Review: Triple 9 (Film)

Auch am zweiten Urlaubstag lasse ich den Blog selbstredend nicht links liegen, auch wenn es heute etwas später geworden ist, weil wir uns noch rumgetrieben haben, doch jetzt immerhin kommt hier nun meine neueste Film-Kritik zu einem zwar solide, in der Summe aber doch auch eher enttäuschenden Werk.

Triple 9

Triple 9, USA 2016, 115 Min.

Triple 9 | © Wild Bunch/Universum Film
© Wild Bunch/Universum Film

Regisseur:
John Hillcoat
Autor:
Matt Cook

Main-Cast:
Casey Affleck (Chris Allen)
Chiwetel Ejiofor (Michael Atwood)
Anthony Mackie (Marcus Belmont)
Aaron Paul (Gabe Welch)
Woody Harrelson (Jeffrey Allen)
Kate Winslet (Irina Vlaslov)
in weiteren Rollen:
Clifton Collins Jr. (Franco Rodriguez)
Norman Reedus (Russell Welch)
Teresa Palmer (Michelle Allen)
Michael Kenneth Williams (Sweet Pea)
Gal Gadot (Elena Vlaslov)

Genre:
Action | Krimi | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Triple 9 | © Wild Bunch/Universum Film
© Wild Bunch/Universum Film

Nachdem Chris Allen durch seinen Onkel, den renommierten Sergeant Detective Jeffrey Allen, einen Job im Dezernat von einem der gefährlichsten Viertel von Atlanta bekommen hat, eckt er mit seiner engagierten Art prompt an, doch ausgerechnet sein neuer Partner Marcus Belmont gerät mit ihm aneinander, was kaum verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass Marcus – ähnlich wie sein Kollege Franco Rodriguez – zu einem kleinen Kreis korrupter Polizisten gehört, die sich in den Fängen der von Irina Vlaslov befehligten Russenmafia befinden und in deren Auftrag waghalsige Raubüberfälle durchführen. Ähnlich geht es auch Michael Atwood, der mit Vlaslovs Schwester Elena einen Sohn hat und sich dadurch erpressbar macht, so dass er, Marcus und Franco – zusammen mit den Ex-Soldaten Russel und Gabe Welch – gemeinsame Sache machen. Als Irina Vlaslov allerdings zu einem mehr als halsbrecherischem Coup auffordert, muss ein Ablenkungsmanöver her und was wäre da besser geeignet als ein Code "999" (Officer down), der alle verfügbaren Kräfte prompt an den Ort des Geschehens beordert. Und als Bauernopfer fasst Marcus natürlich prompt den Frischling Chris Allen ins Auge…

Rezension:

Wenn ein Regisseur wie John Hillcoat (The Road) ruft, kommen sie alle gerannt, was sich nicht nur auf die durchweg erlesene Besetzung seines Krimi-Thrillers bezieht, sondern eben auch auf mich als Zuschauer, der sich von Triple 9 im Vorfeld viel versprochen hat. Optisch und inszenatorisch gibt sich das Werk dann auch keine Blöße und präsentiert sich samt und sonders als Vertreter der alten Schule, punktet mit ansprechendem Set-Design, einer nicht von der Hand zu weisenden Härte und einer alles durchziehenden Düsternis, die auch auf das Innenleben der Figuren abzufärben scheint. Dramaturgisch allerdings bleibt Hillcoats neuester Wurf leider spürbar hinter den Erwartungen zurück, was damit zusammenhängen mag, dass er sich eventuell bei seinem Ensemble übernommen hat, um hier eher mit Quantität zu punkten, statt konsequent die nötige Charakterentwicklung voranzutreiben.

