Review: Sicario (Film)

Gut Ding will Weile haben, aber mittlerweile habe ich mir dann nun also auch Sicario angesehen und freue mich, euch heute meine Kritik zum Film präsentieren zu können. Viel Spaß bei der Lektüre und einen geruhsamen Abend!

Sicario

Sicario, USA 2015, 121 Min.

Sicario | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Regisseur:
Denis Villeneuve
Autor:
Taylor Sheridan

Main-Cast:
Emily Blunt (Kate Macer)
Benicio Del Toro (Alejandro)
Josh Brolin (Matt Graver)
in weiteren Rollen:
Victor Garber (Dave Jennings)
Jon Bernthal (Ted)
Daniel Kaluuya (Reggie Wayne)
Jeffrey Donovan (Steve Forsing)

Genre:
Action | Krimi | Thriller | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Sicario | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Kurz nachdem die FBI-Eingreiftruppe, zu der auch Kate Macer gehört, in einem Haus am Stadtrand von Phoenix, Arizona 42 Leichen gefunden hat, taucht der unkonventionelle Geheimdienstler Matt Graver auf und bittet Macer an, sich seiner Spezialeinheit anzuschließen, auch wenn er ihr kaum Details zu verraten bereit ist, worum es eigentlich genau gehen wird. Auf Kates Rückfrage hin, ob sie dadurch helfen könne, die für die zahllosen Leichen Verantwortlichen dingfest zu machen, bejaht Graver und Kate schließt sich ihm an. Zunächst solle die Reise nach El Paso gehen, doch Kate merkt schnell, dass es stattdessen nach Juarez geht und sie bekommt erste Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Aktion, während auch der ebenfalls hinzugezogene Alejandro ihr Vertrauen nicht eben stärkt, gibt der sich schließlich bewusst wortkarg und mysteriös.

Ohne rechtliche Grundlage nimmt die Einheit in Juarez einen mexikanischen Gangster in Gewahrsam, um über diesen an Manuel Diaz zu gelangen, der wiederum dem Sonora-Kartell angehört. Derweil versucht Kate noch immer dahinter zu kommen, welche Ziele Graver wirklich verfolgt und zu welchem Zweck Alejandro hinzugezogen worden ist, während sie immer mehr Zweifel an der Operation bekommt und sich zu fragen beginnt, wem sie eigentlich noch trauen kann, doch für eine Umkehr ist es längst zu spät…

Rezension:

Nachdem Denis Villeneuve spätestens 2013 mit Prisoners gehörig zu überraschen wusste und prompt in die Riege der Top-Regisseure aufzusteigen wusste, hat er mit Sicario nun einen weiteren Kracher von Film abgeliefert, der sich zwar in einem gänzlich anderen Metier bewegt, aber dennoch eine ähnliche Art von Thrill zu vermitteln weiß, was auch eine der Stärken des Regisseurs zu sein scheint, denn die Geschichte aus und um den Drogenkrieg in den USA und Mexiko ist so neu und innovativ gar nicht mal geraten und verzichtet anders als beispielsweise der Genre-Klassiker Traffic, an den viele bei Sicario nicht zuletzt wegen der Beteiligung Benicio Del Toros werden denken müssen auf weiter gefasste Zusammenhänge und differierende Blickwinkel, während er sich auch in punkto Erklärungen – oder allgemein Dialogen – eher kurz fasst, dafür aber mit einer bestechenden und von der ersten Minute an zu packen wissenden Atmosphäre überzeugt. Dabei ist sein neuester Film mitnichten oberflächlich geraten und zeigt gerade das Treiben der Amerikaner aus einem ungewohnt kritischen Blickwinkel, doch konzentriert er sich eben mehr auf die Perspektive und die Gefühle seiner Hauptfigur Kate Macer, die hier in weiten Teilen hauptsächlich als Identifikationsfigur für den Zuschauer herhalten muss.

Szenenbild aus Sicario | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Da ist es dann auch ein großes Glück gewesen, dass Villeneuve für ebenjene Rolle Emily Blunt hat verpflichten können, deren Œuvre von Filmen wie Sunshine Cleaning bis hin zu Edge of Tommorow unterschiedlichste Filme umfasst, die gut umreißen, welch unterschiedliche Fähigkeiten es benötigt, eine Figur wie Kate Macer glaubhaft darstellen zu können, die sowohl Integrität, Mut und Einsatzbereitschaft, aber auch Verletzlichkeit, Zweifel und Angst vermitteln muss und gleichermaßen als erzählerischer Anker zu fungieren hat, ohne dabei zum klischeebehafteten Abziehbild zu verkommen und das – man ahnt es bereits – gelingt ihr in Sicario auf herausragende Weise, weshalb sie neben der als fulminant zu bezeichnenden Kameraarbeit eines der Highlights des Films darstellt. Nicht so gut ergeht es derweil Josh Brolin (Oldboy), dessen Figur des CIA-Mannes Matt Graver merklich generischer geraten ist und die allein dem Charisma des Darstellers geschuldet noch ein wenig Gewicht verliehen bekommt, doch da mochte man sich wohl mehr auf Del Toros Figur des undurchsichtigen Alejandro konzentrieren, der das ungleiche Trio komplettiert, denn auch wenn wohl ein Großteil der ursprünglich von Drehbuchautor Taylor Sheridan für dessen Figur angedachten Dialogzeilen herausgeschnitten worden sind, sind es gerade diese mysteriöse Aura und der nicht auf Biegen und Brechen ausformulierte Hintergrund der Figur, die sie so interessant machen.

