Review: The Defenders (Serie)

Das Marvel Cinematic Universe

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Wie ihr vielleicht wisst – respektive bei Twitter mitbekommen habt – habe ich mich gestern anlässlich des Starts von The Defenders in einen ausgiebigen Serienmarathon gestürzt und folglich war es mir heute ein Anliegen, brandaktuell von dieser neuesten Marvel-Serie zu berichten, weshalb bereits vorbereitete Artikel nun nach hinten zu wandern haben, dann manchmal geht Aktualität eben einfach vor.

The Defenders

The Defenders, USA 2017, ca. 53 Min. je Folge

The Defenders | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Douglas Petrie
Marco Ramirez
Showrunner:
Marco Ramirez

Main-Cast:
Charlie Cox (Matt Murdock / Daredevil)
Krysten Ritter (Jessica Jones)
Mike Colter (Luke Cage)
Finn Jones (Danny Rand / Iron Fist)

in weiteren Rollen:

Sigourney Weaver (Alexandra)
Elodie Yung (Elektra Natchios)
Rosario Dawson (Claire Temple)
Simone Missick (Misty Knight)
Jessica Henwick (Colleen Wing)
Elden Henson (Foggy Nelson)
Deborah Ann Woll (Karen Page)
Scott Glenn (Stick)
Wai Ching Ho (Madame Gao)
Ramon Rodriguez (Bakuto)
Babs Olusanmokun (Sowande)
Rachael Taylor (Trish Walker)
Eka Darville (Malcolm Ducasse)
Carrie-Anne Moss (Jeri Hogarth)

Genre:
Krimi | Drama | Action

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Defenders | © Netflix
© Netflix

Monate sind vergangen, seit Danny Rand als "Iron Fist" gemeinsam mit Colleen Wing seinen weltweiten Rachefeldzug gegen die "Hand" gestartet hat, als ein Sterbender ihn anweist, nach New York zurückzukehren, um das Übel an der Wurzel zu packen. Dort derweil wird Luke Cage geläutert aus dem Gefängnis entlassen und begibt sich postwendend zu Claire Temple, derweil Jessica Jones sich in den üblichen Alkoholexzessen ergeht und ihren Job als Detektivin an den Nagel gehängt zu haben scheint. Matt Murdock wiederum versucht, als Anwalt ein "normales" Leben zu führen und seine Zeit als Daredevil hinter sich zu lassen. Doch auch ein hochrangiges Mitglied der "Hand" namens Alexandra ist jüngst in New York erschienen und forciert die geheimen Pläne der Organisation, was für den Big Apple zunächst ein Erdbeben sondergleichen bedeutet, das einiges an Fragen aufwirft und Matt beinahe veranlasst, wieder als Teufel von Hell’s Kitchen tätig zu werden, während Jessica ein dubioser Fall aufgenötigt wird und Luke weiterhin versucht, für das Gute einzustehen, was sie alle auf die eine oder andere Art alsbald auf die Spur der "Hand" bringt, ebenso wie den jüngst heimgekehrten Danny, der endlich bereit zu sein scheint, sein milliardenschweres Imperium für seine Zwecke zu nutzen. Doch Alexandra hat durchaus noch ein Ass im Ärmel und verlässt sich ganz auf die Prophezeiung vom "Black Sky", um ihre Ziele durchzusetzen…

Rezension:

Kaum eine Serie habe ich in diesem Jahr so sehnlichst erwartet wie The Defenders (außer vielleicht American Gods), was aber auch kaum verwunderlich ist, wenn man bedenkt, wie begeistert ich seinerzeit von der ersten Staffel Jessica Jones und im Falle von Daredevil spätestens ab der zweiten Staffel gewesen bin, derweil die beiden jüngeren Serien-Vertreter aus der Marvel-Netflix-Schmiede – Luke Cage und Iron Fist zuletzt ein wenig geschwächelt haben in meinen Augen. Dank der handlichen Staffellänge von gerade einmal acht Episoden mit einer Gesamtlaufzeit von unter sieben Stunden lässt sich nun so ein Serien-Event aber auch ganz wunderbar an einem Tag wegkonsumieren, was ich natürlich auch getan habe, weshalb ich euch heute – einen Tag nach Veröffentlichung der Serie am gestrigen 18. August – auch gerne ausführlich und selbstredend spoilerfrei von meinen Eindrücken und meiner Meinung berichten möchte. Dabei beginnt The Defenders zunächst einmal überraschend beschaulich und präsentiert sich insbesondere in der ersten, in weiten Teilen der zweiten Folgen ebenso als Aneinanderreihung von unterschiedlichen Handlungssträngen, was aber erstaunlich gut funktioniert, schließlich gilt es ja gleich vier Helden dort abzuholen, wo wir sie zum Ende ihrer jeweils eigenen Serienstaffel verlassen haben, und zudem noch mit Alexandra die neue Antagonistin der Staffel einzuführen, bei der es sich – wie recht schnell klar wird – um ein hochrangiges Mitglied der "Hand" handelt, die erwartungsgemäß im Fokus der Staffel steht. Das macht natürlich auch insofern Sinn, dass es sich um die bislang größte Bedrohung der einzelnen Helden handelt, wenn auch sowohl Jessica Jones als auch Luke Cage mit der Organisation bisher kaum Berührung hatten.

