Review: Secret Service (Graphic Novel)

So, heute mal wieder zu einem Comic, aus dem nach dessen Entstehen bereits nach nicht einmal zwei Jahren ein Film gemacht worden ist, den die meisten von euch sicherlich schon kennen werden. Ich ja jetzt übrigens auch, doch die Rezension des fraglichen Films kommt natürlich erst morgen, ist aber immerhin bereits fertig.

Secret Service

Secret Service #1-6, USA 2012/2013, 172 Seiten

Secret Service | © Panini
© Panini

Autoren:
Mark Millar
Matthew Vaughn
Zeichner:
Dave Gibbons

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-862-01738-6

Genre:
Action | Abenteuer | Komödie

 

Inhalt:

Gary ist der typische Loser von nebenan, wohnt in einer miesen Gegend und hat keine rosige Zukunft vor sich, zumal es seine Mutter nicht eben besser getroffen hat, die sich ein ums andere Mal mit den falschen Typen einzulassen scheint. Folgerichtig beschränken sich Garys Ambitionen darauf, mit seinen Jungs rumzuhängen, Spaß zu haben, vor allem aber, dem Elend daheim zu entfliehen. Dumm nur, dass ihn das ein ums andere Mal in Schwierigkeiten bringt und als Gary eines Abends im Knast landet, wendet sich seine Mutter an seinen Onkel Jack London. Der, wenn das auch niemand weiß, ist als Geheimagent für den MI6 unterwegs und sieht in Gary Potential, weshalb er beschließt, den Jungen unter seine Fittiche zu nehmen und ihm eine neue Perspektive zu eröffnen. Derweil werden allüberall auf der Welt Prominente entführt, vorrangig aus Science-Fiction-Filmen und –Serien, was den Agenten zunächst Rätsel aufgibt und Gary alsbald in seinen ersten Auftrag stolpern lässt, der nichts Geringeres als die Rettung der Welt zum Ziel hat…

Ausschnitt aus Secret Service | © Panini
© Panini

Rezension:

Für kommendes Jahr ist die Fortsetzung des Überraschungserfolges Kingsman: The Secret Service angekündigt, weshalb es für mich allerhöchste Zeit wurde, ebenselbigen Film nun auch endlich nachzuholen, doch gebietet es der Anstand bei einer derartigen Comic-Adaption, dass ich mich zunächst selbstredend auch der Vorlage widme, die einmal mehr von Mark Millar stammt, der mit dem Secret Service betitelten Sechsteiler von 2012/2013 glaubhaft unter Beweis gestellt hat, nicht nur dem Superhelden-, sondern hier eben auch dem Agenten-/Spionage-Genre neue Facetten abgewinnen zu können. Dabei beginnt die Geschichte bereits ungemein ungewöhnlich und deutet die Marschrichtung an, in die sich die Geschichte entwickeln wird, denn in Zermatt, Schweiz wird von unbekannten Bösewichten niemand Geringeres als Mark Hamill festgehalten, zu dessen Befreiung bereits ein hochdekorierter Agent abgestellt worden ist und wer sich nur halbwegs sicher im Genre bewegt, ahnt bereits, was es mit der Entführung gerade dieses kultigen Schauspielers auf sich haben könnte, doch bereits die Rettung verläuft gänzlich anders, als man sich das erwarten würde.

Ausschnitt aus Secret Service | © Panini
© Panini

Weit mehr noch als beispielsweise bei dem rund vier Jahre zuvor entstandenen Kick-Ass meint man aber auch hier relativ schnell zu erkennen, dass Millar und sein Co-Autor, niemand Anderes als Matthew Vaughn, der auch für die Regie und Inszenierung des Kick-Ass-Films verantwortlich zeichnete, bereits eine mögliche Adaption für die große Leinwand im Hinterkopf gehabt zu haben, denn die Szenenwechsel, die Dialoge, die Action erinnern in ihrer Gesamtheit doch bereits sehr an die übliche Aufbereitung eines Films und hätten im Grunde in vielen Fällen beinahe eins zu eins übernommen und entsprechend gefilmt werden können, wenn man es sich schlussendlich aber mitnichten so einfach gemacht hat, wie ich später noch erörtern werde. Wer Millar aber kennt, der weiß, dass es mit cineastischer Ausrichtung nicht getan ist und es neben zahlreichen popkulturellen Anspielungen auch zuweilen ziemlich blutig wird und nicht anders verhält es sich auch bei Secret Service, wobei man schon sagen darf, dass ein weitaus größeres Augenmerk auf der Dramaturgie und den interagierenden Figuren liegt, zumal die Story durchaus vielschichtig und abwechslungsreich daherkommt.