Der Rest des Casts ist in diesem Zusammenhang kaum noch der Rede wert, denn auch wenn die Qualitäten eines Victor Garber (Argo) unbestritten sind, muss der sich mit nur wenigen Minuten Screentime zufriedengeben, während auch Kates Partner Ted, dargestellt von Daniel Kaluuya, reichlich oberflächlich bleibt, wohingegen immerhin das kurze Gastspiel von Jon Bernthal (The Walking Dead) durchaus gelungen ist. Abgesehen von dem zugkräftigen Trio an der Spitze geht es Sicario aber wie gesagt kaum um seine Figuren und so eröffnet der Film auch mit einem regelrechten Paukenschlag, als die FBI-Eingreiftruppe, zu der auch Kate gehört, in einem Haus am Rande von Phoenix eine schockierende Entdeckung macht, woraufhin relativ prompt CIA-Agent Graver auf den Plan tritt und Kate für seine nicht näher definierte Mission anzuwerben wünscht. Ähnlich uninformiert wie Kate fühlt sich auch der Zuschauer und während die Geschehnisse der ersten Stunde noch wie diktiert wirken und man sich ganz in den teils wunderschönen, teils schockierenden, teils betroffen machenden Bildern verlieren kann, ohne indes zu diesem Zeitpunkt wirklich schlau daraus zu werden, konkretisiert sich dieser Reigen an Eindrücken und Ereignissen doch mehr und mehr, bis sich mit dem Beginn des letzten Drittels ein doch recht verständliches Bild der Zustände herauskristallisiert.

Szenenbild aus Sicario | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Zu diesem Zeitpunkt erwartet einen dann ein weiteres Highlight, wenn die Optik des Films plötzlich in stetem Wechsel zu Nachtsicht und Infravision wechselt und damit eindringliche wie ungewöhnliche Bilderwelten schafft, vor allem ein beklemmendes Gefühl transportiert, das nun vollumfänglich von Kate auf den Zuschauer überspringt, spätestens als sie in vollem Ausmaß das Geheimnis um die Operation offenlegt. Die letzten paar Minuten des Films wirken zwar zuweilen ein wenig unglücklich wie hinten dran gepappt, um die Sache zu einem runden Abschluss zu bringen, doch kann das dem durchweg überzeugenden Gesamteindruck von Sicario zu diesem Zeitpunkt auch nichts mehr anhaben, wenngleich man schon einräumen muss, dass er bei all der wortlos choreografierten Handlung mehr den Eindruck zu erwecken scheint, hinter der Genre-Fassade eines Drogen-Thrillers eine weitere, tiefere Ebene zu besitzen, als dass er wirklich über eine solche verfügt, denn auch wenn die Figuren und Institutionen recht ambivalent skizziert werden, kratzen Villeneuve und Drehbuchautor Sheridan hier doch kaum mehr als an der Oberfläche.

Fazit & Wertung:

Mit Sicario ist Regisseur Denis Villeneuve ein unbestritten packender wie intensiver Genre-Beitrag gelungen, der zuvorderst mit seinem ungewöhnlichen Blickwinkel und einer opulenten Optik besticht und sich ungewöhnlich systemkritisch gibt, gemessen an der Komplexität des Themas aber durchaus noch differenzierter und tiefgründiger hätte ausfallen können. Nichtsdestotrotz eine echte Empfehlung!

8,5 von 10 ungenehmigten Einsätzen über die Staatsgrenzen hinweg

Sicario

  • Ungenehmigte Einsätze über die Staatsgrenzen hinweg - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Sicario ist Regisseur Denis Villeneuve ein unbestritten packender wie intensiver Genre-Beitrag gelungen, der zuvorderst mit seinem ungewöhnlichen Blickwinkel und einer opulenten Optik besticht und sich ungewöhnlich systemkritisch gibt, gemessen an der Komplexität des Themas aber durchaus noch differenzierter und tiefgründiger hätte ausfallen können. Nichtsdestotrotz eine echte Empfehlung!

8.5/10
Leser-Wertung 9.57/10 (7 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Der Kinogänger: 10/10 Punkte
Singende Lehrerin: 9/10 Punkte

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vgw

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Kommentare (6)

  1. Herr moep0r 18. März 2016
  2. Singende Lehrerin 18. März 2016
      • Singende Lehrerin 19. März 2016
      • Wulf | Medienjournal 20. März 2016
  3. Stepnwolf 21. März 2016

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