Szenenbild aus The Defenders | © Netflix
© Netflix

Während sich die Handlungen in Das H-Wort (1.01) noch auf die einzelnen Figuren konzentrieren und im Dialog leichte Rückbezüge auf Kilgrave, Lukes Taten, den Tod Elektras und natürlich den Sturz von K’un-Lun nehmen, kommt es bereits in Fieser rechter Haken (1.02) zu den ersten Aufeinandertreffen, das im Fall von Luke und Danny für eine wirklich großartige Kampf-Choreografie taugt, im Falle von Jessica und Matt derweil weit unaufgeregter ausfällt. Die Rückbezüge allerdings, die Fortführung der einzelnen Geschichten machen mehr als deutlich, dass The Defenders in keiner Weise eine Serie für Unbedarfte ist und sicherlich kaum Spaß machen dürfte, wenn man nicht mindestens Kenntnis der beiden Staffeln Daredevil, besser noch zusätzlich der ersten Staffel Iron Fist hat, da hier nicht nur die Organisation der Hand, Figuren wie Stick oder eben K’un-Lun eingeführt und erklärt werden, ebenso wie die Prophezeiung vom "Black Sky", die hier ebenfalls eine Rolle spielen wird. Die Abenteuer von Luke Cage und Jessica Jones derweil ließen sich tatsächlich vernachlässigen, denn hier beschränkt sich das fehlende Hintergrundwissen lediglich auf Figuren wie Misty Knight oder die Radio-Moderatorin Trish, was aber nicht dem Genuss der Staffel entgegensteht.

Hinsichtlich der Konzeption der Serie scheint diese derweil mehr denn je im Grunde wie ein knapp siebenstündiger Film aufgebaut zu sein und gliedert sich im Grunde in drei große Akte, so dass die ersten drei Folgen vornehmlich dazu dienen, Figuren und Setting zu etablieren und in der Episode Schlechtestes Benehmen (1.03) das schlussendliche Team-Up zu generieren, dass in eine der ersten ausladenderen Kampfszenen mündet – was die Kollegen von Comic.de auch anhand der vier vorab gezeigten Folgen hat urteilen lassen, es handele sich bei The Defenders um einen Debattierclub – , um von dort in den zweiten, ebenfalls drei Folgen umfassenden Akt zu münden, der sich tatsächlich zunächst in Royal Dragon (1.04) vornehmlich darauf beschränkt, die Helden debattieren zu lassen, doch empfand ich es tatsächlich als sehr gelungenen Ansatz, der Geschichte Zeit und Raum zu geben, sich zu entwickeln und zu entfalten, statt der Versuchung zu erliegen, gleich in die bombastischste Action zu münden, die man je gesehen hat, denn tatsächlich zeichnen sich die Netflix-Superheldenserien ja doch seit jeher dadurch aus, weit mehr zu sein als eine stumpfe Aneinanderreihung von Action-Einlagen und sich – gerade im Vergleich zu den ungleich bunteren und effekt-lastigeren MCU-Filmen – an einen deutlich düsteren und erwachseneren Erzählton zu halten.

