Review: The Drop – Bargeld (Film)

Vor einem Monat stieß ich in einem Kommentar zu meinem Portrait zu Tom Hardy auf diesen Film und ob der lobenden Worte war prompt mein Interesse geweckt, weshalb ich euch heute gerne von meinen Eindrücken zum Film berichten möchte.

The Drop – Bargeld

The Drop, USA 2014, 106 Min.

The Drop - Bargeld | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Michaël R. Roskam
Autor:
Dennis Lehane (Drehbuch & Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Tom Hardy (Bob)
Noomi Rapace (Nadia)
James Gandolfini (Cousin Marv)
in weiteren Rollen:
Matthias Schoenaerts (Eric Deeds)
John Ortiz (Detective Torres)
Elizabeth Rodriguez (Detective Romsey)

Genre:
Krimi | Thriller | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Drop - Bargeld | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Bob führt als Barkeeper in "Cousin Marv’s Bar" ein unscheinbares und unaufgeregtes Leben, wobei Marv, der tatsächlich sein Cousin ist, längst Pläne gefasst hat, um aus dem Umstand Kapital zu schlagen, dass seine Bar von Zeit zu Zeit als "Drop", also als Umschlagplatz für Schwarz- und Blutgeld fungiert und auch Bob für seine Ziele gewinnen möchte. Der scheint aber alsbald nur noch Augen für Nadia zu haben, die er kennenlernt, als er einen geschundenen und verletzten Hund in einer Mülltonne vor ihrem Haus findet, den sie gemeinsam gesundpflegen. Dann allerdings beginnen die Ereignisse sich zu überschlagen, als Eric, der gewaltbereite frühere Besitzer des Hundes auf den Plan tritt und Bob zuzusetzen beginnt, derweil Marvs Bar überfallen wird und sie sowohl gegenüber der Polizei als auch der tschetschenischen Mafia in Erklärungsnot geraten, derweil sich ankündigt, dass am Superbowl-Abend ausgerechnet "Cousin Marv’s Bar" als "Drop" auserkoren worden ist und die enormen Geldbeträge, die an diesem Tag in Umlauf sein werden, wecken natürlich bei den unterschiedlichsten Parteien gewisse Begehrlichkeiten…

Rezension:

Kriminalgeschichten im Halbwelt-Milieu bekannter Ortschaften oder Stadtteile wie hier in diesem Fall Brooklyn gibt es bekanntlich wie Sand am Meer und jeder Art und Ausprägung, weshalb ich lange Zeit auch The Drop – dessen Untertitel Bargeld man sich auch gerne hätte schenken können – nicht unbedingt für ungemein lohnens- und sehenswert gehalten habe, doch einer Empfehlung folgend habe ich dann zum Glück doch einen blick riskiert beziehungsweise mich im Vorfeld ein wenig über den Film informiert und tatsächlich gelangt der Film durch gleich mehrere Aspekte zu Alleinstellungsmerkmalen, die ihn aus der grauen Masse einschlägiger Produktionen herausheben, zumal er dahingehend eigentlich schon zum Pflichtprogramm gehört, dass es sich um die leider letzte Rolle des 2013 verstorbenen James Gandolfini (Violet & Daisy) handelt, der nicht nur mit seiner Paraderolle als Familienoberhaupt Tony in Die Sopranons unterstrichen hat, sich in besagtem Milieu von Kriminalität und Unterwelt mehr als wohl zu fühlen. Und zum Glück beschert ihm dieser von Michaël R. Roskam inszenierte Film einen würdigen Abschied und eine letzte Verbeugung.

Szenenbild aus The Drop - Bargeld | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Das allerdings ist gar nicht einmal vorrangig Roskam zuzurechnen, sondern dem Autor Dennis Lehane, der hier sein Drehbuchdebüt gibt, sich davon abgesehen aber mit den Vorlagen zu den samt und sonders großartigen Filmen Mystic River, Gone Baby Gone sowie Shutter Island auch in der Filmwelt längst einen Namen gemacht hat. The Drop nun basiert auf Lehanes Kurzgeschichte Animal Rescue und während man sonst bei Buchverfilmungen durchaus so seine Abstriche zu machen hat, scheint eine Kurzgeschichte natürlich geradezu prädestiniert dafür, sie für die Leinwand zu adaptieren, gerade wenn der Autor selbst engagiert wird, den Plot zu adaptieren. So gelingt hier das seltene Kunststück, gleich mehrere Genres miteinander verschmelzen zu lassen und eine ungemein vielschichtige Geschichte zu erzählen, die in all ihren Aspekten zu überzeugen versteht, vor allem aber von der dichten und glaubhaften Atmosphäre zu zehren weiß, die man dieser Tage selten in dieser Ausprägung findet.

