Review: Blood Ties (Film)

Weiter geht es mit dem Abarbeiten meiner in letzter Zeit unkontrolliert gewucherten Sammlung ungesehener Filme. Heute im Angebot:

Blood Ties

Blood Ties, FR/USA 2013, 127 Min.

Blood Ties | © Koch Media
© Koch Media

Regisseur:
Guillaume Canet
Autoren:
Guillaume Canet
James Gray

Main-Cast:
Clive Owen (Chris)
Billy Crudup (Frank)
Marion Cotillard (Monica)
Mila Kunis (Natalie)
Zoe Saldana (Vanessa)
Matthias Schoenaerts (Scarfo)
James Caan (Leon)
in weiteren Rollen:
Noah Emmerich (Lieutenant Connellan)
Lili Taylor (Marie)
Domenick Lombardozzi (Mike)
John Ventimiglia (Valenti)
Griffin Dunne (McNally)
Jamie Hector (Nick)
Yul Vazquez (Fabio De Soto)

Genre:
Krimi | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Blood Ties | © Koch Media
© Koch Media

Im New York des Jahres 1974 wird der vermeintlich geläuterte Chris nach Jahren der Haft wegen guter Führung aus dem Gefängnis entlassen und vor den Toren von seinem Bruder Frank erwartet, der wiederum als Polizist arbeitet und so seine Zweifel an Chris‘ Willen zur Veränderung hat, doch schustert er ihm bereitwillig einen Job zu, woraufhin Chris dort auch die junge Natalie kennenlernt und alsbald mit ihr anbändelt, während seine Ex-Frau Monica ihm das Leben zur Hölle zu machen trachtet, doch lange behält Chris den Job nicht und gerät alsbald wieder auf die schiefe Bahn, nicht nur, um Natalie das Leben zu bieten, das sie seiner Meinung nach verdient hat.

Frank derweil kommt der jungen Mutter Vanessa näher, doch steht ihre Beziehung von vornherein unter einem schlechten Stern, nicht nur, weil Frank ihren eigentlichen Mann Scarfo hinter Gittern gebracht hat. Dessen ungeachtet wird für Frank immer klarer, wie stark die Blutsbande zu seinem Bruder noch zu sein scheinen und dass er sich wird entscheiden müssen, wenn er die Hoffnung auf ein wenig Glück im Leben nicht vollends in den Wind schießen will…

Rezension:

Szenenbild aus Blood Ties | © Koch Media
© Koch Media

Aufmerksam geworden bin ich auf Blood Ties zugegebenermaßen zunächst einmal aufgrund von Clive Owen und Mila Kunis und ohne recht zu wissen, was mich erwarten würde, ging ich zunächst von einer Art Gangsterfilm aus, womit ich zwar einerseits Recht behalten, andererseits auch Unrecht haben sollte, während ich erst im Nachhinein erfuhr, dass es sich bei dem von Guillaume Canet inszenierten Film um ein Remake des nur fünf Jahre zuvor entstandenen französischen Les liens du sang – hierzulande als Rivals oder auch Ungleiche Brüder bekannt – handelte, welcher wiederum auf dem anscheinend autobiografisch gefärbten Buch Deux frères flic et truand der Brüder Bruno und Michel Papet basiert, worin schon ein Stück weit begründet liegen könnte, weshalb der Film in seiner Gesamtheit wirkt wie eine Aneinanderreihung von Genre-Zitaten, -Zutaten und -Versatzstücken, die gefühlsmäßig zu keinem Zeitpunkt zu einem homogenen Ganzen zu verschmelzen imstande zu sein scheinen, was bei dem durchaus namhaften Cast, der sich rund um Clive Owen und dessen Bruder Frank spielenden Billy Crudup (Watchmen) versammelt, doch verwunderlich ist.

