Review: Charlie Bartlett (Film)

Und da wäre ich auch schon wieder, heute nach längerer Zeit mal wieder mit einem Film aus meinem reichhaltigen DVD-Fundus, der ab und an immer wieder gerne im Player landet, wie letzthin geschehen, logischerweise, denn sonst könnte ich heute wohl kaum davon berichten. Also, viel Spaß und einen schönen Abend euch!

Charlie Bartlett

Charlie Bartlett, USA 2007, 97 Min.

Charlie Bartlett | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Jon Poll
Autor:
Gustin Nash

Main-Cast:
Anton Yelchin (Charlie Bartlett)
Hope Davis (Marilyn Bartlett)
Kat Dennings (Susan Gardner)
Robert Downey Jr. (Nathan Gardner)

Genre:
Komödie | Drama | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Charlie Bartlett | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

In steter Regelmäßigkeit wird Charlie Bartlett von Schule zu Schule gereicht, doch Freunde gefunden hat er bis dato eigentlich nicht und kann sich auch nicht so recht in seine Mitschüler hineinversetzen, die nun, da er – frisch von einer Privatschule geflogen – an einer städtischen Einrichtung anfängt, natürlich noch weit mehr die Nase rümpfen ob des auf den ersten Blick schnöselhaften und für sein Alter ungemein spießig wirkenden Neuankömmlings und prompt kommt es, wie es kommen muss und Charlie gerät mit dem Schulschläger Murphy aneinander. Charlie derweil beginnt, sich mit den Manierismen seiner Alters- und Leidensgenossen auseinanderzusetzen und dank seines schier uneingeschränkten Zugangs zu Antidepressiva sowie ausufernder Erfahrung in der Gesprächstherapie wird er bald zum allseits geschätzten Kummerkasten für die schulische Belegschaft und beginnt regelrechte Therapiesitzungen in der hiesigen Toilette abzuhalten und gleichermaßen Medikamente unter das Volk zu bringen, wobei sich ausgerechnet Murphy als unerwartet effizienter Geschäftspartner profiliert.

Dem Rektor Nathan Gardner derweil ist Charlie Bartlett beinahe vom ersten Augenblick an ein Dorn im Auge und als er Lunte zu riechen beginnt, was der an „seiner „ Schule und unter seiner Nase abzuziehen beginnt, hat er erst recht ein Auge auf den sonderbaren Einzelgänger, der kurioserweise mehr und mehr zum Liebling aller Schülerinnen und Schüler avanciert. Dass Charlie derweil ein Auge auf Susan, die Tochter des Rektors geworfen zu haben scheint und die nur allzu schnell mit ihm anzubändeln bereit ist, ist im Grunde der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, weshalb Rektor Gardner vermehrt zu rabiaten Mitteln zu greifen bereit ist, um des um sich greifenden Chaos Herr zu werden. Doch selbst hier unterschätzt er einmal mehr den Einfluss, den Charlie längst auf seine Schulkameraden hat…

Rezension:

Es gibt bekanntermaßen weit mehr als nur eine Handvoll Filme, bei denen man dem verschenkten Potential hinterhertrauert und einer dieser Filme ist unbestreitbar auch Charlie Bartlett, das Regie-Debüt von Jon Poll aus dem Jahr 2007, denn mit dem damals vielgepriesenen Anton Yelchin in der Hauptrolle (Chekov aus den neuen Star Trek-Filmen) und dem späteren Iron Man Robert Downey Jr. sowie last but not least Kat Dennings (2 Broke Girls) war der Film regelrecht großartig besetzt und widmete sich einem durchaus prekären Thema – Medikamentenmissbrauch – , doch in seinem Bestreben, durch und durch ein Feel-Good-Movie zu sein, war der Film zwar ohne Zweifel unterhaltsam, in weiten Teilen aber auch oft enttäuschend handzahm, so dass er weit hinter seinen Möglichkeiten zurückblieb, denn wenn schon die so freigiebig verteilten Medikamente gefühlt durchweg positiv konnotiert waren, hätte Poll hier entweder Mut zum Exzess beweisen müssen oder andererseits auch die Schattenseiten beleuchten müssen, statt alternativ auch noch das Thema Überwachungsstaat und Unterminierung der Privatsphäre aufs Trapez zu bringen und via flammender Rede seitens Charlie Bartlett beinahe ebenso schnell wieder ad acta zu legen. Versteht mich nicht falsch, ich mag den Film sehr und schaue ihn mir seit einigen Jahren immer wieder gerne an, das Feel-Good-Konzept geht durchaus auf, doch hätte der Streifen hinsichtlich seiner gesellschaftskritischen Aspekte noch so viel mehr sein können als nur eine RomCom mit ungewöhnlichem Thema.

