Review: Firefly – Der Aufbruch der Serenity (Serie)

Firefly/Serenity – Das ganze gorram ´Verse

Firefly/Serenity – Das ganze gorram ´Verse

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Okay, sitzt ihr gut, seid ihr bereit? Heute nämlich widme ich mich einer meiner absoluten Lieblingsserien überhaupt, weil es ja wohl nicht angehen kann, dass ich hier als Whedon-Fanboy auf dem Blog keinen Eintrag zu Firefly habe. Außerdem gibt es dann ja da noch den Film, die ergänzenden Comics und das Brettspiel, was ich hier ja zumindest schon mal vorgestellt habe und deshalb habe ich gleich mal wieder eine neue und natürlich entsprechend bebilderte Special-Seite ins Leben gerufen (siehe oben), die ich baldmöglichst mit noch viel mehr Content zu füllen gedenke. Jetzt aber solltet ihr euch erst einmal einen frischen Kaffee/Tee oder ein kühles Bier holen, denn es handelt sich um meinen bis dato längsten Artikel und WordPress zählt (exklusive dieser Einleitung selbstredend) knapp über 3.500 Wörter. Auf geht’s also, in Erinnerungen zu schwelgen und einer der großartigsten Serien aller Zeiten zu huldigen!

Firefly
Der Aufbruch der Serenity

Firefly, USA 2002-2003, ca. 44 Min. je Folge

Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Serienschöpfer:
Joss Whedon
Ausführende Produzenten:
Joss Whedon
Tim Minear

Main-Cast:
Nathan Fillion (Captain Malcolm ‘Mal’ Reynolds)
Gina Torres (Zoë Washburne)
Alan Tudyk (Hoban ‘Wash’ Washburne)
Morena Baccarin (Inara Serra)
Adam Baldwin (Jayne Cobb)
Jewel Staite (Kaylee Frye)
Sean Maher (Dr. Simon Tam)
Summer Glau (River Tam)
Ron Glass (Shepherd Book)
in weiteren Rollen:
Christina Hendricks (Saffron)
Mark Sheppard (Badger)
Michael Fairman (Adelai Niska)
Carlos Jacott (Lawrence Dobson)
Gregg Henry (Sheriff Bourne)
Doug Savant (Commander Harken)
Jonathan M. Woodward (Tracey)
Melinda Clarke (Nandi)
Richard Brooks (Jubal Early)
Jeff Ricketts (Blue Glove Man #1)
Dennis Cockrum (Blue Glove Man #2)

Genre:
Abenteuer | Drama | Science-Fiction | Western

Trailer:

 

Inhalt:

Beginn des 26. Jahrhunderts: Nachdem sich die Menschheit immer weiter vermehrt und die Ressourcen der Erde-von-einst schlussendlich aufgebraucht waren, wandte man sich einem neuen Planetensystem zu und machte zahllose Welten mittels Terraforming bewohnbar, um sie kolonisieren zu können. Während die Kernwelten aber einem hochtechnisierten Standard entsprechen, erinnert das Leben in den Randwelten noch stark an die Zeiten des Wilden Westens. Über all diese Welten wacht die Staatsmacht der sogenannten Allianz, die in der Schlacht von Serenity Valley auf dem Planeten Hera einen vernichtenden Schlag gegen die letzten Unabhängigen – ihrer Kleidung wegen auch Browncoats genannt – führen konnte.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Sechs Jahre sind seitdem vergangen und einer der überlebenden Browncoats, Malcolm Reynolds, ist mittlerweile Captain eines Schiffs der Firefly-Klasse, das er Serenity genannt hat. Gemeinsam mit seiner rechten Hand Zoë und deren Ehemann Wash – gleichzeitig Pilot des Schiffs – sowie der Mechanikerin Kaylee, dem Söldner Jayne und nicht zuletzt der Companion Inara, der er eines der Shuttles des Schiffs vermietet, durchstreift er das All und nimmt dubiose wie halblegale Aufträge an, um sich und seine Crew über Wasser zu halten und gleichzeitig unter dem Radar der Allianz zu bleiben. Als Mal auf dem Mond Persephone eine Handvoll Passagiere – Shepherd Book und Dr. Simon Tam und Lawrence Dobson – an Bord nimmt, ahnt er nicht, dass nicht nur seine Crew sich damit alsbald vergrößern wird, sondern er sich und sein Schiff auch gleichsam zur Zielscheibe für die Allianz und andere, noch weit bedrohlichere Fraktionen gemacht hat…

