Review: The Raven – Prophet des Teufels (Film)

Heute war so absolut nicht mein Tag und meine Kopfschmerzen könnten schlimmer kaum sein, aber zum Glück schöpfe ich ja immer noch aus einem reichen Fundus an fertigen Artikeln und muss euch auch heute nicht im Stich lassen. Dafür war es das aber auch schon wieder an einleitenden Worten, denn ich begebe mich jetzt in Richtung Bett.

The Raven
Prophet des Teufels

The Raven, USA/ES/HU/RS 2012, 110 Min.

The Raven - Prophet des Teufels | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
James McTeigue
Autoren:
Hannah Shakespeare
Ben Livingston

Main-Cast:
John Cusack (Edgar Allan Poe)
in weiteren Rollen:
Luke Evans (Detective Fields)
Alice Eve (Emily Hamilton)
Brendan Gleeson (Capt. Charles Hamilton)

Genre:
Krimi | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Raven - Prophet des Teufels | © Universum Film
© Universum Film

Als in Baltimore, Maryland im 19. Jahrhundert ein Serienkiller sein Unwesen zu treiben beginnt, hat Detective Fields schnell einen ersten Verdächtigen an der Hand, denn die Morde scheinen auf den Geschichten des geächteten Schriftstellers Edgar Allan Poe zu fußen, woraufhin er ihn kurzerhand in Gewahrsam nimmt, doch das Morden geht weite rund schnell wird auch Fields klar, dass Poe mitnichten Täter, sondern gar Opfer des Unbekannten ist, denn der beginnt bald Forderungen an Poe selbst zu stellen und involviert ihn im zunehmendem Maße auf einer persönlichen Ebene, so dass der dem Alkohol zugeneigte Schriftsteller alsbald mit Fields zusammenarbeitet, um dem Killer auf die Schliche zu kommen…

Rezension:

Mit seinem Regiedebüt V wie Vendetta hat sich James McTeigue bei mir bereits einige Meriten verdienen können und entsprechend gespannt war ich nun auf seine Vision oder Version der Lebensgeschichte beziehungsweise der letzten Tage Edgar Allan Poes, die er hier als Aufhänger für eine Kriminalhandlung im viktorianischen Baltimore hernimmt und mit Tausendsassa John Cusack (Zimmer 1408) durchaus stimmig zu besetzen wusste, nachdem allerhand hochkarätige Mimen wie etwa Jeremy Renner oder auch Ewan McGregor zuvor im Gespräch gewesen sind. Ob es nun an einer zu hohen Erwartungshaltung gelegen haben mag, weiß leider The Raven in den wenigsten Momenten wirklich zu überzeugen und präsentiert sich als wilde Genre-Mixtur mit allerhand Anleihen und Reminiszenzen, die sich allerdings kaum zu einem stimmigen Ganzen fügen, während Cusack recht exaltiert den abgewrackt-morbiden Schriftsteller gibt und damit die anderen Darstellerinnen und Darsteller, die sich deutlich mehr zurücknehmen, an die Wand spielt, nur leider nicht immer im positiven Sinne, was aber weniger an Cusack selbst sondern seiner oft inkonsistenten Figur lebt, denn hier soll Poe nun eben gleichermaßen als Melancholiker, als Trunkenbold, Schriftsteller, Ermittler und nicht zuletzt tatkräftiger Held inszeniert werden, was nicht immer rund wirkt.

Szenenbild aus The Raven - Prophet des Teufels | © Universum Film
© Universum Film

Weitaus besser weiß da schon die Figur des Ermittlers Detective Fields zu gefallen, der von Luke Evans (Immer Drama um Tamara) deutlich geerdeter gespielt wird und nachvollziehbaren Motiven folgt, anfänglich gar Poe selbst in Verdacht hat, als die Mordserie ihren Anfang findet, die den Beginn des eigentlichen Plots des Films markiert, dem ansonsten noch eine recht halbgare Liebesgeschichte hinzugefügt wird, wozu sich Alice Eve (Star Trek Into Darkness) herzugeben gedachte, derweil auch ihr Part alsbald reichlich verschenkt wird und sie in den darstellerischen Möglichkeiten akut beschneidet, wenn ich auch natürlich nicht im Detail darauf eingehen möchte warum und wieso. Besonders erschreckend aber ist die wahnsinnig blasse Darstellung von Brendan Gleeson (Am Sonntag bist du tot), dem das Skript nicht viel mehr zu tun gibt, als anfänglich grummelig, später besorgt aus der Wäsche zu schauen und ab und an ein paar Plattitüden abzusondern oder auch mal ein Pferd zu verleihen.

