Review: Veronica Mars – Mörder bleiben nicht zum Frühstück | Rob Thomas | Jennifer Graham (Buch)

Jep, heut ist wieder ein Buch an der Reihe und was für eins, denn endlich geht es weiter mit neuen Geschichten der wohl tollsten, coolsten, besten, einzigartigsten Detektivin der Welt. Okay, klar, ihr hättet es schon erraten, wenn man es im Titel nicht sowieso schon hätte lesen können. Die Rede ist natürlich von:

Veronica Mars
Mörder bleiben nicht zum Frühstück

Veronica Mars: Mr. Kiss and Tell, USA 2015, 368 Seiten

Veronica Mars - Mörder bleiben nicht zum Frühstück von Rob Thomas und Jennifer Graham | © script5 Verlag
© script5 Verlag

Autoren:
Rob Thomas
Jennifer Graham
Übersetzerinnen:
Sandra Knuffinke
Jessika Komina

Verlag (D):
script5 Verlag
ISBN:
978-3-785-58329-6

Genre:
Krimi | Thriller | Drama

 

Inhalt:

Als eine junge Frau, misshandelt und geschunden, eines frühen Morgens am Wegesrand entdeckt wird, gibt sie an, obgleich sie sich an die Tat selbst nicht mehr erinnern kann, dass der Angriff auf sie im Neptune Grand Hotel erfolgt sein muss und um die Frage der Haftung des Hotels zu klären, wird Veronica Mars auf den Fall angesetzt, doch die hat weit mehr im Sinn, als nur den guten Ruf des Hotels zu wahren, denn einerseits kennt sie das vergewaltigte Mädchen aus ihrer Jugendzeit in Neptune, andererseits ist auch ihr selbst schließlich vor vielen Jahren ähnliches widerfahren, weshalb sie alles daran setzt, den Täter zu ermitteln, auch als das Hotel sie längst wieder von dem Fall abgezogen hat. Derweil sieht Eli Navarro seinem Urteilsspruch entgegen, wurde schließlich mit fingierten Beweisen versucht, ihm eine Straftat anzuhängen.

In Neptune regnete es. Was selten vorkam, selbst Anfang März. Normalerweise war der Himmel über dem kleinen südkalifornischen Städtchen das ganze Jahr über strahlend blau. Jetzt aber hatten sich Wolken über den Pazifik herangewälzt und dicke Tropfen klatschten auf die Häuser von Arm und Reich – die einzige ausgleichende Kraft in einer Stadt ohne Mittelschicht.

Doch alles deutet darauf hin, dass die korrupten Machenschaften des Sheriff‘s Department unter Leitung von Dan Lamb sich möglicherweise dem Ende neigen könnten, zumal Keith Mars und Cliff McCormack, die sich längst gegen den Sheriff verbündet haben, unerwartet Unterstützung zu bekommen scheinen. Veronicas Fall derweil droht zu stagnieren, doch immerhin trösten sie Logans Anwesenheit und ihr frisch erworbener Hundewelpe Pony ein wenig darüber hinweg. Aber Veronica Mars wäre nicht Veronica Mars, wenn sie so schnell aufgeben würde und so führen sie ihre Ermittlungen bald weit über die Grenzen von Neptune und Balboa County hinaus.

Rezension:

Ich habe ja förmlich auf der Lauer gelegen, um die Veröffentlichung des zweiten Bandes Veronica Mars – Mörder bleiben nicht zum Frühstück nicht zu verpassen und dieses Engagement hat sich gelohnt, um das gleich einmal vorwegzunehmen, denn der zweite Band der in Kollaboration von Serienschöpfer Rob Thomas und Autorin Jennifer Graham entstandenen Buchreihe gefiel mir sogar noch einmal merklich besser als der erste Teil Veronica Mars – Zwei Vermisste sind zwei zu viel, was vorrangig daran gelegen haben mag, dass nun das Setting – freilich auch schon beim ersten Buch, hier aber deutlicher zu spüren – hinlänglich bekannt ist und keiner Auffrischung bedarf, wie man sich zuvor zu bemühen meinte und damit einhergehend auch, dass ich deutlich leichter und schneller ins Buch gefunden habe und mir der Stil, gerade zu Anfang der Geschichte, merklich mehr zugesagt hat als beim Vorgänger.

Einer von Veronicas Jura-Professoren an der Columbia hatte sich damit gebrüstet, jedes Urteil anhand der Mienen der Jurymitglieder während der Schlussplädoyers vorhersagen zu können. Als Veronica nun die zwölf unbewegten Gesichter betrachtete, kam sie zu dem Schluss, dass das, bei allem Respekt, Professor, gequirlte Kacke war.

Vor allem aber, und das kann man sowohl Thomas und Graham als auch den deutschen Übersetzerinnen Sandra Knuffinke und Jessika Komina nicht hoch genug anrechnen, trifft das Buch nicht nur vorzüglich den Ton der Serie, sondern skizziert auch die altbekannten Figuren auf liebevolle Art und Weise, so dass man während der besten Momente und insbesondere bei manchen Dialogen meint, man würde einer aufwendig aufbereiteten, seinerzeit schlicht nur nicht verfilmten Serienepisode beiwohnen, so sehr gelingt es, die Stimmen der Figuren beinahe mühelos mit dem geschriebenen Wort zu verknüpfen, dass man sich auf jeder Seite in die Welt von Veronica Mars und zurück nach Neptune versetzt fühlt. Einzig zu bemängeln wäre vielleicht, dass Veronicas frühere Haus- und Hof-Begleiter Mac und Wallace auch diesmal wieder ein wenig stiefmütterlich behandelt werden, wobei Mac als Teil des Teams von Mars Investigations zumindest ein wenig was zu den Ermittlungen und der Geschichte beiträgt, Wallace hingegen sich mit einem kurzen Gastauftritt begnügen muss.

