Review: Das Spiel der Götter 8: Kinder des Schattens | Steven Erikson (Buch)

Und da bin ich auch schon wieder, um euch heute mit ein paar Worten zu Band 8 der Reihe Das Spiel der Götter zu beehren, womit wir Das Lied von Eis und Feuer nun offiziell überholt hätten. Aber keine Sorge, diesen achten Band, der dann jetzt als nächstes käme, habe ich natürlich auch schon längst ausgelesen und er wird sicher auch bald seinen Weg hierher finden und sei es nur, damit ich endlich mit Band 9 starten kann, aber ich schweife ab. Reden wir heute erst einmal über:

Das Spiel der Götter 8
Kinder des Schattens

Midnight Tides. A Tale of the Malazan Book of the Fallen 5, Part 1, USA 2004, 512 Seiten

Das Spiel der Götter 8: Kinder des Schattens von Steven Erikson | © Blanvalet
© Blanvalet

Autor:
Steven Erikson
Übersetzer:
Tim Straetmann

Verlag (D):
Blanvalet
ISBN:
978-3-7341-6039-4

Genre:
Fantasy | Drama | Abenteuer

 

Inhalt:

»Wer bist du?«, wollte Withal wissen.
»Ein gefallener Gott … der deine Fähigkeiten braucht. Ich habe mich auf deine Ankunft vorbereitet, Withal. Eine Wohnung, eine Schmiede, all die Rohmaterialien, die du brauchen wirst. Kleidung, Nahrungsmittel, Wasser. Und drei eifrige Diener, die du bereits kennen gelernt hast …«

Es ist ein brüchiger Frieden, der zwischen den Stämmen der Tiste Edur und dem Reich von Lether herrscht, doch als Trull Sengar entdeckt, dass die Letherii die Grenzen zwischen den beiden Völkern missachten und auf dem Gebiet der Edur auf Robbenfang gehen, ist ihm schnell klar, dass Krieg sich am Horizont abzeichnet, doch die Stämme sind mittlerweile unter der Führung des Hexenkönigs Hannan Mosag vereint und die Edur folglich stark wie nie. Derweil sich Trull und seine Brüder Forcht, Binadas und Rhulad für den Kampf wappnen und von Hannan Mosag einen ungewöhnlichen Auftrag bekommen, findet sich der Kaufmann Buruk der Bleiche mit der Freisprecherin Seren Pedac bei den Edur ein, wo sich auch Hull, einer der Brüder Beddict aufhält, ebenso wie Udinaas, ein Letherii, der als Sklave der Edur sein Dasein fristet.

Derweil wird Tehol, ein weiterer der Brüder aus dem Hause Beddict, von drei mysteriösen Frauen kontaktiert, die den ehemaligen Emporkömmling für ihre Ziele einzuspannen versuchen, während der dritte Bruder, Brys Beddict, als Kämpe des Königs am Hofe von Letheras dient und noch am ehesten von dem drohenden Zerwürfnis zwischen den Tiste Edur und dem Reich von Lether erfährt, doch selbst am Hofe versuchen verschiedene Parteien, ihren Einfluss für unterschiedliche Ziele zu nutzen. Auch wenn es ihnen noch längst nicht klar ist, scheinen sowohl die Brüder Sengall auf Seiten der Tiste Edur, als auch die Brüder Beddict auf Seiten der Letherii eine gewichtige Rolle bei der Zukunft ihrer beider Völker zu spielen…

Rezension:

Wieder einmal – und es schmerzt mich, das sagen zu müssen, zumal es mir nur bei Steven Erikson so zu gehen scheint – habe ich einige Zeit gebraucht, mich in Kinder des Schattens, den ersten Teil des fünften Originalbandes Midnight Tides hineinzufinden, was sicherlich einerseits daran gelegen haben mag, dass wir uns diesmal auf einem gänzlich anderen Kontinent, den Ländern der Tiste Edur und des Reiches von Lether befinden und man auf ein Gros der bis dato bekannten Figuren verzichten muss, derweil aber auch daran, dass die Geschichte einerseits aus der Sicht der Tiste Edur, andererseits auf Seiten der Letherii erzählt wird, doch damit nicht genug, weisen allein die mitunter wichtigsten Gruppen, einerseits um den bereits bekannten Trull Sengar, andererseits um die Familie Beddict in Letheras, jeweils mehrere Brüder auf, die sich an unterschiedlichen Orten befinden und unterschiedliche Ziele verfolgen, weshalb es schwer fällt, hier den Überblick zu behalten, gerade wenn die Geschichte noch nicht vollends in Fahrt gekommen ist und man noch nicht weiß, wohin die Reise geht.

In der Dunkelheit schloss er die Augen. Er hatte sich entschieden, sie nur bei Tag zu öffnen, denn er war zu folgendem Urteil gelangt: die Nacht trotzt dem Sehen – welcher Sinn liegt also darin zu versuchen, die Dunkelheit zu durchdringen, wenn kaum etwas zu erkennen ist?

