Review: Tanz mit dem Teufel | Daniel Depp (Buch)

Da wäre ich nun also auch wieder mit der obligatorischen Buch-Kritik zum Wochenende. Hat zwar diesmal etwas länger gedauert, beziehungsweise ist etwas später erschienen als gedacht, aber noch haben wir ja Freitag, von daher bin ich durchaus noch gut im Plan. Kommt mir gut ins Wochenende!

Tanz mit dem Teufel

Devil’s Dance, USA 2013, 352 Seiten

Tanz mit dem Teufel von Daniel Depp | © carl's books
© carl’s books

Autor:
Daniel Depp
Übersetzerin:
Regina Rawlinson

Verlag (D):
carl’s books
ISBN:
978-3-570-58513-9

Genre:
Krimi | Thriller | Drama

 

Inhalt:

»Und ob wir das besprechen. Und wenn wir dann schon mal dabei sind, kannst du mir auch gleich erklären, wieso du meinen Film so verhackstückt hast und wieso ich wie ein Hamster im goldenen Käfig im Chateau Marmont untergebracht bin.«
»Schöner Käfig für einen Hamster«, sagte einer der Geldsäcke.
»Sie können mich auch mal«, entgegnete Jerry höflich.

Noch ahnt David Spandau es nicht, doch es droht gehörig brenzlig für ihn zu werden, als nicht nur sein Arbeitgeber Walter – Eigentümer von Coren Investigations – damit beginnt, sich mit Vorsatz ins Grab zu saufen, während nicht nur aufgrund dieser Tatsache Davids Beziehung zu Anna ins Wanken gerät, denn die eigentlichen Probleme beginnen erst, als David von dem ihm verhassten Frank Jurado angeheuert wird, um dahinter zu kommen, wer es auf den für seine Exzesse und Eskapaden bekannten Regisseur Jerry Margashak abgesehen haben könnte, denn obwohl der schon immer eine schwierige Person war, steht die Schmutzkampagne, die nun gegen ihn eröffnet wird, kaum dass er für seinen neuesten Film für den Oscar nominiert worden ist, in keinem Verhältnis.

Als wäre das alles nicht genug, kontaktiert bald Davids Exfrau Dee ihn, um ihn um Hilfe zu bitten, denn ihr Mann Charlie ist verschwunden und scheint mehr als akute Geldsorgen zu haben, schuldet er schließlich reichlich dubiosen Gestalten eine verdammte Menge Geld. Doch David Spandau wäre nicht er selbst, würde er nicht versuchen, all diese Fälle und Probleme unter einen Hut zu bringen und bestmöglich nebenbei noch seine Beziehung zu Anna zu retten, während insbesondere von Walter keine Hilfe zu erwarten ist…

Rezension:

Mit Tanz mit dem Teufel findet nun also die dreiteilige Reihe um Privatschnüffler und Freizeitcowboy David Spandau aus der Feder von Daniel Depp ihr Ende und weiß erneut gewohnt kurzweilig zu unterhalten, doch reicht der Band meines Erachtens leider nicht an die Genialität und den Unterhaltungswert der Vorgänger heran, was sich einerseits darin widerspiegelt, dass der Plot doch zuweilen sehr zerfasert und ziellos wirkt, während sich Spandau zunächst gleich zwei Fällen widmet, die aber – wie könnte es anders sein – zum Ende hin zusammenlaufen, doch während der Protagonist dies lange nicht ahnt, ist man als Leser schnell im Bilde und hat einen gehörigen Wissensvorsprung, weil Depp auch hier wieder die Seite der Bösewichte mitbeleuchtet, was zwar einerseits sicherlich begrüßenswert ist, andererseits aber allein aufgrund Art und Gestaltung besagter Bösewichte nicht wirklich funktioniert, denn waren es zuvor noch interessante Antagonisten, denen sich Spandau entgegenstellen musste, tut sich hier ein Trio von Armeniern hervor, die einerseits als teilweise himmelschreiend dumm inszeniert werden, andererseits schon von den Figuren des Buches scherzhaft als die Chipmunks bezeichnet werden, was nicht gerade dazu beiträgt, ihre Rolle gewichtiger zu gestalten.

»Über Jerry Margashak. Du hast gesagt, ich soll dich sofort anrufen, wenn ich bei ihm mal fündig werde.«
»Sylvia, Schatz, wenn du nicht sofort mit der Sprache rausrückst, komm ich rüber und bring dich mit der Machete zum Sprechen. Wie schlimm ist es?«
»Tja«, sagte Sylvia. »Gut ist es auf jeden Fall nicht.«
Und sie erstattete ihr Bericht.
»Verflucht!« Annie legte auf.

