Review: On the Road – Unterwegs (Film)

Die gesamte letzte Woche war es still hier und das Wochenende hat mir die Lust zum Bloggen erst recht verleidet, was man auch dem 229. Media Monday angemerkt haben dürfte, aber es wird Zeit, wieder in den Sattel zu steigen, weshalb ich euch nun wieder eine neue Film-Review kredenzen mag, doch hier wäre echt merklich mehr drin gewesen, wie ich schon einmal vorwegschicken darf. Aber ihr kennt das ja, ich konnte den einhellig mäßigen Kritiken natürlich nicht blind vertrauen, sondern musste mir mein eigenes Bild machen, immerhin geht es um Jack Kerouac und dessen berühmtestes, wenn auch gar nicht einmal überzeugendstes Werk als Schriftsteller. Doch lest selbst:

On the Road
Unterwegs

On the Road, FR/USA/UK/BR 2012, 124 Min.

On the Road - Unterwegs | © Concorde
© Concorde

Regisseur:
Walter Salles
Autoren:
Jose Rivera (Drehbuch)
Jack Kerouac (Buch-Vorlage)

Main-Cast:

Sam Riley (Sal Paradise/Jack Kerouac)
Garrett Hedlund (Dean Moriarty/Neal Cassady)
Kristen Stewart (Marylou/LuAnne Henderson)
Amy Adams (Jane/Joan Vollmer)
Tom Sturridge (Carlo Marx/Allen Ginsberg)
Danny Morgan (Ed Dunkle/Al Hinkle)
Alice Braga (Terry/Bea Franco)
Elisabeth Moss (Galatea Dunkel/Helen Hinkle)
Kirsten Dunst (Camille/Carolyn Cassady)
Viggo Mortensen (Old Bull Lee/William S. Burroughs)
Steve Buscemi (Tall Thin Salesman)
Terrence Howard (Walter)

Genre:
Abenteuer | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus On the Road - Unterwegs | © Concorde
© Concorde

Es ist das Jahr 1947 und der New Yorker Autor Sal Paradise beschließt, mit seinem Freund, dem Ex-Häftling Dean Moriarty und dessen Frau einen Road-Trip zu unternehmen, der sie quer durch die USA führen soll, um dem Traum von Freiheit und Abenteuer hinterherzujagen. Freiheit und Abenteuer bedeuten aber gleichsam nur allzu oft exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum sowie sexuelle Ausschweifungen in wechselnder Belegschaft, was vor allem auf den rumtreiberischen Frauenschwarm Dean zutrifft, der neben Marylou mit Camille noch ein weiteres Eisen im Feuer hat, doch hält ihn das kaum davon ab, gemeinsam mit Sal dem amerikanischen Traum zu folgen.

Ihre Reisen führen sie aber nicht nur kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten, sondern auch zu alten bekannten wie dem verschrobenen Old Bull Lee und dessen Frau Jane, bis in die verkommensten Spelunken von Mexiko und zurück nach New York, nur um von dort gleich das nächste Abenteuer zu planen, dass sie auch mehr als einmal in Kontakt mit den Gesetzeshütern bringt, doch Sal und Dean wären nicht die freiheitsliebenden Beatniks, die sie sind, wenn sie sich von solcherlei Lappalien irritieren lassen würden, zumal Sal Paradise fest davon überzeugt ist, dass seine Erlebnisse auf der Straße ihm zu dem Stoff für seinen ersten Roman verhelfen werden, um den es lange Zeit gar nicht so gut bestellt zu sein scheint, schließlich macht das Leben ihm ein ums andere Mal einen Strich durch die Rechnung…

Rezension:

Lange Zeit hatte ich einen Bogen gemacht um Walter Salles‘ Versuch, das als unverfilmbar geltende Werk von Jack Kerouac dennoch zu verfilmen, doch konnte ich mich trotz teils vernichtender Kritiken On the Road – Unterwegs schlussendlich doch nicht entziehen, bin ich schließlich mit dem zugrundeliegenden Buch und vielen weiteren Werken von Kerouac, Burroughs und Ginsberg aufgewachsen – nicht, weil ich schon so alt wäre, sondern weil mich in jungen Jahren eine nicht gerade dezente Beatnik-Euphorie gepackt hatte – , weshalb ich, jüngst durch Kill Your Darlings erneut angefixt, am Ende doch einen Blick riskieren musste. Kurzfazit vorab: Nicht so schlecht wie befürchtet, aber nicht annähernd so gut, wie der Film hätte werden können, denn die richtigen Ansätze sind durchaus vorhanden. Zu großen Teilen der Vorlage geschuldet, wirkt allerdings das Geschehen doch sehr fragmentarisch, was sich darin niederschlägt, dass vieles episodenhaft und kaum zusammenhängend wirkt, während es Salles nicht wirklich gelingt, zu erklären, warum sich das so verhält, so dass die durchaus als üppig zu bezeichnenden 140 Minuten Spielzeit eben auch nicht ohne Längen auskommen, die den Film getragener und schwerfälliger wirken lassen, als es ihm gut getan hätte.