So geht es natürlich um Brooklyn selbst und auch die Bar, die von Kriminellen als "Drop" als Geldumschlagplatz genutzt wird, wodurch sich dann auch prompt in den ersten Minuten der Titel des Films erklärt, doch es geht auch um die Bewohner des Stadtteils, die ungleiche Beziehung zwischen Barkeeper Bob und seinem Cousin Marv, dem Besitzer der Bar, die kurioserweise auch den Namen "Cousin Marv‘s Bar" trägt und so vieles mehr. Denn das Geschehen beschränkt sich mitnichten auf die Bar und ihre Bedeutung als solche und ganz am Rande wird die Schließung einer Kirche thematisiert, wird gefallener Freunde gedacht und ein kleiner Hund aufgelesen, der dazu führt, dass Bob die Bekanntschaft mit Nadia macht, was in eine mehr als ungewöhnliche Liebesgeschichte mündet, derweil der vorherige Besitzer des Hundes Bob zuzusetzen beginnt, obwohl dieser doch dank Marvs Ambitionen längst genügend andere Probleme zu bewältigen hätte. Das mag sich in dieser geballten Form beinahe konfus oder überladen anhören, funktioniert im Kontext des Films aber grandios und lässt vor allem eine stimmige und lebendige Welt, eine Art Mikrokosmos entstehen, in dem man sich trotz all der Gefahren gerne bewegt und folglich gespannt ist, wie sich die Geschichte um Marv, Bob und Nadia entwickeln wird.

Szenenbild aus The Drop - Bargeld | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Das wiederum liegt natürlich auch an den sorgsam gewählten Darstellern und neben Gandolfini darf Tom Hardy (No Turning Back) ein weiteres Mal in einer ungewöhnlichen Rolle brillieren, denn die Geschichte ist natürlich weit doppelbödiger und überraschender, als sich das auf den ersten Blick präsentiert und so hält The Drop bis zuletzt einige Überraschungen bereit, die – und das hat mir besonders gut gefallen – wie beiläufig in die Handlung gewoben werden und selten mit großem Knall und Getöse präsentiert werden, was weitaus organischer wirkt als der typische Überraschungsmoment, wie man ihn allerorten findet. So ist der Film auch bis auf wenige Ausnahmen überraschend ruhig erzählt und zieht seinen Thrill oft und gerne aus lediglich kurzen Sequenzen und Drohungen, eindringlichen Blicken oder schwammigen Andeutungen, als jedes Mal die Keule rauszuholen, was ihm eine morbide Eleganz verleiht. Um aber auf die Darsteller zurückzukommen, macht auch Noomi Rapace (Passion) einen tollen Job und die Chemie zwischen ihr und Hardy ist hier noch weitaus stimmiger als in Kind 44, derweil sich Matthias Schoenaerts erneut als Fiesling positionieren darf, der seiner Rolle in Blood Ties in nichts nachsteht. Und all diese Aspekte machen aus The Drop ein ungemein stimmiges Kriminal-Drama mit einem überraschenden Plot, das aber dennoch weitaus mehr auf seine Figuren und deren Schicksal abstellt, als man das zunächst meinen würde, gerade dadurch aber auch so gut und interessant wird.

Fazit & Wertung:

Michaël R. Roskam gelingt es, seinen auf einer Kurzgeschichte und dem entsprechenden Drehbuch von Autor Dennis Lehane fußenden Film The Drop – Bargeld als beinahe schon intimes Drama im Halbwelt-Milieu zu inszenieren, wodurch ein glaubhafter Mikrokosmos inmitten von Brooklyn entsteht, der mit sorgsam skizzierten Figuren und einem zunehmend überraschender werdenden Plot zu punkten weiß.

8,5 von 10 opportunistischen Gangstern

The Drop – Bargeld

  • Opportunistische Gangster - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Michaël R. Roskam gelingt es, seinen auf einer Kurzgeschichte und dem entsprechenden Drehbuch von Autor Dennis Lehane fußenden Film The Drop – Bargeld als beinahe schon intimes Drama im Halbwelt-Milieu zu inszenieren, wodurch ein glaubhafter Mikrokosmos inmitten von Brooklyn entsteht, der mit sorgsam skizzierten Figuren und einem zunehmend überraschender werdenden Plot zu punkten weiß.

8.5/10
Leser-Wertung 4.33/10 (3 Stimmen)
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The Drop – Bargeld ist am 16.04.15 auf DVD und Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Singende Lehrerin 13. Dezember 2016

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