The Defenders | Zeichnung von Wulf Bengsch

Entsprechend mögen die ersten Episoden durchaus eine gewisse Dringlichkeit missen lassen, sind dafür aber atmosphärisch umso gelungener und meistern das Kunststück, vier nicht nur thematisch, sondern auch optisch unterschiedliche Serien stimmungsvoll miteinander zu verflechten, zumal man bereits im zweiten "Akt" mit deutlich mehr Action und wunderbar choreografierten Auseinandersetzungen rechnen darf, die angenehmen abwechslungsreich und "handfest" geraten sind, während die Geschichte spätestens in Der Schlüssel (1.06) eine durchaus unerwartete Wendung mit sich bringt und auch einige der überzeugendsten Dialogzeilen bereithält, was ich durchaus auch darauf zurückführen mag, dass niemand Anderes als Daredevil-Serienschöpfer Drew Goddard mitunter für das Drehbuch der Episode verantwortlich zeichnete und der Joss Whedon‘schen Talentschmide entstammt, sich also mit Drehbüchern zu Buffy und Angel seine Meriten verdient hat, hier vor allem aber deutlich macht, den Kern der jeweiligen Figuren erfasst zu haben. Apropos Daredevil muss man aber auch sagen, dass The Defenders zuweilen doch sehr Matt Murdock-lastig daherkommt und noch am ehesten als Fortsetzung seiner eigenen Serie hätte fungieren können, während den weiteren Charakteren die Rolle von überdurchschnittlich viel Screentime beanspruchenden Sidekicks zuteilwird. Das soll nicht heißen, dass die Figuren vernachlässigt würden oder nicht ihre Daseinsberechtigung hätten, doch machen sie eben nicht eine solche Entwicklung durch wie unser blinder Anwalt und sind auch emotional nicht annähernd so involviert wie Matt, markiert die Miniserie The Defenders schließlich bekanntermaßen auch die Rückkehr der totgeglaubten Elektra Natchios, wobei ich mich natürlich bezüglich Details hierzu in Schweigen hüllen möchte.

Szenenbild aus The Defenders | © Netflix
© Netflix

Spätestens im dritten "Akt" – logischerweise die zwei finalen Folgen Fish in the Jailhouse (1.07) und The Defenders (1.08) umfassend – brechen dann aber alle Dämme und nach den ohnehin schon überraschenden Ereignissen macht spätestens die finale Episode deutlich, dass The Defenders weit mehr als ein bloßes Team-Up darstellt, sondern auch die Welt einzelner Figuren nachhaltig verändert und etwaige Fortsetzungen unter gänzlich andere Vorzeichen stellen wird, was freilich nicht für alle Figuren gilt und auch sehr überladen gewirkt hätte. Apropos Figuren ist die Serie natürlich auch nicht darum verlegen, die jeweiligen Nebenfiguren der Einzelserien ein gewisses Schaulaufen praktizieren zu lassen, was in manchem Fall sicher nicht nötig gewesen wäre, in der Summe aber durchaus gut und richtig ist, zumal es eben die jeweiligen Solo-Auftritte enger miteinander verzahnt, derweil auch hier die aus Daredevil bekannten Figuren, namentlich Karen und Foggy, spürbar die Nase vorn haben, wobei mir speziell eine kleine aber feine Szene mit Karen und Trish zu imponieren wusste, die ich gerne künftig häufiger im Team sehen würde, sind schließlich beide blitzgescheit und investigativ unterwegs, passen also wie Topf und Deckel. Die von Roasario Dwason verkörperte Claire hat natürlich ebenso ihre Bewandtnis und galt ohnehin seit jeher als Bindeglied der einzelnen Netflix-Produktionen, was man hier sicherlich noch mehr hätte forcieren können, wobei das dann auch schnell aufgesetzt hätte wirken können, so dass man sich hier damit begnügt, sie ein Treffen zwischen Luke Cage und Danny Rand arrangieren zu lassen.