Szenenbild aus On the Road - Unterwegs | © Concorde
© Concorde

Nur selten ist das Gefühl des Getrieben-Seins, die Aufbruchsstimmung, die Abenteuerlust wirklich spürbar und wird noch am ehesten von Garrett Hedlund, dem die Aufgabe zuteilwurde, Dean Moriarty als literarisches Pendant zum realen Neal Cassady zu verkörpern, transportiert, während sich Sam Riley als Erzähler Sal Paradise, also eigentlich Jack Kerouac arg zurücknimmt. So braucht On the Road nicht nur einige Zeit, um in Fahrt zu kommen, sondern bremst sich auch noch alsbald selbst wieder aus und greift Episoden auf, die man sicherlich auch guten Gewissens hätte herauskürzen können, wenn man stattdessen den Begegnungen mit beispielsweise William S. Burroughs und dessen Frau – im Buch beziehungsweise Film ersetzt durch Old Bull Lee und Jane – mehr Raum zugestanden hätte, denn sowohl Viggo Mortensen als auch Amy Adams setzen gekonnte Akzente in ihrer Darstellung der verschrobenen Figuren, die man nur eben leider viel zu kurz zu sehen bekommt.

Ganz ähnlich ergeht es auch Kirsten Dunst, die ebenfalls viel zu wenig zu tun bekommt, was den Schluss nahelegt, dass man sowohl Mortensen, Adams als auch Dunst des reinen Name-Droppings wegen besetzt hat, denn wirklich etwas beizusteuern haben sie nicht zu der Geschichte, die traurigerweise die meiste Zeit vor sich hindümpelt und es völlig versäumt, den Antrieb ihrer Figuren offenzulegen oder auch nur in einem Moment die poetische Wucht der Vorlage – die wiederum ja ebenfalls von einigen für grenzenlos überschätzt gehalten wird – zu erreichen. Das mitunter Beste an On the Road ist dann auch oft schlicht und ergreifend der Soundtrack nebst einiger schöner Landschaftsaufnahmen, doch ansonsten wirken die Szenerie und das Bild auch oft schlichtweg zu geleckt und sauber, als dass man sich wirklich in einem Taumel aus wildem Entdecker-Wahn verlieren könnte. Nein, die meiste Zeit bleiben die Figuren unnahbar, ihre Motivation verborgen und selbst das oft wahnhafte Verhalten wird mehr keusch angedeutet als wirklich ausgelebt.

Szenenbild aus On the Road - Unterwegs | © Concorde
© Concorde

Kristen Stewart, die ebenfalls vielen Twilight-Verächtern ein Dorn im Auge sein dürfte – ist da noch nicht einmal das größte Ärgernis, denn sie macht ihre Sache als Marylou eigentlich gut und deutet zumindest schauspielerisches Talent an, auch wenn ihre Figur genauso wenig nachvollziehbar ist wie die der anderen. On the Road ist kein Totalausfall, aber auch weit davon entfernt, ein mitreißendes Filmerlebnis zu sein, das er hätte sein müssen und auch werden können, doch zwischen den episodenhaften Begegnungen herrscht einfach viel zu oft Leerlauf, sicherlich so, wie es sich auch im wahren Leben verhalten hätte, doch spiegelt ein Film eben nicht das wahre Leben wider und hier wirkt es zumeist ermüdend, wenn das ungewöhnliche Trio mal wieder beim stupiden Autofahren von A nach B gezeigt wird, zumal man recht schnell den Überblick zu verlieren droht, wo genau sie sich nun eigentlich in den USA befinden oder was noch mal ihr nächstes Ziel war. Da hilft es auch wenig, dass ganz zum Schluss der Mythos zur Entstehung des Romans bemüht wird und eine kleine, durchaus nette Reminiszenz bildet, denn bis dahin hat man sich längst in dem oft profanen und trivialen Treiben verloren, das dem Geist der Vorlage leider in keiner Weise gerecht wird. Mit einem durch und durch ziemlich mittelmäßigen Film ist es Salles also zuvorderst immerhin gelungen, den Status der Unverfilmbarkeit dieses Buches zu untermauern.

Fazit & Wertung:

Walter Salles‘ Versuch der Verfilmung von On the Road – Unterwegs lässt immer wieder stimmungsvolle Ansätze erkennen und wartet mit einem überzeugenden Cast auf, doch versteht er es einerseits nicht, die sich bietenden Möglichkeiten wirklich zu verwandeln, während es ihm andererseits auch nicht gelingen mag, die rauschhafte Atmosphäre des literarischen Originals auch nur annähernd einzufangen. Was bleibt ist ein sehr durchschnittliches Road-Movie, dem gar nicht mal so sehr ein dramaturgischer Ansatz fehlt, sondern vielmehr das offensive Ausleben der oft nur unterstellten Wahnhaftigkeit und Abenteuerlust.

5,5 von 10 Road-Trips quer durch die USA

On the Road - Unterwegs

  • Road-Trips quer durch die USA - 5.5/10
    5.5/10

Fazit & Wertung:

Walter Salles‘ Versuch der Verfilmung von On the Road – Unterwegs lässt immer wieder stimmungsvolle Ansätze erkennen und wartet mit einem überzeugenden Cast auf, doch versteht er es einerseits nicht, die sich bietenden Möglichkeiten wirklich zu verwandeln, während es ihm andererseits auch nicht gelingen mag, die rauschhafte Atmosphäre des literarischen Originals auch nur annähernd einzufangen. Was bleibt ist ein sehr durchschnittliches Road-Movie, dem gar nicht mal so sehr ein dramaturgischer Ansatz fehlt, sondern vielmehr das offensive Ausleben der oft nur unterstellten Wahnhaftigkeit und Abenteuerlust.

5.5/10
Leser-Wertung 5/10 (1 Stimmen)
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On the Road – Unterwegs ist am 14.02.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Concorde erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Kommentare (2)

  1. mwj 18. November 2015
    • Wulf | Medienjournal 18. November 2015

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