Review: Banshee – Small Town. Big Secrets. | Staffel 1 (Serie)

Im Nachhinein beinahe schon ein Glücksfall, dass ich die Woche so schlecht zurecht war, denn lange schon hatte ich vor, einen Serien-Samstag einzuführen und dadurch, dass ich mich am Mittwoch außerstande gefühlt habe, etwas zu Papier zu bringen, kommt entsprechender Artikel eben jetzt, an einem Samstag. Und ja, ich bin der Typ Mensch, der so ziemlich allem was Positives abgewinnen kann.

Banshee
Small Town. Big Secrets.
Staffel 1

Banshee, USA 2013-2016, ca. 52 Min. je Folge

Banshee | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Serienschöpfer:
David Schickler
Jonathan Tropper
Ausführende Produzenten:
Jonathan Tropper
David Schickler
Peter Macdissi
Alan Ball
Greg Yaitanes
O.C. Madsen
Adam Targum

Main-Cast:
Antony Starr (Lucas Hood)
Ivana Milicevic (Anastasia / Carrie Hopewell)
Ulrich Thomsen (Kai Proctor)
Frankie Faison (Sugar Bates)
Hoon Lee (Job)
Rus Blackwell (Gordon Hopewell)
Matt Servitto (Deputy Brock Lotus)
Demetrius Grosse (Deputy Emmett Yawners)
Trieste Kelly Dunn (Deputy Siobhan Kelly)
Ryann Shane (Deva Hopewell)
Daniel Ross Owens (Mayor Dan Kendall)
Lili Simmons (Rebecca Bowman)
Ben Cross (Mr. Rabbit)
in weiteren Rollen:
Matthew Rauch (Clay Burton)
Christos Vasilopoulos (Olek)
Kay Story (Kat Moody)
Russell Means (Benjamin Longshadow)
Anthony Ruivivar (Alex Longshadow)
Odette Annable (Nola Longshadow)
Derek Cecil (Dean Xavier)
Marcus Hester (Marcus Moody)
Jessejames Locorriere (Dex Moody)
Michael Tourek (Tom Moody)
Steve Coulter (Elijah Bowman)
Gabriel Suttle (Max Hopewell)
Joseph Gatt (Albino)

Genre:
Action | Krimi | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Nachdem er seine fünfzehnjährige Haftstrafe für einen lange zurückliegenden Juwelenraub abgesessen hat, macht sich der Ex-Sträfling von New York aus auf, seine damalige Freundin ausfindig zu machen, die nun unter dem falschen Namen Carrie Hopewell in der ländlichen Kleinstadt Banshee lebt. Kaum dort angekommen, begegnet der Juwelendieb dem Ex-Boxer und Barkeeper Sugar Bates, in dessen Kneipe ein Zusammenstoß örtlicher Gangster mit dem jüngst zum Sheriff beorderten Lucas Hood, der allerdings noch nicht vereidigt worden oder offiziell in der Stadt vorstellig geworden ist tödliche Konsequenzen, woraufhin der frisch aus dem Knast entlassene Mann auf die perfide Idee kommt, sich selbst als Hood auszugeben und folglich Sheriff von Banshee zu werden. Dank der Hacker-Fähigkeiten seines früheren Freundes Job ist es beinahe ein Leichtes, sich die Identität von Hood anzueignen und so kommt der neue Sheriff nach Banshee, ohne zu ahnen, was ihn dort erwartet und ohne, dass irgendjemand außer natürlich Carrie, um dessen wahre Identität weiß, abgesehen von Sugar Bates selbstredend.

Szenenbild aus Banshee | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Doch Banhsee ist mitnichten die verschlafene Kleinstadt, die man erwarten würde und befindet sich fest in den Fängen des früheren Amish Kai Proctor, der dort sein persönliches Netzwerk aus Drogenhandel, Glücksspiel, Bestechung und Einschüchterung aufgebaut hat. Während die anderen Polizisten noch reichlich irritiert sind von den forschen Methoden des neuen Sheriffs, legt sich der vermeintliche Lucas Hood gleich mit allerhand zwielichtigen Gestalten an, doch wird das nicht sein größtes Problem bleiben, denn der in New York residierende Gangsterboss Mr. Rabbit hat weder ihm noch Carrie seinen Verrat von damals verziehen und ist ihnen längst auf den Fersen. Lucas wird alles in seiner Macht stehende tun müssen, um sowohl Carrie als auch seine neue Identität zu schützen und sich in Banshee ein neues Leben aufbauen zu können Dumm nur, dass er so schlecht von alten Gewohnheiten lassen kann…

Rezension:

Die bei Cinemax, einem zu HBO zugehörigen amerikanischen Pay-TV-Sender entstandene beziehungsweise veröffentlichte Serie Banshee – Small Town. Big Secrets. fällt für mich in die Kategorie der Serien, die mir schon des Öfteren untergekommen sind, die ich aber gleichermaßen spät für mich entdeckt habe, doch umso mehr freue ich mich nun, dieser ungewöhnlichen Serie meine Aufmerksamkeit geschenkt zu haben, zumal in dem Wissen, dass selbige sich bereits im vierten Jahr ihrer Ausstrahlung befindet und mit Abschluss der vierten Staffel ein geplantes Ende spendiert bekommt, was umso begrüßenswerter ist, da man bereits während der erste Folge Der neue Sheriff (1.01), welche die Weichen für die sich ankündigenden Ereignisse stellt und einen ersten Blick auf die von außen so beschaulich wirkende Kleinstadt Banshee beschert, gewahr wird, dass die zugrundeliegende Prämisse der Serie einer gewissen Halbwertszeit unterliegt und sicher nicht ewig hätte fortgeführt werden können, ohne an Glaubwürdigkeit und Unterhaltungswert einzubüßen.

