Review: Crimson Peak (Film)

Es wird wieder Zeit und heute bin sogar mal wieder mit etwas tendenziell eher aktuellerem am Start, zumindest in Relation zu den vorangegangenen Kritiken, doch wie ihr wisst, schaue ich ja auch eher querbeet und bin in dem Zusammenhang natürlich auch stark davon abhängig, ob meine Holde mit zu schauen gedenkt oder ob ich den TV für mich habe. Egal, ich freue mich, heute über genau diesen Film sprechen zu können.

Crimson Peak

Crimson Peak, USA/CA 2015, 119 Min.

Crimson Peak | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Guillermo del Toro
Autoren:
Guillermo del Toro
Matthew Robbins

Main-Cast:
Mia Wasikowska (Edith Cushing)
Jessica Chastain (Lucille Sharpe)
Tom Hiddleston (Thomas Sharpe)
in weiteren Rollen:
Charlie Hunnam (Dr. Alan McMichael)
Jim Beaver (Carter Cushing)

Genre:
Drama | Fantasy | Horror

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Crimson Peak | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Buffalo, New York im Jahre 1901: Die heranwachsende Edith Cushing, die bereits in jungen Jahren den Tod ihrer Mutter hat betrauern müssen, wünscht sich sehnlichst eine erfolgreiche Karriere als Autorin, derweil ihr Vater und Bauunternehmer Carter sie nach Kräften unterstützt. Doch das so innige Band zwischen Vater und Tochter wird auf die Probe gestellt, als der geheimnisvolle Thomas Sharpe seine Aufwartung macht. Sucht der nämlich anfänglich nur einen Investor für seine selbstentwickelte Fördermaschine, scheint er bald ein Auge auf Edith geworfen zu haben, was Carter Cushing mehr als nur ein wenig missfällt, weshalb er Nachforschungen anzustellen in Auftrag gibt. Edith allerdings lässt vom Argwohn ihres Vaters nicht beirren und verguckt sich mehr und mehr in den Adligen aus Übersee…

Rezension:

Ich hätte Crimson Peak ja gerne noch weitaus mehr gemocht, als ich das sowieso schon tue, denn nicht nur bin ich großer Fan des filmischen Schaffens von Regisseur und Mit-Drehbuchautor Guillermo del Toro, sondern schätzte auch beispielsweise seine Vampir-Buch-Trilogie mit Chuck Hogan (hierzulande am ehesten unter The Strain bekannt), womit er erneut unter Beweis gestellt hat, sich klassischer Themen widmen zu können und ihnen dennoch einen frischen Anstrich zu verpassen. Hinsichtlich des Anstrichs trifft das nun auch unumwunden auf Crimson Peak zu, denn optisch und atmosphärisch dürfte dem Film so schnell nichts das Wasser abgraben können und insbesondere Allerdale Hall, das große Gruselschloss, dem der Film seinen Namen verdankt ist spürbar das Ergebnis einer Vielzahl kreativer Köpfe und man merkt dem Endergebnis an, dass man hier den vergleichsweise steinigen Weg gegangen ist, die Unheil verkündenden Gemäuer aufzubauen, statt sich auf computergenerierte Hintergründe zu verlassen, was die Geschehnisse dort noch weitaus bedrückender und greifbarer wirken lässt, als man sich dies erwarten würde. Allerdings ist es eben auch so, dass es gute vierzig Minuten dauert, bis man als Zuschauer gemeinsam mit Protagonistin Edith Cushing – von einer wie gewohnt wunderbar aufspielenden Mia Wasikowska (Maps to the Stars) verkörpert – das erste Mal das Foyer des Anwesens betritt und somit schon gut ein Drittel des Films vergangen ist, der leider mit jedem Moment der Erkenntnis hinsichtlich des Treibens der Geschwister Sharpe ein wenig mehr von seiner Faszination einbüßt.

Szenenbild aus Crimson Peak | © Universal Pictures
© Universal Pictures

So beginnt der Film – ein gern gesehener Kniff – im Grunde an dessen Ende und springt von dort in der Zeit zurück und entführt ins Buffalo kurz nach der Jahrhundertwende, wo die junge Edith sich anschickt, eine erfolgreiche Schriftstellerin zu werden und alsbald dem mysteriösen Thomas Sharpe das erste Mal begegnet. Erzählerisch machen del Toro und Matthew Robbins (der zweite Drehbuchautor im Bunde) hier einiges richtig und nehmen sich ausgiebig Zeit, Figuren und Setting vorzustellen und die Geschichte zudem mit Details anzureichern, die im weiteren Verlauf der Erzählung noch an Bedeutung gewinnen werden. Allerdings vollzieht sich alsbald ein gewisser erzählerischer und stilistischer Bruch in Crimson Peak, womit auch die Geschichte in die karge Wildnis des ländlichen England verlagert wird. In punkto Gruselatmospähre geht der Reigen hier zwar im Grunde erst los, doch entpuppt sich die Geschichte, das Geheimnis um das Haus alsbald als weitestgehend profan und in letzter Konsequenz wenig überraschend.

