Review: Into the Forest (Film)

Heute erzähle ich euch von einem Film, von dem ich mir ein wenig mehr erwartet hatte, der also hinter meinen Erwartungen zurückblieb, aber immerhin die Besetzung war toll und atmosphärisch hat auch so einiges gestimmt, was man vom Plot selbst leider nicht so sagen kann. Aber was greife ich schon wieder vor, folgt ja jetzt schließlich noch ein ganzer Artikel zu dem Thema.

Into the Forest

Into the Forest, CA 2015, 101 Min.

Into the Forest | © Alive
© Alive

Regisseurin:
Patricia Rozema
Autoren:
Patricia Rozema (Drehbuch)
Jean Hegland (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Ellen Page (Nell)
Evan Rachel Wood (Eva)
in weiteren Rollen:
Max Minghella (Eli)
Callum Keith Rennie (Robert)
Michael Eklund (Stan)
Wendy Crewson (Mom)

Genre:
Drama | Endzeit | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Into the Forest | © Alive
© Alive

In der nahen Zukunft ist das Leben noch ein wenig technisierter, noch ein wenig digitaler und entsprechend trifft es die Geschwister Eva und Nell gleich doppelt hart, als in ihrem abgelegenen Haus inmitten des Waldes urplötzlich der Strom ausfällt. Gemeinsam mit ihrem Vater Robert geht es in die nahegelegene Stadt, doch sieht die Lage dort nicht besser aus und die Leute beginnen bereits, Vorräte ohne Ende zu horten und sich für das Schlimmste zu wappnen. Ähnlich hält es auch Robert, der die Angelegenheit daheim aussitzen will, derweil Nell gezwungen ist, nun zum Metronom statt zum Klang der Stereoanlage ihre Tanzübungen zu machen und Eva in echte Bücher sehen muss, um ihre Biologie-Kenntnisse zu vertiefen. Als dann aber inmitten der Abgeschiedenheit des Waldes Robert bei einem Unfall ums Leben kommt, beginnen die Dinge erst recht aus dem Ruder zu laufen, während das Haus zusehends verfällt, die Vorräte zunehmend knapper werden und sich ein erster Besucher zu dem Haus im Wald verirrt…

Rezension:

Was hatte ich mich auf Patricia Rozemas Into the Forest gefreut: Ein kammerspielartiges, in endzeitliche Atmosphäre gebettetes Drama mit Ellen Page und Evan Rachel Wood als auf sich gestellte Geschwister, das konnte doch eigentlich nur genau meinen Geschmack treffen! Leider aber versäumt es Rozema nach einem durchaus vielversprechenden Start, das Potential wirklich zu nutzen und aus der Prämisse eine in sich stimmige, vor allem aber mitreißende Geschichte zu generieren, so dass das Geschehen abgesehen von einigen dramatischen, teils auch durchaus schockierend eindringlichen Passagen, doch arg vor sich hinplätschert und über die Maßen elegisch geraten ist. Vor allem aber fiel es mir zunehmend schwer, mich in die Lage der Geschwister zu versetzen, auch wenn die sporadische Erwähnung von "Fugue" einen gedanklichen Unterbau suggeriert, der sich entweder auf die beiden Mädchen, das Ende der Zivilisation oder auch das Ende des Films beziehen kann, jedoch für meinen Geschmack nicht genügend ausformuliert wird, um das zunehmend merkwürdige Verhalten zu rechtfertigen.

Szenenbild aus Into the Forest | © Alive
© Alive

So beginnt Into the Forest zunächst beschaulich, beinahe idyllisch, wenn die Geschwister Nell und Eva unter der Obhut ihres Vaters Robert (Callum Keith Rennie) in dem abgelegenen Haus im Wald leben, während mit nur zaghaften Andeutungen und Gerätschaften sichtbar gemacht wird, dass wir uns in einer nahen Zukunft befinden. Alsbald jedoch fällt der Strom aus, nicht nur im gemeinsamen Heim, sondern an der gesamten Westküste, was im Grunde den Anfang vom Ende darstellt und – passend zum Sujet des Films an sich – angenehm unaufgeregt und unterschwellig vonstattengeht. So ist die gravierendste Auswirkung für Nell und Eva schließlich zunächst, dass die eine fortan echte Bücher wälzen muss, statt mittels stylisher Panels durchs Internet zu surfen, während die andere zum Takt des Metronoms statt der Stereoanlage ihre Tanzübungen absolviert.

