Review: Die Rückkehr | Carsten Stroud (Buch)

Ja, es wird wieder Zeit für eine neue Buch-Kritik und auch wenn ich anfänglich befürchtet hatte, mich nur schwerlich wieder in Niceville zurechtzufinden, ist es Carsten Stroud wieder gelungen, mich prompt in seinen Bann zu ziehen.

Die Rückkehr

The Homecoming, USA 2013, 606 Seiten

Die Rückkehr von Carsten Stroud | © DuMont Buchverlag
© DuMont Buchverlag

Autor:
Carsten Stroud
Übersetzer:
Robin Detje

Verlag (D):
DuMont Buchverlag
ISBN:
978-3-832-16295-5

Genre:
Krimi | Horror | Mystery

 

Inhalt:

Der purpurgoldene Jet, der in der Vormittagssonne glitzerte, bohrte sich mitten in diesen Krähenschwarm hinein und schoss auf der anderen Seite wieder heraus, Streifen aus Blut und mattschwarzem Gefieder am Rumpf, und aus der Steuerbord-Turbine quoll dünner blauer Rauch. Der Jet verlor schon an Höhe.

Ausgehend von dem Verschwinden mehrerer Personen, einem brutalen Banküberfall mit anschließender hochdramatischer wie tödlicher Verfolgungsjagd, dem unerklärlichen Verbleib von Rainey Teague und einer Vielzahl übersinnlich anmutender Ereignisse, könnte man meinen, das Örtchen Niceville hätte in seiner jüngsten Vergangenheit mehr als genug Schrecken für ein ganzes Leben gesehen, doch so, muss Ermittler Nick Kavanaugh erneut feststellen – ticken die Uhren in Niceville nicht und prompt erschüttern gleich zwei Flugzeugabstürze die sich erst langsam wieder einstellende Normalität. Derweil beginnt Nicks Frau Kate, prophetische Träume zu haben und der mittlerweile von den Kavanaughs aufgenommene Rainey beginnt Verhaltensauffälligkeiten an den Tag zu legen und Stimmen zu hören, die ihn zum Crater Sink rufen.

Derweil wird Byron Deitz mit der nicht gerade läppischen Summe von 100.000 Dollar im Kofferraum – durchweg Scheine aus dem Banküberfall – von der Polizei aufgegriffen und Kates Bruder Reed Walker liefert sich eine gnadenlose Verfolgungsjagd, während die unerklärlichen Vorfälle in Niceville erneut zunehmen und die Verbindungen zu den Gründerfamilien immer offensichtlicher werden. Als aber in einem Mangrovensumpf ein schrecklicher Fund die Polizei erschüttert und Parteien von außerhalb einen Mann schicken, der des Geldes aus dem Banküberfall habhaft werden soll, beginnen sich die Ereignisse erst recht zu überschlagen.

Rezension:

Gut zwei Jahre sind vergangen, bis ich mich nun mit Die Rückkehr erneut nach Niceville begeben habe, dem kleinen Ort im Süden der USA, der auch Namensgeber für den Auftaktband Niceville der gleichnamigen Trilogie war, die sich in Band 1 auf das rätselhafte Verschwinden mehrerer Personen und einen brutalen Banküberfall konzentrierte, zwei Ereignisse, die in keinem Zusammenhang zu stehen schienen und dennoch untrennbar miteinander verwoben waren, ebenso wie die Geheimnisse der Gründerfamilien des Ortes bis in die heutige Zeit nachhallen. Im zweiten Band der Reihe nun sind es zwei Flugzeugabstürze, die als Initiator für die folgenden Ereignisse fungieren und erneut Ermittler Nick Kavanaugh und dessen Familie ins Zentrum der Ereignisse stellen, denn die mysteriösen Vorkommnisse im Ort nehmen kein Ende und auch dem Geheimnis um den legendenumwobenen Crater Sink geht Carsten Stroud hier weiter auf den Grund.

Für einen Detective beim CID war Nick mit zweiunddreißig Jahren noch jung, aber er hatte acht Jahre bei den Fifth Special Forces gedient, also waren seine zweiunddreißig nicht so wie bei dem üblichen verfusselten Zweiunddreißigjährigen, der noch immer bei dir im Keller wohnt und sich endlos mit seiner Doktorarbeit über Gender- und Rassismusfragen in der neukantianischen Hermeneutik abquält.

Anfänglich hatte ich zwar das nicht unberechtigte Gefühl, es würde mir schwerfallen, mich wieder in die Geschichte zu finden, glänzte schließlich schon der erste Teil mit einer Vielzahl Erzählstränge und weit mehr als nur einer Handvoll bedeutsamer Figuren, doch verflüchtigten sich diese Befürchtungen rasch, denn Stroud versteht es vortrefflich, die Geschehnisse in Erinnerung zu rufen, ohne sich in redundanten Rückblenden und Zusammenfassungen zu verlieren, so dass man rasch das benötigte Wissen wieder präsent hat, ohne das Gefühl zu haben, Niceville überhaupt lang den Rücken gekehrt zu haben. Zunächst einmal konzentriert sich der Autor dabei vornehmlich auf die Krimi-Aspekte seiner Erzählung und man würde meinen, das Übernatürliche habe dem Ort den Rücken gekehrt, doch nach und nach erschüttern immer mehr unerklärliche Ereignisse, prophetische Träume und surreale Begebenheiten die Realität der kleinen Ortschaft und eröffnen beispielsweise, dass Rainey Teague, der bereits eine regelrechte Odyssee hinter sich hat, noch längst nicht aus den Fängen der übernatürlichen Mächte entlassen worden ist, die hier mehr denn je Gestalt annehmen und sich nicht nur des Jungens zu bemächtigen scheinen, sondern in allerlei Richtungen ihre Fühler strecken.