Rezension:

Joss Whedons kurzlebige Science-Fiction-Western-Serie Firefly als Phänomen zu bezeichnen, ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen, denn nachdem die Produktion nach gerade einmal elf Folgen ihr Ende fand (immer vierzehn sind produziert worden und fanden auch ihren Weg ins Heimkino), sollte ein beispielloser Siegeszug beginnen, denn auf DVD – und später Blu-ray – fand die Serie eine dermaßen treue wie fanatische Fangemeinde (zu der übrigens auch ich mich zähle), die ihresgleichen sucht, was nicht nur drei Jahre später zu einem aufwändig produzierten Spielfilm führen sollte, der zumindest einige der offenen Handlungsfäden aufgriff, sondern im Nachgang mehrere Comic-Reihen und One-Shots nach sich zog, ein Brettspiel sowie mehrere Rollenspiel-Adaptionen, wobei bis zum heutigen Tage keine Ende abzusehen ist und die Fans der Serie weiterhin die Treue halten, obschon beinahe anderthalb Dekaden alt, während Nathan Fillion fernab vieler anderer Rollen wohl für immer als Captain Malcolm Reynolds in Erinnerung bleiben wird, was selbst in seinem ungleich erfolgreicherem Crime-Procedural Castle immer wieder aufgegriffen wird. Was aber macht die Faszination von Firefly aus, die bis heute ungebrochen ist. Nach meiner jüngsten von vielen Wiederholungssichtungen möchte ich dazu zumindest in Teilen Stellung zu nehmen versuchen.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Dass es sich um eine der für Fans wohl tragischsten Serien-Absetzungen aller Zeiten handelt und FOX schon im Vorfeld mehrere Böcke geschossen hat, indem die Ausstrahlungsreihenfolge verändert worden ist und ausgerechnet der fulminante Pilotfilm schließlich erst als Abschluss der Saga gezeigt worden ist, was nicht nur chronologisch keinerlei Sinn ergibt, soll aber gar nicht einmal Teil meines Artikels sein, denn der Drops ist gelutscht, wie es so schön heißt und so konzentriere ich mich lieber auf die Stärken der Serie und ihre besten Momente.