Immerhin aber – und das ist wirklich eine der Stärken des Films überhaupt – zaubert del Toro ein ungemein morbides und auf irritierende Art wunderschönes Zerrbild der echten Welt, wenn man mit großen Augen staunend die Hallen, Gänge, Winkel und Erker von Allerdale Hall erkundet, das sich ohne Zweifel wie ein lebendes, atmendes Geschöpf anfühlt und eine merkwürdig symbiotische Beziehung zu seinen Besitzern und Bewohnern aufgebaut zu haben scheint, bei denen es sich eben um den von Tom Hiddleston gespielten Sir Thomas Sharpe handelt, der hier – anders als in jüngeren Produktionen wie der Miniserie The Night Manager wieder mit seiner von Loki bekannten schwarzen Mähne ins Feld ziehen darf und den grüblerischen und in sich gekehrten Schlossbesitzer gibt, derweil seine von Jessica Chastain (Lawless – Die Gesetzlosen) verkörperte Schwester Lucille sich zunächst im Hintergrund hält und dadurch noch weitaus bedrohlicher und undurchschaubarer erscheint als ihr vergleichsweise zugänglicher und charismatischer Bruder. Auch in diesem Punkt bedient sich del Toro einer ausgefeilten Bildsprache und lässt Edith mit ihren farbenprächtigen Kostümen als regelrechten Fremdkörper innerhalb des Hauses erscheinen, derweil Lucille nicht nur farblich sondern selbst in Sachen Accessoires eins zu sein scheint mit dem Haus und sich wie selbstverständlich in dessen Schatten zu verbergen weiß.

Szenenbild aus Crimson Peak | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Weitaus spannender sind derweil später zum Tragen kommende Settings, über die ich gar nicht viel vorwegnehmen möchte, außer, dass sie ebenfalls Teil des Hauses und seiner Geschichte sind und morbid-faszinierender kaum hätten gestaltet werden können. So merkt man dann aber auch deutlich, dass es del Toro nicht darum ging, einen Horror-Schocker zu inszenieren, sondern vielmehr eine klassische Schauergeschichte, weshalb sich die Schockmomente auch in engen Grenzen halten, was mich persönlich aber auch gar nicht gestört hat, denn dafür ist Crimson Peak ansonsten in formaler Hinsicht ein Gedicht, wenn, ja wenn da nicht der halbgare Plot wäre, der ausgerechnet im letzten Drittel des Films die Faszination beinahe gänzlich dekonstruiert und kaum mehr als ein müdes Schulterzucken hervorzurufen weiß, derweil der Versuch, die vorangegangenen Ereignisse in Buffalo mit denen auf Allerdale Hall zu verknüpfen, doch grenzwertig konstruiert erscheint und sich nicht eben stimmig in die ansonsten so atmosphärische Erzählung fügt. Was bleibt, ist ein uneingeschränkt sehenswerter Film, der allerdings vorrangig durch seine Schauwerte zu überzeugen weiß, obwohl man weder Wasikowska noch Hiddleston oder Chastain den Vorwurf machen könnte, in ihren jeweiligen Rollen nicht überzeugt zu haben, doch sind sie ähnlich wie der Plot dann oft zu generisch gestaltet, um wirklich überraschen, geschweige denn begeistern zu können.

Fazit & Wertung:

Guillermo del Toros neuester Streich Crimson Peak ist ein ungemein stimmig inszeniertes Schauermärchen und punktet mit einer düster-morbiden Atmosphäre und üppigen Schauwerten innerhalb eines der wohl schönsten Film-Gruselschlösser der Filmgeschichte, doch in dramaturgischer Hinsicht scheint das Geschehen trotz fabelhaft aufspielender Darsteller auf Sparflamme zu köcheln und weiß wenig eigene Akzente zu setzen, die über typische Themen und Versatzstücke einer "klassischen" Gruselgeschichte hinausgehen.

7,5 von 10 Geistererscheinungen

Crimson Peak

  • Geistererscheinungen - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Guillermo del Toros neuester Streich Crimson Peak ist ein ungemein stimmig inszeniertes Schauermärchen und punktet mit einer düster-morbiden Atmosphäre und üppigen Schauwerten innerhalb eines der wohl schönsten Film-Gruselschlösser der Filmgeschichte, doch in dramaturgischer Hinsicht scheint das Geschehen trotz fabelhaft aufspielender Darsteller auf Sparflamme zu köcheln und weiß wenig eigene Akzente zu setzen, die über typische Themen und Versatzstücke einer "klassischen" Gruselgeschichte hinausgehen.

7.5/10
Leser-Wertung 8/10 (3 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Der Kinogänger: 7/10 Punkte

Crimson Peak ist am 25.02.16 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. bullion 15. November 2016

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