Review: Mob City (Serie)

Und da wäre ich auch schon wieder, heute mit einer Serie, die es leider nie über ihre erste kurze Staffel hinausgeschafft hat und nun als Miniserie gehandelt wird. Trotzdem war es schön, einmal mehr ins L.A. der 1940er abzutauchen.

Mob City

Mob City, USA 2013, ca. 42 Min. je Folge

Mob City | © WVG Medien
© WVG Medien

Serienschöpfer:
Frank Darabont
Ausführende Produzenten:
Frank Darabont
Michael De Luca
Elliot Webb

Main-Cast:
Jon Bernthal (Joe Teague)
Milo Ventimiglia (Ned Stax)
Neal McDonough (William Parker)
Alexa Davalos (Jasmine Fontaine)
Jeffrey DeMunn (Hal Morrison)
Robert Knepper (Sid Rothman)
Jeremy Luke (Mickey Cohen)
Gregory Itzin (Mayor Fletcher Bowron)
Edward Burns (Bugsy Siegel)
in weiteren Rollen:
Simon Pegg (Hecky Nash)
Jeremy Strong (Mike Hendry)
Richard Brake (Terry)
Mekia Cox (Anya)
Iddo Goldberg (Leslie Shermer)
Dana Gould (Tug Purcell)
Mike Hagerty (Fat Jack Bray)
James Landry Hébert (Miles Hewitt)
Michael McGrady (Chief Clemance Horall)
John Pollono (Pat Dolan)
Daniel Roebuck (Nick Bledsoe)
Andrew Rothenberg (Eddy Sanderson)
Gordon Clapp (Carl Steckler)
Brendan Sexton III (Jerry Edelstein)
Micah Parker (Moe Feltzer)

Genre:
Krimi | Drama | Thriller | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Mob City | © WVG Medien
© WVG Medien

Los Angeles gegen Ende der 1940er-Jahre: Das organisierte Verbrechen erlebt unter der Führung von Mickey Cohen und Bugsy Siegel ein ungeahntes Hoch und die polizeilichen Kräfte, allen voran der durch und durch lautere William Parker sehen sich dem Aufstieg des Mobs nahezu hilflos gegenüber. Inmitten dieser Querelen befindet sich Detective Joe Teague, der längst vie Mittelsmann namens Ned Stax in Verbindung mit den Mobstern steht und für entsprechendes Entgelt beinahe alles zu tun bereit ist. Eines Abends tritt Hecky Nash an Teague heran und bittet ihn um dessen Hilfe bei der Erpressung einiger Mafia-Angehöriger, doch ahnt keiner der beiden, wie die Sache letztendlich ausgehen wird, bei der nicht nur Stax, sondern auch Cohens engster Vertrauter Sid Rothman längst ihre Finger im Spiel haben, was auch Nashs Frau Jasmine Fontaine alsbald tangieren wird, doch hinsichtlich der Korruption in L.A. sind es eben harte Zeiten…

Rezension:

Es fiele leicht, die von TNT produzierte und nach nur einer läppischen Staffel – in diesem Fall also gerade einmal mageren sechs Folgen – eingestellte Serie Mob City nach einem nur allzu flüchtigen Blick mit der zugegebenermaßen deutlich wertiger wirkenden HBO-Produktion Boardwalk Empire zu vergleichen, doch hat man damit den Kern der Sache dann nun doch nicht getroffen, denn auch wenn es in beiden Fällen um Gangster – Mobster – und deren illegale Geschäfte geht, die eine Geschichte im Amerika der 1920er, die andere Geschichte im Amerika der 1940er (inklusive Rückbezügen auf die 20er) angesiedelt sind, reicht das noch lange nicht aus, beide Serien über einen Kamm zu scheren, wie auch die Vielzahl an Filmen zum Thema unterstreichen, die sich ja durchaus teils gravierend zu unterscheiden imstande sehen. Im Grunde ist der Ansatz der vom The Walking Dead-Schöpfer (nur der Serie, nicht der Comics!) Frank Darabont ersonnenen Serie auch nicht zu verachten und durchaus hochkarätig besetzt, weshalb ich geneigt wäre, eine Lanze für das leider so kurzlebige Projekt zu brechen, doch leider braucht die Show tatsächlich ein paar Folgen, um in Fahrt zu kommen und ihren Rhythmus zu finden, was natürlich bei gerade einmal sechs Folgen die denkbar schlechtesten Voraussetzungen sind, um ein dankbares Publikum zu finden.

Szenenbild aus Mob City | © WVG Medien
© WVG Medien

So wird man in Semper Fi (1.01) – die noch dazu mit einer nicht näher erklärten, geschweige denn größere Bewandtnis habenden Rückblende eröffnet – schier erschlagen von all den Figuren und weiß sich kaum zurechtzufinden, so dass auch der Gastauftritt von Simon Pegg (The World’s End) hier nicht mehr viel zu retten imstande ist, denn während man sich bei der Figur von Jon Bernthal (Daredevil) ob ihrer Motivation und Einstellung, ihrer Beweg- und Hintergründe unsicher ist, glänzt der als Hauptdarsteller geführte Milo Ventimiglia (Heroes) die meiste Zeit mit Abwesenheit. Stattdessen wird man mit einer Schar aus Mobstern und Polizisten konfrontiert und hat seine liebe Mühe, die unterschiedlichen Fraktionen wie auch die korrupten von den nicht korrupten Gesetzeshütern zu unterscheiden und abgesehen von dem in der ersten Folge scheinbar bereits abgehandelten Plot um Simon Peggs Figur sucht man einen roten Faden noch recht vergeblich. Dennoch macht die Folge durchaus auch neugierig, speziell was das ambivalente Verhalten von Bernthals Joe Teague anbelangt, das so gar nicht zu dem eines Gesetzeshüters passen will, ebenso wie man sich zum Ende der Folge hin fragt, welche Rolle Ventimiglias Ned Stax in den Reihen der Mobster spielt.

