Review: Darien – Die Herrschaft der Zwölf | Conn Iggulden (Buch)

Mittwochabend und damit genau die richtige Zeit für ein gutes Buch, das ich natürlich auch heute wieder im Gepäck habe, denn diesmal hat sich ein von mir geschätzter Autor in ein für ihn neues Genre vorgewagt und das ist tatsächlich extrem lesenswert, wie ich finde.

Darien
Die Herrschaft der Zwölf

Darien – Empire of Salt, UK 2017, 416 Seiten

Darien - Die Herrschaft der Zwölf von Conn Iggulden | © Heyne
© Heyne

Autor:
Conn Iggulden
Übersetzerin:
Kirsten Borchardt

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-31880-9

Genre:
Fantasy | Abenteuer | Drama

 

Inhalt:

Darien, die Hauptstadt des Reiches wird seit jeher von zwölf Familien geführt, die über Wohl und Wehe der Stadtbevölkerung entscheiden, doch der König des Reiches – längst zum Strohmann degradiert – ist schwach und so wendet sich der Heerführer von Dariens eigenem Militär gegen die herrschenden Kräfte und plant einen Putsch, wofür er sich der Hilfe des übersinnlich begabten Jägers Elias versichert. Von diesen Ereignissen noch unbehelligt, lernt ein alter Mann namens Tellius einen erstaunlich begabten Jungen namens Arthur kennen, derweil sich eine Streunerin und Diebin mit einem sich als Kampfmagier bezeichnenden Lebemann anfreundet, ohne selbst an die Existenz von Magie zu glauben. Noch ahnt keiner von ihnen, dass ihre Schicksale wie auch das von Darien selbst miteinander verknüpft sind und es sind nur noch wenige Tage, bevor sie innerhalb der Mauern der Hauptstadt aufeinandertreffen werden…

Rezension:

Während mir der Abschlussband von Conn Igguldens Die Rosenkriege noch bevorsteht, hat der vorrangig als Historien-Autor versierte Schreiber einen Ausflug ins Fantasy-Genre gewagt, dem ich mich prompt angeschlossen habe, zumal allein sein Schreibstil mich bei den ersten drei Bänden seines Historien-Epos schon immer zu fesseln wusste und ich entsprechend neugierig war, wie er sich im Fantasy-Sujet würde behaupten können. Dabei handelt es sich bei Darien – Die Herrschaft der Zwölf wohl (wieder einmal) um den Auftakt einer länger angelegten Reihe, auch wenn das von Verlagsseite aus (wieder einmal) wohlweislich relativ totgeschwiegen wird, doch merkt man es dem Buch schon zuweilen an, ist das Ende schließlich entsprechend vergleichsweise offen gestaltet, während man durchaus das Gefühl hat, hier eine Art Appetitanreger vorgesetzt bekommen zu haben, was die vielen Eindrücke einer noch nicht vollends ausformulierten Welt angeht, einer Stadt, die allein schon sicherlich Stoff für Bände liefern könnte und einem Heldentrio, das so herrlich erfrischend vom üblichen Schema abweicht, dass man im Grunde meinen könnte, es mit der Fantasy-Variation von ungewöhnlichen Superhelden zu tun zu haben.

Elegant wie eine Katze glitt Elias beiseite, damit er nicht von einem durch den Raum geschleuderten Tisch getroffen wurde, lenkte die Holzplatte aber ganz sanft mit der Handfläche in eine andere Richtung, damit sie nicht auf einen Mann prallte, der soeben zu Boden gegangen war. Es war, als ob man einem Tanz zusah, aber Deeds hatte den Eindruck, als ob das sonst niemandem auffiel. Die übrigen Gäste der Taverne waren so sehr damit beschäftigt, ihre persönlichen Feindseligkeiten auszutragen und sich dieser herrlichen Schlägerei hinzugeben, dass sie ein gutes Dutzend Augenblicke verpassten, die jede Regel verletzten, welche Deeds bisher für allgemein verbindlich gehalten hatte.

Darin liegt auch ein Großteil des Reizes von Darien begründet, denn wo andernorts wackere Krieger, grimmige Zwerge und grazile Elfen zur Queste aufbrechen, hat es hier mit Elias einen Jäger und Familienvater, dem es aus ungeklärten Gründen möglich ist, "vorzugreifen" und so einen Blick auf die unmittelbar vor ihm liegende Zukunft zu erhaschen, was es ihm beispielsweise ermöglicht, Schwertern und Schüssen auszuweichen, womit er eine nicht zu unterschätzende Präsenz auf dem Schlachtfeld genießen dürfte, derweil er sich aus solcherlei Dingen nichts macht und mehr als zufrieden damit ist, sein einfaches, beschauliches Leben zu führen, aus dem er – wir ahnen es fast – mehr oder minder gewaltsam herausgerissen wird. Des Weiteren wäre da noch Arthur, ein zunächst stumm erscheinender Junge, dem es möglich ist, Bewegungsabläufe, Kunststücke, Choreografien und dergleichen nachzuahmen und zu verinnerlichen, kaum dass er sie einmal gesehen hat, was eine gleichermaßen ungewöhnliche wie faszinierende Fähigkeit darstellt, auch wenn das Buch zumindest in diesem Punkt erhellende Einblicke parat hält, was es mit dem rätselhaften Jungen und seiner Herkunft auf sich hat.