Szenenbild aus Triple 9 | © Wild Bunch/Universum Film
© Wild Bunch/Universum Film

So ist Triple 9 ganz ohne Frage ein Film der Grauschattierungen und beinahe ausnahmslos jede Figur hat auf die eine oder andere Art Dreck am Stecken und Geheimnisse zu wahren, doch die sich daraus ergebenden Reibungsflächen werden leider nur angedeutet und in den seltensten Fällen ausformuliert, während einige der Figuren so schnell das Zeitliche segnen, dass es sich kaum gelohnt hat, ihre Darsteller mit aufs Plakat zu drucken. Um wen es sich dabei handelt will ich natürlich aus Spoilergründen verschweigen, doch sollte man sich schon im Vorfeld bewusst sein, dass einzig die Figuren von Casey Affleck (Auge um Auge – Out of the Furnace), Chiwetel Ejiofor (Doctor Strange) und Aaron Paul (The Path) so etwas wie rudimentäre Tiefe spendiert bekommen, während der Rest in weiten Teilen als Staffage betrachtet werden darf, aus der einzig noch Woody Harrelson (True Detective) herausragt, was aber weniger seiner Figur, sondern mehr seinem natürlichen Charisma geschuldet ist.

Dabei bietet Hillcoats Cop-Thriller überzeugende Szenen zuhauf und eröffnet ungemein stimmig, doch versandet die Story zwischen diesen inszenatorisch dicht inszenierten Passagen immer wieder und scheint kaum je in den rechten Tritt zu kommen, derweil beinahe ausnahmslos jeder der Akteure mit seiner oftmals schablonenhaft angelegten Rolle spürbar unterfordert zu sein scheint. Das trifft ausgerechnet Kate Winslet (Der Gott des Gemetzels) als eine der wenigen Frauen im Cast besonders hart, denn ihre Unterwelt-Chefin kommt zu keinem Zeitpunkt über gängige Klischees hinaus, derweil es Teresa Palmer (Lights Out) als besorgtes Frauchen von Afflecks integrem Polizisten Chris Allen noch schlechter ergeht, was den Film wiederum auch hinsichtlich der Geschlechterrollen enorm altmodisch wirken lässt, um es mal diplomatisch auszudrücken.

Szenenbild aus Triple 9 | © Wild Bunch/Universum Film
© Wild Bunch/Universum Film

Entsprechend ist es dann auch der zwar unterforderte, sich aber im Rahmen seiner Möglichkeiten durchaus anstrengende Cast, der Triple 9 davor bewahrt, ein waschechter Totalausfall zu werden, doch was hätte eben Großes, Packendes, Bahnbrechendes aus diesem Streifen werden können, dessen Story allein sich auf dem Papier doch so vielversprechend ausnimmt. So ist das Skript auch mitnichten dumm und hält durchaus einige Überraschungsmomente bereit, doch reicht das eben nicht aus, darüber hinwegzutäuschen, dass hier wieder einmal einiges an Potential verschenkt worden ist, was in der Summe einen zwar durchaus soliden, oftmals nach Höherem strebenden Thriller ergibt, den man sich sicherlich auch gut ansehen kann, wenn man denn im Vorfeld – anders als ich – die Erwartungshaltung entsprechend nach unten korrigiert, denn große Namen allein versprechen eben leider nicht immer auch einen großartigen Film, wie hier – leider – unter Beweis gestellt wird.

Fazit & Wertung:

John Hillcoats Triple 9 gibt sich als überaus vielversprechender Krimi-Thriller, doch fernab einiger überzeugender, teils ungemein spannender Passagen dümpelt der Film leider oftmals arg vor sich hin, derweil die wenigsten der Figuren aus dem üppigen Ensemble wesentlich mehr Tiefe verliehen bekommen als bloße Abziehbilder, so dass der durchaus ambitionierte Streifen weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, bei Genre-Freunden aber durchaus für zeitweilige Unterhaltung an einem verregneten Wochenende taugt.

6,5 von 10 korrupten Gesetzeshütern

Triple 9

  • Korrupte Gesetzeshüter - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

John Hillcoats Triple 9 gibt sich als überaus vielversprechender Krimi-Thriller, doch fernab einiger überzeugender, teils ungemein spannender Passagen dümpelt der Film leider oftmals arg vor sich hin, derweil die wenigsten der Figuren aus dem üppigen Ensemble wesentlich mehr Tiefe verliehen bekommen als bloße Abziehbilder, so dass der durchaus ambitionierte Streifen weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, bei Genre-Freunden aber durchaus für zeitweilige Unterhaltung an einem verregneten Wochenende taugt.

6.5/10
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Triple 9 ist am 16.09.16 auf DVD und Blu-ray bei Wild Bunch im Vertrieb von Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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