Was allerdings besonders auffällig war – und ich weiß, ich halte mich sonst kaum so lang an derlei Formalitäten auf –, ist, dass gefühlt der Name jeder dritten Person von Bedeutung mit B zu beginnen scheint, so dass Brys Beddict beispielsweise einen Bruder namens Tehol hat, dessen Diener wiederum auf den Namen Bagg hört, während auch die Familie Sengar auf Seiten der Tiste Edur mit einem Binadas aufwarten kann, derweil es in Letheras noch den Händler Biri, im Gefolge der Gesandtschaft bei den Edur den Kaufmann Barruk den Bleichen gibt, um nur einige zu nennen; dass da Überblick und Verständnis flöten gehen, wenn man nicht ständig die nur wenig hilfreiche Auflistung der Dramatis Personae im Anhang konsultiert, versteht sich hoffentlich von selbst.

Hat man aber erst einmal durchschaut, welche Pläne der Hexenkönig Hannan Mosag verfolgt, was es mit den Gebrüdern Sengar auf sich hat und welches Spannungsverhältnis bei den Brüdern Beddict herrscht, dann gelingt es Erikson erneut, seine großen Stärken auszuspielen und eine packende wie epische Erzählung abzuliefern, die noch dazu mehr denn je von einem nie unpassend wirkenden Witz durchzogen ist, was sich insbesondere in den gemeinsamen Szenen mit Tehol Beddict und dessen Diener Bagg bemerkbar macht, die ein herrlich spleeniges, skurriles Gespann bilden, wohingegen Tehols Bruder Brys als Kämpe des Königs zunächst beinahe klassisch loyal und ehrbar erscheint, was sich im Zuge der bislang oft nur angedeuteten Intrigen am Hofe von Letheras noch als durchaus interessant erweisen dürfte, denn leider krankt auch wieder Kinder des Schattens ein wenig daran, dass die Geschichte, kaum legt sie richtig an Tempo und Spannung zu, auch schon wieder beendet ist und sehnsüchtig auf die Fortsetzung, also den zweiten Teil des eigentlichen Buches schielen lässt, zumal sich dies aufgrund der ungewohnt geringen Seitenzahl von knapp 500 noch mehr als sonst bemerkbar macht.

Forcht stand jetzt neben ihm, und Trull spürte sein Schulterzucken. »Seit seiner Kindheit wurde der Hexenkönig von Visionen geleitet «, sagte Forcht nach einem kurzen Augenblick. »Sein Blut bewahrt Erinnerungen, die bis zu den Dunklen Zeiten zurückreichen. Bei jedem Schritt, den er macht, breitet sich Vater Schatten vor ihm aus.«

Gerade die zweite Hälfte des Buches nämlich verzichtet konsequent auf störende Nebenschauplätze und treibt die Geschichten der Familien Sengar und Beddict voran, verknüpft diese mehr und mehr miteinander und weiß auch mit teils schockierend geschilderten Wendungen zu beeindrucken, zumal hier der Verkrüppelte Gott auch auf diesem Kontinent seine Aufwartung macht und seine Dienerschaft mehrt, während die gespannte Lage zwischen Tiste Edur und Letherii nach anfänglichem kurzen Hoffnungsschimmer immer prekärer wird und einen baldigen offenen Konflikt vermuten lässt, der dann aber selbstverständlich Gezeiten der Nacht, dem neunten Band der Reihe vorbehalten sein wird, dient schließlich gerade der Anfang des Buches zuvorderst der Exposition der beinahe gänzlich neuen Figuren und Schauplätze und der Skizzierung des Konflikts der beiden benachbarten Völker, weshalb Kinder des Schattens auch oft wieder vergleichsweise ruhig und dialoglastig wirkt im Gesamtkontext, was sich aber zusammen mit Band 9 sicherlich noch relativieren wird. Aufgrund des für mich – auch für Eriksons Verhältnisse – holprigen und verwirrenden Einstiegs und den nur marginal vorhandenen Verbindungen zu den vorangegangenen sieben Bänden zählt aber auch dieses Buch trotz seiner Qualitäten und Stärken gerade in der zweiten Hälfte zu den schwächeren Vertretern von Das Spiel der Götter.

Fazit & Wertung:

Wenn es auch etwas dauert, sich in Das Spiel der Götter 8: Kinder des Schattens hineinzufinden, da es kaum Anknüpfungspunkte zu den vorangegangenen Bänden gibt, entfaltet sich spätestens ab der Hälfte erneut die Faszination von Eriksons sprachgewaltigem Fantasy-Epos, das ein weiteres Mal an Komplexität zunimmt und gegen Ende mit einer Vielzahl Twists und Überraschungen aufwartet, die einen ungemein spannenden neunten Band erwarten lassen.

8 von 10 magischen Gewirren

Das Spiel der Götter 8: Kinder des Schattens

  • Magische Gewirre - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Wenn es auch etwas dauert, sich in Das Spiel der Götter 8: Kinder des Schattens hineinzufinden, da es kaum Anknüpfungspunkte zu den vorangegangenen Bänden gibt, entfaltet sich spätestens ab der Hälfte erneut die Faszination von Eriksons sprachgewaltigem Fantasy-Epos, das ein weiteres Mal an Komplexität zunimmt und gegen Ende mit einer Vielzahl Twists und Überraschungen aufwartet, die einen ungemein spannenden neunten Band erwarten lassen.

8.0/10
Leser-Wertung 7.5/10 (2 Stimmen)
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Blanvalet. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Das Spiel der Götter 8: Kinder des Schattens ist am 20.04.15 bei Blanvalet erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!


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