Review: Hail, Caesar! (Film)

So, dann will ich meinen Stapel der fertigen Film-Reviews mal wieder von zwölf auf elf reduzieren (ergo bin ich schon mal bis Mitte April plan, was Filmkritiken betrifft) und euch heute von meinen Eindrücken zum derzeit aktuellsten Film der Coen-Brüder berichten.

Hail, Caesar!

Hail, Caesar!, UK/USA/JP 2016, 106 Min.

Hail, Caesar! | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseure:
Ethan Coen
Joel Coen
Autoren:
Joel Coen
Ethan Coen

Main-Cast:

Josh Brolin (Eddie Mannix)
George Clooney (Baird Whitlock)
Alden Ehrenreich (Hobie Doyle)
Ralph Fiennes (Laurence Laurentz)
Jonah Hill (Joe Silverman)
Scarlett Johansson (DeeAnna Moran)
Frances McDormand (C.C. Calhoun)
Tilda Swinton (Thora Thacker / Thessaly Thacker)
Channing Tatum (Burt Gurney)

Genre:
Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Hail, Caesar! | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Hollywood im Jahr 1951: Capitol Pictures feiert Erfolge sondergleichen und produziert Filme am laufenden Band, derweil Eddie Mannix als leidenschaftlicher Problemlöser die Stars bei Laune und ebenso in der Spur hält, doch hat er keinen Einfluss darauf, dass der gefeierte Darsteller Baird Whitlock vom Studiogelände entführt wird, derweil der eigentlich für das Monumental-Epos "Hail, Caesar!" vor der Kamera stehen müsste. Während die Presse, insbesondere die Zwillinge Thora und Thessaly Thacker langsam Lunte zu riechen beginnen, müht sich Mannix redlich, Whitlock wieder in die Finger zu bekommen, derweil die Entführer ihre Forderungen übermitteln. Und das Leben wäre so einfach, wenn dies Mannix‘ einziges Problem wäre, doch machen ihm auch der Cowboy-Darsteller Hobie und das Starlet DeeAnna das Leben schwer, wobei selbst das noch lediglich die Spitze des Eisberges darstellt…

Rezension:

Ein Film über Filme oder in dem Fall das Hollywood der 50er Jahre ist ja schon immer eine Sache für sich und spätestens nach der Sichtung ist mir auch vollkommen klar, weshalb Hail, Caesar! nicht unumwunden Anklang gefunden hat bei Publikum und Kritikern, denn erschwerend kommt hinzu, dass es sich eben um einen Film der Gebrüder Coen handelt und die waren schon immer etwas eigen, was ihr filmisches Schaffen betrifft und wer den Namen Coen hört, denkt natürlich prompt an deren größte Erfolge und kultigste Filme, wobei sich in diesem Fall ein Vergleich zu beispielsweise Burn After Reading wohl eher anbieten würde, denn einen roten Faden, eine durchkonzipierte Geschichte sucht man hier im Grunde vergeblich und das allein mag schon so manchen Zuschauer verprellen. Im Kern der Erzählung steht hier der von Josh Brolin (Inherent Vice) verkörperte Producer und "Fixer" Eddie Mannix und der allein ist es auch, der die lose Geschichte notdürftig zusammenhält und gleichzeitig die mitunter größte Rolle in dem munteren Star-Reigen übernimmt.

Szenenbild aus Hail, Caesar! | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Namensgebend für Hail, Caesar! ist derweil der gleichnamige Film im Film, der erwartungsgemäß eine Hommage an frühere Sandalenfilme darstellt und in dessen Zentrum George Clooney (Männer, die auf Ziegen starren) in einer Verquickung aus Charlton Heston, Kirk Douglas und Robert Taylor daherkommt und entsprechend reichlich hölzern spielt, was aber nicht weiter tragisch ist, da dieser alsbald vom Set weg entführt wird, was einen weiteren der munteren und reichlich skurrilen Subplots des Films darstellt, wobei selbige beinahe sämtlich gegen Ende zusammenlaufen, wenn das auch ein wenig Biegen und Brechen und zwei zusammengekniffene Augen erfordert. Unter solchen Gesichtspunkten sollte man den neuesten Coen-Film aber überhaupt nicht betrachten, denn im Grunde handelt es sich gleichermaßen um Hollywood-Satire wie -Huldigung, weshalb sich ausgiebig Zeit genommen wird, Wasserballett-Choreos, Spaghetti-Western (auch wörtlich zu nehmen) und den beinahe schon obligatorischen singenden und steppenden Matrosen Tribut zu zollen, was dann auch Hauptgrund für die Beteiligung von Scarlett Johansson (Lucy) als von Esther Williams inspirierte Wassernixe sein dürfte sowie auch Channing Tatum (The Hateful 8), der als Gene Kelly-Verschnitt in einer ausgedehnten Szene sein Tanz- und Gesangstalent unter Beweis stellen darf, derweil beide sonst im Film eher wenig zu tun bekommen und überraschend selten in Erscheinung treten, wobei zumindest Tatum später noch eine Schlüsselrolle zukommt und Johansson zumindest als Vorwand genutzt wird, um Jonah Hill unterzubringen, der im gesamten Film kaum drei Minuten zu sehen ist.