Der Aufbruch der Serenity

Bereits der rund anderthalbstündige Pilot Serenity (1.01) kommt derweil mit einem ganzen Füllhorn an Ideen und Plot-Devices daher, ohne überladen oder richtungslos zu wirken, während es Joss Whedon, der in bester Tradition hier sowohl für das Drehbuch als auch die Regie verantwortlich zeichnete, bereits auf den ersten Metern gelingt, ein familiäres Gefühl für die Crew der Serenity zu erzeugen, die allesamt in Miniaturen bereits grob umrissen und charakterisiert werden, wozu es teils nicht einmal vieler Worte bedarf, ähnlich wie die Welt der Zukunft sofort in ihren Bann zieht und man begierig nach jedem Happen an Information zu lechzen beginnt, sowohl was die Browncoats und die Schlacht im Serenity Valley anbelangt, die auch die Serie eröffnet, als auch was es mit der Allianz auf sich hat und vor allem den Reavern, während die neusten Passagiere des Schiffs der Firefly-Klasse für sich genommen schon Rätsel aufgeben und ihre Geheimnisse mit sich tragen. Besseres Storytelling, insbesondere für einen Serienpiloten, wird man so schnell nicht finden können, da sich hier Spannung, Faszination, Action, Humor und Emotion ein ums andere Mal die Klinke in die Hand drücken. Kurz und knapp auf den Punkt gebracht, wen der Pilot nicht in seinen Bann zieht, der kann die Sichtung gleich beenden, denn alles was Firefly so unvergesslich, kultig und liebenswert macht, wird hier bereits in groben Zügen vorweggenommen.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Bei der sich hieran anschließenden, ebenfalls von Whedon geschriebenen und inszenierten Folge Schmutzige Geschäfte (1.02) handelt es sich dann wiederum um die tendenziell wohl schwächste Folge der Serie, was aber mitnichten am Plot oder Whedon liegt, sondern schlicht daran, dass Joss nach der Entscheidung seitens FOX, den Piloten eben nicht als Piloten der Serie auszustrahlen, exakt ein Wochenende Zeit hatte, das Skript zu überarbeiten, was man ihm an manchen Stellen eben ansieht, denn statt sich auf die durchaus überzeugende und viel von den Grauschattierungen der Welt kündende Story konzentrieren zu können, wird hier auch viel Character-Building betrieben, was aber mit Rückbezug auf den Pilotfilm logischerweise oft reichlich redundant und folglich unnötig wirkt, wodurch eine dem Grunde nach starke Geschichte, in der man auch Michael Fairman als sadistischem Auftraggeber Adelai Niska das erste Mal begegnet, unnötig abgewertet.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Nichtsdestotrotz wird auch hier wieder deutlich, wie formidabel sich die Western- mit den Science-Fiction-Elementen verbinden lassen und wie durchdacht und lebendig die Welt von Firefly in allen Belangen wirkt, ohne dass sich jemand die Mühe machen müsste, Dinge weitschweifig zu erklären. So staunte man noch in der ersten Folge über Morena Baccarin (Homeland) in ihrer Rolle als Inara Serra und das Konzept der gesellschaftlich hochgeachteten Companion, nur um gleich hier zu sehen, dass es sich selbst auf den Randwelten so verhält, dass man ihr mit Respekt und Hochachtung begegnet. Überhaupt habe ich Morena Baccarins Besetzung – ursprünglich hatte Rebecca Gayheart die Rollen – in der Hinsicht immer als großen Zugewinn für die Serie betrachtet, denn es gäbe wohl nicht viele Frauen, die diese Mischung aus Erhabenheit, Eleganz und Sinnlichkeit ihr Eigen nennen, um diese Rolle mit Leben zu füllen.

Bis ans Ende des `Verse

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Von hier ausgehend folgt mit Fernab der Zivilisation (1.03) eine ganz und gar andersartige, vergleichsweise horrorlastige Episode, die mich in ihren besten Momenten doch sehr an Event Horizon erinnert hat und unterstreicht, wie vielfältig und wandelbar die Serie doch sein kann, denn wo es vorher halblegale Gaunereien und ein Zugraub waren, die doch sehr an das Western-Setting angelehnt waren, geht Firefly dank des versierten Angel-Autoren Tim Minear hier stark in Richtung Suspense und Horror und widmet sich einmal mehr dem Thema der Reaver, die allerdings im weiteren Staffelverlauf arg ins Hintertreffen geraten und erst im Spielfilm Serenity – Flucht in neue Welten ihre Renaissance erleben sollten. Die vierte Episode Das Duell (1.04) wiederum – übrigens von Buffy-Veteranin Jane Espenson geschrieben – hält einige wunderbare Szenen für Kaylee (Jewel Staite) bereit, die nicht nur aufgrund ihres Status als Schiffsmechanikerin oftmals das Herz und die Seele der Firefly-Crew darstellt und hier gehörig Profil bekommt, während auch die oft schwierige Beziehung zwischen Mal und Inara weitergehend beleuchtet wird und wir mit einem Duell im Morgengrauen ein weiteres, klassisches, aber elegant abgeändertes Motiv aus einschlägigen Western präsentiert bekommen und auch der von Mark Sheppard verkörperte Badger, den man bereits in der Pilotfolge kennengelernt hat, hier erneut auftreten darf, so dass gemeinsam mit der spannenden Inszenierung der wohlhabenden Welt von Persephone das Worldbuilding vorangetrieben wird.

