weiteres Mal an den Laptop begebe. Viel Spaß also jetzt erst einmal mit meiner Film-Kritik zu einem echten Geheimtipp wie ich finde, denn man hat sich hierzulande leider alle Mühe gegeben, den Film unscheinbar und wenig lohnenswert wirken zu lassen. Tja nun.

Schmerzensgeld
Wer reich sein will muss leiden

The Brass Teapot, USA 2012, 101 Min.

Schmerzensgeld - Wer reich sein will muss leiden | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Regisseurin:
Ramaa Mosley
Autor:
Tim Macy

Main-Cast:
Juno Temple (Alice)
Michael Angarano (John)
in weiteren Rollen:
Alexis Bledel (Payton)
Alia Shawkat (Louise)
Bobby Moynihan (Chuck)
Debra Monk (Trudy)
Billy Magnussen (Arnie)
Steve Park (Dr. Ling)

Genre:
Komödie | Fantasy | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Das Pärchen John und Alice – beide Twentysomethings – schlägt sich durchs Leben, er als Callcenter-Mitarbeiter für den Verkauf von Versicherungen, sie auf der Suche nach dem lukrativen Traumjob, den sie sich nach abgeschlossenem Bachelor in Kunstwissenschaften redlich verdient zu haben meint. Das Geld reicht oft nicht bis zum Ende des Monats, doch notfalls quartiert man sich halt bei Verwandten zum Essen ein. Vor allem aber sind Alice und Jon eines: verliebt und glücklich miteinander. Daran ändert sich selbstverständlich auch nichts, als die beiden durch eine Verkettung von Umständen an eine Messingteekanne geraten, die jedes Mal, wenn einem von ihnen Schmerz widerfährt, Geld in Hülle und Fülle zu spucken beginnt – je stärker der schmerz umso größer die Ausbeute.

Szenenbild aus Schmerzensgeld - Wer reich sein will muss leiden | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Was sich indes zu ändern beginnt sind die Lebensumstände der beiden und rasch beziehen sie eine Nobelvilla im besten Viertel, sie gönnt sich teuerste Accessoires und Kleider, er sich seine eigene Wodka-Marke. Plötzlich werden die zwei auch von den bis dato deutlich besser gestellten ehemaligen Highschool-Kameraden geachtet und genießen das süße Leben, gepaart mit dem Schmerz, der vonnöten ist, ihre immer anspruchsvoller werdenden wünsche zu befriedigen. Ein weitaus größeres Problem allerdings sind die Neider, die hinter das Geheimnis des Teekessels kommen und diesen für sich zu beanspruchen suchen. Und dann wäre da noch Dr. Ling, der Alice und John inständig zu überzeugen versucht, ihm den Kessel auszuhändigen, da dessen dunkle Mächte schon Persönlichkeiten ganz anderen Kalibers zu Fall gebracht haben und den Besitzer unweigerlich zu grausamsten Taten antreiben, doch insbesondere Alice will partout ihren Schatz nicht hergeben.

Rezension:

Ramaa Mosleys Schmerzensgeld – Wer reich sein will muss leiden ist ein Paradebeispiel für einen Film, der ein gerüttelt Maß an Willing Suspension of Disbelief voraussetzt, um ihn wirklich genießen zu können, denn die Prämisse des Geld spuckenden Teekessels, der nur immer dann aktiv wird, wenn in seiner unmittelbaren Umgebung ein Mensch Schmerzen erleidet, ist natürlich ebenso einfallsreich wie wahnwitzig, dient aber unbestritten als durchaus intelligenter Plotaufhänger für eine Story, die zwar vom quirlig-lustigen Anfang gerade im letzten Drittel doch ziemlich in Richtung Drama driftet, in ihrer Gesamtheit aber dank frischer Ideen durchaus zu überzeugen weiß, was einerseits an Juno Temple (Killer Joe) und Michael Angarano liegt, die als Pärchen großartig aufspielen und komödiantisches Gespür beweisen, andererseits wiederum voraussetzt, dass man die Kohärenz und Logik des Films nicht zu hinterfragen beginnt, denn dann könnte man schnell den Spaß verlieren an dieser Parabel, die das altbekannte Credo behandelt, dass man mit seinen Wünschen vorsichtig sein sollte.

Das äußert sich beispielsweise darin, dass John und Alice im Verlauf des Films unterschiedliche Möglichkeiten ausloten, den Teekessel dazu zu bringen, Geld zu spucken, doch bekommt man das Gefühl, sie würden jede Methode nur exakt einmal anwenden, was natürlich theoretisch Quatsch ist, weshalb man sich unweigerlich fragt, wieso sie sich nicht damit begnügen, beispielsweise gegen Schränke zu treten und sich kleinere Blessuren zuzuziehen und trotzdem damit reich zu werden, ohne immer krassere, schmerzhaftere Methoden in Betracht zu ziehen, wobei diese Frage zumindest dahingehend aufgegriffen wird, dass der Teekessel mit der Zeit immer weniger freigiebig wird und sie deshalb neue Methoden auszuprobieren müssen meinen. Auch würde man meinen, bei den beiden würde ständig eingebrochen werden, denn natürlich sind bald bereits mehrere Fraktionen hinter dem magischen Relikt her, doch John und Alice scheinen nicht auf die Idee zu kommen, sich eine effektive Alarmanlage oder dergleichen zuzulegen. Derlei logische Patzer oder zumindest Versäumnisse fallen aber in meinen Augen speziell hier kaum negativ ins Gewicht, da die ganze Geschichte nun einmal nicht wirklich ernst zu nehmen ist und der Plot sich nicht in der dargestellten Form entfalten könnte, würde man all diesen Ungereimtheiten Rechnung tragen.

