Review: Run All Night (Film)

Heute gibt es zu meiner Freude mal wieder einen Film, der mir doch wieder ausnehmend gut zu gefallen wusste, nachdem wir es in den letzten Wochen mit überdurchschnittlich vielen mittelmäßigen bis schlechten Filmen zu tun hatten. Also, viel Spaß bei meiner heutigen Kritik und einen schönen Abend selbstredend natürlich auch!

Run All Night

Run All Night, USA 2015, 114 Min.

Run All Night | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Regisseur:
Jaume Collet-Serra
Autor:
Brad Ingelsby

Main-Cast:
Liam Neeson (Jimmy Conlon)
Joel Kinnaman (Mike Conlon)
Common (Andrew Price)
Ed Harris (Shawn Maguire)
in weiteren Rollen:
Vincent D’Onofrio (Detective John Harding)
Nick Nolte (Eddie Conlon)
Bruce McGill (Pat Mullen)
Genesis Rodriguez (Gabriela Conlon)

Genre:
Action | Krimi | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Run All Night | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Einst nannte man den ehemaligen Mafia-Killer Jimmy Conlon noch ehrfürchtig den "Totengräber", doch diese Zeiten scheinen lange vorbei und Jimmy ergibt sich lieber dem Alkohol, was ihn auf der Weihnachtsfeier seines besten und einzigen Freundes Shawn Maguire – gleichzeitig sein ehemaliger Boss – beinahe vollends blamiert. Derweil ahnen die beiden alten Freunde nicht, dass ihre jeweiligen Sprösslinge drauf und dran sind, gehörig aneinander zu geraten, denn als Maguires Sohn Danny versucht, Jimmys Jungen Mike kaltzumachen – der sich bereits vor Jahren von seinem Vater losgesagt hat –, geht Jimmy geistesgegenwärtig dazwischen und zieht sich damit den Zorn seines letzten Freundes zu, derweil auch die Polizei in Gestalt von Detective Harding verzweifelt versucht, Licht in das Dunkel zu bringen, während Jimmy wirklich alles daran setzt, seinen Sohn Mike aus dem Gröbsten rauszuhalten. Doch das ist leichter gesagt als getan…

Rezension:

Man würde ja meinen, irgendwann würde man der zahllosen einschlägigen Action-Werke mit Liam Neeson überdrüssig werden, doch während die Taken-Reihe vielversprechend gestartet hat und Neesons Siegeszug als Actionheld begründete, wusste sie mich in ihren weiteren Aufgüssen kaum noch zu begeistern, derweil Regisseur Jaume Collet-Serra nach Unknown Identity und Non-Stop bei seiner nunmehr dritten Zusammenarbeit mit Liam Neeson erneut unter Beweis stellt, dass man auch Filme desselben Genres produzieren kann, ohne ein ums andere Mal dieselben Verhaltensmuster zu wiederholen, so dass mich nun also auch Run All Night zu überzeugen wusste und einen wiederum gänzlich anderen Ansatz wählt als die genannten vorangegangenen Filme. Die Idee, einen früheren Mafia-Killer nach dessen Ausstieg erneut mit seiner Vergangenheit zu konfrontieren ist nun nicht gerade neu – Stichwort John Wick – und wird allenthalben gern als Plotaufhänger herangezogen, doch macht bekanntermaßen der Ton die Musik und der Ton hier weiß zu gefallen, zumal man die frühere, innige Freundschaft zwischen Neesons Figur Jimmy Conlon und dem von Ed Harris (Snowpiercer) gespielten Shawn Maguire durchaus erfahrbar macht und dem Geschehen damit eine zusätzliche, persönliche wie gleichermaßen emotionale Note verleiht.