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Die nächste Episode In letzter Sekunde (1.05) ist dabei gar eine direkte Fortsetzung der Ereignisse, so dass sich der Gedanke, einem zwar ungemein kreativ und abwechslungsreich inszeniertem Procedural beizuwohnen, langsam zu verflüchtigen beginnt, während hier insbesondere der von Sean Maher (Viel Lärm um Nichts) gespielte Dr. Simon Tam und dessen Schwester River – dargestellt von der großartigen Summer Glau (Terminator: S.C.C.), die kurz zuvor in der dritten Staffel Angel in der Folge Liebe und andere Schwierigkeiten (3.13) ihr Leinwanddebüt gab – näher beleuchtet werden und spürbar in den Vordergrund rücken. Das äußert sich auch in erhellenden Rückblenden auf die Kindheit der Beiden und als nettes Trivia am Rande sei in dem Zusammenhang erwähnt, dass Zac Efron den jungen Simon gespielt hat und damit seine erste Rolle überhaupt übernahm. Davon abgesehen handelt es sich zwar um eine der schwächeren Episoden, was den eigentlichen Plot anbelangt, doch ist es durchaus sinnvoll gewesen, die einst wohlhabenden und jetzt auf der Flucht befindlichen Geschwister mal ein wenig mehr in den Vordergrund zu rücken, doch dessen ungeachtet hat die Folge für sich genommen schon Kultcharakter, da sie erwiesenermaßen den Grundstein für die TV Trope der "Big Damn Heroes" gelegt hat.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Die Frau des Captains und der Held von Canton

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Bei der darauffolgenden Episode mit dem vielsagenden Titel Mrs. Reynolds (1.06) handelt es sich derweil schon wieder um eines von vielen Highlights innerhalb der Staffel und wie könnte es auch anders sein, nahm hier erneut Joss Whedon auf dem Regiestuhl Platz und ersann auch die zugrundeliegende Geschichte, deren Prämisse einmal mehr gerade deshalb so gut aufgeht, da man so herzlich wenig über das `Verse und dessen Gesetzmäßigkeiten weiß und die Situation, in der Mal sich nach einer durchzechten Nacht wiederfindet, deshalb gar nicht mal so unglaubwürdig ist, wobei hier zunächst wie zu erwarten auch der Humor groß im Vordergrund steht und die unverhoffte Heirat des Captains nicht nur für die Crew mehr als einige Lacher bereithält. Ganz groß aufspielen tut hier allerdings die seinerzeit noch eher unbekannte Christina Hendricks (Hap and Leonard) als Saffron, weshalb es auch nicht verwunderlich ist, dass ihre Figur in einer späteren Folge erneut in Erscheinung treten wird. Davon abgesehen steht hier aber ganz klar Nathan Fillions Figur Mal im Vordergrund und darf sich über einige großartige Szenen freuen, wobei auch der Rest der Crew nicht zu kurz kommt.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Bei der nunmehr siebten Episode Jaynestown (1.07) wird es dem versierten Fan schon beinahe schwer ums Herz, denn immerhin ist damit die Halbzeit erreicht, doch lässt der Unterhaltungswert und Einfallsreichtum der Folge dies schnell vergessen, denn nun dreht sich alles um den mürrischen wie wortkargen Söldner Jayne, der zwar auch schon in den vorangegangenen Episoden seine starken Momente hatte, hier aber richtig auftrumpfen darf, wofür Adam Baldwin sicherlich dankbar gewesen sein wird, denn nach dessen Bekunden hat er zwar schon des Öfteren den harten Burschen gespielt, aber dies nie auf so unterhaltsame, witzige Weise und zu sehen, wie nun ein ganzer Planet diesen griesgrämigen Kerl ob eines früheren Missgeschicks als Held vergöttert ist wirklich großes Entertainment und selbst für eine zaghafte Annäherung zwischen Kaylee und Simon ist im Plot noch Platz.