Nein, The Raven weiß seine Zutaten nicht stimmig zu verrühren, wie sich auch an einigen unmotivierten Splatter-Einlagen belegen lässt, die weder in der Tradition der Poe’schen Geschichten begründet liegen können noch notwendig gewesen wären, vor allem aber auch, was die Atmosphäre des viktorianischen Baltimore anbelangt, denn obwohl die Kostüme und Kulissen gut sind, alles wie aus einem Poe-Gedicht anmuten mag und die Querverweise nicht von der Hand zu weisen sind, wirkt doch alles merkwürdig steril, unwirklich, eben mehr wie Kulisse, als dass man wirklich meinen würde, die Figuren befänden sich dort, auch wenn sich dieser Eindruck schwer in Worte fassen lässt. Als wäre dem nicht genug, wartet der Film noch dazu mit einigen überwiegend unnötigen Anachronismen auf und nimmt gar Bezug auf die Werke Jules Vernes, der allerdings erst gute anderthalb Dekaden noch Poes Tod überhaupt erst an Bekanntheit zu gewinnen begann.

Szenenbild aus The Raven - Prophet des Teufels | © Universum Film
© Universum Film

Erschwerend hinzu kommt letztlich noch der reichlich konstruiert wirkende Fall, bei dem nie so recht Spannung aufkommen will, zumal Poe seinem unbekannten Widersacher oft einen Schritt voraus zu sein scheint und es ihm und Detective Field dennoch nicht gelingt, dessen Taten zu verhindern und ihm zu einem früheren Zeitpunkt das Handwerk zu legen, wodurch dann auch die Glaubwürdigkeit des Finales in Mitleidenschaft gezogen wird, denn ohne spoilern zu wollen, hätte dieser Ausgang bei einer ansonsten stimmigen Story sicherlich gut funktionieren können, doch so wirkt das Geschehen zunehmend pathetisch und platt, ganz davon abgesehen, dass der Film mit einem reichlich kruden Abspann endet, der mit allerlei computeranimierten Sequenzen und einem treibenden, von Elektro-Klängen begleiteten Score irritierender und unpassender nicht hätte sein können und im Nachhinein auch noch das letzte bisschen Atmosphäre gnadenlos unterminiert. Leider also ein Film, den man sich getrost sparen kann, denn Cusacks spleenige Interpretation von Poe allein rechtfertigt die Sichtung dieses beinahe zweistündigen Reigens leider nicht annähernd.

Fazit & Wertung:

James McTeigue mag die größten Ambitionen gehabt haben, sich mit The Raven dem Schriftsteller Edgar Allan Poe zu widmen und tatsächlich macht John Cusack als dessen Verkörperung keine schlechte Figur, doch wirke die Verquickung aus Biopic und Krimi, die unterschiedlichen Genre-Versatzstücke und der unglaubwürdig heruntergespulte Plot leider selten stimmig, so dass sich weder Atmosphäre noch Spannung so recht einstellen wollen, was am Ende einen über weite Strecken durch und durch mittelmäßigen Film ohne große Überraschungen oder Highlights ergibt.

4 von 10 morbiden Gedichten

The Raven - Prophet des Teufels

  • Morbide Gedichte - 4/10
    4/10

Fazit & Wertung:

James McTeigue mag die größten Ambitionen gehabt haben, sich mit The Raven dem Schriftsteller Edgar Allan Poe zu widmen und tatsächlich macht John Cusack als dessen Verkörperung keine schlechte Figur, doch wirke die Verquickung aus Biopic und Krimi, die unterschiedlichen Genre-Versatzstücke und der unglaubwürdig heruntergespulte Plot leider selten stimmig, so dass sich weder Atmosphäre noch Spannung so recht einstellen wollen, was am Ende einen über weite Strecken durch und durch mittelmäßigen Film ohne große Überraschungen oder Highlights ergibt.

4.0/10
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The Raven – Prophet des Teufels ist am 07.12.12 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Kommentare (4)

  1. Der Kinogänger 5. Oktober 2016
      • Der Kinogänger 10. Oktober 2016
  2. mwj 5. Oktober 2016

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