Hinzu kommt, dass diese ach so bösen Armenier anfangs nicht wirklich viel zu tun bekommen und Spandau zunächst recht ziellos durch die Weltgeschichte zockelt, um dahinterzukommen, wer es auf einen Oscar-Kandidaten abgesehen haben könnte und deshalb eine Schmutzkampagne gegen diesen losgetreten hat. Die Auflösung ist dabei im gleichen Maße stimmig wie ernüchternd geraten, zeugt aber vor allem einmal mehr davon, dass Depp hier der Fokus abhandengekommen zu sein scheint, denn man wird das Gefühl nicht los, dass es in Tanz mit dem Teufel weit weniger um den Fall beziehungsweise die Fälle an sich geht, sondern mehr darum, den Figuren einen adäquaten Abgang zu spendieren, was sicherlich ebenfalls nett hätte sein können, doch abgesehen von David Spandau selbst war beispielsweise das restliche Team der Detektei bislang doch eher rudimentär charakterisiert, weshalb es nun nicht notgetan hätte, ihnen so viel Zeit und Platz einzuräumen, zumal sie allein im Vorgänger Nächte in Babylon durch Davids Ausflug an die Côte d’Azur doch eher nur am Rande eine Rolle gespielt haben.

Immerhin Davids Romanze zu Schauspielerin Anna Mayhew wird weitergeführt und lässt zum Glück auch diesmal jeglichen Kitsch missen, doch was dem Buch wirklich fehlt – auch wenn der Klient ein spleeniger Regisseur mit Oscar-Chancen ist –, ist Depps gerade im ersten Band großartig ausgeprägter Abgesang auf die Hollywood-Glitzerwelt, so dass sich im zweiten Band zwar das Setting verlagert hat und Spandau hier nun endlich wieder in seinem ureigenen Terrain unterwegs ist, doch von den allzu exzentrisch gezeichneten Hollywood-Gestalten fehlt hier in weiten Teilen jede Spur, wenn man einmal den durchaus vielversprechenden Anfang von Tanz mit dem Teufel außer Acht lässt. Gar keine Frage, wer schon mit den ersten beiden Abenteuern David Spandaus etwas anzufangen wusste, wird sich auch hier gut unterhalten fühlen, doch ist es begrüßenswert, dass die Reihe nun nach drei Bänden ihr Ende gefunden hat, denn die Abwärtsspirale ist trotz des hohen Unterhaltungswertes nicht von der Hand zu weisen, zumal der Autor hier seinen scharfzüngigen Humor weitestgehend gegen ein zunehmendes Maß an Dramatik und Tragik eingetauscht zu haben scheint, während sich das, was an Humor verbleiben ist, leider einmal zu oft unter der Gürtellinie bewegt, als dass man da noch wirklich drüber schmunzeln könnte.

Die große Liebesszene der Neuverfilmung von ›Die Falschspielerin‹ war abgedreht, der Regisseur rief: »Cut!«, und sah den Kameramann an. »Taugt das was?«
»Das war ganz großes Kino«, sagte der Kameramann.
Der Held fragte: »War ich nah genug dran?«
»Du warst nah genug dran«, sagte die Heldin.
»Ich könnte noch näher ran.«
»Höchstens, wenn du beide Rollen gleichzeitig spielen und dabei in meine Unterwäsche schlüpfen willst.«
»Das wäre zu überlegen«, sagte der Held.

Ich habe die Zeit mit David Spandau wirklich genossen und auch der Abschluss der Story für ihn persönlich weiß zu gefallen, aber der Plot der Kriminalhandlung hätte sicherlich stringenter und spannender gestaltet werden können, zumal Depp sich auch einige kaum näher beleuchtete Schwenker erlaubt, die die Geschichte nur unnötig in die Länge ziehen und das will bei einem Umfang von gerade einmal 350 Seiten schon etwas heißen. Leider ein nur solider, aber nicht in allen Belangen überzeugender Abschluss einer extrem vielversprechend gestarteten Krimi-Reihe beziehungsweise -Trilogie.

Fazit & Wertung:

Auch Daniel Depps Tanz mit dem Teufel, dessen dritter Roman rund um Ermittler David Spandau , interessiert sich weit weniger für seine Kriminalhandlung als vielmehr für seine Figuren, doch was dank beißendem Humor und interessanter Antagonisten in den Vorgängerbänden noch trefflich zu funktionieren wusste, verkommt hier mehr und mehr zu einem teils unnötig in die Länge gezogen wirkendem Konstrukt, das zwar durchaus seine Momente besitzt und gut unterhält, längst aber nicht mehr an die Klasse des Erstlings heranreicht.

7 von 10 sarkastischen Seitenhieben

Tanz mit dem Teufel

  • Sarkastische Seitenhiebe - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Auch Daniel Depps Tanz mit dem Teufel, dessen dritter Roman rund um Ermittler David Spandau , interessiert sich weit weniger für seine Kriminalhandlung als vielmehr für seine Figuren, doch was dank beißendem Humor und interessanter Antagonisten in den Vorgängerbänden noch trefflich zu funktionieren wusste, verkommt hier mehr und mehr zu einem teils unnötig in die Länge gezogen wirkendem Konstrukt, das zwar durchaus seine Momente besitzt und gut unterhält, längst aber nicht mehr an die Klasse des Erstlings heranreicht.

7.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von carl’s books. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Tanz mit dem Teufel ist am 22.04.13 bei carl’s books erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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