Review: Winterwelt 1: La Niña (Graphic Novel)

Heute habe ich wieder einmal die Ehre, euch von zwei Comics zu berichten, die ich jüngst gelesen, sprich verschlungen, habe und den Anfang macht diesmal Winterwelt, was dem einen oder anderen vielleicht noch aus den späten Achtzigern ein Begriff sein könnte. Mir war es im Vorfeld kein Begriff, aber dazu komme ich ja jetzt in meiner ersten Review für den heutigen Abend.

Winterwelt 1
La Niña

Winterworld #1-4, USA 2014, 120 Seiten

Winterwelt 1: La Niña | © Cross Cult
© Cross Cult

Autor:
Chuck Dixon
Zeichner:
Butch Guice

Verlag (D):
Cross Cult
ISBN:
978-3-86425-589-2

Genre:
Endzeit | Science-Fiction | Thriller

 

Inhalt:

Ausschnitt aus Winterwelt 1: La Niña | © Cross Cult
© Cross Cult

Es ist eine Welt des ewigen Eises, eine Welt voller Gefahren und ohne Zuflucht. Die einzige Hoffnung, die der bärbeißige Einzelgänger Scully und seine Gefährtin Wynn haben, ist ein sagenumwobener Ort namens La Niña, der noch immer erfolgreich der Kälte trotzt und eine Heimstatt für die Überlebenden bietet. Doch ob dieser Ort wirklich existiert ist genauso ein Rätsel wie die Frage, wie und ob es den beiden gelingen wird, dorthin zu gelangen. Doch während Scully skeptisch bleibt, will Wynn die Hoffnung nicht aufgeben und klammert sich an den Gedanken, dort womöglich auch ihre Eltern wiederzutreffen. Gemeinsam durchforsten sie die eisige Wildnis, immer darauf bedacht, Gefahren aus dem Weg zu gehen, doch bald schon erregen sie die Aufmerksamkeit einer Gruppe gewaltbereiter Vagabunden, die es auf ihr weniges Hab und Gut abgesehen haben…

Rezension:

Dieser Tage ist zwar bereits Winterwelt 2: Die Gestrandeten erschienen, doch das soll mich ja nicht daran hindern, mich nun zunächst einmal Winterwelt 1: La Niña zu widmen, wobei es sich auch hierbei mitnichten um den Beginn einer neuen Serie handelt, sondern die Fortsetzung des mittlerweile 27 Jahre alten, gleichnamigen Klassikers, der hier wie da aus der Feder von Chuck Dixon stammt, der sich nun, beinahe drei Dekaden später, seiner Story erneut annahm, die schon damals als fortlaufende Serie geplant war, wozu es aber nie kommen sollte. Auf den damaligen Zeichner Jorge Zaffino musste Dixon zwar verzichten, da Zaffino bereits 2002 verstorben ist, doch hat er in Butch Guice einen überaus fähigen Nachfolger gefunden, der die – und das ist ebenfalls neu – kolorierten Seiten wirklich stimmig in Szene setzt. Einen Vergleich zum Klassiker muss ich zwar aus Unkenntnis desselbigen schuldig bleiben, doch mag es ja auch interessant sein, inwieweit sich der Band für Neu- und Quereinsteiger eignet, die mit dem ursprünglichen Werk von Dixon (so wie ich) nicht vertraut sind.

Ausschnitt aus Winterwelt 1: La Niña | © Cross Cult
© Cross Cult

Der Stil von Guice ist ansprechend rau und kantig geraten, roh sozusagen und die Farbgebung des Koloristen Diego Rodriguez tut hierbei ihr Übriges, um die unterschiedlichen Settings stimmungsvoll in Szene zu setzen, denn auch wenn Winterwelt in einer Welt des ewigen Eises angesiedelt ist, bekommt man mitnichten ausschließlich weite, eisige Öde zu Gesicht, denn allein der Untertitel des ersten Bandes – La Niña – verrät, wohin die Reise geht, denn die beiden (einzigen) Protagonisten, das ungleiche Gespann des mürrischen Scully und der vorlauten wie draufgängerischen Wynn, sind auf der Suche nach eben jenem sagenumwobenen Ort, von dem es heißt, das ewige Eis habe ihn noch nicht erreicht und nach einer regelrechten Odyssee, während derer die beiden auf allerhand verlassen scheinende Orte, trockengelaufene Schiffe, abgestürzte Flugzeuge und dergleichen mehr stoßen, erreichen die sie erwartungsgemäß den magischen Ort, der natürlich vom ersten Moment an wirkt, als wäre er fast zu schön, um wahr zu sein, womit man natürlich dem Genre geschuldet Recht behalten soll, doch will ich hier ja weder vorgreifen noch spoilern, weshalb ich mich damit begnüge festzuhalten, dass der Band – der übrigens insgesamt vier Hefte in sich vereint – ungemein spannungsgeladen und abwechslungsreich geraten ist.

