Review: Django Unchained (Graphic Novel)

Ich weiß, hinsichtlich Tarantino befinden wir uns bereits in der The Hateful 8-Ära, doch um noch einmal auf Django Unchained zurückzukommen: Wusstet ihr eigentlich, dass es einen Director’s Cut zum Film gibt!? Nicht? Doch! Und zwar in Form einer Grpahic Novel, die dank des Eichborn-Verlages auch schon geraume Zeit in deutscher Sprache verfügbar ist und von der ich euch heute kurz erzählen wollte, nachdem ich sie ein ums andere Mal, Woche für Woche, Monat für Monat vor mir hergeschoben habe.

Django Unchained

Django Unchained #1-7, USA 2013, 272 Seiten

Django Unchained | © Eichborn Verlag
© Eichborn Verlag

Autoren:
Reginald Hudlin (Adaption)
Quentin Tarantino (Vorlage)
Zeichner:
R. M. Guéra (#1, #2, #4, #7)
Denys Cowan (#3, #6)
Danijel Zezelj (#5)

Verlag (D):
Eichborn Verlag
ISBN:
978-3-847-90538-7

Genre:
Action | Drama | Western

 

Inhalt:

Ausschnitt aus Django Unchained | © Eichborn Verlag
© Eichborn Verlag

Django lebt in der Sklaverei, doch eines Tages ändert sich seine Situation abrupt, als ihm ein Fremder begegnet, der sich als Dr. King Schultz zu erkennen gibt und Django kurzerhand mit sich nimmt, damit er ihm dabei hilft, die gefürchteten Brittle-Brüder zur Strecke zu bringen, denn Dr. Schultz ist unter dem Deckmantel eines reisenden Zahnarztes eigentlich Kopfgeldjäger. Im Gegenzug dafür, dass Django die Brüder identifiziert, will Schultz ihm nicht nur die Freiheit schenken, sondern ihm auch bei der Suche nach seiner Frau Broomhilda helfen, von der Django vor langer Zeit getrennt worden ist. Um dieses Ziel zu erreichen, liegt ein lange rund mit Leichen gepflasterter Weg vor ihnen…

Rezension:

Auch wenn ich persönlich es ja durchaus mag, ein- und dieselbe Geschichte in unterschiedlichen Medien aufbereitet zu sehen, wie man ja auch an der Ausrichtung meines Blogs und der Themen schon mehr als einmal hat sehen können, bin ich doch skeptisch, wenn ein Buch oder eben hier Comic zu einem Film erscheint, handelt es sich schließlich oft um ein fadenscheinig nachgeschobenes Franchise-Produkt, dass die Kuh nur weiter melken soll und nichts Substanzielles beizusteuern weiß, oft auch nicht gerade stimmig inszeniert wirkt, da es natürlich in Windeseile angefertigt werden muss, um den Hype noch mitzunehmen. Ganz anders verhält es sich da bei Django Unchained, was ich mir aber auch im Vorfeld schon habe denken können, denn bei der im edlen Hardcover veröffentlichten Graphic Novel handelt es sich eben nicht um eine piefige Nacherzählung, sondern um den Director’s Cut des Films, wie Tarantino ihn sich ursprünglich ersonnen hatte.