Der Fall selbst, wie sollte es auch anders sein, schlägt durchaus wieder den einen oder anderen Haken und weiß zu überraschen, doch muss man auch ehrlich sein, dass der große Erfolg von Veronica Mars weitaus mehr in ihrer Figur an sich begründet liegt als in den unglaublich einfallsreichen Kriminalgeschichten, denn von dieser Warte aus betrachtet ist der Plot von Mörder bleiben nicht zum Frühstück sicherlich nicht überzeugender oder lohnenswerter als viele andere Krimi-Veröffentlichungen auch, doch geht es ja eben gar nicht nur darum, sondern auch, wie sich Logans und Veronicas Zukunft entwickeln wird, ob es Keith und Cliff letztlich mit vereinten Kräften gelingt, Sheriff Lamb zu Fall zu bringen und die um sich greifende Korruption im Department, die ja auch schon im Film thematisiert worden ist, aufzudecken, darum, ob Eli „Weevil“ Navarro in alte Verhaltensmuster zurückfällt oder seine Familie zu halten imstande ist. Und endlich wird auch beleuchtet, wie es Logan nach Veronicas Weggang aus Neptune ergangen ist und wie er beim Militär gelandet ist, eine biografische Lücke, die zu schließen schon längst überfällig war.

»So langsam kommt mir das Konzept der Demokratie vor wie die Siri unter den politischen Systemen: viel besser in der Theorie.« Veronica stützte den Ellbogen auf den Tisch und lehnte ihre Wange in die Hand. »Aber ich hoffe immer noch, dass Lamb uns vielleicht noch in letzter Sekunde ein knackiges Kataströphchen liefert. Unzucht mit Nutztieren in der Öffentlichkeit, Einführung des Scharia-Gesetzes, einen milchkaffeebraunen Filmstar, den er nicht erkannt und getasert hat. Irgendetwas so Himmelschreiendes, dass die Leute nicht mehr weggucken können.«
»Ganz mein Mädchen, immer voll der Hoffnung, dass es jemandem die Beine unter dem Hintern wegreißt.«

Sicherlich, das sind alles Dinge, die nur eingefleischte Serien-Fans interessieren werden, doch für wen wenn nicht die werden Bücher wie Veronica Mars – Mörder bleiben nicht zum Frühstück geschrieben? Man kann sich dem Buch freilich auch ohne Kenntnis der Serie, des Films oder des Vorgängerbandes widmen, doch mag da die Faszination sicherlich an einigen Stellen auf der Strecke bleiben, weil man mit den Figuren und Begebenheiten nicht annähernd so vertraut ist, wie es wünschenswert wäre, zumal auch dieser Fall Veronica wieder mit ihrer weit zurückliegenden Zeit an der Neptune High konfrontiert und aktiv auf Seriengeschehnisse Bezug nimmt, was wieder einmal die Kohärenz unterstreicht, um die man sich auch hier wieder redlich bemüht hat. Umso erfreulicher ist da auch, dass Rob Thomas selbst verkündet hat, die Bücher dürfen als Kanon betrachtet werden und die Ereignisse in ihnen würden nicht durch einen möglichen zukünftigen Film (der aber noch völlig in den Sternen steht) unterminiert würden. Dennoch gibt es auch Grund sich zu ärgern, denn nachdem Thomas die Marshmallows nun mit dem Film plus zwei Büchern wieder richtiggehend angefixt hat (mich zumindest), ist bisher auch nicht die Rede von weiteren geplanten buch-Veröffentlichungen und obwohl der Abschluss des Bandes versöhnlich stimmt und im Worst-Case (wieder einmal) als Abschluss der Serie fungieren könnte, würde ich mir natürlich viel lieber wünschen, wenigstens einmal pro Jahr ein neues Buch mit meiner Lieblings-Detektivin präsentiert zu bekommen. Danach sieht es aber derzeit leider nicht aus.

Fazit & Wertung:

Auch der zweite Fall Veronica Mars – Mörder bleiben nicht zum Frühstück orientiert sich gekonnt am Stil und Ton der Kultserie und erzählt die im Film begonnene Geschichte kohärent und spannend weiter, ohne dabei den aktuellen Fall zu vernachlässigen, der die blitzgescheite Detektivin wieder tief in die Schatten von Neptune schickt und weit mehr als nur ein Rätsel bereithält, während Veronica sich einmal mehr mit ihrer umtriebigen Vergangenheit konfrontiert sieht.

8,5 von 10 aufzudeckenden Geheimnissen

Veronica Mars - Mörder bleiben nicht zum Frühstück

  • Aufzudeckende Geheimnisse - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Auch der zweite Fall Veronica Mars – Mörder bleiben nicht zum Frühstück orientiert sich gekonnt am Stil und Ton der Kultserie und erzählt die im Film begonnene Geschichte kohärent und spannend weiter, ohne dabei den aktuellen Fall zu vernachlässigen, der die blitzgescheite Detektivin wieder tief in die Schatten von Neptune schickt und weit mehr als nur ein Rätsel bereithält, während Veronica sich einmal mehr mit ihrer umtriebigen Vergangenheit konfrontiert sieht.

8.5/10
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Weitere Details zum Buch und der Autorin findet ihr auf der Seite des script5 Verlages. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Veronica Mars – Mörder bleiben nicht zum Frühstück ist am 21.09.15 im script5 Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den folgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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Kommentare (2)

  1. Amerdale 23. September 2015
    • Wulf | Medienjournal 23. September 2015

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