Szenenbild aus Banshee | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Zu besagter Prämisse gehört es nämlich – wie auch schon in der Inhaltsangabe umrissen – , dass ein Straftäter und Diamantenräuber, der sich mit einem hohen New Yorker Gangsterboss angelegt hat, bevor er für anderthalb Dekaden im Knast verschwand, scheinbar zufällig in Banshee landet und dort den neuen Sheriff trifft, der noch vor seinem Amtsantritt von hiesigen Gangstern niedergemäht wird, was bei dem namenlos bleibenden Protagonisten prompt die Idee Gestalt annehmen lässt, sich als Lucas Hood, neu bestellter Sheriff des Ortes im Siedlungsgebiet der Amish auszugeben, einer Stadt übrigens, wo sich kaum überraschend auch seine Exfreundin niedergelassen hat und nun unter falschem Namen eine auf Lügen basierende Ehe aufgebaut hat, die bereits zwei Kinder hervorgebracht hat. So weit, so konstruiert, muss man dies natürlich als gegeben hinnehmen, um überhaupt Freude an Banshee haben zu können, wobei es damit hinsichtlich der unglaublichen Zufälle und Koinzidenzen freilich noch längst nicht getan ist, aber mit derlei Problemen hat man freilich auch in anderen Serien zu kämpfen und so schmälert der notwendige Grad an Willing Suspension of Disbelief das Sehvergnügen kaum.

Sehvergnügen muss man aber auch dahingehend differenziert betrachten, dass Banshee sozusagen das Serien-Äquivalent eines Männerfilms darstellt, auch wenn ich sonst von derlei Kategorisierungen nicht viel halte, doch ein dermaßen testosterongeschwängertes Format ist mir bislang selten untergekommen und noch am ehesten ließe sich die Chose mit Spartacus vergleichen, denn wenn sich beide Serien auch in grundsätzlich unterschiedlichen Metiers bewegen, lassen sich doch gewisse Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Ausprägung von Gewalt- und Sex-Szenen sicherlich nicht leugnen, wobei man auch hier differenzieren muss, dass in Banshee beides erwachsener und in meinen Augen auch weniger plakativ dargebracht wird, wenn man auch einräumen muss, dass insbesondere explizitere Darstellungen doch eher dem reinen Selbstzweck wegen als Teil der Handlung fungieren und sicherlich hätten in abgemilderter Form inszeniert werden können, doch hier gehören sie schlicht zur Tonalität des Gezeigten und ob man das nun mag oder verurteilt, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen, doch ich für meinen Teil habe schnell eine gewisse Faszination für diese so brachial daherkommende Serie entdeckt.

Szenenbild aus Banshee | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Zugegeben, trotz einiger dramaturgisch zusammenhängender Ereignisse wirkt speziell die erste Hälfte der Staffel ein wenig so, als würden sich hier hauptsächlich Fälle der Woche aneinanderreihen, wenn unser Pseudo-Sheriff beispielsweise in Die Kampfmaschine (1.03) einen Boxer dingfest zu machen versucht, der sich an Frauen vergreift oder in Die Rache der Biker (1.05) eine – man ahnt es fast – Motorrad-Gang die Straßen von Banshee unsicher macht, doch wird währenddessen auch immer der Fortbestand des Ortes thematisiert, werden Fäden weitergesponnen, beginnt Hood sich insbesondere bei seinen Kollegen bei der Polizei als zwar rabiater und nicht immer gesetzestreuer, doch umso mutigerer und durchsetzungsfähigerer Sheriff etabliert, während natürlich auch der Plot um dessen Exfreundin näher beleuchtet wird, die nachvollziehbarerweise nicht gerade gut darauf zu sprechen ist, dass ihr Verflossener nun ihr seit Jahren so beschauliches Leben gehörig aufmischt und womöglich den Blick des Gangsterbosses aus New York auf Banshee lenken wird. Diese Episoden leben dann zwar eher von dem in sich geschlossenen Plot, doch sind sie in der kompromisslosen Herangehensweise des Sheriffs eben auch so unterhaltsam geraten, wenn man denn eine gewisse Form von Selbstjustiz und überzogener Härte nicht von Grund auf verurteilt und selbst in Film oder Serie dergestalt nicht sehen möchte (wobei man sich dann die Sichtung von Banshee am besten gleich ganz schenkt).