Die zweite Folge Falsches Spiel (1.02) löst dann auch prompt einige dieser Rätsel, nur um neue Geheimnisse auf den Plan zu rufen, die es zu ergründen gilt, doch immerhin bekommt man nun auch Gewissheit bezüglich der Rolle von Alexa Davalos (Gwen aus Angel), die bis dato nur zaghaft angedeutet worden ist, doch in der Beziehung suhlt sich Mob City auch geradezu im Noir-Flair: alles ist undurchsichtig, düster, vielschichtig, oberflächlich glänzend, doch unter der Oberfläche abgründig und brodelnd und man muss schon ein Freund dieser Art der Inszenierung sein, denn die TNT-Serie treibt diese Attitüde geradezu auf die Spitze und wirkt zuweilen beinahe wie eine Karikatur einschlägiger Filme und Serien, ohne aber wohl eine sein zu wollen. Da sind die obligatorischen Leuchtreklame-Tafeln, die die ansonsten finstere Nacht beleuchten und sich in wohlplatzierten Pfützen spiegeln, da hat es Gangster, allesamt in Anzügen und ausnehmend eloquent, ein durch und durch korruptes Polizeisystem, protzige Revue-Vorstellungen, konspirative Hinterhoftreffen, Morde in italienischen Restaurants und natürlich Unmengen an Swing-Musik und Kette rauchende Femme Fatales in engen Kleidern, aber all das hat tatsächlich System und der Coolness-Faktor ist nicht zu unterschätzen, doch bleiben insbesondere die ersten Folgen aufgrund dieser inszenatorischen Ambitionen merkwürdig kalt und unnahbar, so dass sich insbesondere die Figuren einem erst ab der zweiten Hälfte der Staffel zu öffnen beginnen.

Szenenbild aus Mob City | © WVG Medien
© WVG Medien

Und plötzlich offenbart Mob City durchaus auch erzählerische Qualitäten und je mehr sich das Puzzle an Zusammenhängen zusammenzusetzen beginnt, je eher man die unterschiedlichen Personen den einzelnen Fraktionen zuordnen kann oder in ihnen dem Namen nach alte Bekannte wie eben Mickey Cohen oder Bugsy Siegel wiederzuerkennen beginnt, umso spannender präsentiert sich plötzlich das Geschehen rund um Teague und langsam aber stetig baut sich eine gewisse Tendenz zum Binge-Watching auf, nur um allzu bald jäh unterbrochen zu werden, denn während sich Darabonts Serie ab der dritten Folge mehr und mehr zu steigern versteht, insbesondere bei Ungeziefer (1.05) mit einem wahnsinnig spannenden Cliffhanger aufzuwarten weiß und mit Liegen bleiben (1.06) in ein nicht minder spannendes Finale mündet, werden hier zwar sicherlich einige erzählerische Punkte verknüpft, doch mit dem Wissen um die Einstellung der Serie nach diesen sechs Folgen bekommen bereits während der Sichtung der finalen Folge einzelne Szenen einen schalen Beigeschmack, da nur allzu offensichtlich wird, dass hier Grundsteine für zukünftige Plots gelegt werden, zu deren Realisation es nie kommen wird. Wer vielleicht nur einen kurzen Blick bei der Serie riskiert hat, mag meinen, es sei nicht schade drum, doch insbesondere aufgrund der ausgesucht guten und abwechslungsreichen Besetzung hätte ich mir ob der sich im positivsten Sinne entwickelnden Story eine zweite Staffel durchaus gewünscht und vorstellen können, doch für den überschaubaren Zeitvertreib von rund 240 Minuten taugt Mob City als Miniserie betrachtet trotz des holprigen Einstiegs durchaus, sofern man denn eine gewisse Affinität für Noir Elemente mit sich bringt, denn ansonsten ließe sich die Zeit sicherlich sinnvoller nutzen.

Fazit & Wertung:

In dem Wissen, dass es die TNT-Serie Mob City nie über ihre erste Staffel hinausgebracht hat und nunmehr als Miniserie vermarktet wird, lohnt sich ein Blick im Grunde lediglich für Fans des Noir-Genres im Allgemeinen und ist ansonsten vielleicht noch ob der hochkarätigen Besetzung einen Blick wert, doch auch wenn die Serie sich innerhalb weniger Folgen gehörig zu steigern weiß, braucht sie in Anbetracht der gerade einmal sechs Folgen schlichtweg viel zu lange, den eigenen Takt und Ton zu finden.

7,5 von 10 wilden Schießereien verfeindeter Mobster

Mob City

  • Wilde Schießereien verfeindeter Mobster - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

In dem Wissen, dass es die TNT-Serie Mob City nie über ihre erste Staffel hinausgebracht hat und nunmehr als Miniserie vermarktet wird, lohnt sich ein Blick im Grunde lediglich für Fans des Noir-Genres im Allgemeinen und ist ansonsten vielleicht noch ob der hochkarätigen Besetzung einen Blick wert, doch auch wenn die Serie sich innerhalb weniger Folgen gehörig zu steigern weiß, braucht sie in Anbetracht der gerade einmal sechs Folgen schlichtweg viel zu lange, den eigenen Takt und Ton zu finden.

7.5/10
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Episodenübersicht:

01. Semper Fi (7/10)
02. Falsches Spiel (7/10)
03. Red Light (7,5/10)
04. Der Bananenkönig (7,5/10)
05. Ungeziefer (8/10)
06. Liegen bleiben (8/10)

 
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Mob City ist am 02.07.15 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von WVG Medien erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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