Szenenbild aus Charlie Bartlett | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Gerade dank Anton Yelchin hätte das Konzept nämlich durchaus aufgehen können, denn er gibt einen überzeugenden wie vielschichtigen Charlie Bartlett ab, der auf seine ganz eigene Weise die Sympathie und Anerkennung seiner Mitschülerinnen und Mitschüler erlangt, während Kat Dennings ein ebenso stimmiges Love-Interest abgibt und Robert Downey Jr. in seinen Szenen dem Film eine ungewöhnliche und großartige Note aufdrückt, doch scheinen all die Grenzübertretungen von Charlie, sein boomendes Medikamentengeschäft beziehungsweise seine in den hiesigen Toilettenräumen eingerichtete Therapiestunde eben schlussendlich merkwürdig konsequenzlos zu bleiben. In den besten Momenten besticht der Film zwar mit herrlich archaischem Humor, doch ist dazwischen leider auch gehörig Leerlauf, der sich mit dem üblichen Highschool-Humor begnügt und zwar mit vielen Versatzstücken des Genres hantiert, diese aber nicht vollumfänglich zu dekonstruieren weiß, wie man es sich eigentlich bei Art und Ausrichtung von Charlie Bartlett erwarten würde.

Vor allem aber wird dem Film zum Verhängnis, dass er zwar all diese ungewöhnlichen und lohnenswert scheinenden Themen aufs Trapez bringt und damit eine dementsprechende Erwartungshaltung aufbaut, der der Film dann aber nun einmal nicht wirklich gerecht wird. Hätte sich Poll beispielsweise mehr auf den Hang zu Medikamenten konzentriert, hätte der Film in sich stimmiger wirken können, einfach, weil dieses Sujet dann deutlich ausführlicher hätte beleuchtet werden können und womöglich nicht ganz so oberflächlich und einseitig wie hier geschehen, denn angefangen bei Charlies Mutter, über dessen persönlichen Vertriebspartner Murphy bis selbst hin zu Downey Jr.s Figur wirken alle Charaktere neben Charlie selbst doch wie kaum mehr als bessere Statisten und punkten nicht wirklich mit Tiefe und einer differenzierten Charakterisierung. So fällt speziell bei Downey Jr.s Verkörperung des Rektors auf, dass sein Verhalten oft recht sprunghaft wirkt und seine Intentionen nicht selten im Verborgenen bleiben, seine Wankelmütigkeit sozusagen ein notwendiges Plot-Device darstellt, um die Geschichte am Laufen zu halten, denn mal scheint er wie der verständnisvolle nette Vater zu wirken, dann wieder lässt er den kotzbrockigen Rektor raushängen, der sich Charlie mit allen Mitteln entgegenstellt um in der darauffolgenden Szene wiederum an der – in seinen Augen – um sich greifenden Anarchie zu verzweifeln und zur Flasche zu greifen.

Szenenbild aus Charlie Bartlett | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Nichtsdestotrotz vermag Charlie Bartlett auch bei all den dramaturgischen Holprigkeiten zu unterhalten und gerade die Dialoge sind überwiegend extrem gelungen und weit intelligenter, als man es in einer der üblichen Highschool-Comedys erleben würde und so gesehen nimmt Polls Debüt schon eine Sonderstellung ein und taugt allemal für einen unterhaltsamen und teils spleenig geratenen Filmeabend, nur schöpft er sein Potential nicht aus, doch ginge man rein nach diesem Kriterium, könnte man sich die Mehrzahl aller Filme nicht mehr ansehen und so spreche ich trotz vorhandener Schwächen meine Empfehlung für diesen Film aus, der mich seit einigen Jahren immer mal wieder zu erheitern imstande ist.

Fazit & Wertung:

Regie-Debütant Jon Poll greift in Charlie Bartlett gleich eine Handvoll interessanter wie hochbrisanter Themen auf, doch verzettelt er sich leider auf dramaturgischer Ebene immer öfter im eigenen Konzept, das sicherlich noch weitaus stringenter hätte inszeniert werden können. Dessen ungeachtet bewahrt sich der Erstling aber eine ungeahnte Eigenständigkeit und Leichtigkeit, die noch dazu von dem sorgsam gewählten Cast unterstützt wird und wohlwollend über die eine oder andere Schwäche im Konzept hinwegsehen lässt, auch wenn hier noch mehr zu holen gewesen wäre, als was man letztendlich bekommt.

7,5 von 10 eigentlich verschreibungspflichtigen Medikamenten

Charlie Bartlett

  • Eigentlich verschreibungspflichtige Medikamente - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Regie-Debütant Jon Poll greift in Charlie Bartlett gleich eine Handvoll interessanter wie hochbrisanter Themen auf, doch verzettelt er sich leider auf dramaturgischer Ebene immer öfter im eigenen Konzept, das sicherlich noch weitaus stringenter hätte inszeniert werden können. Dessen ungeachtet bewahrt sich der Erstling aber eine ungeahnte Eigenständigkeit und Leichtigkeit, die noch dazu von dem sorgsam gewählten Cast unterstützt wird und wohlwollend über die eine oder andere Schwäche im Konzept hinwegsehen lässt, auch wenn hier noch mehr zu holen gewesen wäre, als was man letztendlich bekommt.

7.5/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
CineKie: 8/10 Punkte
Schlombies Filmbesprechungen: 4/5 Punkte

Charlie Bartlett ist am 27.02.09 auf DVD im Vertrieb von Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:


vgw

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Kommentare (3)

  1. Franzi 6. Januar 2016
    • Der Kinogänger 7. Januar 2016

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