Review: Das Bündnis: Die Rosenkriege 2 | Conn Iggulden (Buch)

So, liebe Leute, die Buchmesse hat begonnen und was läge da näher, als mit einer neuen Buch-Kritik aufzuwarten? Richtig, nicht viel, und deshalb mache ich das jetzt auch. Schließlich bin ich selbst (noch) nicht da und da kann man sich ja auch ruhig die Zeit zum Bloggen nehmen, wie ich finde. Ansonsten macht euch noch einen schönen Abend und gehabt euch wohl, bis ich mich vermutlich morgen wieder mit etwas ganz anderem zurückmelden werde.

Das Bündnis
Die Rosenkriege 2

Wars of the Roses – Trinity, UK 2014, 560 Seiten

Das Bündnis: Die Rosenkriege 2 von Conn Iggulden | © Heyne
© Heyne

Autor:
Conn Iggulden
Übersetzerin:
Christine Naegele

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-41861-5

Genre:
Historie | Drama

 

Inhalt:

»Der König von England schläft, Vicomte Gascault. Wird er jemals wieder aufwachen? Oder wird er in seinem Bett sterben? Landauf, landab zerbricht man sich darüber den Kopf. Und ich zweifle nicht, dass man sich auch in Paris darüber den Kopf zerbricht. Ist das die Chance, auf die Euer König so lange gewartet hat? Auf die er so lange hingearbeitet hat? Verzeiht, aber Ihr seid nicht einmal stark genug, uns Calais abzunehmen – und da träumt Ihr von England?«

Anno Domini 1454: Noch immer befindet sich König Henry VI in einem geistigen Dämmerzustand und ist selten überhaupt ansprechbar und während sich seine Gemahlin Margaret mit ihm zurückgezogen hat, obliegt Richard von York in seiner Rolle als Lordprotektor die Führung des Reiches. Doch obwohl sein Handeln umsichtig ist und von Weitsicht geprägt, er keine Anstalten erkennen lässt, die Krone an sich reißen zu wollen und tatsächlich nur das Wohl des Reiches im Sinne hat, verstummen seine Gegner nicht, die hinter allem eine finstere Intrige wittern. Diese Frage wird allerdings in dem Moment obsolet, als Henry wie von Geisterhand aus seinem Dämmerzustand erwacht, vor Energie und Tatendrang zu sprühen scheint, ja selbst für Margaret wie verwandelt wirkt.

Prompt fordert Henry den Rücktritt von York als Lordprotektor und enthebt ihn seines Amtes, doch entfacht dies die Uneinigkeiten der Häuser York und Lancaster nur ein weiteres Mal und nicht zuletzt den kleineren Häusern geschuldet, die aus den unterschiedlichsten Gründen die eine oder andere Partei bevorzugen und ihre eigenen Pläne verfolgen, eskaliert die schwelende Fehde der beiden Häuser immer weiter, bis eine Konfrontation auf offenem Felde unvermeidlich scheint.

Rezension:

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass mich Conn Igguldens Sturmvogel: Die Rosenkriege 1 völlig unerwartet zu begeistern und zu fesseln wusste und seit August diesen Jahres ist nun also auch der zweite Band der Reihe, Das Bündnis, in deutscher Übersetzung erhältlich und führt die Geschichte um die Rosenkriege, die in Band 1 ja noch nicht einmal wirklich begonnen hatte, nun stimmungsvoll und packend fort. Dabei bewahrt sich der Autor sämtliche Stärken, die ich auch schon beim Vorgänger hochgelobt habe und vermeidet es gekonnt, das Geschehen zu verkitschen oder zu romantisieren, sondern bedient sich stattdessen einer rohen und unverblümten Sprache, die den zahllosen Kriegshandlungen der damaligen Zeit gerecht wird, ohne dabei übertrieben blutig und selbstzweckhaft daherzukommen. Vor allem aber gelingt es ihm, diesmal in spürbar stringenterer Form die auf den ersten Blick nicht gerade leicht zu durchschauenden Machtverhältnisse und –ansprüche erklärbar zu machen, wobei auch diesmal wieder die dem Buch vorangestellten Übersichten zu den großen Familien behilflich sind.

Diener öffneten ihm die Tür, als Thomas Percy, Baron Egremont, in den Schlosshof hinaustrat. Der Himmel war blau, und der Lärm von Hunderten von Männern schlug über ihm zusammen und ließ sein Herz stärker pochen. Irritiert stellte er fest, dass auch seine eigenen Diener schon bereitstanden, wahrscheinlich auf Befehl seines Vaters, und geduldig auf ihn warteten.

Ja selbst meinem Wunsch, den Kapiteln vorangestellt Jahreszahlen anzugeben, um den zeitlichen Ablauf zu verdeutlichen, wurde in Teilen entsprochen, denn wo sich der erste Band noch über einen Zeitraum von gut zehn Jahren erstreckte und von einem Absatz zum nächsten auch einmal gut und gerne Monate vergehen konnten, unterteilt sich Das Bündnis in zwei große Abschnitte, die einerseits die Jahre 1454-1455 sowie andererseits 1459-1461 umfassen, sodass einem doch schon merklich klarer und bewusster ist, wo genau in der Historie man sich befindet, auch wenn noch konkretere Zeitangaben vor den jeweiligen Kapiteln sicherlich erneut wünschenswert gewesen wären, was sich aber sicherlich nicht so einfach hätte realisieren lassen, da Iggulden auch hier wieder dazu neigt, Ereignisse zu verknappen, sich überlappen zu lassen oder sich ganz allgemein mancher dichterischen Freiheit bedient, um die Rosenkriege ein wenig packender wirken zu lassen. Und auch diesmal geht er wieder im Nachwort auf ebenjene Veränderungen ein und erklärt nachvollziehbar, wieso er sich gewisse Freiheiten zu nehmen bereit war.

