Review: Die gesammelten Chroniken von Wormwood (Graphic Novel)

Schon ist die Woche wieder beinahe rum und entsprechend komme ich schon wieder mit einem kleinen Schmankerl der Neunten Kunst daher, bevor ich euch ins Wochenende verabschiede und eine erholsame Zeit wünsche!

Die gesammelten Chroniken von Wormwood

Chronicles of Wormwood #1-6, The Last Enemy, The Last Battle #1-6, USA 2006-2011, 348 Seiten

Die gesammelten Chroniken von Wormwood | © Panini
© Panini

Autor:
Garth Ennis
Zeichner:
Jacen Burrows
Rob Steen
John McCrea
Russ Braun
Oscar Jimenez

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-60243-6

Genre:
Satire | Drama | Fantasy

 

Inhalt:

Ausschnitt aus Die gesammelten Chroniken von Wormwood | © Panini
© Panini

Danny Wormwood ist der Antichrist, sein Vater der Teufel, doch auch wenn die Heilige Schrift ihm eine unmissverständliche Rolle beim Armageddon zuweist, will Danny davon nichts wissen und hat es sich als TV-Produzent auf der Erde gemütlich gemacht, derweil einzig sein sprechender Hase Jimmy davon kündet, dass Dannys Leben nicht so normal ist, wie man meinen würde. Während seine Freundin Maggie nichts von alldem ahnt, hätte Danny theoretisch in seinem Kumpel Jay, den er abends gern auf ein Bierchen trifft, einen Mitwisser, handelt es sich schließlich um niemand anderen als Jesus Christus, doch ist dessen Verstand nach einem Zusammenstoß mit einem aggressiven Polizisten arg in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch könnte Danny ein normales Leben führen, würde nun nicht sein Vater immer energischer an ihn herantreten, um das Armageddon einzuleiten…

Rezension:

Garth Ennis ist in aller Munde, ob durch seine Kult-Comicreihe Preacher und die daraus entstandene TV-Serie oder durch seinen höchst erfolgreichen Wurf mit der endzeitlichen Survival-Horror-Reihe Crossed, die sich seit Jahren beständig am Markt hält und zahlreiche Autoren gelockt hat, sich ebenfalls an dem Setting zu versuchen, doch auch ansonsten handelt es sich bekanntermaßen um einen umtriebigen Kerl und eine der Comic-Reihen, die ich seinerzeit auf dem Schirm, jedoch zu lesen versäumt hatte, waren Die Chroniken von Wormwood, weshalb ich regelrecht aus dem Häuschen war, als ich gewahr wurde, dass Panini nun die gesammelte Reihe, bestehend aus jeweils zwei sechsteiligen Storylines sowie einem One-Shot von doppeltem Seitenumfang, als Die gesammelten Chroniken von Wormwood im edlen Hardcover neu aufzulegen plant. Im Mittelpunkt dieser Mär und damit Namensgeber der Reihe steht Danny Wormwood, bei dem es sich um niemand anderen als den Antichrist handelt, der sich aber viel lieber als Kabel-TV-Produzent verdingt und nichts wissen will von den Prophezeiungen des Armageddon.

Ausschnitt aus Die gesammelten Chroniken von Wormwood | © Panini
© Panini

Allein dieser kurze Anriss sollte genügen, um die Marschrichtung dieser ungemein satirischen Chose deutlich zu machen, doch spricht diesbezüglich auch sein vernunftbegabter, intelligenter und – richtig, sprechender – Hase eine deutliche Sprache, ebenso wie Jesus, der – nachdem er vom LAPD bei einer Demo den Schlagstock zu spüren bekommen hat – leider nicht ganz auf der Höhe ist, sich abends aber nur zu gern mit Danny auf ein Pint Guinness in deren Stammkneipe trifft. So sprudeln Die gesammelten Chroniken von Wormwood vor allgegenwärtigem Einfallsreichtum seitens Garth Ennis und genauso derb wie seine anderen Geschichten ist natürlich auch teilweise sein Humor, der nicht jedem liegen dürfte und teilweise schon sehr arg unter die Gürtellinie zielt, doch wird die Geschichte selbst dabei niemals platt oder vulgär, offenbart stattdessen gehörige Intelligenz und regt gar – sollte man sich darauf einlassen wollen – zum Nachdenken an. Dieser Aspekt aber, muss man auch zugeben, steht zumindest in den späteren Geschichten nicht mehr annähernd so im Vordergrund wie zu Beginn, doch trotzdem ist es erstaunlich, wie sehr hier doch alles aus einem Guss wirkt, wenn man bedenkt, dass zwischen dem originären Sechsteiler und der die Story beschließenden Geschichte The Last Battle gute vier Jahre gelegen haben.