Tja nun, mit Danny Rand wären wir dann aber auch beim einzigen wirklichen Schwachpunkt der Reihe angelangt, denn auch wenn er sich teils etwas erwachsener, manchmal sogar beinahe umsichtig verhält, agiert er doch immer noch die meiste Zeit wie ein trotziges Kind und vieles von dem, was sich in der Staffel zuträgt, hätte wohl sicherlich verhindert werden können, wäre Danny nicht stets so impulsiv und uneinsichtig, was noch dadurch erschwert wird, dass alsbald klar wird, dass die "Iron Fist" mitnichten nur als Waffe, sondern auch als Schlüssel fungieren kann, was das enorme Interesse der "Hand" an seiner Person erklärt, zumal ohnehin endlich offenbart wird, welche Beweggründe die unterschiedlichen Mitglieder dieser mysteriösen Organisation umtreiben. Immerhin scheint auch den anderen Charakteren seine ungestüme Art klar zu sein und teils sauer aufzustoßen, so dass man sich hier nicht ausschließlich in die Annahme flüchten kann, den Drehbuchautoren wäre kein besserer Weg eingefallen, eine Konfrontation herbeizuführen, doch bin ich gleichsam immer noch unglücklich, wie die Figur in der Serie dargestellt wird. Dem gegenüber stehen aber immerhin ein erneut glänzend aufspielender Charlie Cox als innerlich zerrissener Ex-Superheld, eine gewohnt rotzig agierende und sarkastische Krysten Ritter als Jessica Jones und ein wie geläutert scheinender Mike Colter als Luke Cage, denen es in weiten Teilen gelingt, die noch immer ärgerlich kindisch agierende "Iron Fist" aufzuwiegen, zumal sie ihn ein ums andere Mal mit flapsigen Sprüchen aufzuziehen wissen.

Szenenbild aus The Defenders | © Netflix
© Netflix

Ansonsten ist The Defenders aber doch ausnehmend überzeugend geraten, nimmt sich die Zeit, den Zuschauer wie auch die Figuren abzuholen, Zusammenhänge aufzuzeigen, sich dramatisch zuzuspitzen und ein furioses Finale zu münden, das jetzt schon neugierig macht, wie die Zukunft unserer New Yorker Helden aussehen könnte, denn selbst Danny könnte womöglich an den Geschehnissen gewachsen sein und hat womöglich eine neue Bestimmung gefunden, doch das wird erst die Zukunft zeigen. So markiert die Miniserie durchaus die erwartete Wende und lässt keinen Stein auf dem Anderen, auch wenn man das in den ersten, noch verhältnismäßig ruhig und unaufgeregt inszenierten Episoden noch nicht glauben mag, denn am besten genießt man The Defenders am Stück und macht sich von dem Gedanken frei, eine aus Einzelfolgen bestehende Serie zu schauen, sondern stattdessen einen unglaublich langen, wendungsreichen, in handliche Brocken gesplitteten Film.

Fazit & Wertung:

Mit The Defenders gelingt es der Netflix-Serienschmiede, die einzelnen Handlungsstränge trefflich miteinander zu verknüpfen und bietet jedem einzelnen Helden Raum, sich innerhalb der Team-Ups zu profilieren, während sich die achtteilige Serie wohl noch am ehesten wie eine Fortsetzung der zweiten Daredevil-Staffel anfühlen mag. Nicht nur inszenatorisch ein großer Wurf, der auch in dramaturgischer Hinsicht gehörig am Status Quo des Serien-Kosmos rüttelt und nach vergleichsweise gemächlichem Start zunehmend dramatischer und packender wird. Einzig der noch immer ärgerlich trotzig und kindisch agierende Danny Rand trübt eine ansonsten uneingeschränkt sehenswerte Serie zuweilen merklich.

8,5 von 10 Angriffen auf die "Hand"

The Defenders

  • Angriffe auf die "Hand" - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Mit The Defenders gelingt es der Netflix-Serienschmiede, die einzelnen Handlungsstränge trefflich miteinander zu verknüpfen und bietet jedem einzelnen Helden Raum, sich innerhalb der Team-Ups zu profilieren, während sich die achtteilige Serie wohl noch am ehesten wie eine Fortsetzung der zweiten Daredevil-Staffel anfühlen mag. Nicht nur inszenatorisch ein großer Wurf, der auch in dramaturgischer Hinsicht gehörig am Status Quo des Serien-Kosmos rüttelt und nach vergleichsweise gemächlichem Start zunehmend dramatischer und packender wird. Einzig der noch immer ärgerlich trotzig und kindisch agierende Danny Rand trübt eine ansonsten uneingeschränkt sehenswerte Serie zuweilen merklich.

8.5/10
Leser-Wertung 5.33/10 (3 Stimmen)
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Episodenübersicht:

01. Das H-Wort (7,5/10)
02. Fieser rechter Haken (7,5/10)
03. Schlechtestes Benehmen (8,5/10)
04. Royal Dragon (9/10)
05. Schutzsuche (8,5/10)
06. Der Schlüssel (9,5/10)
07. Fish in the Jailhouse (8,5/10)
08. The Defenders (9/10)

 
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The Defenders ist seit dem 18.08.17 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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