Szenenbild aus Schmerzensgeld - Wer reich sein will muss leiden | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Bestes Beispiel dafür, dass Schmerzensgeld gar nicht für voll genommen werden möchte, ist aber derweil Alexis Bledels Rolle der High-Society-Bitch Payton, deren Charakter so dermaßen over-the-top angesiedelt ist, dass es eine helle Freude ist, weshalb ich gerne mehr von ihr gesehen hätte, doch fokussiert die Story eben doch sehr stark auf Temples und Angaranos Figuren, so dass alle weiteren Charaktere kaum mehr als bloße Randnotizen sind, hinsichtlich Alia Shawkat und Bobby Moynihan besonders bedauerlich, da die beiden als befreundetes Pärchen die immer tiefer werdende Kluft zwischen Johns und Alice‘ früherem Leben und ihrer neu gewonnenen Wohlhabenheit deutlich machen und sicherlich – ebenso wie Bledel – einen größeren Part verdient hätten. Stattdessen konzentriert man sich aber lieber auf die beiden Hautfiguren und die ihnen nicht gerade freundlich gesonnenen Kontrahenten, die mit allen Mitteln an den Teekessel zu kommen versuchen und im weiteren Verlauf für einige unerwartet adrenalintreibende Szenen verantwortlich sind, während sich Gewalt zunächst nur in selbst zugefügten Schmerzen zeigt, bevor sie sich auch anderweitig langsam Bahn bricht.

Da wären wir dann auch noch bei einem anderen Thema, das mir am Herzen liegt, denn auf The Brass Teapot – wie der Film im Original deutlich treffender betitelt ist -, bin ich schon vor Jahren in der IMDb gestoßen und Cover und Besetzung sprachen mich augenblicklich an, vermittelten auch eine erste Idee von dem teils trashigen, pulpigen Charme des Streifens, wohingegen Schmerzensgeld – Wer reich sein will muss leiden zwar die Sache im wörtlichen Sinne auf den Kopf trifft, meines Erachtens aber schlichtweg selten dämlich klingt, vor allem aber rein vom Cover her wie eine nullachtfünfzehn-RomCom wirkt und nichts von der abgehobenen Geschichte mit Fantasy-Einschlag erahnen lässt, weshalb es der Streifen hierzulande sicherlich schwer haben wird, sein Publikum zu finden, was dann auch wieder an falschen Erwartungen gelegen haben wird, denn bezeichnenderweise wäre mir die Veröffentlichung ebenso beinahe durchgegangen, weil ich nicht imstande war, die Verbindung zwischen den vermeintlich unterschiedlichen Filmen herzustellen.

Szenenbild aus Schmerzensgeld - Wer reich sein will muss leiden | © Ascot Elite
© Ascot Elite

Wer sich also möglicherweise an einer überdrehten, überspitzt inszenierten Komödie mit zwei grundsympathischen Hauptfiguren, skurrilen Nebencharakteren, teils derbem, teils schlüpfrigen Humor erfreuen kann, sich an einigen wenigen Gewaltspitzen nicht stört und zu akzeptieren bereit ist, dass der Humor zum Ende hin zugunsten des Thrill-Faktors ein wenig zurückstehen muss, der sollte sich von dem kruden deutschen Titel Schmerzensgeld und dem schlecht gewählten Cover nicht abschrecken lassen und bei The Brass Teapot – übrigens Film gewordene Version der Kurzgeschichte von Tim Macy, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete – einen Blick riskieren, denn trotz formaler Mängel und dramaturgischer Ungereimtheiten versprüht die ungewöhnliche Produktion doch eine gehörige Menge Charme und hat mir wahnsinnigen Spaß bereitet.

Fazit & Wertung:

Wenn man es auf den ersten Blick auch nicht vermuten würde, ist Ramaa Mosleys Schmerzensgeld – Wer reich sein will muss leiden eine herrlich ab- und überdrehte Komödie mit einer einfallsreichen Prämisse, die zwar gegen Ende etwas weniger unterhält als eher moralisiert, aus dem Einheitsbrei aber dennoch angenehm herausragt und mit Juno Temple und Michael Angarano in den Hauptrollen ein Pärchen präsentiert, dessen Chemie kaum besser sein könnte.

7 von 10 mutwillig herbeigeführten Verletzungen

Schmerzensgeld - Wer reich sein will muss leiden

  • Mutwillig herbeigeführte Verletzungen - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Wenn man es auf den ersten Blick auch nicht vermuten würde, ist Ramaa Mosleys Schmerzensgeld – Wer reich sein will muss leiden eine herrlich ab- und überdrehte Komödie mit einer einfallsreichen Prämisse, die zwar gegen Ende etwas weniger unterhält als eher moralisiert, aus dem Einheitsbrei aber dennoch angenehm herausragt und mit Juno Temple und Michael Angarano in den Hauptrollen ein Pärchen präsentiert, dessen Chemie kaum besser sein könnte.

7.0/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmherum: 2/5 Punkte
Filmverliebt: 2,5/5 Punkte

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vgw

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