Szenenbild aus Run All Night | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Dabei überzeugen auch die Co-Stars Joel Kinnaman und Boyd Holbrook (Ruhet in Frieden) als deren jeweilige Söhne, die den Plot des Films zu einem regelrechten Generationenkonflikt ausweiten, derweil sich das Geschehen ansonsten in angenehm engen Grenzen bewegt, doch kommen sie spürbar nicht annähernd an deren ungleich versiertere Vaterfiguren heran, auf denen auch ganz klar der Fokus liegt, wenn man einmal von der beinahe schon obligatorischen "Vater versucht entfremdetem Sohn näher zu kommen"-Thematik absieht, die vielleicht eine der wenigen Schwächen von Run All Night darstellt, weil man sich hier nicht wirklich aus den üblichen Genre-Gesetzmäßigkeiten heraustraut und nach Schema F die sichere Schiene zu fahren versucht. Dafür allerdings begeistert Collet-Serras Action-Thriller mit sowohl Vincent D’Onofrio (Daredevil) als auch Rapper und Teilzeit-Schauspieler Common (Hell on Wheels) in kleinen, aber feinen Rollen, namentlich der des obligatorischen Detective und eines ungemein exaltiert gezeichneten Auftragskillers, der in starkem Kontrast zu den ansonsten eher biederen Mafia-Vertretern steht, die ansonsten den Mikrokosmos des Films bevölkern.

Wie sich das aber auch für einen derartigen Film gehört, kommt auch die Action nicht zu kurz und wartet mit ein paar wirklich schönen Einfällen auf, wobei sich Run All Night manchmal nicht zu entscheiden können scheint, ob man lieber auf bodenständiges Handgemenge und klassische Schusswechsel oder auf völlig over-the-top inszenierte Wir-schießen-das-ganze-Haus-zu-Klump-Szenen setzen möchte, doch gerade die Mischung macht es in dem Fall und so hat mich auch das Finale des Films begeistert, das gänzlich entgegen der Erwartungshaltung inszeniert wird und erneut den emotionalen Unterbau des Streifens unterstreicht, der dem Grunde nach eine ziemlich tragische Geschichte erzählt, sich gleichsam bei der nächtlichen Verfolgungsjagd aber auch eine Leichtfüßigkeit bewahrt, die dem Geschehen angemessen scheint.

Szenenbild aus Run All Night | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Abgesehen von den Kameraschwenks gen Himmel und einmal quer durch die Stadt, um den Zuschauer vom einen zu m anderen Handlungsort zu transportieren, verzichtet Collet-Serra auch weitestgehend auf Experimente und kommt daher wie ein Actioner der alten Schule, was nicht nur Anbetracht der tendenziell eher betagteren Hauptdarsteller ausnehmend gut funktioniert, sondern Run All Night auch eine eigenwillige Note verleiht, die ihn wertiger wirken lässt als so manch glattgebügelten Actionfilm jüngerer Tage, denn auch wenn man weit davon entfernt ist, zu behaupten, der Film erzähle eine ungemein tiefsinnige Geschichte, ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass ich mich den Figuren emotional weitaus verbundener gefühlt habe, als dies oft bei Filmen dieser Gattung der Fall ist. Dementsprechend kann ich eine Sichtung des Films auch nur empfehlen, obwohl er weder das Genre neu definiert, noch die Anleihen an kultigere Filme des Metiers (Heat, Road to Perdition) von der Hand zu weisen sind. Für das aber, was der Film sein möchte, macht er doch eine wirklich gute Figur, verdankt aber zugegebenermaßen viel seinen Hauptdarstellern, wobei das ja nicht per se etwas schlechtes heißen muss.

Fazit & Wertung:

Zwar präsentiert Regisseur Jaume Collet-Serra in Run All Night Liam Neeson nach einem ähnlichen Schema wie in zahllosen anderen Filmen auch, doch dank Co-Star Ed Harris, einem emotionalen Unterbau und dem vortrefflich gefilmten und inszenierten Geschehen hebt sich die dritte Zusammenarbeit zwischen Collet-Serra und Neeson angenehm vom Einheitsbrei generischer Action-Produktionen ab und ist bei entsprechend gelagerten Genre-Vorlieben auf alle Fälle eine lohnenswerte Option.

7,5 von 10 nächtlichen Hetzjagden

Run All Night

  • Nächtliche Hetzjagden - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Zwar präsentiert Regisseur Jaume Collet-Serra in Run All Night Liam Neeson nach einem ähnlichen Schema wie in zahllosen anderen Filmen auch, doch dank Co-Star Ed Harris, einem emotionalen Unterbau und dem vortrefflich gefilmten und inszenierten Geschehen hebt sich die dritte Zusammenarbeit zwischen Collet-Serra und Neeson angenehm vom Einheitsbrei generischer Action-Produktionen ab und ist bei entsprechend gelagerten Genre-Vorlieben auf alle Fälle eine lohnenswerte Option.

7.5/10
Leser-Wertung 8/10 (1 Stimme)
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Run All Night ist am 03.09.15 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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