Nein, es gibt hier keine Helden und wenn doch, so werden sie nicht lange überleben, doch selbst Antihelden wie allein schon Hood leben davon, dass sie durchaus ihren eigenen Ehrenkodex befolgen und wenn auch in abgewandelter oder ungewohnter Form eine moralische Integrität ihr Eigen nennen, die anderen Gestalten wie etwa dem herrlich charismatisch wie kompromisslos gezeichneten Kai Proctor, dargestellt von Ulrich Thomsen, der den Part des schon oft gesehenen Kleinstadtganoven mit derartiger Präsenz, Härte und Scharfzüngigkeit gibt, dass es eine wahre Freude ist, völlig abgeht und damit auch die Fronten klärt, wo die Sympathien des Zuschauers liegen mögen. Liegt der Fokus der ersten Staffelhälfte dabei aber noch klar auf der Exposition der Figuren und des Settings, schwingt sich Banshee allzu bald zu neuen Höhen auf und beginnt beispielsweise in Reise in die Vergangenheit (1.06), Hoods Zeit im Knast näher zu beleuchten und somit auch die Beweggründe für ihr Tun, während die sich anschließenden Folgen den bis dahin schwärenden Konflikt eskalieren lassen, der darauf beruht, dass zu einem früheren Zeitpunkt eine unerwartete Verbindung zu dem New Yorker Gangster offenbart worden ist, die dessen gemeinsame Vergangenheit mit Lucas Hood und dessen Ex – nun unter dem Namen Carrie Hopewell in Banshee ansässig – in ein gänzlich neues Licht taucht.

Szenenbild aus Banshee | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Doch was Banshee bei all den konstruiert wirkenden Zusammenhängen und mancher wie aus dem Hut gezaubert wirkenden Wendung so sehenswert macht, ist, dass es sich trotz all der Härte und Brutalität, der oft selbstzweckhaft wirkenden Sexualität und gar manchem im Sande verlaufenden Nebenhandlungsstrang um eine überzeugende und ungewöhnliche Drama-Serie handelt, die auch mit allerhand ruhigen Momenten und vor allem vielschichtig gezeichneten Figuren zu punkten versteht, die nur auf den ersten Blick einem gängigen Rollenklischee entsprechen und weitaus mehr Tiefgang besitzen, als man das vielleicht nach den ersten Folgen meinen würde. Nichtsdestotrotz dreht die Serie natürlich erwartungsgemäß zum Ende hin gehörig auf und während man in Kampf der Geschlechter (1.08) einer der wohl besten und großartigsten Kampfchoreografien überhaupt beiwohnen darf, die sich gefühlt durch die halbe Folge zieht und mit kompromissloser Härte inszeniert wird, punktet derweil das Staffelfinale Blutige Abrechnung (1.10) nicht nur mit einem großartigen Showdown und einem ungewöhnlichen Team-Up, sondern stellt auch mit Konsequenz und Einfallsreichtum die Weichen für die sich anschließende zweite Staffel, auf die ich mich jetzt schon außerordentlich freue.

Fazit & Wertung:

Die erste Staffel Banshee – Small Town. Big Secrets., auf den ersten Blick wie actionreiches und testosterongeschwängertes Männerkino wirkend, offenbart in ihrem weiteren Verlauf zahllose Qualitäten und punktet mit einer ausgefeilten Dramaturgie und komplexen Figuren, die sich in einem sorgsam arrangierten und dadurch zugegebenermaßen oft konstruiert wirkenden Mikrokosmos bewegen, der zwar sicherlich weit von der Realität entfernt sein mag, aber ungemein viele Unterhaltungs- wie Schauwerte zu offerieren versteht.

8,5 von 10 martialisch-brutalen Aufeinandertreffen

Banshee - Small Town. Big Secrets. | Staffel 1

  • Martialisch-brutale Aufeinandertreffen - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Die erste Staffel Banshee - Small Town. Big Secrets., auf den ersten Blick wie actionreiches und testosterongeschwängertes Männerkino wirkend, offenbart in ihrem weiteren Verlauf zahllose Qualitäten und punktet mit einer ausgefeilten Dramaturgie und komplexen Figuren, die sich in einem sorgsam arrangierten und dadurch zugegebenermaßen oft konstruiert wirkenden Mikrokosmos bewegen, der zwar sicherlich weit von der Realität entfernt sein mag, aber ungemein viele Unterhaltungs- wie Schauwerte zu offerieren versteht.

8.5/10
Leser-Wertung 8.06/10 (18 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 1

01. Der neue Sheriff (8/10)
02. Tödlicher Rave (8/10)
03. Die Kampfmaschine (8,5/10)
04. Der einzige Zeuge (8/10)
05. Die Rache der Biker (8/10)
06. Reise in die Vergangenheit (9/10)
07. Geiselnahme (8,5/10)
08. Kampf der Geschlechter (9/10)
09. Familienbande (8,5/10)
10. Blutige Abrechnung (9/10)

 
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Banshee – Small Town. Big Secrets. | Staffel 1 ist am 24.01.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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