Ein Blick zurück, ein Blick nach vorn

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Nach diesen ohnehin schon großartigen Folgen bietet Kampf ums Überleben (1.08), erneut aus der Feder von Tim Minear, wohl eine Ausnahmeerscheinung an Fernsehepisode, wie man sie sonst nur selten erlebt und erzählt in kaum über vierzig Minuten eine derart packende, sich über mehrere Zeitachsen erstreckende Geschichte, die einem einerseits vom ersten Moment an den Hals zuschnürt und dass, obwohl man als Zuschauer ja recht sicher weiß, dass die Crew es überleben und aus ihrer misslichen Lage entkommen wird, andererseits in den Rückblenden einige der witzigsten Szenen überhaupt bereithält, denn hier wird geschildert, wie Mal und Zoë seinerzeit die Serenity erworben haben, Wash als Pilot zur Crew stieß, welch irrwitzige Umstände Kaylee an Bord eines heruntergekommenen Schmugglerschiffs geführt haben, wie Mal Jayne vom Fleck weg seiner aktuellen Bande abgeworben hat und selbstredend auch, wie das erste Aufeinandertreffen zwischen Mal und Inara verlief. All das wiederum ist dabei gebettet in eine Story darüber, wie die Lebenserhaltungssysteme an Bord des Schiffes langsam versagen und wie es dazu kommen konnte. Eine derartige Folge würde man andernorts wahrscheinlich erst nach einigen Staffeln erwarten, doch hier findet sie sich mir nichts dir nichts in illustrer Gesellschaft vieler weiterer Ausnahmeepisoden, was die Alleinstellungsmerkmale der Serie noch einmal untermauert und vor allem aufzeigt, wie sehr einem die Crew des Schiffs bereits ans Herz gewachsen ist, wenn man dermaßen mitfiebert und um das Wohl und Wehe eines jeden Einzelnen bangt.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Sich auf diesen Lorbeeren aber keinesfalls ausruhend, verschlägt es die Crew in Falsches Spiel (1.09) auf eine der Kernwelten der Allianz, Ariel genannt, wo sie sich Zutritt zu einem Krankenhaus-Komplex zu verschaffen sucht, da Simon plant, River einer eingehenderen Untersuchung zu unterziehen, um herauszufinden, was mit ihr angestellt worden ist. In diesem Zusammenhang sind sowohl die beiden aber auch erneut Jayne im Fokus der Erzählung, doch wirklich spannend wird es, als die Männer mit den blauen Händen in Erscheinung treten, die man einige Zeit zuvor zwar schon kurz zu sehen bekommen hat, von denen man aber bis dato keinerlei Hintergründe kennt, derweil sich River spürbar vor ihnen fürchtet. Leider handelt es sich auch bei diesen Figuren und deren Beweggründen um eine der Lücken, die nie wirklich geschlossen werden konnte und mit denen Whedon sicherlich noch einiges vorgehabt hätte, doch immerhin werden die beiden Agenten zu einem späteren Zeitpunkt in der Comic-Geschichte Die Zurückgelassenen (hierzulande in Serenity – Zwischen den Welten erschienen) erneut aufgegriffen, doch macht es ihren Auftritt hier in dieser Folge dafür nur umso denkwürdiger.

Die Crew der Serenity

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Es bleibt spannend und brandgefährlich, denn in der Episode In den Fängen das Shanyou (1.10) erwartet nicht nur Mal ein Wiedersehen mit dem skrupellosen Niska, der noch eine Rechnung offen zu haben meint. In Anbetracht der Folterszenen und eines großangelegten Kampfes ist dies wohl die sowohl blutigste als auch actionreichste Episode, doch sie darauf herunterzubrechen, würde ihr nicht gerecht werden, denn sowohl was den von Ron Glass verkörperten Shepherd Book anbelangt, über dessen Vergangenheit man wohl ebenso zu einem späteren Zeitpunkt in der Serie mehr erfahren hätte (Abhilfe schafft hier erneut ein Comic, diesmal Serenity: Shepherds Geschichte), als auch in Bezug auf River, die sich im Verlauf der gerade einmal vierzehn Folgen spürbar entwickelt, hält diese Folge ein paar einschneidende Szenen parat, während sich auch der von Alan Tudyk gespielte Wash hier nachhaltig von seinem bis dato recht eintönigen Posten als Schiffspilot freispielen darf. Ähnlich wie Kaylee ist aber natürlich auch Wash eine der guten Seelen der Crew und lockert mit seiner gutmütigen Art jede Unterhaltung auf, von der kultigen Dinosaurier-Szene aus der Pilotfolge, die sein Gemüt so trefflich auf den Punkt bringt, einmal ganz zu schweigen.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Ist die Rede von Wash, kann die von Gina Torres (Hannibal) gespielte Zoë nicht weit sein und tatsächlich ist die Ehe der beiden ein zwar simples, aber effektives Mittel den familiären Charakter der Crew zu unterstreichen, zumal die beiden sich unähnlicher nicht sein könnten, hat Zoë schließlich an Mals Seite bei den Browncoats gekämpft, während Wash nun nicht eben zum Kämpfen geschaffen ist und auch weit schreckhafter daherkommt als die abgeklärte Veteranin. Auffällig ist hierbei, dass Zoë, obwohl eines der ältesten und wichtigsten Crew-Mitglieder, nie dermaßen im Vordergrund steht, dass man sagen könnte, eine Folge sei Zoë-zentriert, was ich gerne gesehen hätte, da man über sie vergleichsweise wenig in Erfahrung bringt, doch immerhin ist sie stets an vorderster Front dabei und wieder einmal nur ein Beispiel von vielen für entschieden starke und emanzipierte Frauenfiguren, wie sie bei Whedon dankenswerterweise gang und gäbe sind, derweil zumindest ihre gemeinsame Vergangenheit mit dem Captain sowie ihre Ehe mit Wash ihr nicht nur Profil verleihen, sondern auch als Aufhänger für einige großartige Zwistigkeiten dienen, denn wie in jeder guten Familie gibt es eben auch hier mehr als einmal gehörig Zoff.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Der Anfang vom Ende