Szenenbild aus Blood Ties | © Koch Media
© Koch Media

Zunächst aber sei festgehalten, dass es sich bei Blood Ties weit weniger um eine Gangster-Ballade denn vielmehr ein Familien-Drama in kriminellem Milieu handelt, was schon einmal viel über das Erzähltempo und die zu erwartenden Action-Einlagen aussagt, auf die man in weiten Teilen vergeblich warten würde, denn es gibt zwar Szenen, bei denen man meinen würde, der Film nehme nun an Fahrt auf, doch verpufft dieser Eindruck alsbald wieder, denn meist ist endet dieser Eindruck bereits nach wenigen Einstellungen und das gemächlich-getragene Erzähltempo hält wieder Einzug. Das wäre noch nicht einmal schlimm, wenn eben die zwar weithin bekannte, aber bekanntermaßen auch reichlich Konfliktpotential beinhaltende Beziehung zweier Brüder, einer ein Gesetzeshüter, einer ein Krimineller, eindringlich geschildert würde, doch verfällt Canet hier immer wieder auf Allgemeinplätze und lässt gefühlt auch einen Großteil des schauspielerischen Potentials ungenutzt, so dass einzig Marion Cotillard (Contagion) in ihrem differenzierten, mal ruhigen, mal aufbrausendem Spiel länger in Erinnerung bleibt, während zwar auch Owen und Crudup zu überzeugen wissen, ihren Charakteren aber schlicht die Vielschichtigkeit fehlt, als dass man Ergreifendes daraus schaffen könnte, was über plumpe Wutausbrüche und Rangeleien hinausginge.

Selbstredend hat auch Zoe Saldana (Guardians of the Galaxy) ihre Momente und auch Matthias Schoenaerts (The Loft) weiß in einer Szene regelrecht zu beeindrucken, doch hilft das Blood Ties auch nicht so recht aus der Mittelmäßigkeit, denn jede Wendung, jede vermeintliche Offenbarung oder Überraschung, jeder Verrat, ja beinahe alles lässt sich in so oder so ähnlicher Form schlichtweg erahnen, teils gar voraussagen, zu keinem Zeitpunkt verlässt die Story einmal ausgetretene Pfade und erkämpft sich ein wenig Eigenständigkeit, so dass der ehemals kriminelle Bruder nach einem ehrlichen Leben strebt, selbstredend alsbald aufgrund eines Wutausbruchs gefeuert wird, letztlich rückfällig wird und wieder auf die schiefe Bahn gerät, sein gesetzestreuer Bruder im Konflikt mit sich selbst und seiner Loyalität gegenüber der Polizei steht und so weiter und so fort, während selbst die obligatorische Rückblende in die Kindheit der beiden Brüder nicht fehlen darf, wo alles seinen Anfang nahm. Immerhin dieser eine Punkt wird gewinnbringend für eine stimmige Schlusspointe genutzt, doch macht das allein eben noch keinen guten Film.

Szenenbild aus Blood Ties | © Koch Media
© Koch Media

Dabei ist Blood Ties aber auch mitnichten ein schlechter Film geworden, sondern in seiner Gesamtheit einfach nur erschreckend uninspiriert, so dass man sich weder über das Schauspiel der beteiligten Darsteller beklagen kann noch eine schlampige Inszenierung, denn auch das New York der 70er Jahre wird hier auf wunderbare Weise wiederbelebt und selbst der Soundtrack weiß zu gefallen, aber wo große und tiefsitzende Gefühle zwischen Brüdern dominieren sollten, bekommt man weit eher das Gefühl einem zusammengewürfelten Haufen an Reminiszenzen beizuwohnen, dem ein Hauch Eigenständigkeit mehr als gutgetan hätte, denn so, wie er sich präsentiert, lässt der Film schlichtweg vollkommen kalt.

Fazit & Wertung:

Guillaume Canets Blood Ties funktioniert weder als Familien- oder Geschwister-Drama noch als Gangster-Film so richtig, denn irgendwie gelingt es ihm nicht, seine eigene Sprache und seinen eigenen Weg zu finden, so dass er sich zwar an allerhand Größen des Genres bedient und auch durchaus mit einer stimmungsvollen Besetzung und Inszenierung aufwartet, aber zu keinem Zeitpunkt dem Geschehen seinen eigenen Stempel aufzudrücken weiß, wodurch auch die Spannung merklich auf der Strecke bleibt.

5,5 von 10 falschen Versprechungen und enttäuschten Erwartungen

Blood Ties

  • Falsche Versprechungen und enttäuschte Erwartungen - 5.5/10
    5.5/10

Fazit & Wertung:

Guillaume Canets Blood Ties funktioniert weder als Familien- oder Geschwister-Drama noch als Gangster-Film so richtig, denn irgendwie gelingt es ihm nicht, seine eigene Sprache und seinen eigenen Weg zu finden, so dass er sich zwar an allerhand Größen des Genres bedient und auch durchaus mit einer stimmungsvollen Besetzung und Inszenierung aufwartet, aber zu keinem Zeitpunkt dem Geschehen seinen eigenen Stempel aufzudrücken weiß, wodurch auch die Spannung merklich auf der Strecke bleibt.

5.5/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Blood Ties ist am 25.09.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Koch Media erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Keine Reaktionen

Hinterlasse einen Kommentar