So, heute mal wieder mit einem für die Verhältnisse dieses Blogs schon beinahe alt zu nennenden Film im Gepäck, habe ich mich auf dessen Sichtung und – im Nachgang – die entsprechende Besprechung, sprich Review, sehr gefreut und deshalb kommt sie jetzt auch, ohne weitere große Vorrede.
Across the Universe
Across the Universe, USA/UK 2007, 133 Min.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Julie Taymor
Dick Clement
Ian La Frenais
Evan Rachel Wood (Lucy Carrigan)
Jim Sturgess (Jude)
Joe Anderson (Max Carrigan)
Dana Fuchs (Sadie)
Martin Luther (Jo-Jo)
T.V. Carpio (Prudence)
Musical | Drama | Romantik
Trailer:
Inhalt:
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Der junge Werftarbeiter Jude lässt das englische Liverpool hinter sich, um in den USA seinen Vater zu suchen, was ihn nach Princeton führt, wo er – neben seinem Vater – auch den Studenten Max kennenlernt, mit dem er sich prompt anfreundet. Schnell beschließt man, nachdem Max sein Studium endgültig abgebrochen hat, nach New York zu ziehen, wo die beiden bei der Sängerin Sadie unterkommen. Alsbald trifft auch Max‘ Schwester Lucy in New York ein und sie und Jude beginnen sich näher zu kommen, doch das Glück der Gemeinschaft, die bald schon um den schwarzen Gitarristen Jo-Jo sowie die Asiatin Prudence bereichert worden ist, wird auf die Probe gestellt, als Max nach Vietnam einberufen wird. Während Lucy sich weiter politisiert und in einer Gruppe von Friedensaktivisten tätig wird, versucht Jude sich derweil als Maler und Künstler zu verwirklichen, doch soll es sich bald als Problem erweisen, dass er niemals offiziell in die USA eingereist ist und folglich über kein Visum verfügt…
Rezension:
Seit gefühlt ewigen Zeiten auf meiner Agenda und nicht minder lange in meinem Schrank ungesehener Filme verstaubt, bin ich nun endlich dazu gekommen, mir das von Julie Taymor inszenierte Musical-Spektakel Across the Universe anzusehen, das gleich zu Beginn mit einer von Jim Sturgess intonierten Akustikversion von Girl in seinen Bann zieht, während die Strandszene langsam zu einer Montage von Kriegswirren überleitet und die Ballade gleichsam vom ungleich rockigeren Helter Skelter überlagert wird. Bereits von diesem Moment an gibt Taymor die Marschrichtung des Films vor, der sich – mal mehr mal weniger spürbar – in seiner Narration doch stets den zur Verfügung stehenden Beatles-Songs unterordnet, die ohne Frage und folgerichtig Herz- und Kernstück des Films ausmachen, der dennoch fest in der Hand von Jim Sturgess (Zwei an einem Tag) und Evan Rachel Wood (The Wrestler) liegt, die nicht nur beide mit ihrer Performance und vor allem Stimme begeistern, sondern den Reigen auch mühelos zu schultern wissen, der in seiner Verquickung von Spielfilm und Musikfilm weitaus weniger bemüht wirkt als viele seiner Genre-Vertreter.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Das mag zum Einen damit zusammenhängen, dass die Gesangspassagen direkt beim regulären Dreh mit aufgenommen worden und die Übergänge demnach fließend sind, während das gesprochene Wort in Gesang überwechselt und dabei angerissene Dialoge in Form der Songs weiterzuspinnen weiß, wenngleich natürlich manches Lied aus der unerschöpflichen Ideenschmiede der Beatles auch reichlich überinterpretiert worden ist, doch mag man das Across the Universe kaum vorwerfen, gibt sich der Film in seiner schwelgerischen und überbordend kreativen Attitüde einen dermaßen sympathischen und einfallsreichen Anstrich, dass solche Kleinigkeiten schnell und gerne unter den Tisch fallen dürfen. Weit ärgerlicher ist hier manchmal der doch erzwungen konstruierte Plot, der gerne ein ums andere Mal um vermeintlich unwichtige Nebenschauplätze und dramaturgische Kapriolen ergänzt wird, scheinbar nur, um noch ein bis zwei Songs mehr unterzubringen, so dass das Werk mit seinen über zwei Stunden Spielzeit leider ein wenig zu ausufernd geraten ist, um in seiner Gänze und ohne Unterlass zu fesseln.