Um aber noch einmal auf die Episoden zurückzukommen, folgt mit Antiquitätenraub (1.11) der erwähnte zweite Auftritt von Christina Hendricks‘ Figur, während in dieser Folge auch ein an Boba Fetts "Slave I" erinnerndes Schiff zu sehen ist, dass die Ankunft eines Kopfgeldjägers in der finalen Folge teasert und man einen Blick auf Nathan Fillions Tatoo werfen kann. Sicherlich eine der leichtfüßigeren Episoden, die dafür umso mehr von ihrem Humor und Wortwitz lebt. Die Botschaft (1.12) wiederum ist schon als beinahe tragisch zu bezeichnen und wartet erneut mit einigen Rückblenden in die Zeit des Krieges auf, während der aus Angel bekannte Jonathan M. Woodward sich in dieser Folge die Ehre gibt.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Fernab des Plots um einen früheren Militärkameraden aber ist das Denkwürdigste dieser Folge allerdings vielmehr Jaynes kultige Strickmütze, die ihm seine Mama schickt und die er fortan voll Stolz trägt. In Leichte Mädchen (1.13) widmet sich Firefly ein letztes Mal ausführlich dem Western-Thema und so kommt es, dass die Crew sich bereit erklärt, ein Freudenhaus auf einem mehr als staubigen Planeten gegen einen finsteren Widersacher zu verteidigen, wobei ich mich beim Ansehen mehr als einmal an den wenn auch Jahre später entstandenen Jane Got a Gun erinnert gefühlt habe, während ansonsten unter Zuhilfenahme von Melinda Clarke (O.C., California) einmal mehr das prekäre Verhältnis zwischen Inara und Mal aufgegriffen wird.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
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Den Abschluss macht letztlich Der Kopfgeldjäger (1.14) und spielt noch einmal sämtliche Stärken der Serie und der Figuren aus, wenn manche davon auch in weiten Teilen durch Abwesenheit glänzen, doch allein schon an der Figur des von Richard Brooks verkörperten Kopfgeldjägers Jubal Early merkt man deutlich, dass hier ein letztes Mal Joss Whedon zur Feder gegriffen hat, denn dessen dermaßen spleenige und gleichzeitig wirklich furchteinflößende Attitüde hätte wohl niemand sonst dergestalt aufs Papier bringen können. Eigentlich wäre die Geschichte der Episode zwischen den Folgen 10 und 11 angesiedelt gewesen, doch Joss Whedon war der Meinung, dies wäre der stimmigste Schlusspunkt für seine Serie, weshalb sie nun zum Ende gewandert ist, wobei dieses "Ende" der Serie kaum würdig sein mag, doch dankenswerterweise ist es das ja auch nicht, denn die Geschichten um die Serenity haben in zahlreichen Comic-Stories und dem nicht minder überzeugenden Film ja zum Glück ihre Fortsetzung gefunden, weshalb der neuerliche Abschied zwar immer noch schwer fällt, jedoch von dem guten Gefühl begleitet wird, dass noch längst nicht alle Abenteuer erzählt sind, denn selbst für dieses Jahr – und wir schreiben immerhin 2016 – sind neue Comic-Stories angekündigt, die ich natürlich schon sehnlichst erwarte.