Hierauf aufbauend, brechen sich durchaus vermehrt Tragödien Bahn und gerade zu Beginn kann man das Festhalten an alten Gewohnheiten – wie eben den besagten Tanzübungen – durchaus als Verdrängungsreflex, als innere Zuflucht akzeptieren, doch je schlimmer die Situation wird, wenn sich auch nach Wochen keine Wiederherstellung des Stromnetzes abzeichnet, wenn der Vater der beiden stirbt und sie fortan gänzlich auf sich allein gestellt sind, wenn die Vorräte zur Neige zu gehen beginnen, umso manischer und irrationaler wirkt das Verhalten der beiden. Das mag auch durchaus beabsichtigt sein, hilft nur nicht eben, auch nur eine der Figuren als Identifikationsfigur aufzubauen, zumal die Lage noch weit schlimmer wird, was ich hier aber aus Spoiler-Gründen nicht vertiefen möchte. In narrativer Hinsicht verliert sich Into the Forest zudem vermehrt in vielen Einzelepisoden und schafft es auch dank mehrerer, teils einige Monate umspannender Zeitsprünge nicht wirklich, ein kohärentes Gesamtwerk zu bilden.

Szenenbild aus Into the Forest | © Alive
© Alive

Immerhin bietet der Film speziell in der zweiten Hälfte ausgiebig Gelegenheit für sowohl Ellen Page (Freeheld) als auch Evan Rachel Wood (Across the Universe), sich regelrecht die Seele aus dem Leib zu spielen, was sicherlich eine der größten und prägnantesten Stärken des Films ausmacht, derweil man hier auch wieder Michael Eklund in einer zwar kleinen, aber überaus prägnanten Rolle zu sehen bekommt, die zwar nichts mit seiner Paraderolle als bärtiger Bösewicht wie etwa auch in Mr. Right gemein hat, aber nicht minder intensiv und erschreckend geraten ist. Das allein vermag aus Into the Forest aber leider keinen großartigen Film zu machen, denn so sehr er sich darstellerisch auf einem Top-Niveau bewegt, so wenig gelingt es ihm, sich den Figuren wirklich zu nähern, geschweige denn eine Immersion zu realisieren, die den Film – der übrigens auf dem hierzulande unter dem Titel Die Lichtung veröffentlichten Buch von Jean Hegland basiert – zumindest zu einem überaus packenden Drama hätten machen können, denn die Verquickung aus Coming-of-Age-Story und endzeitlichem Survival-Thriller geht schon nach der Hälfte der Zeit kaum noch auf.

Fazit & Wertung:

Wähnt man sich zunächst bei Patricia Rozemas Into the Forest in einem intensiven und vielversprechenden Endzeit-Drama, weiß das Storytelling aus der Prämisse und der atmosphärischen Abgeschiedenheit nicht allzu viel zu machen und so zerfasert der Film zunehmend in einzelne, zwar packende Episoden und Begebenheiten, fügt sich aber kaum zu einem stimmigen Ganzen und verschenkt – speziell was die kaum beleuchteten Seelenwelten der beiden Hauptfiguren betrifft – einiges an Potential, ungeachtet dessen, dass sowohl Page als auch Wood unbestritten großartig aufspielen.

6,5 von 10 im Wald lauernden Gefahren

Into the Forest

  • Im Wald lauernde Gefahren - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Wähnt man sich zunächst bei Patricia Rozemas Into the Forest in einem intensiven und vielversprechenden Endzeit-Drama, weiß das Storytelling aus der Prämisse und der atmosphärischen Abgeschiedenheit nicht allzu viel zu machen und so zerfasert der Film zunehmend in einzelne, zwar packende Episoden und Begebenheiten, fügt sich aber kaum zu einem stimmigen Ganzen und verschenkt – speziell was die kaum beleuchteten Seelenwelten der beiden Hauptfiguren betrifft – einiges an Potential, ungeachtet dessen, dass sowohl Page als auch Wood unbestritten großartig aufspielen.

6.5/10
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Into the Forest ist am 17.02.17 auf DVD und Blu-ray bei Alive erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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