Größte Freiheit ist aber wieder einmal der gänzlich fiktive Meisterspion Derry Brewer, den ich bereits im ersten Band ins Herz geschlossen hatte und der zwar nicht unbedingt federführend bei der Entwicklung der Ereignisse ist, was ja auch grenzwertig wiedersinnig wäre, aber doch zumindest als eine Art Chronist an vielen bedeutenden Ereignissen teilnimmt und ein Stück weit durch die Geschichte leitet, nicht dergestalt, dass er als Erzähler, aber doch durchaus als Fixpunkt und Identifikationsfigur dienen kann. Weitaus bemerkenswerter ist aber, dass es Iggulden gelungen ist, mir Richard von York, sozusagen den bereits im Vorgänger etablierten Antagonisten, zwar nicht unbedingt als Sympathieträger erscheinen zu lassen, aber dessen Handeln so gekonnt und vielschichtig zu beleuchten, dass die Tragik seiner Figur, die sich in weiten Teilen tatsächlich vehement dagegen sträubt, offen gegen den König vorzugehen und nur das Wohl des Reiches im Sinn hat, insbesondere im letzten Drittel besonders zum Tragen kommt, was sich völlig konträr zu sonst oft üblicher Schwarz-Weiß-Figurenzeichnung verhält und mir ausnehmend gut gefallen hat. Auch Margaret von Anjou hat sich von den Anfängen des ersten Bandes ausgehend merklich entwickelt und selbst Henry VI bekommt in seinen wachen Momenten einige starke Szenen spendiert, auch wenn selbst hier längst keine uneingeschränkte Sympathie mehr möglich ist.

Der Schwertmeister hatte beide Söhne des alten Earl im Waffenhandwerk ausgebildet und in so zartem Alter damit angefangen, dass Thomas sich an keine Zeit erinnern konnte, wo Trunning nicht da gewesen war und über ungeschickte Hiebe geschimpft hatte oder wissen wollte, wer ihm beigebracht habe, den Schild »wie eine schottische Jungfrau« zu halten. Thomas konnte sich auf Anhieb an fünf Knochenbrüche erinnern, die ihm der rotgesichtige kleine Mann im Laufe der Jahre zugefügt hatte – zweimal die rechte Hand, zweimal war es der Unterarm gewesen, und einmal der Fuß, als Trunning im Zorn aufgestampft hatte.

Man würde meinen, der Autor habe sich schwer getan, für eines der Häuser Partei zu ergreifen, doch liegt das vielmehr an der gekonnten Betrachtungsweise und Deutungsfreiheit, die bewusst das Für und Wider abzuwägen weiß und ureigenste Motivationen vermittelt, statt auf das bloße Konzept von Gut gegen Böse abzustellen. Die wahren Übeltäter sind derweil auch bezeichnenderweise oft auch die jeweiligen Berater und deren Einflüsterungen, viel zu oft auch verleumderische Einflüsterungen und falscher Stolz, die die Geschehnisse in die weithin bekannten Bahnen lenken und – während man sich im letzten Buch sozusagen noch mit der Vorgeschichte begnügen musste – hier nun schließlich zum Beginn der rund dreißig Jahre währenden Rosenkriege führen, wobei in Das Bündnis tatsächlich nur die ersten Jahre bis zur entscheidenden Schlacht von Wakefield thematisieren, weshalb man sich hier, sollte sich Iggulden mit ungebrochener Akribie auch den noch folgenden 25 Jahren widmen, noch viel erwarten darf, zumal der Grundstein für den dritten Band – wie sollte es auch anders sein – bereits auf den letzten Seiten gelegt wird.

Fazit & Wertung:

Mit Das Bündnis: Die Rosenkriege 2 geht Conn Igguldens Historienepos in die zweite Runde und übertrifft den Vorgänger noch einmal hinsichtlich packender und intensiver Erzählung, da es ihm bei vergleichsweise geringen historischen Freiheiten gelingt, eine spannende und gleichsam nachvollziehbare Chronologie der Ereignisse abzuliefern, die vor vielschichtig gezeichneten Charakteren nur so wimmelt. Wenn auch die zeitliche Abfolge nicht immer hundertprozentig nachvollziehbar bleibt, droht man kaum je den Überblick zu verlieren, während das lohnenswerte Nachwort des Autors das Buch gekonnt abrundet.

9 von 10 Intrigen gegen die englische Krone

Das Bündnis: Die Rosenkriege 2

  • Intrigen gegen die englische Krone - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit Das Bündnis: Die Rosenkriege 2 geht Conn Igguldens Historienepos in die zweite Runde und übertrifft den Vorgänger noch einmal hinsichtlich packender und intensiver Erzählung, da es ihm bei vergleichsweise geringen historischen Freiheiten gelingt, eine spannende und gleichsam nachvollziehbare Chronologie der Ereignisse abzuliefern, die vor vielschichtig gezeichneten Charakteren nur so wimmelt. Wenn auch die zeitliche Abfolge nicht immer hundertprozentig nachvollziehbar bleibt, droht man kaum je den Überblick zu verlieren, während das lohnenswerte Nachwort des Autors das Buch gekonnt abrundet.

9.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des Heyne Verlag. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Das Bündnis: Die Rosenkriege 2 ist am 10.08.15 als Taschenbuch bei Heyne erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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Kommentare (2)

  1. Nadine Paque-Wolkow 15. Oktober 2015
    • Wulf | Medienjournal 18. Oktober 2015

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