Einzig der im Mittelteil enthaltene One-Shot The Last Enemy fällt qualitativ ein wenig ab und muss im Grunde als Bindeglied zwischen den beiden großen Geschichten betrachtet werden, um seine Daseinsberechtigung zu untermauern, denn vieles in dieser Geschichte bereitet zwar die Geschehnisse in The Last Battle indirekt vor, wirkt ansonsten aber nicht annähernd so mitreißend wie der Rest der Chroniken, zumal mich auch Rob Steens Zeichenkünste nicht wirklich abholen konnten, zumal man im Vorfeld von Jacen Burrows bekanntem Stil verwöhnt worden ist, der die ersten sechs Hefte gestalten durfte, einige Jahre bevor er gemeinsam mit Garth Ennis auch den ersten Band Crossed realisiert hat. Wer nun aber genannte Reihe oder generell das Schaffen von Ennis ein wenig kennt, der weiß auch, dass er tunlichst die Finger von Die gesammelten Chroniken von Wormwood lassen sollte, wenn er mit derber Sprache und nicht minder derben Einfällen und Panels nicht klarkommt, doch hier kommt eben noch hinzu, dass man bezüglich des christlichen Glaubens nicht allzu verstockt sein sollte, denn was Ennis sich hier beispielsweise und zuvorderst für Gott hat einfallen lassen, könnte doch einigen Unmut hervorrufen.

Ausschnitt aus Die gesammelten Chroniken von Wormwood | © Panini
© Panini

Dabei geht es dem Autor aber spürbar nicht darum, den christlichen Glauben vornehmlich durch den Kakao zu ziehen, sondern auf eine zuweilen ruppige Art gewisse Glaubensgrundsätze dekonstruiert, derweil übrigens seine Interpretation von Himmel und Hölle – die natürlich in einer Story um den Antichristen nicht fehlen dürfen – sehr stimmig geraten sind. Fernab der unweigerlichen Thematisierung von Religion und Glaube spielt aber auch immer Konsum und die Macht des Fernsehens eine Rolle und hier ist auch der Schwerpunkt im zweiten Sechsteiler zu suchen, wo sich ein ehemaliger Papst zum großen Antagonisten aufschwingt, um Danny das Leben schwer zu machen. All dessen ungeachtet aber sind Die gesammelten Chroniken von Wormwood auch immer deshalb so gut, weil es auch immer darum geht, wie Danny versucht, ein möglichst normales Leben zu führen, was auch eine Beziehung zu seiner langjährigen Freundin Maggie miteinschließt, die natürlich nichts von davon weiß, dass sie mit dem Antichristen ins Bett steigt, doch ist das eben auch nur ein Label und Danny müht sich nach Kräften, im Rahmen des Möglichen ein besserer Mensch zu sein, als es die Prophezeiung von ihm erwartet, wobei dieser Schuss gerne und öfter mal nach hinten losgeht.

Fazit & Wertung:

Dank der Neuausgabe von Die gesammelten Chroniken von Wormwood kommt man in den Genuss, die Geschichten um Danny Wormwood – besser bekannt als der Antichrist – in vollem Umfang zu erleben, was ein ausnehmend blasphemisches, schwarzhumoriges Vergnügen darstellt, dem aber auch eine gehörige Portion Drama innewohnt, will Danny schließlich nichts von seiner Abstammung wissen. Wenn die Geschichte im Mittelteil auch ein wenig abfällt, wissen doch die beiden Sechsteiler aus der Feder von Garth Ennis so dermaßen zu überzeugen, dass einer uneingeschränkten Empfehlung für Freunde subversiver, unangepasster Comic-Kunst nichts im Wege steht.

9 von 10 Problemen mit Gott und Teufel

Die gesammelten Chroniken von Wormwood

  • Probleme mit Gott und Teufel - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Dank der Neuausgabe von Die gesammelten Chroniken von Wormwood kommt man in den Genuss, die Geschichten um Danny Wormwood – besser bekannt als der Antichrist – in vollem Umfang zu erleben, was ein ausnehmend blasphemisches, schwarzhumoriges Vergnügen darstellt, dem aber auch eine gehörige Portion Drama innewohnt, will Danny schließlich nichts von seiner Abstammung wissen. Wenn die Geschichte im Mittelteil auch ein wenig abfällt, wissen doch die beiden Sechsteiler aus der Feder von Garth Ennis so dermaßen zu überzeugen, dass einer uneingeschränkten Empfehlung für Freunde subversiver, unangepasster Comic-Kunst nichts im Wege steht.

9.0/10
Leser-Wertung 9/10 (1 Stimme)
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Die gesammelten Chroniken von Wormwood ist am 28.03.17 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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