Da wäre einerseits Gary, der mit seiner Mutter in einem Londoner Elendsviertel lebt und sein Leben geradewegs ins Aus zu lenken scheint, wenn da nicht eben sein Onkel Jack wäre, der ihn alsbald unter seine Fittiche nehmen und zum Agenten ausbilden wird, andererseits aber die Bedrohung durch James Arnold, der einen wahrhaft perfiden Plan entwickelt hat, die Welt für immer zu verändern. Ähnlich wie es im später entstandenen Film der Fall sein wird, gelingt es Millar hierbei, die unterschiedlichen Aspekte gekonnt miteinander zu verzahnen und schafft vor allem dahingehend ein interessantes Figurengeflecht, dass es neben gewohnt over-the-top inszenierter Action und zahllosen Anleihen an einschlägige Geschichten des Agenten-Genres auch einige wirklich anrührende Momente gibt und nicht nur den Geheimagenten Jack London in einem differenzierten Licht zeigt, der Geschichte damit eine gewisse Bodenhaftung gibt, die in Anbetracht der abstrusen Ideen und der zahllosen Gadgets der Agenten, dem nerdigen Gebaren des Oberschurken und speziell seines ausgeklügelten Planes sonst kaum zu erreichen gewesen wäre.

Ausschnitt aus Secret Service | © Panini
© Panini

So geben sich hier Action und Humor, Brutalität und Drama, Spaß und Ernst ein ums andere Mal die Klinke in die Hand und generieren eine durchweg lohnenswerte Geschichte, der es nicht gerecht werden würde, sie als reine Agenten-Thriller-Persiflage zu betrachten, auch wenn der aufmerksame Leser am Wegesrand immer wieder zahllose Spitzen in diese Richtung finden wird, zumal endlich auch einmal die Ausbildung eines solchen Agenten in den Mittelpunkt gerückt wird, die man ja sonst immer erst zu Gesicht bekommt, wenn sie sich längst ihre Eloquenz, Schlagfertigkeit und Kampffähigkeiten erarbeitet haben und so schnittig und beherrscht daherkommen, wie man es kaum für möglich halten würde, denn Gary als Gossenkind, um es einmal böse zu formulieren, wird eine gehörige Entwicklung durchmachen müssen, bis er sich auch nur annähernd mit seinem Onkel vergleichen können lassen wird, doch auch das ist Thema des Bandes, der – und man könnte das schon als Tüpfelchen auf dem i bezeichnen – noch dazu von Comic-Legende Dave Gibbons bebildert worden ist, was Secret Service auch optisch zu einem Leckerbissen macht, so dass der Band nicht nur Anbetracht seiner ebenso überzeugenden Verfilmung in keiner Sammlung fehlen darf.

Fazit & Wertung:

Mark Millars Secret Service ist nicht nur eine großartige Hommage und Verbeugung an einschlägige Agenten-Stories, sondern punktet zudem noch mit einem frischen Ansatz, einer mitreißenden und wendungsreichen Geschichte und einer ungewöhnlich großen Portion Herz, wodurch die Geschichte auch fernab ihrer einfallsreichen und zügellosen Action-Einlagen und teils schockierenden Twists zu überzeugen weiß.

8,5 von 10 entführten Prominenten

Secret Service

  • Entführte Prominente - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Mark Millars Secret Service ist nicht nur eine großartige Hommage und Verbeugung an einschlägige Agenten-Stories, sondern punktet zudem noch mit einem frischen Ansatz, einer mitreißenden und wendungsreichen Geschichte und einer ungewöhnlich großen Portion Herz, wodurch die Geschichte auch fernab ihrer einfallsreichen und zügellosen Action-Einlagen und teils schockierenden Twists zu überzeugen weiß.

8.5/10
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Secret Service ist am 19.11.13 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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