Laufzeit ist aber natürlich auch immer ein zweischneidiges Schwert, denn so unsinnig beispielsweise die Episode um Dr. Robert objektiv gewesen sein mag, hätte ich auch ungern darauf verzichten wollen, wird dieser schließlich von niemand Geringerem als Bono verkörpert und gibt eine großartige Version von I am the Walrus, was als Daseinsberechtigung ohne weitere Erklärungen genügen sollte. Dennoch stört diese zuweilen regelrecht episodenhaft wirkende Ausrichtung des Films zuweilen ein wenig und schmälert den großartigen Gesamteindruck, ohne dass sich hierin ein Grund finden ließe, den Film außeracht zu lassen, so man denn nur ein wenig für Musikfilme im Allgemeinen und Beatles-Songs im Besonderen übrig hat, denn Across the Universe ist auch fernab der verwendeten und interpretierten Songs eine einzige große Hommage an die Kult-Band geworden, was sich nicht nur in den Namen der Akteure – sobald man erfährt, dass Jim Sturgess‘ den Namen Jude trägt, weiß man schließlich worauf man in dem Film sicherlich nicht vergeblich warten wird – widerspiegelt, sondern auch in allerhand Querverweisen, Szenen und Begebenheiten, derer die wahren Fans unter den Cineasten sicherlich noch weit mehr entdecken werden als mir sie aufgefallen sind.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Vor allem aber zelebriert der Film seine Liebe zu den Sechzigern nicht nur hinsichtlich Kostümen und Song-Auswahl, sondern ist sich auch für manch surrealen Einschub nicht zu schade, die zuweilen an die Arbeiten von Terry Gilliam (Gilliamesque) für Monty Python Ende der 60er/Anfang der 70er erinnern, während wieder andere Szenen einen Drogenrausch zu visualisieren versuchen, was selten so geglückt ist wie hier. Inszenatorisch ist Across the Universe also eine Klasse für sich und auch die ausnahmsweise nicht lächerlich wirkenden Tanzchoreografien sollen in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, ebenso wie die Einbettung der Chose in die damals herrschenden politisch-kulturellen Zustände, die wiederum in einige großartig satirische, zuweilen systemkritische Montagen münden und ich wäre folglich gerne bereit, dem Film einen Kult-Status zu attestieren, den er allein für die den Film beschließende Interpretation von All You Need Is Love verdient hätte, doch fällt er dem gegenüber in dramaturgischer Hinsicht merklich ab. Derweil ich ich den Sinn verstehe, auch die Geschichte selbst zuweilen als Huldigung für die Beatles heranzuziehen und sich Aspekte aus deren Biografie und Werdegang herauszupicken, wirkt der Plot doch zunächst recht generisch und braucht seine Zeit, um an Fahrt aufzunehmen, während er im letzten Drittel mehr und mehr zerfasert und immer offensichtlicher wird, dass es nicht mehr vordergründig darum geht, die Story zu einem schlüssigen Ende zu führen, sondern mehr darum, auf dem Weg dorthin noch eine Handvoll kultiger Songs unterzubringen. Nichtsdestotrotz ein wahrhaft einzigartiger Film, den man gesehen haben sollte.
Across the Universe
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Lieder über Liebe - 8.5/10
8.5/10
Fazit & Wertung:
Julie Taymors Across the Universe ist eine großartig inszenierte und ungemein einfallsreiche Huldigung an die Beatles und deren zahllose Kultsongs, doch merkt man während der über zwei Stunden umfassenden Laufzeit das eine oder andere Mal, dass die Songs den Plot diktiert haben, der folglich zuweilen arg auf der Stelle tritt und zunehmend zerfasert, doch reißen es die Hauptdarsteller Jim Sturgess und Evan Rachel Wood weitestgehend raus und überzeugen mit Gesangstalent und Spielfreude.
Across the Universe ist am 18.03.08 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Ich gebe dir Recht bezüglich der Längen. Die zweite Hälfte ist ein wenig zu zäh geraten. Habe den Film lustigerweise nämlich auch erst vor ein paar Tagen erneut geschaut, weil ich einer Kommilitonin einige Lieblingsfilme gezeigt habe.
Bei mir hat die Story immer gut funktioniert, weil ich die Besetzung hervorragend finde und ich mich sofort in dieser Gemeinschaft zuhause gefühlt habe. Ich finde die Interpretationen der Songs toll, besonders von denen, die ich eigentlich gar nicht mag (“Let it be” & “Hey Jude”) und mir geht bezüglich der kreativen optischen Umsetzung absolut das Herz auf.
Und weißt du, was mich am meisten berührt? Dass die Essenz der Beatles vermittelt wird: All you need is love!
Mir ist übrigens auch jetzt erst aufgefallen, wie fortschrittlich sie beim Casting waren. Tolle Frauencharaktere, Asiaten, Schwarze, Trans- und andere nicht langweilige Menschen.
Ja, sooo störend sind die Längen nicht ins Gewicht gefallen, sieht man ja auch an meiner Wertung. Ansonsten funktioniert der Film auch wirklich tadellos, punktet nicht nur musikalisch sondern eben auch optisch, geht ans Herz und – du hast es ja schon auf den Punkt gebracht: Er vermittelt die Essenz der Beatles.
Beim Casting muss ich dir zustimmen, das ist mir tatsächlich so auch nicht bewusst aufgefallen, aber es stimmt alles – letztendlich weiteres Indiz für die gelebte Botschaft des Films, wie ich finde.
Ich kenne viel zu wenig Menschen die den Film ebenfalls lieben. Endlich habe ich jemanden gefunden. “Across the Universe” ist mindestens genauso toll wie “Once”, wenn nicht sogar noch besser.
Haha, freut mich für dich! Und – Schande über mich – “Once” habe ich noch immer nicht gesehen…
Perfekt getroffen.
Danke!