Last but not least hätten wir dann schließlich noch eine opportunistische Rumtreiberin und Gelegenheits-Diebin, die irritierenderweise in dieser von Magie durchzogenen Welt an selbige nicht glauben mag, was sich alsbald dadurch erklärt, dass es ihr gegeben ist, eben jene Magie zu absorbieren und in sich aufzunehmen, so dass all die magischen Schmuckstücke und Waffen um sie herum prompt ihre Fähigkeiten einbüßen, so dass ausgerechnet diese von Magie wortwörtlich erfüllte Frau noch nie im Leben Magie erlebt oder gesehen hat. Für diesen Clou, diese drei außergewöhnlichen Figuren in ein gemeinsames Setting zu betten, hat Iggulden allein schon Hochachtung verdient, derweil es ihm vortrefflich gelingt, die unterschiedlichen Handlungsstränge jeden für sich gekonnt und spannend voranzutreiben, ohne dass das schier unausweichliche Zusammentreffen dieser Gestalten gekünstelt oder konstruiert wirken würde. Vor allem aber begnügt er sich nicht damit, nur allein deren Geschichten zu erzählen, sondern stellt ihnen weitere, interessante wie vielschichtige Figuren zur Seite, die ebenfalls trefflich charakterisiert werden und deren Schicksal nicht minder interessant geraten ist.

»Das war gut … äh … Bei den Wunden der Göttin, ich werde dir irgendeinen Namen geben müssen! Schließlich kann ich dich hier ja wohl schlecht ›Junge‹ nennen, nicht wahr! Wie heißt du denn, mein Kleiner? Weißt du zumindest das? Könntest du es aufschreiben? Nein?« Wieder schüttelte der Junge den Kopf. »Na, das habe ich mir wohl gedacht. Dann nenne ich dich … Arthur, wie klingt das? Arthur. Das bedeutet, wie ein Bär, glaube ich.« Der verdreckte Junge sah ihn mit diesem allumfassenden Schweigen an, bis der Alte die Achseln zuckte.

Einzig die Wahl des deutschen Titels mag in diesem Zusammenhang ein wenig irritieren, denn wo das Buch im Original schlicht Darien betitelt ist (versehen mit dem auf eine Reihe deutenden Zusatz Empire of Salt), heißt es eben hierzulande Darien – Die Herrschaft der Zwölf, was suggeriert, es ginge um die zwölf Familien oder Herrscher-Geschlechter der Stadt Darien, was nun nicht grundsätzlich falsch sein mag, doch wird kaum eine Handvoll jener Familien überhaupt namentlich erwähnt, so dass es vorrangig sicherlich einerseits um die mit erstaunlichen Kräften versehenen Protagonisten, andererseits die Stadt Darien als solches geht, nicht aber so sehr um "die Zwölf", von denen man allerdings sicherlich in möglichen Folgebänden noch mehr erfahren wird. Summa saummarum aber – ein schlecht gewählter deutscher Untertitel kann darüber nicht hinwegtäuschen – ist Darien aber allerfeinste Fantasy-Unterhaltung mit wahnsinnig interessanten Figuren und Ereignissen, um leisen Witz oftmals nicht verlegen und gnadenlos überzeugend konzeptioniert und konstruiert, derweil mir auch die Welt als solche zu gefallen wusste, die sich ebenfalls in vielen kleinen Aspekten von "üblichen" Fantasy-Welten abhebt und vor allem gehörig Interesse schürt, welche Wunder und Schrecken sich noch dort verbergen mögen, denn wie gesagt ist davon auszugehen, dass die Reise unserer Recken noch längst nicht ihr Ende gefunden hat.

Fazit & Wertung:

Conn Iggulden weiß sich mit Darien – Die Herrschaft der Zwölf prompt auch auf dem Fantasy-Sektor zu behaupten und liefert eine vielschichtige wie clevere Geschichte ab, die nach und nach das Schicksal mehrerer ungewöhnlicher "Helden" miteinander verwebt und wie nebenbei in eine interessante Fantasy-Welt entführt, von der man gern mehr erfahren möchte, derweil der Band nicht nur als Reihen-Auftakt eine enorm gute Figur macht und insbesondere durch den klaren, flüssigen Schreibstil – der auch dank der kongenialen Übersetzung seitens Kirsten Borchardt erhalten bleibt – für reichlich Kurzweil sorgt.

9 von 10 Kämpfen um den Herrschaftsanspruch über Darien

Darien – Die Herrschaft der Zwölf

  • Kämpfe um den Herrschaftsanspruch über Darien - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Conn Iggulden weiß sich mit Darien – Die Herrschaft der Zwölf prompt auch auf dem Fantasy-Sektor zu behaupten und liefert eine vielschichtige wie clevere Geschichte ab, die nach und nach das Schicksal mehrerer ungewöhnlicher "Helden" miteinander verwebt und wie nebenbei in eine interessante Fantasy-Welt entführt, von der man gern mehr erfahren möchte, derweil der Band nicht nur als Reihen-Auftakt eine enorm gute Figur macht und insbesondere durch den klaren, flüssigen Schreibstil – der auch dank der kongenialen Übersetzung seitens Kirsten Borchardt erhalten bleibt – für reichlich Kurzweil sorgt.

9.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des Heyne Verlag. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Darien – Die Herrschaft der Zwölf ist am 14.08.17 als Klappenbroschur bei Heyne erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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Kommentare (2)

  1. Gloria | Nerd-Gedanken.de 21. September 2017
    • Wulf | Medienjournal 24. September 2017

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