Ausschnitt aus Django Unchained | © Eichborn Verlag
© Eichborn Verlag

Viele Szenen gleichen also durchaus den Geschehnissen im Film und manche Dialoge sind wörtlich übernommen, doch trotzdem ist die vorliegende Fassung lohnenswert, denn nicht nur wird die Geschichte um eine Kurzfassung der Nibelungensaga ergänzt, die ja eine nicht ganz unwichtige Rolle im Film gespielt hat, sondern auch um ein ausuferndes Kapitel, das schildert, wie es Djangos geliebte Broomhilda auf die Plantage und in den Besitz von Calvin Candie verschlagen hat. Doch auch davon abgesehen geht der Zeichner R. M. Guéra merklich eigene Wege bei Django Unchained und wenn auch viele der Figuren ihren Ebenbildern aus dem Film zumindest ähneln, merkt man doch auch, dass Guéra sie nach eigener Vorstellung und Gutdünken in Szene setzt, was nicht nur den eigenständigen Stil der Graphic Novel untermauert, sondern auch eindrucksvoll in einer Vielzahl beigefügter Skizzen und Storyboards unter Beweis gestellt wird, die den opulent und vor allem umfangreich aufgemachten Band stimmungsvoll abschließen, wohingegen es Tarantino selbst obliegt, im Vorwort auf die Geschichte einzustimmen, der – obschon sie mir bereits bekannt war – er durchaus neue Aspekte beifügen konnte.

Vor allem aber – und das ist gerade bei einer Graphic Novel zu einem bereits weithin bekannten Film wichtig wie ich finde – sieht Django Unchained wahnsinnig gut aus, findet einen dreckigen, eigensinnigen, sich voll und ganz dem Thema verschreibenden Stil, interpretiert die Geschichte von einer anderen Warte, findet seinen eigenen Ton, emanzipiert sich von dem zugrundeliegenden Werk, speziell vor allem dadurch, dass Guéra den Film nicht einmal gesehen hatte, während er mit der Arbeit an dem Projekt begann. Sollte dem wirklich so sein, ist es zwar erstaunlich, wie sehr sich manche Figuren doch ähneln, allerdings davon ausgehend, dass Tarantino ihm durchaus geschildert haben dürfte, wie er sich die einzelnen Charaktere vorstellt, einhergehend mit dem Wissen, dass Film als auch Graphic Novel auf ein- und demselben Skript basieren, kann man dieser Geschichte durchaus Glauben schenken.

Ausschnitt aus Django Unchained | © Eichborn Verlag
© Eichborn Verlag

Wer also Tarantions Django Unchained noch einmal neu erleben möchte, umfangreicher, runder und in formidabler Aufmachung, dem kann ich diesen Band wirklich ans Herz legen, denn weiter entfernt von einer billigen Franchise-Geldmacherei könnte eine Comic-Adaption kaum sein. Hinzu kommt, dass ein Film gewordener Director’s Cut faktisch nicht existent ist, folglich im Grunde die Graphic Novel gegenüber dem Film die bessere Wahl ist, so man denn bereit ist, auf Jamie Foxx und Christoph Waltz zu verzichten und sich mit Guéras Interpretation von Tarantinos Drehbuch auf unbekannte Pfade zu begeben und eine noch immer unglaublich stimmungsvolle Westerngeschichte neu erzählt zu bekommen, die in diesem Medium nicht minder gut funktioniert.

Fazit & Wertung:

Die Geschichte von Quentin Tarantinos Django Unchained funktioniert als Graphic Novel genauso gut wie als Film, wenn nicht sogar besser, da hier einige wichtige Handlungsergänzungen vorgenommen worden sind, die den sieben Hefte umfassenden Band sozusagen zum Director’s Cut des Films adeln. Dennoch, wer den Film kennt, sollte sich überlegen, ob es ihm die geringfügig erweiterte Geschichte wert ist, sich der Story ein weiteres Mal widmen zu wollen.

9 von 10 blutigen Shootouts

Django Unchained

  • Blutige Shootouts - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Die Geschichte von Quentin Tarantinos Django Unchained funktioniert als Graphic Novel genauso gut wie als Film, wenn nicht sogar besser, da hier einige wichtige Handlungsergänzungen vorgenommen worden sind, die den sieben Hefte umfassenden Band sozusagen zum Director’s Cut des Films adeln. Dennoch, wer den Film kennt, sollte sich überlegen, ob es ihm die geringfügig erweiterte Geschichte wert ist, sich der Story ein weiteres Mal widmen zu wollen.

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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des Eichborn Verlages.

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Django Unchained ist am 20.12.13 im Eichborn Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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