Zwar wird man – gerade in Unkenntnis des Vorgängers – relativ unvorbereitet in das Geschehen geworfen, doch gefällt mir dieser Einstieg auch als Neuleser ausgesprochen gut, da sich eine Vielzahl Gesetzmäßigkeiten dieser so fremd wirkenden Welt dennoch unmerklich und aus dem Zusammenhang erschließen lassen, ohne dass es größerer Erläuterungen bedürfe, weshalb sich Dixon dann auch auf dramaturgischer Seite voll und ganz auf seine Storyline konzentrieren kann, die jetzt zwar zugegebenermaßen nicht unbedingt sonderlich innovativ daherkommt und bei der man sicherlich auch an der einen oder anderen Stelle den nächsten Kniff bereits vorausahnen kann, die aber im Gegenzug großartig schnörkellos und auf den Punkt gebracht erzählt wird, ohne sich in großartigen Nebenhandlungen oder eben ausbremsenden Erklärungsversuchen zu verlieren, weshalb es einen beim Lesen doch durchaus das eine oder andere Mal frösteln mag, einfach, weil die Atmosphäre dieser endzeitlich- hoffnungsbefreiten Welt so gekonnt eingefangen worden ist.

Ausschnitt aus Winterwelt 1: La Niña | © Cross Cult
© Cross Cult

Einziger Wermutstropfen, davon abgesehen, dass eben speziell die Idee dieses Ortes, eines Elysiums in der ewigen Weite, nicht eben neu und unverbraucht ist, wäre dann auch wohl eher, dass man Winterwelt 1 nicht nur aufgrund der gerade einmal gute 90 Seiten umfassenden Geschichte, sondern eben auch seiner actionorientierten, selten um viele Worte verlegenen Ausrichtung nach in gefühlter Windeseile verschlungen hat, doch immerhin gibt es da ja jetzt bereits – ich erwähnte es eingangs – Abhilfe, denn der zweite Band steht längst in den Läden und es steht diesmal nicht zu befürchten, dass Dixon sich wieder so schnell von seinem Projekt abwenden wird, ist bei IDW Publishing schließlich bereits der dritte Band der sich an Winterwelt 2: Die Gestrandeten anschließenden Storyline Frozen Fleet erschienen.

Fazit & Wertung:

Chuck Dixons Winterwelt 1: La Niña bietet packende wie ungewöhnliche Survival-Action in einem spannenden Setting, die auch für Neueinsteiger hervorragend funktioniert, weil sie keine Vorkenntnisse der originären Hefte voraussetzt (wenngleich die sicherlich nicht schaden dürften). Dem Zeichner Butch Guice geschuldet ist der Band aber auch optisch ein regelrechter Augenschmaus, sollte also allemal einen Blick wert sein!

8,5 von 10 verschneiten Weiten

Winterwelt 1: La Niña

  • Verschneite Weiten - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Chuck Dixons Winterwelt 1: La Niña bietet packende wie ungewöhnliche Survival-Action in einem spannenden Setting, die auch für Neueinsteiger hervorragend funktioniert, weil sie keine Vorkenntnisse der originären Hefte voraussetzt (wenngleich die sicherlich nicht schaden dürften). Dem Zeichner Butch Guice geschuldet ist der Band aber auch optisch ein regelrechter Augenschmaus, sollte also allemal einen Blick wert sein!

8.5/10
Leser-Wertung 9/10 (1 Stimme)
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Weitere Details zum Band findet ihr auf der Seite von Cross Cult. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Winterwelt 1: La Niña ist am 23.02.15 bei Cross Cult erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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