Sowohl Nick als auch Kate, Adoptiveltern von Rainey, aber auch weitere Personen sind sich mittlerweile auch durchaus im Klaren darüber, dass so einiges in Niceville nicht mit rechten Dingen zugeht und stellen weitere Nachforschungen an, nicht nur was Raineys Herkunft, sondern speziell die Familie Teague betrifft, die in vielerlei Hinsicht eine Art Ursprung der dunklen Mächte darstellt, die immer öfter und seit vielen Jahren dort ihr Unwesen reiben. Stroud macht aber auch nicht den Fehler, einhellige und abschließende Erklärungen für das zu geben, was in Die Rückkehr vor sich geht, handelt es sich schließlich lediglich um den Mittelband der als Trilogie erdachten Erzählung, so dass es an Der Aufbruch – dem Abschlussband der Reihe – liegen wird, die Geheimnisse schlussendlich zu lüften. Immerhin zeichnet sich nun ein deutlich klareres Bild der Bedrohung und auch die Ereignisse des Romans wirken zu keinem Zeitpunkt beliebig oder unnötig, treiben die Geschichte voran und liefern gleichsam einen überzeugenden Abschluss und das obwohl ein Großteil der Fragen unbeantwortet bleibt.

»Na ja, offenbar hat die State Patrol vor ungefähr einer Stunde auf dem Highway 366, gleich hinter der Auffahrt Arrow Creek, Byron Deitz erwischt, mit 140 Meilen, sie haben ihn angehalten, mit gezogener Waffe und allem Drum und Dran, er wollte nicht richtig. Er fuhr diesen dicken gelben Hummer. Haben im Getränkehalter neben dem Fahrersitz eine Dose Ecstasy gefunden, lag offen da, also haben sie Deitz Handschellen angelegt und routinemäßig den Hummer durchsucht. Rate mal, was sie in der Heckklappe gefunden haben?«

Wichtigstes Alleinstellungsmerkmal von Die Rückkehr ist dabei erneut die sinnstiftende Verknüpfung aus purem Krimi-Thriller mit zahlreichen Mystery-Elementen, die hier auch teils offensiver in den Vordergrund rücken, dabei aber dennoch mit den weiteren Genre-Versatzstücken erneut hervorragend harmonieren, derweil es sich gleichsam zuweilen um ein reinrassiges Drama handelt, das ganz bewusst die Probleme der Familie Kavanaugh in den Vordergrund rückt und auch deren Freunde und Anverwandte nicht außer Acht lässt. Wem also die wilde Genre-Mixtur imponiert, der sollte bei Niceville und Die Rückkehr unbedingt einen Blick riskieren, zumal es Carsten Stroud tatsächlich gelingt, das alles virtuos zu einem stimmigen Gesamtwerk zu verknüpfen, dass von der ersten bis zur letzten Seite zu packen versteht, vor allem aber – wie schon bei Band 1 – die Fortsetzung herbeisehnen lässt, wobei man sich hierzulande dummerweise noch bis Mitte November wird gedulden müssen.

Fazit & Wertung:

Carsten Strouds Die Rückkehr, zweiter Band seiner Niceville-Trilogie um den von übernatürlichen Mächten heimgesuchten Ort im Süden der USA, gelingt es von der ersten Seite an, die vielen losen Enden des Vorgängers aufzugreifen du die Story stimmig wie packend fortzuführen, während sich erneut Krimi- und Mystery-Versatzstücke die Klinke in die Hand geben und der aus den Gründertagen von Niceville stammende Horror sich immer weiter Bahn bricht. Nichts für schwache Nerven und ob der komplexen Erzählweise auch nichts für Gelegenheitsleser, für Freunde ungewöhnlicher Genre-Mixturen aber eine echte Empfehlung!

8,5 von 10 Unheil verkündenden Krähen

Die Rückkehr

  • Unheil verkündende Krähen - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Carsten Strouds Die Rückkehr, zweiter Band seiner Niceville-Trilogie um den von übernatürlichen Mächten heimgesuchten Ort im Süden der USA, gelingt es von der ersten Seite an, die vielen losen Enden des Vorgängers aufzugreifen du die Story stimmig wie packend fortzuführen, während sich erneut Krimi- und Mystery-Versatzstücke die Klinke in die Hand geben und der aus den Gründertagen von Niceville stammende Horror sich immer weiter Bahn bricht. Nichts für schwache Nerven und ob der komplexen Erzählweise auch nichts für Gelegenheitsleser, für Freunde ungewöhnlicher Genre-Mixturen aber eine echte Empfehlung!

8.5/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des Dumont Buchverlages.

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Die Rückkehr ist am 03.12.14 als Paperback im Dumont Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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Kommentare (2)

  1. Sabine K. 29. Juli 2015

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