Wie gesagt sind das aber gar nicht die Kriterien, nach denen man Hail, Caesar! bewerten sollte, denn im Grunde ist dies nichts weiter als ein augenzwinkernder Blick hinter die Hollywood-Kulissen der damaligen Zeit, der weit besser auf der referenziellen Ebene funktioniert, als wenn man versucht, ihn als ordinären Spielfilm zu betrachten. So ist es dann auch nicht weiter tragisch, dass beispielsweise der Plot um Tilda Swinton (Snowpiercer) in einer Doppelrolle als Reporter-Zwillingsgeschwister Thora und Thessaly Thacker im Grunde ins Leere läuft, denn ihre exzentrischen Auftritte allein genügen zumindest dem Selbstzweck der Unterhaltung, der hier neben der Meta-Ebene, dass so gut wie jeder Figur eines oder mehrere reale Vorbilder Pate gestanden haben, sichtlich im Vordergrund steht. Größte Überraschung im Film war für mich persönlich aber Alden Ehrenreich, den ich anscheinend allerhöchstens aus einer kleinen Rolle in Stoker hätte kennen können, wo er mir aber in keiner Weise aufgefallen, geschweige denn in Erinnerung geblieben ist und der hier in Anlehnung an gleich vier klassische Cowboy-Darsteller (Howard Keel, Dick Foran, James Ellison und Tim Holt) eben den Western-Part vertritt und nicht nur zahlreiche Kunststücke zu Pferd, mit dem Colt und mit einem Spaghetti-Lasso gelernt hat, sondern auch mit Ralph Fiennes (Grand Budapest Hotel) als Regisseur Laurence Laurentz (basierend auf Vincente Minnelli) eine der witzigsten Szenen des Films für sich verbuchen kann.

Szenenbild aus Hail, Caesar! | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Wie man sieht, gerate ich zwar durchaus über einzelne Darstellerinnen und Darsteller ins Schwärmen und ebenso über einzelne Szenen, doch das, was all diese Fragmente zusammenhält, ist natürlich gänzlich an den Haaren herbeigezogen und als fadenscheiniger Vorwand für die Aneinanderreihung von Reminiszenzen dient, was bei aller Sympathie für den Film durchaus auch zu Abzügen in der B-Note führt, denn hier wäre merklich mehr drin gewesen. Wer sich aber für Hollywood begeistern kann und gerne mal wieder einen ganz und gar andersartigen Film sehen möchte – Kommunisten kommen natürlich selbstredend auch noch vor – , dem kann ich eine Sichtung von Hail, Caesar! durchaus ans Herz legen, so man denn die vielen Miniaturen und Momentaufnahmen zu schätzen weiß und Freude daran hat, einzelne Szenen für sich wirken zu lassen und sich nicht zwanghaft zu fragen, ob dieses Aufeinandertreffen nun in irgendeiner Form dem übergeordneten Plot dient, denn die Antwort würde hier wohl in der Mehrzahl der Fälle "Nein" lauten.

Fazit & Wertung:

Ethan und Joel Cohen liefern mit Hail, Caesar! sicher nicht den nächsten Instant-Klassiker ab, doch ist die muntere Aneinanderreihung von einschlägigen Genre-Sequenzen einer längst vergangenen Hollywood-Ära gleichermaßen liebevolle Huldigung wie überspitzte Satire und macht dank eines bestens aufgelegten Ensembles gehörig Spaß, wenn man denn dem oft etwas eigenwilligen Humor der Coens etwas abgewinnen kann, denn ansonsten dürfte man zu viel Zeit drauf verwenden, sich über eine reichlich verfahrene Geschichte zu wundern, um die es im Kern des Ganzen im Grunde nur am Rande geht.

7 von 10 exzentrischen Hollywood-Stars

Hail, Caesar!

  • Exzentrische Hollywood-Stars - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Ethan und Joel Cohen liefern mit Hail, Caesar! sicher nicht den nächsten Instant-Klassiker ab, doch ist die muntere Aneinanderreihung von einschlägigen Genre-Sequenzen einer längst vergangenen Hollywood-Ära gleichermaßen liebevolle Huldigung wie überspitzte Satire und macht dank eines bestens aufgelegten Ensembles gehörig Spaß, wenn man denn dem oft etwas eigenwilligen Humor der Coens etwas abgewinnen kann, denn ansonsten dürfte man zu viel Zeit drauf verwenden, sich über eine reichlich verfahrene Geschichte zu wundern, um die es im Kern des Ganzen im Grunde nur am Rande geht.

7.0/10
Leser-Wertung 7.5/10 (2 Stimmen)
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Hail, Caesar! ist am 30.06.16 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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