Szenenbild aus Firefly - Der Aufbruch der Serenity | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Auch zum Ende hin und gerade in Bezug auf die letzten paar Episoden wird noch einmal deutlich, welches Potential die Serie gehabt hätte, die unterschiedlichsten Geschichten zu erzählen und aus einem mehr als reichhaltigen Fundes zu schöpfen, denn Firefly war weit mehr als nur eine Science-Fiction- oder nur eine Western-Serie und mäanderte vom ersten Moment an wild durch die unterschiedlichsten Genres, wobei es natürlich insbesondere der durchweg sympathischen und liebenswerten Crew zu verdanken ist, dass einem die Serie dermaßen schnell und dermaßen innig ans Herz wächst, denn wie schon bei Joss Whedons anderen Serien sind es die Figuren und ihre Beziehungen untereinander, die fernab jedes lockenden Abenteuers und jeder drohenden Gefahr im Vordergrund stehen. Die ungemein lebendige, vielfältige und reichhaltige Welt, die für diese Ausnahmeserie geschaffen worden ist, tut hierbei ihr Übriges und ich hätte gerne noch Jahre an Bord dieses einzigartigen Schiffs der Firefly-Klasse verbracht, doch auch so und trotz der tragischen Absetzung kann diese Serie nur auf eine Art bewertet werden: Gorram Shiny!

Fazit & Wertung:

Joss Whedons Firefly ist trotz seiner Kürze völlig zurecht zur Kultserie avanciert, denn der Ideen- und Einfallsreichtum innerhalb der vierzehn Folgen sprechen für sich und während ihr auf formaler Ebene der Spagat zwischen Science-Fiction- und Western-Feeling im besten Sinne gelingt, ist es vor allem die ungemein liebenswerte, um schmissige Sprüche nie verlegene Crew, die einem postwendend ans Herz wächst und das ohnehin schon detailreich wie liebevoll ausgestaltete ´Verse mit Leben füllt. "What does that make us?" – "Big damn heroes, sir!" – "Ain’t we just."

10 von 10 abenteuerlichen Flügen quer durch das ´Verse

Firefly - Der Aufbruch der Serenity | Staffel 1

  • Abenteuerliche Flüge quer durch das ´Verse - 10/10
    10/10

Fazit & Wertung:

Joss Whedons Firefly ist trotz seiner Kürze völlig zurecht zur Kultserie avanciert, denn der Ideen- und Einfallsreichtum innerhalb der vierzehn Folgen sprechen für sich und während ihr auf formaler Ebene der Spagat zwischen Science-Fiction- und Western-Feeling im besten Sinne gelingt, ist es vor allem die ungemein liebenswerte, um schmissige Sprüche nie verlegene Crew, die einem postwendend ans Herz wächst und das ohnehin schon detailreich wie liebevoll ausgestaltete ´Verse mit Leben füllt. "What does that make us?" - "Big damn heroes, sir!" - "Ain't we just."

10.0/10
Leser-Wertung 8.42/10 (12 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Der Filmaffe
Mind Palace
Tonight is gonna be a large one.: 10/10 Punkte

Episodenübersicht: Staffel 1

01. Serenity (9,5/10)
02. Schmutzige Geschäfte (8,5/10)
03. Fernab der Zivilisation (9/10)
04. Das Duell (8,5/10)
05. In letzter Sekunde (8,5/10)
06. Mrs. Reynolds (9/10)
07. Jaynestown (9/10)
08. Kampf ums Überleben (10/10)
09. Falsches Spiel (9,5/10)
10. In den Fängen des Shanyou (9,5/10)
11. Antiquitätenraub (9/10)
12. Die Botschaft (9/10)
13. Leichte Mädchen (8,5/10)
14. Der Kopfgeldjäger (9,5/10)

 

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Firefly – Der Aufbruch der Serenity ist am 14.11.05 auf DVD und am 21.11.08 auf Blu-ray im Vertrieb von Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Kommentare (4)

  1. bullion 20. August 2016
  2. Aurea 21. August 2016

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